K3 No. 4 - Oktober 2023

| 04 | 2023 29 Halbzeit für die Jugendpolitischen Forderungen des KJR Schwerpunkt Schon im November 2020 starteten wir – gemeinsam mit der DGB-Jugend München – mit den Vorbereitungen zur Gründung des AzubiWerks. So leiteten wir eine der vier Teilprojektgruppen zum Betriebskonzept und den pädagogischen Angeboten und brachten unsere Expertise beispielsweise aus der Wohnberatung des JIZ, azuro, jibb und dem Vorstand ein. Ziel war die Entwicklung eines Konzepts als Grundlage für eine Beschlussfassung im Münchner Stadtrat. Wunder dauern gar nicht so lange … Im Zuge der Projektgruppenarbeit mussten dabei die Vorstellungen der unterschiedlichsten Akteure – von der städtischen Wohnbaugesellschaft über freie Träger bis hin zur Verwaltung – moderiert werden. Durch intensive Diskussionen wurden insbesondere das Vergabeverfahren sowie die Mitbestimmungsstrukturen festgelegt. Anstelle von Quoten, beispielsweise für Azubis aus der Jugendhilfe oder junge Geflüchtete haben wir die Zugangschancen dadurch erhöht, dass bestehende prekäre Wohnverhältnisse der Jugendlichen und ein niedriges Ausbildungsgehalt berücksichtigt wurden. Auch wichtig: in Jugendverbänden ehrenamtlich engagierte Jugendlichen haben ebenfalls bessere Chancen im Losverfahren. Eine der größten Herausforderungen war die knappe Zeit zur Vorbereitung der beiden Stadtratsbeschlüsse sowie die im Anschluss folgende Umsetzung. Nach dem Grundsatzbeschluss im November 2021 folgte im Mai 2022 der Realisierungsbeschluss und erst darauffolgend die Gründung des AzubiWerks im Oktober 2022. Erst mit dieser formalen Gründung konnte die Geschäftsstelle inklusive Personal aufgebaut werden. Der KJR begleitete diesen Prozess durch die beiden Vertreter*innen im AzubiWerk-Vorstand intensiv. Trotzdem war zum Zeitpunkt der Auslosung der Direktvergabeplätze im März 2023 nur der Geschäftsführer des AzubiWerk eingestellt. Es dauerte schließlich bis Juli, die weiteren Stellen zu besetzen – bei bereits laufendem Betrieb des ersten Wohnheims. Bewältigt wurde diese Kraftanstrengung vor allem durch die hohe Kooperationsbereitschaft sowie den gemeinsamen Willen der beteiligten Referate, des KJR und der DGB-Jugend. Das AzubiWerk kann als gelungenes Beispiel zur Schaffung von Wohnraum unter extrem schwierigen Marktbedingungen betrachtet werden und hat Leuchtturm-Charakter für andere Kommunen. CHRIS JONES, Jahrgang 1987 aus Kressbronn, M.A. Politikwissenschaften, B.A. Pädagogik, Referent Junges Wohnen, KJR Gelungen: Münchner Haus der Schüler*innen Vernetzung ist der Schlüssel Für die Umsetzung jugendpolitische Forderungen sind ein langer Atem und stabile Vernetzungen hinein die die Stadtgesellschaft nötig, sagt Daniel Gögelein, Mitinitiator des Münchner Hauses der Schüler*innen. Der KJR hatte das Projekt von Beginn an unterstützt. Was ist eigentlich das Münchner Haus der Schüler*innen? Als damals die ersten Ideen für ein solches Haus geboren wurden, gab es den Begriff noch nicht. Heute würde man sagen, dass wir ein Co-Working-Space für junge Menschen sind. Oder anders: Co-Working meets Jugendzentrum. Räume zum Kickern gibt es aber auch anderswo … Ausgangssituation vor etwa 12 Jahren war, dass es einfach zu wenige Räume für Jugendliche in der Stadt gab, die von Jugendlichen selbst gestaltet und bespielt werden konnten. Parallel dazu gab und gib es immer wieder wissenschaftliche Studien, die bestätigen, dass es Raum und Zeit braucht, um Ideen zu entwickeln; gerade bei jungen Menschen. Die wollen eben nicht nur den ganzen Tag kickern, sondern sich mit sich und ihrer Umwelt, ihrer Zukunft auseinandersetzen. Und dafür brauchen sie Räume. Im Münchner Haus der Schüler*innen (MHDS) kann man Mitglied werden, z. B. als Jugendverband oder Verband und dann die Geschicke des Hauses auch aktiv mitgestalten. Man bekommst Schlüsselkarten und ist Teil der Selbstverwaltung. Das bedeutet, dass man die zur Verfügung stehenden Räume für Veranstaltungen, Workshops, KochAbende, Seminare oder was auch immer nutzen kann. Wir geben Raum und Material – die Inhalte bringen die Mitglieder. Also eine multifunktionale Mischung aus Tagungshaus, Jugendbildungsstätte und Offenem Treff? Das stimmt. Diese Multifunktionalität ist aber gleichzeitig der Knackpunkt. Wir können eine Fläche von insgesamt 600 qm bespielen. Die Flächen sind teilbar. Zur Gestaltung der Räume hatten wir 160.000 Euro zur Verfügung. Man muss kein Rechenprofi sein, dass das sehr wenig ist. Um aber gerade diese Multifunktionalität mit Büro, Veranstaltungsraum, Küchen usw. einbauen zu können, mussten wir vieles in Eigenarbeit bauen, z.B. die Tische. Hat sich das ursprüngliche Konzept durch seinen langen Vorlauf verändert? Das Projekt begleitet mich persönlich seit 12 Jahren. Die Ursprungsidee von selbst verwalteten Räumen von und für Jugendliche, in denen sie ernst genommen werden, ist geblieben. Aber es bedurfte einer Vereinsgründung zur Abwicklung, intensive Kontakte zur Stadt- und Landespolitik und einer konsequenten Vernetzung, um die Idee umzusetzen. Dabei haben sich natürlich viele Ideen als nicht realisierbar erwiesen – beispielsweise der Gedanke, dass man im MHDS auch übernachten könnte … 2015 gab es dann einen Stadtratsbeschluss, der uns den Weg ebnete für dieses Haus. Wir konnten uns auf die Suche nach einer geeigneten Immobilie machen. Die Schlüsselübergabe für unser jetziges Haus am Stiglmaierplatz war 2020. Es hat unendlich lange gedauert. Viele Immobilien waren nicht geeignet, interne Entscheidungsprozesse haben aufgrund ihres konsequent partizipativen Ansatzes sehr lange gedauert. Da gab es leider keine schnellen und guten Lösungen. Leute treffen, Ideen entwickeln, experimentieren, chillen – ein Haus, tausend Möglichkeiten. Foto: MHDS

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