K3 No. 4 - Oktober 2023

Schwerpunkt: Halbzeit für die Jugendpolitischen Forderungen des KJR www.kjr-m.de ■ 23.000 Fans zum 25-jährigen Jubiläum ■ Junges Wohnen in München ■ 25 Jahre School’s over Jam Das Magazin des Kreisjugendring München-Stadt 29. JAHRGANG | AUSGABE 4 | OKTOBER 2023

| 04 | 2023 2 das war Inhalt 3 kurz & knapp / 31 Impressum / 32 zum Schluss das kommt Halbzeit bedeutet im besten Fall: schon viel erreicht, noch einiges zu tun – im Fußball wie in der (Jugend-)Politik. Die Legislatur des Münchner Stadtrates läuft nun schon seit 2020. Was wurde in diesen drei Jahren erreicht? Welche der jugendpolitischen Forderungen, die damals der KJR aufgestellt hat, wurden bereits erfüllt? Und wenn diese Forderungen bislang unbearbeitet geblieben sind – woran lag’s? Viele Fragen und hoffentlich ebenso viele Antworten in diesem K3. Wir wollen die Gelegenheit zudem nutzen, um unsere Forderungen für die zweite Halbzeit zu schärfen … Ab Seite 20 Schwerpunkt: HALBZEIT FÜR DIE JUGENDPOLITISCHEN FORDERUNGEN DES KJR Kein Spaß: Junge Menschen auf dem Münchner Wohnungsmarkt 5 Junges Wohnen OBEN OHNE 2023 6 23.000 Fans zum 25-jährigen Jubiläum Aufklärung – Erinnerung – Bildung 7 Glitzer und Gedenken Sommer.dok 2023 8 Erinnerst du dich?! FahrRad R18 eröffnet in Allach 9 Die Ketten sprengen Anlaufstelle für junge Menschen 10 60 Jahre ClubIn Eine einmalige Idee feiert Jubiläum 12 25 Jahre School‘s over Jam Sprachenmix beim Theaterprojekt 14 Peppi – frei nach Pippi Langstrumpf KJR-Sommerferienprojekt „Komm doch mit nach Indien“ 18 Lebt Shiva noch? Internationaler Mädchentag am 11. Oktober 19 Empowerment zum „Day of the Girl“ Im Studio 4 produzieren Ingrid Zorn und Frauke Gnadl vom KJR-Referat ÖA Hörbeiträge, die den K3 ergänzen und begleiten. Unterstützt wird das Studio 4 von Wolfgang Haberl (Fachstelle MuT) und dem Café Netzwerk, das die Podcast-Ausstattung zur Verfügung stellt. In dieser Ausgabe: Interview mit Edit Nemeth, Leitung The Tent, über die Anfänge, die Veränderungen, Herausforderungen und die wohl meistgestellte Frage „was macht ihr eigentlich im Winter“. www.kjr-m.de/k3-4-23

| 04 | 2023 3 kurz & knapp Das Streben nach Glück mit dem ASP Maulwurfshausen KJR-Wandplaner 2023/2024 erhältlich Besuch aus der Schweiz 16 Konfirmand*innen aus den Bündner Bergen besuchten das Multikulturelle Jugendzentrum (MKJZ) Westend. Dieser Besuch ist fester Bestandteil der Konfirmandenreisen nach München. Die Gäste, die am 11. August im MKJZ zu Gast waren, stammen aus zehn Dörfern am Heinzenberg in Graubünden in der Schweiz, gelegen auf 1.700 Meter Höhe. Begleitet von Pfarrer Jörg Wuttge, Pfarrerin Astrid Wuttge-Glang sowie der Katechetin Silvija Nemcek konnten sie mit Songwriterin Mima und Rapper Rumi in einem RAP-Workshop einen spannenden Einblick in die Entstehung von Liedern gewinnen und selbst kurze Songs kreieren. Beindrucken war für alle die Größe und die Vielfalt des Angebots des Jugendtreffs. Unter dem Motto „Wir machen was“ fand im Juli 2023 die Stadtteilwoche Ramersdorf-Perlach statt. An insgesamt 53 Spielorten gab es, unter Beteiligung von ca. 200 Institutionen, Vereinen und Kreativen, über die Woche verteilt ein kostenloses Kulturprogramm für Klein und Groß. Hauptveranstaltungsort war der Festplatz im Ostpark. Hier wurde ein breites Potpourri an Informationsständen, Mitmachaktionen, kulinarischen Schmankerln und Musik geboten. An zwei Tagen beteiligte sich der Abenteuerspielplatz Maulwurfshausen an diesem Spektakel mit einem Infostand zu seinen Angeboten inklusive selbst gebautem Glücksrad. Neben veganen Gummibärchen gab es Holz-Jojos und nachhaltige Kartenspiele zu gewinnen. Zusätzlich wurden alle Interessierten eingeladen, sich die Einrichtung live anzuschauen, sie mit ihren Kindern zu entdecken und am Lagerfeuer leckeres Stockbrot zu backen. Jetzt gibt es wieder den praktischen Wandplaner des Kreisjugendring München-Stadt: mit Hinweisen auf wichtige Termine der Jugendarbeit sowie viel Platz für eigene Eintragungen. Der Kalender reicht von September 2023 bis Dezember 2024 und hat im Format A1 auch die richtige Größe, um alles im Blick zu haben, und wer sich mal wieder über die Hintergrundfarbe wundert: Der KJR macht seine Standardpublikationen seit vielen Jahren in der jeweiligen Pantone-Farbe des Jahres: „Viva Magenta ist voll Leben und Leidenschaft. Es ist eine Farbe aus der Familie der Rottöne, die in der Natur verwurzelt ist und ein neues Signal der Stärke aussendet.“ Den Wandplaner kann man – so lange der Vorrat reicht – kostenlos unter info@kjr-m.de bestellen.

kurz & knapp | 04 | 2023 4 Internationale Auszeichnung für Mini-München Tag der offenen Tür der Münchner Polizei Freisprechungsfeier Die Auszubildenden des JAPs-Malerprojekts Anna Matejka und Karwan Qaidi (rechts) wurden zusammen mit dem ehemaligen Lehrling Lukas Kugler (links) am 13. September im kleinen Rathaussaal feierlich „freigesprochen“ und konnten anschließend ihre ersehnten Gesellenbriefe entgegennehmen. Lukas konnte seine Ausbildung nach JAPs-Starthilfe in einem regulären Betrieb abschließen. Anna Matejka erhielt darüber hinaus als Prüfungsbeste im Bereich Maler*in und Lackierer*in eine besondere Ehrung für ihre herausragenden Leistungen. Wir gratulieren unseren Azubis sehr herzlich zum erfolgreichen Abschluss ihrer Ausbildung und wünschen ihnen für ihren weiteren persönlichen und beruflichen Werdegang alles Gute! „Antenne Bayern hilft“ spendet für ABIX Seit vielen Jahren unterstützt Antenne Bayern mit einer großzügigen Spende den Mittagstisch auf dem ABIX. Die Kinder bekommen hier täglich ein frisch gekochtes Mittagsessen in Bio-Qualität, zertifiziert mit dem KJR-Siegel natürlich² – ohne Voranmeldung und kostenlos. Insbesondere die Kinderkantine jeden Samstag, in der die Kinder eigene Gerichte kochen können, ist ein Highlight. Dankenswerterweise hat Antenne Bayern den Betrag dieses Jahr auf 10.000 Euro erhöht, womit es dem Abix möglich ist, den steigenden Bedarf bei erhöhten Kosten für den Mittagstisch zu decken. Am 22. August kamen Sebastian Perdigje, Referent für Projekte (links im Bild), und Geschäftsführer Holger John (re.) von Antenne Bayern zur persönlichen Scheckübergabe. Die beiden Herren wurden von den Kindern mit großer Aufregung empfangen und stolz über „ihren“ ABIX geführt. Herzlichen Dank für die kontinuierliche Unterstützung! Die Spielstadt Mini-München von Kultur & Spielraum e.V. ist mit dem Golden Cubes-Award der Union Internationale des Architectes (UIA) ausgezeichnet worden. Der Preis würdigt Mini-München als beispielhaftes Projekt, in dem Kinder und Jugendliche sich produktiv mit Stadtentwicklung, Architektur und Umwelt auseinandersetzen. Mini-München war von einer nationalen Jury der Bundesarchitektenkammer als deutscher Beitrag nominiert worden und erhielt den Vorzug vor 31 anderen Projekten aus aller Welt. Am 6. Juli nahm Gerd Grüneisl den Preis für Kultur & Spielraum auf dem Weltkongress der UIA in Kopenhagen entgegen. Wir gratulieren! Über 20.000 interessierte Bürgerinnen und Bürger, darunter auch sehr viele neugierige Kinder, besuchten am Samstag, den 15. Juli, bei strahlendem Sonnenschein das historische Polizeipräsidium im Herzen der Altstadt. Von 10 bis 16 Uhr ließen sie sich von Vorführungen verschiedenster Polizeidienststellen überraschen, stellten interessierte und detaillierte Fragen an den Infoständen der Polizei und ihrer zahlreichen Partnerorganisationen und nahmen an Führungen und Vorträgen teil, die Dienststellen und zivilgesellschaftliche Partner der Polizei anboten. Der KJR war mit einem Stand vertreten und informierte über seine Angebote. Großen Andrang gab es bisweilen an unserem Schminktisch, wo Erika Hennig und Valeria Moskalenko kleine Gesichter in Löwen- oder Prinzessinnen-Antlitze, Blumen oder Fantasiebilder verwandelten. Einige Eltern legten schließlich selbst Hand an, um die Wartezeit zu verkürzen. Foto: Kultur&Spielraum e.V.

5 das kommt | 04 | 2023 das war Anknüpfend an die Ergebnisse der GAPs-­ Armutskonferenz hatten der Kreisjugendring München-Stadt und der Münchner Trichter das Hearing beantragt und gemeinsam mit dem Jugendamt sowie dem Amt für Wohnen und Migration vorbereitet. Ziel war es, einen Überblick über die Wohnsituation junger Menschen in München zu bekommen und Ideen und Vorschläge zur Entspannung der Lage zu entwickeln. Eröffnet wurde die Veranstaltung durch Grußworte von Verena Dietl, 3. Bürgermeisterin, Esther Maffei, Leiterin des Stadtjugendamts, und Gerhard Mayer, Leiter des Amts für Wohnen und Migration. Teilnehmende waren junge betroffene Menschen, Fachkräfte aus der Jugendarbeit und Vertreter*innen aus Kommunalpolitik und Stadtverwaltung. Viel Raum gab es für die Präsentation der Ergebnisse von sechs Foren mit verschiedenen Themen. Das 1. Forum behandelte das Thema „Wie wollen wir wohnen? – Modelle / Konzepte, die wir schon haben oder gerade entwickelt werden“. Hier ging es vor allem darum, wie man jungen Menschen das Wohnen ohne Jugendhilfe und ohne Bedingungen ermöglichen kann, wie der Übergang aus dem Elternhaus in ein selbständiges Wohnen unterstützt und gestaltet werden kann und junge Menschen wohnen möchten. Das 2. Forum beschäftigte sich mit der Frage „Wie kommen wir an Wohnraum?“. Konkrete Verbesserungen für junge Menschen wären spezifische (und geförderte) Wohnangebote und konkrete (staatliche) Unterstützungsangebote bei der Wohnungssuche. Forum 3 befasste sich mit dem Thema „Zusammenleben, zusammenwohnen! – Wohnprojekte, gemeinschaftlich Wohnen, Wohngenossenschaften“. So gab es den Wunsch, dass die LH München künftig Miet-Bürgschaften für junge Menschen übernimmt, um den Zugang zum Wohnungsmarkt zu erleichtern. Außerdem sollen Zwischennutzungen und Wohnen auf Zeit gefördert werden, indem leerstehende Gebäude befristetet in Wohnobjekte umgewandelt werden. Wohnsituation verbessern Das 4. Forum diskutierte über Beratung und Unterstützung. Zentrale Empfehlung ist die Einführung von Informationsangeboten zum Thema Wohnen an Schulen, hauptsächlich in Abschlussklassen und Rund-um-die-Uhr-Beratungsstellen inklusive Notschlafplätzen für junge Menschen ab 18 Jahren. Im 5. Forum kamen vor allem die Studierenden zu Wort, für die sich die Wohnsituation in München besonders schwierig gestaltet. Das 6. Forum wagte ein Blick in die Zukunft und sammelte Ideen, wie sich die Wohnsituation verbessern könnte. Zentrale Empfehlungen sind zum Beispiel, den Leerstand und den Sanierungsbedarf der Studierendenwohnheime zu beheben, kürzere Fristen für einen Leerstand zu setzen oder die Einführung der „Stromzählermethode“, welche in Dortmund bereits umgesetzt wird und einen Leerstand schneller aufzeigt. Die in den Foren erarbeiteten Ideen und Empfehlungen zur kommunalpolitischen Umsetzung sollen jetzt in eine Beschlussvorlage einfließen, die für Anfang 2024 in Aussicht gestellt worden ist. Eine ausführliche Dokumentation zum Hearing gibt es hier: www.kjr-m.de/allgemein/ hearing-wohnen-fuer-junge- menschen/ Celina Miehle, Öffentlichkeitsarbeit, KJR Junges Wohnen Zu marode oder leerstehende Wohnheimplätze, davon hat München jede Menge. Zudem ist in den vergangenen sechs Jahren die Zahl der günstigen Apartments um ein Fünftel gesunken. Darum und um die vielen weiteren Aspekte rund um „Junges Wohnen in München“ ging es beim Stadtrats-Hearing am 12. Juli 2023 in der IMAL-Halle im Kreativquartier Fotos: Stadtjugendamt München Kein Spaß: Junge Menschen auf dem Münchner Wohnungsmarkt Hilfe bei der Wohnungssuche, Notschlafplätze für junge Menschen … ... oder städtische Miet-Bürgschaften waren nur einige der Ideen beim Stadtrats-­ Hearing

6 das kommt | 04 | 2023 das war OBEN OHNE 2023 Mit zwei Bühnen und insgesamt 15 Acts gab es in diesem Jahr das umfangreichste Programm beim Open Air der Kreisjugendringe München-Stadt und München-Land. Die zumeist jugendlichen Gäste bescherten dem Festival auf dem Königsplatz einen neuen Rekord: 23.000 Tickets zum symbolischen Eintrittspreis von 5 Euro waren schon Monate vorher ausverkauft. Außer der Hauptbühne vor den Propyläen gab es wieder die POP UP STAGE neben der Glyptothek. Bei perfektem Festivalwetter sorgten die Bands auf beiden Bühnen für ordentlich Stimmung. Auf der Hauptbühne sorgte am Abend Ennio für eine ausgelassene Party. Nachdem der junge Münchner Künstler 2021 noch unter dem Alias Emotional Club am OBEN OHNE aufgetreten war, ging es mit seinem neuen Projekt steil nach oben. Live zeigt Ennio wieso: Sein Indierock animiert zum Mitsingen und behandelt Themen, in denen sich das junge Publikum wiederfindet. Mit BHZ konnte schließlich der wohl größte Headliner in der bisherigen Festivalgeschichte verbucht werden: große Konzerthallen verkauft die Berliner Rapcrew seit geraumer Zeit spielend aus und sorgte auch in München mit ihren Hits für die beste Stimmung des Festivaltages. Zum Abschluss gab es ein Pyro-Finale am Königsplatz, auch ein Novum in der OBEN-OHNE-Historie. Auch die Second Stage war zu ihren zwei Headlinern komplett gefüllt: BLVTH, der im vergangenen Jahr bereits bei einer POP UP STAGE in Neuperlach auftrat, vermischte gekonnt Indie mit elektronischen Elementen und Rap. Mit Verifiziert gab sich im Anschluss eine Wiener Rapperin die Ehre und sorgte für grandiose Stimmung. Ein großes Fest zum Abschluss ist auch immer der Auftritt der rund 130 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer. Sie durften die Show des Headliners exklusiv auf den Stufen der Antikensammlungen erleben. Beats, Zukunft und Politik Die Kreisjugendringe wollten die jungen Gäste aber auch für andere wichtige Themen sensibilisieren und boten ein kulturelles, politisches und sportliches Rahmenprogramm in Kooperation mit ihren Fach- und Projektstellen sowie Jugendverbänden und weiteren Partnern. Mit dabei waren die DGB-Jugend München, das azuro – Ausbildungs- & Zukunftsbüro, INFOFON, die JDAV Bezirk München, das Münchner Haus der Schüler*innen, das Münchner Schüler*innen Büro, die Münchner Sportjugend, die StadtschülerInnenvertretung München, das Demokratiemobil, Foodsharing, Condrobs e.V., Viva con Agua München, Bämm und die IGJ. Zum Thema „berufliche Zukunft“ präsen23.000 Fans zum 25-jährigen Ju Seit 1998 gibt es das OBEN OHNE, es ist also nicht nur das größte nicht-kommerzielle Festival Südbayerns, sondern mit inzwischen 25 Jahren auch das älteste Fotos: Hannah Barth So gut besucht wie nie: Erstmals durften 23.000 Besucher*innen aufs OBEN OHNE am Königsplatz Blushy AM x Levin waren ein von insgesamt 15 Acts auf zwei Bühnen

7 das kommt | 04 | 2023 das war OBEN OHNE 2023 tierten sich im gut besuchten „Future Park“ der KJR München-Stadt und weitere Firmen als potentielle Arbeitgeber bzw. Ausbildungsbetriebe. Hier konnten die jungen Festivalgäste in lockerem Rahmen mit Unternehmen aus der Umgebung ins Gespräch kommen und sich über Ausbildungsberufe und Praktikumsplätze informieren. Auch Umweltschutz ist für das OBEN OHNE Open Air ein wichtiges Thema. Es soll sukzessive zu einem nachhaltigen und ökologischen Festival werden. So waren Mitglieder von Foodsharing e.V. dabei, Müllaufkommen wurde reduziert, Müll getrennt und es gab wieder Ökostrom. Live-Musik mit hörgeschädigten Perfomer*innen und Gebärdendolmetscherinnen Für die Kreisjugendringe ist auch Inklusion wichtig. Schon seit 2014 begleiten deshalb Musik-Gebärdensprachdolmetscher*innen das Open Air. So arbeiten gehörlose und hörgeschädigte Performende in Teams zusammen und übersetzen die Musik live auf der Bühne. Zusammen machen sie alle das Geschehen auf der Bühne und das gesamte Festival für Gehörlose erlebbar. Die FM-Anlage bietet Hörgeschädigten, die die Gebärdensprache nicht beherrschen, die Möglichkeit, die Musik mitzuerleben, und sehbehinderte Gäste können den Blinden-Begleitservice nutzen. Rollstuhlgerechte Eingänge und behindertengerechte Toiletten gehören seit Jahren zur Ausstattung des Festivals, genauso wie das erhöhte Podest für Menschen im Rollstuhl. Ebenso ist Partizipation für die Kreisjugendringe essentieller Bestandteil ihrer Arbeit. Deshalb kam das Design der Festival-Shirts in diesem Jahr von der Instagram-Community und die Möbel im Schattenpark von Jugendlichen der Oase Neuhausen. Die neue OBENOHNE-App bot den Fans viele Informationen und ermöglichte den Veranstaltern direkte Kommunikation mit den jungen Menschen auf dem Platz. „Wir freuen uns sehr, dass wir zum 25-jährigen Jubiläum des Festivals alle bisherigen Besucherrekorde brechen und allen einen tollen Festivaltag ermöglichen konnten“, äußerte sich Festivalleitung Jan Katschinski vom KJR München-Stadt am Samstagabend zufrieden. „Ich bin sehr froh, dass es uns in diesem Jahr erneut gelungen ist, die Themen biläum Aufklärung – Erinnerung – Bildung Einige Festivalgäste diskutieren neben mir, wie man am besten eine Vulva malen könnte, ich wische mir meine Hände, die voll von Klitzers Glitzer sind, an der Hose ab. Ich schaue mich um. Am Stand neben uns wird mit Jusos und Jungen Grünen über bezahlbaren ÖPNV philosophiert, ein paar Meter weiter gibt es „FCK NZS“-Tattoos von der Gewerkschaft. Bei uns – am Stand des Demokratiemobils – gibt es eine kaum übersehbare, riesige selbstgebastelte Glitzer-Klit, kurz Klitzer, ausgefallene Kunstwerke von behaarten und unbehaarten Vulven, Nagellack und ganz viele Infos über LGBTQIA+. Es gibt auch Bänder und Banner, die an das OEZ-Attentat vom 22. Juli 2016 und seine Opfer erinnern: Armela, Can, Dijamant, Giuliano, Hüseyin, Roberto, Selcuk und Sevda. Junge Menschen bleiben kurz stehen und knüpfen die Bänder an einen großen Ring, ein Stoffkranz zum Gedenken entsteht. Erinnern heißt sich verbünden. Rassismus tötet. Deshalb: Aufklärungsarbeit, Erinnerungsarbeit, niedrigschwellige politische Bildung – abgestimmt auf die Zielgruppe, offen und progressiv, kreativ und persönlich. „Darf ich auch mal drehen?“ – Ein Mädchen holt mich aus meinen Gedanken zurück. „Selbstverständlich“. Sie und ihre Freundinnen drehen am Glücksrad, Wahrheit oder Pflicht ist das Spiel. Wahrheit, bestimmt das Rad, und ich stelle ihnen Fragen zu LGBTQAI+. „Kennt ihr eine berühmte queere Persönlichkeit?“ – „Conchita Wurst!“, ruft eine aus der Gruppe stolz. Cool, all diese bunten, diversen, motivierten und offenen jungen Menschen zu sehen. Insgeheim wünschte ich mir, dass es so ein Angebot auch für mich gegeben hätte, als ich achtzehn war. Julia Weissteiner, Praktikantin Demokratiemobil, KJR Glitzer und Gedenken Die Sonne leuchtet golden zwischen den Propyläen an der Westseite des Königsplatzes. „Photosynthese“ von Dilla wummert von der Mainstage herüber, der Bass ist zu stark hier hinten Stoffkranz zum Gedenken und Glitzer-Klit unterzubringen, die uns wichtig sind: ganz besonders zu nennen die ausgeglichene Geschlechterverteilung bei den Acts, die Barrierefreiheit der Veranstaltung und das neu konzipierte Awareness-Angebot.“ Nach dem Festival ist vor dem Festival, und so wird das OBEN-OHNE-Team gleich nach der Sommerpause mit den Vorbereitungen für das Festival 2024 starten. Den 20. Juli 2024 können sich alle Musikfans schon dick im Kalender anstreichen. Bilder und Geschichten zum OBEN OHNE Open Air gibt es auf www.oben-air.de sowie auf Instagram (www.instagram.com/ obenohneopenair) und Facebook (www. facebook.com/OBENOHNEOpenAir). Ausführlicher Artikel und mehr Fotos unter www.kjr-url.de/k3-oo23

8 das kommt | 04 | 2023 das war Sommer.dok 2023 Auf dem Platz steht ein großes, buntes Zirkuszelt – Liegestühle und Bierbänke laden zum Verweilen ein. Es ist Sommer – also wieder Zeit für Sommer.dok. Nach über zehn Jahren auf dem Königsplatz sind wir dieses Jahr umgezogen und haben unsere Werkstatt auf einen Tag begrenzt. Wir haben einmal mehr den Rahmen neu gedacht, um uns mit der NS-Geschichte und Erinnerungskultur auseinanderzusetzen. Erinnerung lebt – das haben die Aktiven bewiesen, die sich dieses Jahr zusammengefunden haben, um das Programm des Sommer.dok zu gestalten. Das Thema, das wir gemeinsam erarbeitet haben, war relativ schnell gefunden: Erinnerst du dich?! Die Impulse dazu kamen von den Aktiven und aus ihren Jugendverbänden, von ihrer Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte und ihren Kontinuitäten, den rechten Attentaten nach 1945 wie auch aus der Wechselausstellung im NS-Dokumentationszentrum. Für uns ist ein reflektierter und bewusster Umgang mit Geschichte und Erinnerung ein Kernelement der gemeinsamen Arbeit und des Sommer.dok. Wir wollten uns auch über Kontinuitäten Gedanken machen. Die Zeitzeug*innen werden weniger und damit wird der unmittelbare Zugang zur NS-Zeit schwerer. Wie kann die Betroffenheit spürbar werden? Was hat der Nationalsozialismus mit unserem Heute zu tun? Welche Handlungsaufträge wollen und müssen wir aus der Geschichte übernehmen? Diese Fragen begleiten uns im gesamten Prozess. Am Ende ist die Pinnwand mit den Programmpunkten ein bisschen zu klein für all die Angebote. Es gibt Workshops und eine Führung durch die Wechselausstellung im NS-Dokumentationszentrum, die sich mit dem Untergrundarchiv des Warschauer Ghettos auseinandersetzt. Die Menschen können im Zelt einen Gedenkort für die Ermordeten des OEZ-Anschlags aufsuchen und sich eine Fotoausstellung von Schüler*innen anschauen, die Bilder der Gedenkstätte des KZ Dachau Erinnerst du dich?! Der Vorplatz des NS-Dokumentationszentrums, später Nachmittag: Die Sonne blitzt zwischen Wolken hindurch, es riecht nach Sommerregen zeigt. Außerdem stehen in unserer „Lebendigen Bücherei“ Menschen für Gespräche zur Verfügung – dabei haben sie unterschiedliche persönliche Geschichten und Projekte rund ums Erinnern und Vergessen im Gepäck. Wir setzen uns an diesem Tag mit unseren eigenen Erfahrungen und Erinnerungen mit Ausgrenzung und Rassismus auseinander. Ein Workshop beschäftigt sich mit biografischen Kontinuitäten über die NS-Zeit hinaus und deren Einfluss auf unsere Gesellschaft. In der Ausstellung geht es um die Sicht der jüdischen Menschen im Warschauer Ghetto, um ihre überlieferte Perspektive auf das Leben im Ghetto, aber auch ihre Zeugnisse des Holocaust. Abends zeigt uns Robert Andreasch in seinem Vortrag eindrücklich, wie kontinuierlich in München rechter Hass zu Todesopfern führte. Der Abend klingt langsam aus – Live Musik und das erleuchtete Zelt, die noch bis Mitternacht geöffnete Wechselausstellung und viele Gespräche runden den Tag ab. Die Planung und Durchführung des Sommer.dok war für mich auf jeden Fall ein Highlight in meinem ersten Jahr – habe ich doch das Veranstaltungsformat vor über einem Jahrzehnt noch ehrenamtlich mit entworfen. Wir haben auch dieses Jahr wieder Neues gewagt und die Veranstaltung neu interpretiert. Die deutlich intensivere Zusammenarbeit mit dem NS-Dokumentationszentrum war ein spannender und inspirierender Schritt. Ich bin gespannt, wohin die Reise geht und wie die Zukunft des Sommer.dok aussieht. Laura Pulz, Fachstelle Demokratische Jugendbildung, KJR Fotos: Julian Schulz Sieht nach Urlaub aus, ist aber lebendige NS-Geschichte und Erinnerungskultur Selten ist Geschichte so entspannt … … wie bei Sommer.dok vor dem NS-­ Dokuzentrum

9 das kommt | 04 | 2023 das war FahrRad R18 eröffnet in Allach Bürgermeisterin Verena Dietl, die selbst ein Fahrrad aus der R18 fährt, betonte in ihrem Grußwort die wichtige Rolle der berufsbezogenen Jugendhilfe für die Stadt München. „Berufsbezogene Jugendhilfe ist ein dringend benötigtes Förderangebot für den Einzelnen, aber gleichzeitig auch eine Teilantwort auf die Fragestellungen des Fachkräftemangels“, so Dietl. Wegen dieses wichtigen Beitrags und der langjährigen, prämierten Arbeit der R18 hatte auch die Stadtpolitik bei Immobiliensuche und Absicherung der Finanzierung der Mehrkosten für die neuen Räumlichkeiten kräftig unterstützt. Dr. Barbara Pühl, Leiterin der Evangelischen Dienste in München, machte deutlich, dass sich Kirche auch genau dort einbringt, wo Menschen Anschub und Unterstützung brauchen. „Das, was uns trägt und motiviert, ist die christliche Nächstenliebe und die Überzeugung, dass neben unserem Tun auch immer Gott Seines dazu tut. Die FahrRad R18 ist ein wunderbarer Ausdruck dieser Überzeugung.“ Für den Bezirksausschuss heißt Dr. Stefanie Martin die FahrRad R18 herzlich in Allach willkommen. „Wir freuen uns auf diese wunderbare Einrichtung hier bei uns in Allach. Dieses Angebot nimmt die Tradition des Ortes auf und bietet den Bürgerinnen und Bürgern ein tolles Angebot für ihre Mobilität im Alltag. Wir sind uns sicher: Sie passen hier wunderbar ins Quartier und zu uns.“ Die Vorsitzenden der Evangelischen Jugend, Anna Meyer und Marina Seidler, erinnerten an die nervenaufreibenden Fragestellungen und Sorgen während der Suche für die neuen Räumlichkeiten. Dem Jugendverband ist dieses Arbeitsfeld sehr wichtig. Potentiale junger Menschen entdecken, ihnen Raum geben und sie befähigen, in verschiedensten Bereichen des Lebens zurechtzukommen. Das eint verbandliche Jugendarbeit und berufsbezogene Jugendhilfe. Mit unterschiedlichen Methoden, aber mit dem gleichen Ziel: Eine gerechtere Gesellschaft, in der alle Menschen teilhaben und mitgestalten können. Die Eröffnung der FahrRad R18 ist ein starkes Zeichen für die Unterstützung junger Menschen bei ihrer beruflichen und persönlichen Entwicklung durch Stadt und Kirche. Die Einrichtung bietet herausragende Möglichkeiten, die Lebenswege der Jugendlichen positiv zu gestalten und ihnen eine vielversprechende Zukunft zu eröffnen. Die FahrRad R18 – Werkstatt und Fahrradfachhandel – ist eine Einrichtung der berufsbezogenen Jugendhilfe des Dekanatsbezirk Die Ketten sprengen Mit großer Freude, schweren Werkzeugen und vielen Gästen aus Politik und Stadtgesellschaft wurde am 6. Juli die FahrRad R18 – eine Einrichtung der berufsbezogenen Jugendhilfe in Trägerschaft der Evangelischen Jugend München – an ihrem neuen Standort eröffnet Interessierte Gäste lassen sich die neuen Werkstatträume zeigen Jonathan Hof (Leiter FahrRad R18), Auszubildender FahrRad R18, Dr. Barbara Pühl (Leiterin Evangelische Dienste München), Verena Dietl (Bürgermeisterin), Marina Seidler & Anna Meyer (Vorsitzende Evangelische Jugend München) durchtrennen eine Fahrradkette zur Eröffnung (v.l.n.r.) Freude über die neuen Räume München in Trägerschaft der Evangelischen Jugend München. In der Werkstatt gibt es zwölf Maßnahmeplätze für junge Menschen, die Unterstützung beim Start in ihr Berufsleben benötigen. Dazu gibt es neben der fachlichen Qualifikation zusätzlich Förderangebote und vertiefenden Unterricht. Die Werkstatt bietet neben Neurädern und Reparaturen als besonderen Schwerpunkt den Verkauf von Upcycling-Rädern an. www.fahrradr18.de Fotos: EJM

10 das kommt | 04 | 2023 das war Anlaufstelle für junge Menschen Der ClubIn – Internationaler Treff für junge Menschen zwischen 17 und 27 Jahren hat am 14. Juli zur Jubiläumsfeier eingeladen. Viele Gäste – Politiker*innen, ehemalige und aktuelle Besucher*innen – sind gekommen, um den Geburtstag zu feiern. Der Club, gegründet unter dem Namen „Arche“, kann auf eine bewegte Geschichte zurückblicken und ist seit jeher Spiegel gesellschaftlicher Entwicklungen. So fanden zu Beginn junge Frauen in der Arche einen geschützten Raum und als Neumünchnerinnen eine wichtige Anlaufstelle. Die 80er Jahren waren geprägt durch junge Au-pairs, die im Club Beratung bekamen und Kontakte knüpfen konnten. In den 90er Jahren fanden dort Menschen aus Osteuropa eine neue Heimat. Heute kommen junge Menschen aus unterschiedlichen Beweggründen nach München und stehen vor der Herausforderung, sich alleine an einem neuen Ort zurechtzufinden. Das Team und die Besucher*innen des ClubIn sorgen aber dafür, dass es sich dort schnell nach einem zweiten Zuhause anfühlt. Getragen wird der ClubIn von der hauptamtlichen Leiterin Ulrike Stempfle und ihrer pädagogischen Mitarbeiterin sowie durch ein ehrenamtliches Team, das das Clubprogramm organisiert. Dieses bietet neben interkultureller Beratung und Informationen zu Themen wie Studium und Ausbildung auch einen offenen Treff, Workshops, Ausflüge, Partys und mehr. Seit Jahrzehnten ist der ClubIn Mitglied im KJR, und seine Ehrenamtlichen engagieren sich nicht nur im eigenen Verein, sondern geben ihr Wissen beim Jugendlei60 Jahre ClubIn Seit 60 Jahren gibt es den internationalen Jugendclub in München, dessen Träger der Verein für Internationale Jugendarbeit ist ter*innen-Kongress „Ju like it!“ weiter – mit Workshops wie internationales Kochen, Tanzen und interkulturelle Zusammenarbeit. Auch wenn der ClubIn gesellschaftlichen Veränderungen unterworfen ist, die Ursprungsidee, jungen Menschen in München eine Anlaufstelle und ein zweites Zuhause zu sein, verliert nie an Aktualität. Claudia Lässig, Team Jugendverbandsarbeit, KJR Geld und Fachkräfte fehlen Netzwerk Ganztagsbildung legt nach Forderungspapier zur Verbesserung der Rahmenbedingungen im Ganztag Bereits 2017 bezog das Netzwerk Ganztagsbildung, ein Zusammenschluss vielfältiger Akteure (auch des KJR München-Stadt) im Ganztag in und um München, Stellung und veröffentlichte ein Positionspapier mit Wünschen und Forderungen an Politik und Gesellschaft, um Ganztagsbildung für Kinder und Jugendliche in München zu verbessern. Für 2026 wurde der sukzessiv durch die Länder umzusetzende gesetzliche Ganztagsanspruch für Grundschulkinder beschlossen, was einen massiven quantitativen Ausbau des Ganztags bedeutet. Rechtzeitig zur bayerischen Landtagswahl wird das Forderungspapier für einen qualitativ hochwertigen, gelungenen Ganztag noch einmal aktualisiert aufgelegt. Es braucht ein Miteinander aller Akteure im Ganztag, von Kindern und Jugendlichen, Schulen, Trägern, Eltern, Vereinen und Verbänden etc., um auf dieses Ziel, in Zeiten von knappen Kassen und Fachkräftemangel, gemeinsam hinzuarbeiten. Das Netzwerk Ganztagsbildung möchte einen Beitrag leisten, die Herausforderung Ganztagsbildung für alle, insbesondere für Kinder und Jugendliche, positiv zu gestalten. Das Forderungspapier gibt es unter www.kjr-url.de/nwgb Foto: Valerie Schuster Junge Neu-Münchner*innen finden im ClubIn Beratung, Austausch, Anschluss und ein zweites Zuhause

11 das kommt | 04 | 2023 das war Unterricht mal anders Eine Da-Vinci-Brücke, die ganz ohne Nägel und Schrauben hält, wird im Unterricht gewöhnlich mit Eisstielen nachgebaut – am Abenteuerspielplatz Maulwurfshausen dagegen mit anderthalb Meter langen Rundbalken. Gewissermaßen mit Baumstämmen statt Zahnstochern. Die Frage, ob ein Grundschulkind einen Erwachsenen hochheben kann, wird mithilfe von Flaschenzüge beantwortet. Und am Feuer dürfen die Schüler*innen nicht nur eine gesunde Mahlzeit kochen, sondern Zündeln zum Lernen In Workshops auf dem Abenteuerspielplatz Maulwurfshausen lernen Grundschulklassen auch Mathematik ganz praktisch Pizzataschen am Lagerfeuer auch zündeln (einige zum ersten Mal) und dabei erfahren, was brennt und was nicht. Das alles passiert im Rahmen von Workshops, die Maulwurfshausen den Grundschulklassen in Neuperlach und Umgebung bietet. Hier können die Kinder Themen aus Mathe oder Heimat- und Sachkunde durch praktisches und eigenes Tun selbst begreifen. Das Angebot begann probeweise Anfang 2021 mit experimentierfreudigen Lehrkräften. Die Öffnungszeiten des Abenteuerspielplatzes wurden angepasst und die Workshops konzipiert, dann konnte die Durchführung mit den Grundschulklassen im Schuljahr 2021/22 beginnen. Lehrkräfte können Workshops aus 15 unterschiedlichen Unterrichtsschwerpunkten buchen. Die meisten Workshops sind auf mehrere Stationen mit Anleitung aufgeteilt, somit werden die Teilnehmenden der Kleingruppen gefordert, sich zu konzentrieren und zu beteiligen. Im Anschluss können die Schüler*innen in der Freispielzeit über den Platz toben. Mit einem Abschlussfest wird das erfolgreiche Schuljahr mit Lehrkräften, Eltern und Kindern gebührend gefeiert. Wir freuen uns auf das neue Schuljahr! Nesrin Ög, Abenteuerspielplatz Maulwurfshausen, KJR Mobile Stadtrallye für Mädchen Mit Tablets und MVV-Ticket haben Mädels vom Kinderhaus Harthof, Jugendzentrum aqu@rium, Laimer und RIVA NORD mehr als zehn Stationen abgeklappert. Ob Asam- oder Frauenkirche, JIZ, Rathaus, Fischbrunnen, Elise-Aulinger-Brunnen oder Liesl-Karlstadt-Brunnen am Viktualienmarkt – überall haben sie nach Hinweisen auf talentierte und beeindruckende Frauen gesucht. Noch mehr davon konnten sie in der „Frauengalerie“ im Kinderhaus Harthof kennenlernen. Darunter US-Talklegende Oprah Winfrey, die erste Frau im Weltall – Walentina Tereschkowa – und Nobelpreisträgerin Tu Youyou, die die Malaria-Medizin entdeckt hat. Die Actionbound-App hat die Mädchen auch zum Sendlinger Tor, zur Julia-Statue, zum Jüdischen Museum, zur Mariensäule Wer kennt Tu Youyou? Am 1. Juli waren 17 Mädchen bei einer mobilen Stadtrallye in München unterwegs und zum Stadtmuseum gelotst (Danke an die KJR-Fachstelle MuT für die Unterstützung!) Die bei der Rallye gesammelten Infos waren der Schlüssel zur Schatztruhe – nur gemeinsam konnten sie den Zahlencode knacken. Alle hatten richtig viel Spaß und kamen nach der Rallye freudestrahlend zurück. Zum Abschluss gab es für die Kleinteams eine „Läuftbescheinigung“ mit ihrem Teamfoto, dazu Klebe-Tattoos, Schoko-Glückskäfer, eine Trinkflasche und ein gemeinsames Buffet im Kinderhaus Harthof. Claudia Leidel, Kinderhaus und Jugendtreff Harthof, KJR Wie funktioniert ein Flaschenzug? Die Teilnehmerinnen mit ihrer „Läuftbescheinigung“ samt Teamfoto

12 das kommt | 04 | 2023 das war Eine einmalige Idee feiert Jubiläum Der Wunsch war groß und schien unerreichbar: „Einmal eine Open-Air-HipHop-Jam auf dem Platz der Münchner Freiheit“, das war 1998 das Anliegen der Jugendlichen im Offenen Treff des Jugendtreff am Biederstein (JTB). Hier, im Biederstein, waren Jams an der Tagesordnung und mit ihnen die vier Elemente des HipHop: Breakdance, Djing, Rap und Graffiti. Die Münchner Freiheit mit ihrem Knotenpunkt von Bus, Tram und U-Bahn, mit ihren Cafés, Einkaufsmeilen und Fast-Food-Ketten war und ist ein beliebter Treffpunkt für Jugendliche. Doch etwas Aktives können sie hier kaum tun. Das „Rumhängen“ sorgte immer wieder für Missmut in der Öffentlichkeit, das HipHop-Outfit vieler Jugendlicher wurde als bedrohlich empfunden. Diesen Platz, der sonst für den Weihnachtsmarkt und Kinderflohmarkt genutzt wird, für ein Jugendkultur-Event zu nutzen, war die Idee. Der Bezirksausschuss Schwabing-Freimann ließ sich überzeugen und stimmte der einmaligen Nutzung für „Fun and Action – statt Gewalt“ zu, so der erste Arbeitstitel. Aus der Idee wurde am letzten Schultag vor den Sommerferien eine geniale Veranstaltung. Entscheidend war das jugendliche Engagement. Die Besucher*innen des JTB stellten das Organisations-Team für Bühnen-Auf- und -Abbau, die Securitys für Ordnung und vor allem das siebenstündige Bühnenprogramm von 11 bis 18 Uhr. Breakdance-Shows und -Contests, HipHop-Choreos, Rap und MCs begeisterten Jung und Alt, die sich – ohne Zaun und Eintritt – ein neues Bild jugendlicher „HipHopper“ machen konnten. Eine Graffiti-Area konnte auch Skeptische überzeugen: Graffiti ist Kunst! Ergänzt wurde das Programm durch Streetball-Turniere unter dem Motto: „Fair Play“ – eine Idee der Jugendbeamten der Polizeiinspektion 13. Schon beim ersten Mal 1998 – noch ohne Smartphone und Internet – hatten die Jugendlichen Kontakt zu den Szenen des damals „wahren“ HipHop in u.a. Stuttgart, Frankfurt, Augsburg und Salzburg. Von dort reisten Breakdance-Crews an und „battelten“ gegen die Münchner. Der letzte Schultag im Juli 1998 fiel in eine schwierige und traurige Zeit. Viele Jugendliche, die während des Bosnien-Kriegs in München und im JTB eine neue Heimat gefunden hatten, mussten nach Kriegsende wieder zurück. Die „School‘s over Jam“ war auch ihre Verabschiedungs-Jam. Doch der Spirit des jugendlichen Engagements reicht bis heute. Jedes Jahr wieder gestalten Jugendliche des Offenen Treffs das inzwischen achtstündige Non-Stop-Bühnenprogramm, aus der einmaligen Idee wurde eine Tradition, die 2023 ihr 25. Jubiläum feierte. Hier stehen Musik und Tanz im Vordergrund. In den Hintergrund treten Schulart, Nationalität und Religionszugehörigkeit. Wichtig sind den Jugendlichen die Werte, die aus der Jugendkultur kommen. Was bei der „School‘s over Jam“ zur Aufführung kommt, trainieren sie monatelang, selbständig oder in den Workshops im JTB, die immer nach der Peer-to-Peer-Methode funktionieren. Engagement und Vertrauen Neben den lange trainierten Performances bietet eine Open Stage Raum für erste und spontane Auftritte. Von denen, die an der Münchner Freiheit im Publikum saßen, kommen hinterher jedes Jahr viele neue Jugendliche ins Biederstein und meist sind sie im nächsten Jahr schon im Organisationsteam dabei. Herzlichen Dank für 25 Jahre Vertrauen an den Bezirksausschuss Schwabing-Freimann, der die Nutzung des beliebten Platzes mitten in Schwabing ermöglicht. Wir freuen uns, dass wir mit Generationen von Jugendlichen einen Raum für deren Können und Jugendkultur schaffen und Vorurteile gegenüber Jugendlichen auf öffentlichen Plätzen entkräften konnten. Ein besonderer Dank geht auch an die Jugendbeamt*innen der vergangenen 25 Jahre und dem Kommissariat K 105 – Opferschutz und Prävention. Sie sprechen auf Augenhöhe und mit Handschlag mit den Jugendlichen und beteiligen sich jedes Jahr aktiv am Programm. Sie sind fester Bestandteil der „School‘s over Jam“ und tragen zu direkter Prävention bei. Mögen wir diesen öffentlichen Raum auch weiterhin unter dem Motto „Fun and Action – statt Gewalt“ nutzen können – für die Interessen und Anliegen der Jugendlichen und als Sprachrohr der Jugendkultur. Ausführlicher Artikel unter www.kjr-url.de/k3-soj23 Patricia Herzog, Jugendtreff am Biederstein, KJR 25 Jahre School‘s over Jam 1998 wurde ein Wunsch wahr und der Platz der Münchner Freiheit zur Bühne der Jugendkultur. Die Idee hatten Jugendliche des Jugendtreff am Biederstein, sie gestalten das mehrstündige Programm komplett selbst – dieses Jahr zum 25. Mal! Die Jugendlichen des JTB stemmten sieben Stunden Bühnenprogramm zum 25. Jubiläum

KJR intern | 04 | 2023 13 ▲ So etwas gab es beim KJR noch nie Ziel des „Fachgesprächs Partizipation“ am 28. Juni war es, Möglichkeiten und Hindernisse für Partizipation in verschiedenen Kontexten transparent zu machen und ein gemeinsames Verständnis der Qualität partizipativer Ansätze, Prozesse und Projekte innerhalb des KJR herzustellen. ▲ Sportevent im Englischen Garten Der Würfel „Aspekte der Beteiligung“ auf Basis eines Modells von Prof. Stange von der Uni Lüneburg Vertreter*innen aus allen Fachbereichen des KJR waren beteiligt. Trotz unterschiedlicher Zugänge läutete der Austausch einen Paradigmenwechsel ein. Worüber reden wir, wenn wir Partizipation sagen? Die Verständigung darüber fand mithilfe des von Waldemar Stange entwickelten und für die neuen „Qualitätsstandards“ vereinfachten Würfels zu den Aspekten der Beteiligung statt. Die Ebenen und Horizonte, die hinter dem Begriff stecken, wurden deutlich, als die zehn Teilnehmenden aus den Abteilungen Junges Engagement, Offene Kinder- und Jugendarbeit, Kindertageseinrichtungen und Schulbezogene Angebote anhand von Leitfragen vorstellten, wie in ihrem Bereich Möglichkeiten zur Partizipation durch institutionelle Rahmenbedingungen eröffnet und ggf. auch blockiert werden. Eine wichtige Erkenntnis im Prozess war, dass es nicht die bessere Partizipation gibt, sondern unterschiedliche Erfahrungen und Zugänge. In einem waren sich alle einig: das grundlegende Selbstverständnis im KJR, für die Beteiligung von jungen Menschen zu stehen, verpflichtet uns bei aller Vielfalt und Komplexität, den Anspruch an die Qualität der Partizipation hochzuhalten. Mirjam Kranzmaier, Fachstelle Partizipation, KJR VIELFALT IST UNSERE STÄRKE! Komm zu uns, als KINDERPFLEGER*IN, ERZIEHER*IN, SOZIALPÄDAGOG*IN oder als MITARBEITER*IN IN VERWALTUNG, HAUSWIRTSCHAFT und REINIGUNG. www.kjr-m.de www.instagram.com/kjr_muenchen ARBEITEN BEIM KREISJUGENDRING MÜNCHEN-STADT Am 4. Juli kamen fast 50 KJR-Beschäftigte in den Englischen Garten zum Sportevent im Garten des Rumfordschlössl. Nur einen Steinwurf vom Chinesischen Turm entfernt waren sie in Gruppenangeboten von Yoga über Tanzen und Radeln bis Joggen aktiv. Danach nutzten viele die Gelegenheit, sich bei Boule, Badminton, Tischtennis, Spikeball und an der Slackline miteinander zu messen, endgültig auszupowern, einfach Spaß zu haben – oder alles zusammen. Einige probierten die Sportarten zum ersten Mal aus, etwa Spikeball, bei dem ein Ball mit der flachen Hand über ein Netz kurz über dem Boden zu den anderen Teammitgliedern geschlagen werden muss. Zur Stärkung gab es ein vegetarisches Buffet mit Obst, Müsliriegeln, Brezen und Broten mit Aufstrich. Die Kolleginnen und Kollegen genossen das Beisammensein an diesem Sommerabend, der an den Biertischen entspannt und gesellig ausklang. Quelle: „Mitwirkung mit Wirkung – Qualitätsstandards für Kinder- und Jugendbeteiligung – Impulse zur Weiterentwicklung in Theorie und Praxis“

14 das kommt | 04 | 2023 das war Sprachenmix beim Theaterprojekt Das Theaterprojekt richtete sich ursprünglich an Kinder und Jugendliche aus der Ukraine. Die Idee dahinter war, gleichgesinnte Menschen zusammenzubringen und einen Austausch untereinander zu ermöglichen Nach dem Start in der Schauburg wechselte die Theatergruppe im März 2023 ins soundcafe und war ab diesem Zeitpunkt offen für alle Interessierten. Ziel war es jetzt, soziale Kontakte zu Gleichaltrigen auch außerhalb der ukrainischen Community zu schaffen. Geprobt wurde im soundcafe nun wöchentlich (manchmal auch öfter) und gemeinsam wurde das Stück ПЕППІ ДОВГАПАНЧОХА (vielen besser bekannt als Pippi Langstrumpf) einstudiert. Nach fünf arbeitsintensiven Monaten fanden Ende Juli zwei Aufführungen von „Peppi, frei nach Pippi Langstrumpf‘“ von Astrid Lindgren auf Ukrainisch, Russisch, Deutsch und Italienisch im soundcafe vor einem begeisterten Publikum statt. Familien, Freund*innen und Bekannten der Darsteller*innen, aber auch viele andere Interessierte feierten die jungen Darsteller*innen begeistert. Alle Akteur*innen waren nach den gelungenen Auftritten glücklich und stolz. Viel wichtiger ist jedoch, dass sich im Laufe der gemeinsamen Zeit neue Freundschaften entwickelt haben. Einige der Jugendlichen fanden im soundcafe ein neues zweites „Wohnzimmer“, beteiligten sich an Musikprojekten, nahmen an Ausflügen teil oder proben seitdem mit ihrer neu gegründeten Band in der Einrichtung. Das nächste Stück ist bereits in Planung! Christian Kurzweil, soundcafe, KJR Peppi – frei nach Pippi Langstrumpf Bereits 2022 wurde das TÜR AUF LAB auf Initiative der beiden Spielleiterinnen Maria Lämmel und Larissa Schauf in der Schauburg – dem Theater für junges Publikum – ins Leben gerufen Projektarbeit im KJR München-Stadt Projektarbeit wird im KJR besonders gefördert, denn projektspezifische Arbeitsformen sind in allen Arbeitsfeldern geeignet, neue Ideen und Angebote zu entwickeln. Projektarbeit unterscheidet sich von der Regel- oder Routinearbeit durch eine begrenzte Aufgabenstellung mit inhaltlich oder methodisch innovativem Charakter. Projektarbeit ist immer ein effektives Lernfeld für alle Projektbeteiligten, die Professionellen wie die Kinder und Jugendlichen. Die Verpflichtung zur Dokumentation und Präsentation der geförderten Projekte ermöglicht, dass die gewonnenen Erfahrungen in die Arbeit weiterer Arbeitseinheiten einfließen. Im K3 berichten wir regelmäßig über solche Projekte. Wir trauern um Edi Wolf Edi (Eduard) Wolf ist am 30. Juli im Alter von 85 Jahren verstorben. Er war von 1972 – 2000 Mitarbeiter beim KJR München-Stadt. Viele Jahre leitete er engagiert das SBZ Sendling. Er bot jungen Menschen erfolgreich Lernfelder in den Bereichen Toleranz, Eigenverantwortung und Solidarität. Wichtig war Edi Wolf die intensive Beteiligung junger Menschen. Mitbestimmung war für ihn keine Worthülse, er motivierte Jugendliche zur Übernahme von Verantwortung. Bildung war eines seiner zentralen Themen: Diskussionen, Seminare und Reisen standen im SBZ Sendling regelmäßig auf dem Programm, so konnte er jungen Menschen vielfältige Lebensformen aufzeigen und für Akzeptanz und Toleranz werben. Sein Engagement galt besonders der Unterstützung und Förderung von benachteiligten Kindern und Jugendlichen. Dankbar blicken wir auf die vielen Jahre zurück, in denen Edi Wolf die Offene Kinder- und Jugendarbeit im Kreisjugendring geprägt hat. Foto: Marina Maisel Das Theaterprojekt „TÜR AUF LAB“ ist jetzt im soundcafe „zu Hause“, das nächste Stück ist schon geplant

15 | 04 | 2023 EUTRAL Klimaneutraler KJR mit dem 9-Punkte-Plan auf dem Weg zum „neuen Normal“ KLIMANEUTR auf dem Weg zum „neuen Normal“ KLIMANE auf dem Weg zum „neuen Normal“ KLIMA Beschaffung Seit diesem Jahr greift der 9-Punkte-Plan im KJR. Damit wollen wir in zehn Jahren weitgehend klimaneutral sein. Der K3 informiert in jeder Ausgabe über Herausforderungen, Wissenswertes und erfolgreiche Projekte auf dem Weg zum „neuen Normal“ Was hat unsere Beschaffung mit Klimaschutz zu tun? Alles, was wir einkaufen, wurde produziert, verpackt und transportiert. Dabei entstehen Klimagase. Ein Drittel der „Pro-Kopf-Emissionen“ entstehen durch „sonstigen“ Konsum. Dazu gehört alles, was wir außer Nahrungsmitteln und Energie im Alltag kaufen. Also Büroartikel, Möbel, Geschenke, Kleidung, Dienstleistungen und vieles mehr. Die verlockende Schnäppchenjagd oder das „nurmal-kurz-was-besorgen“ ist also ein großer Hebel auf dem Weg zu einem klimafreundlichen Leben! Warum ist es sinnvoll, bei der Beschaffung auf Klimafreundlichkeit zu achten? Im KJR hantieren wir mit öffentlichen Geldern und sind deshalb auf einen wirtschaftlichen Umgang damit bedacht. Bei der Wirtschaftlichkeit aber nur auf den Preis zu achten, wäre zu kurz gedacht. Auch Qualität, Langlebigkeit, Reparaturfähigkeit und sogar Verpackung und Transport müssen bedacht werden. Dies führt häufig nicht zum allerbilligsten Produkt. Oft spiegelt der Preis nicht die realen Kosten wider, die für Produktion und Vermarktung eines Produktes anfallen. Umweltschäden und Folgekosten sozialer Ausbeutung werden meist nicht einberechnet. Diese Kosten tragen künftige Generationen oder ungefragt die Menschen im globalen Süden. Und was passiert um uns herum? Die Stadt München ist seit zehn Jahren Fairtrade-Stadt. Die Steuerungsgruppe, der auch der KJR angehört, sorgt dafür, dass dem Beschluss auch Taten folgen. Mittlerweile gibt es sogar einen eigenen Stadtplan für fairen Einkauf und nachhaltiges Leben in München (www.muenchen-fair.de/#/map) Außerdem hat der Stadtrat das Ziel, die Landeshauptstadt bis 2035 klimaneutral werden zu lassen, die Verwaltung sogar bis 2030. Wer diese Ziele ernst nimmt, dem ist klar, dass die öffentliche Beschaffung noch viele Veränderungen vor sich hat! Das läuft schon im KJR … … beim Punkt Beschaffung Seit 2014 hat der KJR verbindliche Beschaffungsstandards: Kaffee kommt aus fairem Handel, Milch und Eier haben mindestens das EU-Bio-Siegel. Es wird ausschließlich Recyclingpapier verwendet und beim Neukauf von Elektrogeräten und bei Reinigungsmitteln wird auf anerkannte Nachhaltigkeitssiegel geachtet. Durch den 9-PunktePlan werden nun immer mehr Verbesserungen erprobt: Schaffen wir es auch, alle kakaohaltigen Produkte aus fairem Handel zu beziehen? Auch bei der Frage nach Secondhand ist viel passiert: Zahlreiche Jugendtreffs bieten Jugendlichen mit regelmäßigen Kleidertausch-Partys eine Alternative zu Fast-Fashion . Und die jüngste KJR-Freizeitstätte, das „Gleis 24“ in Pasing, hat bei ihrer Einrichtung fast ausschließlich gebrauchtes Inventar bezogen. Dass Secondhand keine „Zweite Wahl“, sondern eine echt schicke Idee war, ist jederzeit in Pasing erlebbar. Klimamythos aufgeräumt: Fairtrade ist sozial – aber nicht ökologisch? Fairtrade zahlt Arbeitern und Arbeiterinnen faire Löhne und gibt durch Handelsverträge Planungssicherheit. Doch Fairtrade agiert nicht nur sozial, sondern auch ökologisch. Um den Menschen eine bessere Lebensperspektive zu bieten, beinhaltet Fairtrade seit Jahren auch Umwelt- und Klimaschutz: durch zertifizierte ökologische Landwirtschaft werden die Menschen bei der Ernte weniger Pestiziden ausgesetzt und Ressourcen wie Böden und Wasser geschützt. Und der Verzicht von Kunstdünger vermeidet Lachgas, ein äußerst aggressives Klimagas. Neue Blickrichtung Einfach ausschneiden und hinten in die (durchsichtige) Handyhülle stecken. Oder in den Geldbeutel, an die Pinnwand oder den Kühlschrank. Weniger ist mehr!? Wir kaufen Dinge aus unterschiedlichsten Gründen: Weil wir etwas brauchen, weil wir glauben, etwas zu brauchen, weil wir dazugehören möchten oder weil wir uns etwas Gutes tun wollen – oder auch mal Frust kompensieren. Für den Geldbeutel, den Planeten und auch unsere Psyche ist aber manchmal „weniger mehr“. Daher können wir uns beim Warten an der Kasse oder bevor wir auf „kaufen“ klicken, einfach mal folgende Fragen stellen: Brauche ich das? Brauche ich das wirklich? Wie lange brauche ich das? ... muss ich das selbst besitzen? Bei der Einrichtung des „Gleis 24 – Ernas Jugendkulturcafé“ fanden Team und Jugendliche etliche Möbelstücke und Deko-­ Artikel im Münchner Gebrauchtwarenkaufhaus „Halle 2“ oder über Kleinanzeigen – so auch die beliebte rote Couch In jedem K3 ein Tipp zu klimagerechtem Leben

16 das kommt | 04 | 2023 das war „Das ist aus mir geworden“ Täglich besuchen viele Kinder und Jugendliche die KJR-Einrichtungen. Was ist eigentlich im Laufe der vielen Jahre aus ihnen geworden? Welche Wirkung hatte der Kontakt mit den Pädagoginnen und Pädagogen in den Einrichtungen, die Teilnahme an einer Ferienfahrt oder einem Bildungsangebot? In dieser Serie berichten ehemalige Besucherinnen und Besucher über ihre Erlebnisse und wie sie auf dem Weg zum selbstbestimmten Leben gut begleitet und individuell unterstützt wurden. Lang ist‘s her – läuft bei mir! Den Jugendtreff Au lernte Sertan, 47, 1982 kennen Ich heiße Sertan. 1982 war ich das erste Mal im Jugendtreff Au. Damals bin ich zum Erlernen der deutschen Sprache mit Freunden hingegangen. Natürlich haben wir auch die vielseitigen Freizeitaktivitäten wahrgenommen, z.B. Fußballspielen, Kochen, Ausflüge. Da mein Vater nicht damit einverstanden war, dass ich mich im Jugendtreff aufhalte, habe ich immer gelogen und erzählt „Ich gehe dort zum Deutschkurs“. Sinan, 35, besuchte mit 13 Jahren zum ersten Mal den Jugendtreff Au Beim Namen Jasminka muss ich heute immer noch gleich an das Freizeitheim denken. Wir haben sehr viel Zeit mit ihr verbracht. Sie war damals die Seele vom Freizeitheim. Mit der Zeit durften wir am Getränkeverkauf mithelfen oder auch als DJ in der Diskothek auflegen. Mit 17 Jahren lernte ich meine erste feste Freundin dort kennen. Wir haben später geheiratet und mittlerweile zwei Kinder mit 22 und 16. Auch heute noch habe ich ab und zu Kontakt zu Jasminka und freue mich immer wieder, ihre vertraute Stimme zu hören. Seit 26 Jahren arbeite ich bei der Münchner Stadtentwässerung als TV-Inspekteur (Zustandsbewertung, Sanierungsvorbereitung). Das erste Mal in der Au war ich 2001, da war ich 13 Jahre. Ich selber hatte finanziell leider nicht die Möglichkeiten, privat viel zu besitzen, aber dank der Einrichtung konnte ich viele Angebote wahrnehmen. Beispielsweise kann ich mich an die Samstag-Bundesliga-Kon-

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