K3 No. 5 - Dezember 2022

Schwerpunkt: Nachhaltigkeit www.kjr-m.de ■ Vernetzen, vernetzen, vernetzen! ■ Teamspirit im Schottenrock ■ „Mehr als Zimmer, Küche, Bad“ Das Magazin des Kreisjugendring München-Stadt 28 . JAHRGANG | AUSGABE 5 | DEZEMBER 2022

| 03 | 2022 2 das war Inhalt 3 kurz & knapp / 7 Impressum / 28 zum Schluss das kommt Keine Unternehmensdarstellung, kein Zeitungsartikel – und kein Stammtischgespräch, in denen nicht das Wort „Nachhaltigkeit“ vorkommt. Oft als Forderung, manchmal leider auch als Verunglimpfung derer, die sich dafür einsetzen. Die gute Nachricht: Schön, dass dieses Wort noch immer und immer stärker in aller Munde ist, auch wenn es von Zeit zu Zeit „abgelutscht“ klingen mag. Denn es gibt tatsächlich kaum etwas Wichtigeres als diese Enkelgerechtigkeit, Hartnäckigkeit, Entschlossenheit – alles Synonyme für dieses Handeln heute für morgen. Es gibt nur ein Problem dabei. Das Bewusstsein dafür, dass sich etwas ändern muss, ist allgegenwärtig – sogar bei den größten Klima-Zweiflern. Der Transfer vom Erkennen ins Handeln bleibt indes holprig und gelingt leider noch viel zu selten. Ab Seite 16 Schwerpunkt: NACHHALT IGKE I T gettyimages/Petmal Tagung zu historisch-politischer Jugendarbeit 8 Vernetzen, vernetzen, vernetzen! Natur und Spiele 9 Teamspirit im Schottenrock LGBTI*-freundliche Kinder- und Jugendtreffs ausgezeichnet 10 23 mal „Offen für ALLE“ Lang ist‘s her – läuft bei mir! 12 „Das ist aus mir geworden“ Deutsch-israelischer Jugendaustausch 14 Bewegte Jugend – in bewegten Zeiten AzubiWerk schafft günstigen und attraktiven Wohnraum für Azubis 15 „Mehr als Zimmer, Küche, Bad“ Wenn es einen weiterführenden Link oder eine ausführlichere Version eines Artikels online gibt, führt ein QR-Code direkt dorthin. NEUER SERVICE für unsere Leser*innen:

kurz & knapp | 05 | 2022 3 Indischer Palast mitten in München Madhubani-Malerei, Stoffdruck, Schminken, indische Gewürzen und Klangschalenmassage im Märchenzelt: In der letzten Sommerferienwoche waren 42 Kinder den Geheimnissen der indischen Kultur auf der Spur. Zum Abschluss des Ferienprogramms „Komm doch mit nach Indien“ luden die Kinder zur großen Gala in die zum indischen Palast verwandelte Turnhalle des Kinder- und Jugendtreffs ZeitFrei ein – mit Yoga am Pfahl, Zauberei, Feuermenschen und Fächerfeen. Den ganzen Artikel lesen unter www.kjr-url.de/k3-indien Radtour „Junge Interessen an der Isar“ Grillen, chillen, Musik hören, angeln, Bier trinken, Kajak fahren oder schwimmen: Kaum ein Ort in München bietet jungen Menschen so viele Freiräume wie die Isar. Doch deren Interessen werden selten gehört. Um das zu ändern, hat der KJR Vertreter*innen aus Politik und Stadtverwaltung zur Isar-Radtour eingeladen. Stationen waren nicht nur Hotspots des Partylebens, sondern auch von Sport und Naturschutz – und eine der wenigen Flächen in München, die legal mit Graffitis gestaltet werden darf. Den ganzen Artikel lesen unter www.kjr-url.de/k3-isar Ergebnisbericht STEP2040Jugenddialog Beim STEP2040-Jugenddialog ist es gelungen, junge Münchner*innen in die Diskussion zur Stadtentwicklungsplanung einzubeziehen und eine Fülle an Themen, die Jugendliche für die Zukunft ihrer Stadt wichtig finden, in den STEP2040-Dialog einzubringen. Die Ergebnisse können sich sehen lassen, das zeigt der Ergebnisbericht. Dieser ist unter muenchen.de/stepjugend abrufbar. Gleichzeitig hat das Referat für Stadtplanung und Bauordnung damit begonnen, alle Ergebnisse der Öffentlichkeitsbeteiligung zum STEP2040, also der Online-Beteiligung, des Bürgerrats, einiger Workshops und eben auch des Jugenddialogs, systematisch in den STEP2040 einzuarbeiten. Der Stadtrat wird sich voraussichtlich im Frühjahr 2023 mit der überarbeiteten Fassung beschäftigen. Neuer Treffpunkt für Kinder und Jugendliche im Arnulfpark Das Neubaugebiet am Arnulfpark ist gar nicht mehr so neu, seit vielen Jahren ist dort ein Freizeittreff für Kinder und Jugendliche geplant. Der Bauplatz ist vorhanden, doch mit dem Bau geht es nicht voran, noch ist der erste Spatenstich gar nicht gesetzt. Familien mit kleineren und größeren Kindern gibt es jedoch zuhauf. Deshalb hat der KJR am 4. November einen Bauwagen im Arnulfpark als Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche eröffnet. Damit hat sein mobiles Spielangebot nun wieder ein festes „Zuhause“. Der Bauwagen steht an der Kreuzung Erika-Mann-/Helmholtzstraße nahe dem Arnulfsteg. Er bietet künftig an vier Nachmittagen je drei Stunden Programm: Für Kinder von sechs bis zehn Jahren immer montags und mittwochs ab 15:30 Uhr, für Teenies zwischen elf und 13 Jahren dienstags und donnerstags ab 16 Uhr. Was passiert, wird gemeinsam bestimmt; für die Ferien sind Ausflüge geplant. Bayerische Ehrenamtskarte über Juleica-System Ab sofort können in Bayern tätige Jugendleiter*innen, die online die „Jugendleiter*in-Card Juleica“ beantragen, gleich die Bayerische Ehrenamtskarte mitbestellen. Das bisherige Verfahren der Beantragung über das Team Jugendverbandsarbeit im KJR wird nun durch einen Klick im Juleica-System ersetzt und ist so noch einfacher für die Jugendleiter*innen. Nach dem Juleica-Antrag können Jugendleiter*innen im System einen Haken bei der Bayerischen Ehrenamtskarte setzen und diese wird nach der Bearbeitung durch das Direktorium der LH München zugeschickt.

kurz & knapp | 05 | 2022 4 Wiesn-Auftakt beim KJR Hendl, Haxn, Brotzeitbrettl, Riesenbrezn, natürlich auch vegane Speisen, dazu Bier vom Fass, frisch angezapft von der KJR-Vorsitzenden Judith Greil: viele Kolleginnen und Kollegen haben am 16. September gemeinsam den KJR-Wiesn-Auftakt gefeiert. Einen Tag vor Beginn der „großen“ Wiesn kamen rund hundert Gäste ins SBZ Fideliopark, dessen Team um Leiter Flo Sachs das Wiesn-Fest mit viel Herzblut ausgerichtet hatte. Neben Herzhaftem gab es auch Schokospieße und Zuckerwatte, dazu Live-Musik und Foto-Aufgaben. So galt es unter anderem, ein Foto gemeinsam mit einem Vorstandsmitglied zu machen oder mit Kolleginnen oder Kollegen, die kürzer als ein Jahr beim KJR sind. Wall of Fem Für Generationen von Jugendlichen gilt der Saal als „Herzstück“ des Jugendtreffs am Biederstein (JTB). Nun wurde die Saalaußenwand neu gestaltet. Eine 20 Meter lange und fast 3 Meter hohe Holzkonstruktion wurde zur künstlerischen Gestaltungsfläche. Mit einem besonderen Graffiti-Projekt entstand eine „Wall of Fem“. Von 31. Oktober bis 1. November wurden Mädchen und junge Frauen des Offenen Treffs angeleitet, ihre Ideen auf die Wand zu bringen. Was ist aktuell typisch für den JTB? Motive von HipHop über Asia-Nudeln, Dance in diversen Sprachen, Disko-Kugel, BubbleTea, Game-Figuren, Diversity-Torte bis hin zu einem bunten 70-Jahre-Biederstein-Logo wurden gesprayt. Für dieses besondere „Female-Art-Projekt“ konnte mit Chris AKA „CTMB“ aus Freilassing quasi über Nacht ein wunderbarer Unterstützer gefunden werden, nachdem die Künstlerin Soma aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig ausfiel. Die Neugestaltung der Wand war zugleich Auftaktveranstaltung zum Jubiläumsjahr 2023. Der JTB wird 70 Jahre alt. Podiumsdiskussion „Wohnen“ „Ausbildung geschafft – Wohnen Fehlanzeige“ war der Titel einer Podiumsdiskussion am 6. Oktober im Bel levue di Monaco über Wohn- und Lebensperspekt i ven von Berufseinsteiger*innen – mitveranstaltet u.a. vom JIZ. Nach einführenden Statements von Azubis mit Fluchthintergrund diskutierte Gastgeber und Moderator Stephan Dünnwald vor rund 50 Gästen mit Vertreter*innen aus Sozialarbeit, Stadtrat und Verwaltung speziell auch über die prekäre Situation von Azubis mit Gestattung oder Ausbildungsduldung. Alle waren sich einig, dass viele junge Leute, auch nach erfolgreicher Ausbildung, nur schwer eine bezahlbare Unterkunft finden werden. Die Vertreter*innen des Stadtrats und Gerhard Mayer vom Amt für Wohnen und Migration unterstrichen ihren Willen, trotz aller Widrigkeiten geeignete Wohn- und Unterstützungsmöglichkeiten für Azubis und junge Fachkräfte zu schaffen. Vor kurzem wurde z.B. das Azubiwerk München gegründet (s. auch S. 15) und ein erstes „Flexiheim“ für junge Wohnungslose eröffnet – weitere Projekte sollen folgen. Aufzeichnung der Veranstaltung bei YouTube: www.kjr-url.de/7ow Besuch in Maulwurfshausen Am 6. Oktober besuchte Bundestagsabgeordnete Saskia Weishaupt (Grüne) mit ihrer Wahlkreismitarbeiterin Francesca Rieker den Abenteuerspielplatz Maulwurfshausen. Bei einer Führung mit Einrichtungsleiter Matthias Fleischmann zeigte sich Weishaupt beeindruckt von den vielfältigen Möglichkeiten für Kinder und Jugendliche, kreativ zu werden und u.a. selbst kleine Hütten zu bauen. Nach der Führung gab es einen Austausch mit Matthias Fleischmann und der KJR-Vorsitzenden Judith Greil zu den aktuellen Herausforderungen der Kinder- und Jugendarbeit mit Blick auf die Folgen der Corona-Pandemie, den Ausbau des Ganztags, die Reform des SGBVIII (Inklusion). Alle waren sich einig, dass junge Menschen Freiräume brauchen, um sich gut entwickeln zu können. Saskia Weishaupt bestätigte die positive Wirkung von Jugendarbeit auf Kinder und Jugendliche aus ihrer eigenen ehrenamtlichen Erfahrungen bei der Grünen Jugend.

kurz & knapp | 05 | 2022 5 Bayernweiter K-Pop-Contest Biederstein goes KDCB – „Korean Dance Contest Bavaria“ im Jugendzentrum Fronte 79 Ingolstadt: Mehr als 40 K-Pop-begeisterte Jugendliche aus dem Jugendtreff am Biederstein (JTB) füllten Anfang Oktober den Veranstaltungsraum zusammen mit Tanzgruppen aus ganz Bayern, Frankfurt, Berlin und der Schweiz. Nach etlichen Trainingsstunden im Offenen Treff traten jeweils drei Solotänzer*innen, Duos und Gruppen aus dem JTB an. Alle wurden lautstark vom Publikum angefeuert und mit Plakaten, die auf der Hinfahrt im Zug gestaltet worden waren, supportet. Zwei der Gruppen schafften es dann auf die Siegertreppe. Zum Abschluss tanzten alle bei einer Stunde „Random Dance“ vor der Bühne. Auf der Heimfahrt waren sich fast alle einig: nächstes Jahr wollen sie auch am Contest teilnehmen, denn dabei sein ist alles, es geht nicht primär ums Gewinnen. Chill-Lounge fürs FEZI Schon lange haben sich die Jugendlichen des FEZI – Kinder- und Jugendtreff am Wettersteinplatz – eine Chill-Lounge für draußen gewünscht. Dieses Jahr im Spätsommer ist es endlich wahr geworden. Im Innenhof des FEZI wurde mit Jugendlichen erst geschrubbt, dann geschraubt. Innerhalb von zwei Tagen war der neue Außenbereich fertig. Mit Pflanzen, die zum Graffiti passen, und natürlich durften auch LED-Lichter nicht fehlen. Beim ersten Probesitzen wurden schon Cocktailwünsche geäußert. Dort zu sitzen, fühlt sich fast wie Urlaub an. Also genau richtig für die kühle Jahreszeit. The Games 2022 – Weiterführung einer Tradition Steinschleuderschießen, Nägel angeln, Gummistiefelweitschnippen: Das waren drei von sieben Disziplinen bei „The Games 2022“. Zu diesen abenteuerlichen Spielen hatten die im Arbeitskreis „MASP“ (Münchner Abenteuerspielplätze und Umgebung) zusammengeschlossenen Aktivspielplätze eingeladen. Nach zwei Jahren Corona-Pause traten rund 100 Teilnehmende in drei Altersgruppen in Zweierteams auf dem Gelände des Abenteuerspielplatzes der Oase Neuhausen an. Den ganzen Artikel lesen unter www.kjr-url.de/k3-games Digital Streetwork Unterstützungsangebote der Jugendarbeit und Jugendhilfe sind jetzt auch auf Social Media und Gaming-Plattformen präsent. Das bayerische Modellprojekt ist bislang einmalig in Deutschland. Mehr Infos dazu gibt es beim BJR (www.kjr-url.de/bjr) und unter www.digital-streetwork-bayern.de. Kann Kunst die Welt verändern? Acht Mädchen aus dem Jugendtreff pfiffTEEN haben am 3. November fast drei Stunden in der Kunsthalle München mit den Werken des französischen Künstlers JR verbracht. Sie haben dabei viele Momente ihres eigenen Lebens entdeckt und sich mit der Frage beschäftigt, ob Kunst die Welt verändern kann. Den ganzen Artikel lesen unter www.kjr-url.de/k3-kunst

| 05 | 2022 6 kurz & knapp IKEA Was für eine Freude: 10.000 Euro Spende der IKEA Niederlassung Eching! Am 7. September fand die offizielle Scheckübergabe statt mit der KJR-Vorsitzenden Judith Greil sowie Julienne Rupp-Heiss, Liane Urban und Jasmina Schreckenberg von IKEA (v.r.n.l). Trend Micro Kristin Köbelin vom Unternehmen Trend Micro ist begeisterte Läuferin und konnte 16 Kolleginnen und Kollegen motivieren, mit ihr am 9. Oktober beim München Marathon zu starten. Gelaufen wurde nicht nur aus Spaß an der Freude, sondern für den guten Zweck. Jeder Kilometer brachte 10 Euro und 319 km wurden absolviert. Somit freute sich KJR-Vorsitzende Judith Greil (re.), einen Scheck im Wert von 3.190 Euro von Ursula-Barbara Schmidt (Mitte), Director Marketing Germany, und Kristin Köbelin (li.), Marketing Manager, überreicht zu bekommen. IWK Communication Partner Es ist immer schön, Förderer auch einmal persönlich kennenzulernen – perfekt, wenn dies im Rahmen einer offiziellen Scheckübergabe passiert. Herzlichen Dank an Ira Wülfing von IWK Communication Partner und ihr Team, die sich schon länger für das KJR-Spendenprojekt „Hilfe für Kids“ interessieren und engagieren und in diesem Jahr 2.500 Euro spendeten. V.l.n.r. Frauke Gnadl (Hilfe für Kids), Ira Wülfing und ein Teil des Agentur-Teams. Kunstaktion für Frieden 1000 Peace-Zeichen Obwohl der Krieg oft die Nachrichten bestimmt, sind Peace-Zeichen im Stadtbild derzeit selten zu sehen. Das änderte sich im Oktober, als in der Münchner Innenstadt 1000 Peace-Zeichen auftauchten. Sie prangten an Litfaßsäulen und in Plakatständern. Wo sonst Werbung hängt, warben sie für Frieden. Und sollten, so die Künstlerin und Initiatorin Regina Haller, für sich selbst sprechen. Knapp zwei Wochen lang waren hunderte verschiedener Motive im Format Din A1 zu sehen. Die Plakate waren Unikate, allesamt gestaltet von Kindern und Jugendlichen. Mit eigenen Motiven und Kunstwerken dabei waren der Kindergarten Schäferwiese und die Kindervilla Theresia sowie die Freizeitstätten Freizeittreff Freimann, Kindertreff und Jugendtreff Akku, Oase Neuhausen und der Natur- und Kulturtreff Rumfordschlössl. Spenden für „Hilfe für Kids“ Creditreform Am 10. November besuchte uns Philipp Ganzmüller vom Unternehmen „Creditreform München Ganzmüller, Groher & Kollegen KG“. Er kam nicht a l le ine : Neben se iner Kollegin Julia Basha war auch ein Spendenscheck mit dabei. Fast genau vor einem Jahr fand bereits eine Scheckübergabe mit Philipp Ganzmüller statt, damals noch mit Maske und Abstand. Jetzt also ohne, und dann schaut so ein Foto doch direkt nahbarer aus. Herzlichen Dank für die Spende von 1.000 Euro für „Hilfe für Kids“!

kurz & knapp | 05 | 2022 7 Ausgabe 5/2022 | erschienen am 28.11.2022 Verleger: Kreisjugendring München-Stadt des Bayerischen Jugendrings Paul-Heyse-Str. 22, 80336 München Telefon 089 / 51 41 06-978, Fax 089 / 51 41 06-45 E-Mail: info@kjr-m.de, Internet: www.kjr-m.de Verantwortlich: Judith Greil, Vorsitzende Redaktion: Angelika Baumgart-Jena (verantwortlich), Lisa Bommhardt, Lilien Capune, Michael Graber, Kerstin Hof, Marko Junghänel, Petra Kutzner, Valeria Moskalenko, Armin Schroth, Gecko Wagner, Ingrid Zorn Unterstützung im Schwerpunktteil durch Julia Traxel, KJR-Nachhaltigkeitsbeauftragte Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder Titelbild: gettyimages/Nastco Verwaltung: Jana Beyreuther Layout: Fa-Ro Marketing, München Druck: Senser-Druck, Augsburg Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier Auflage: 2.600 Exemplare Abonnementpreis: Der Bezug ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. Erscheinungsweise: 5 Ausgaben jährlich Nächste Ausgabe Erscheinungsdatum: 27.02.2023 Redaktionsschluss: 16.01.2023 Sie erhalten fünfmal jährlich das KJR-Magazin K3. Gerne möchten wir Ihnen unser Magazin weiterhin zusenden. Gemäß der DSGVO informieren wir Sie, dass wir die Adressdaten ausschließlich für den Versand des K3 verwenden, es sei denn, Sie sind bei uns in weiteren Verteilern eingetragen (z.B. für Fachtagungen). Die Daten werden grundsätzlich nicht an Dritte weitergegeben. Sie können das K3-Magazin jederzeit abbestellen bzw. sich aus den Verteilern löschen lassen. Bitte senden Sie dazu eine E-Mail an k3@kjr-m.de Gefördert aus Mitteln der Landeshauptstadt München Hier geht’s zum als FlippingBook: | 20 2 Impressum Nachwuchs gewinnen Am 26. Oktober kamen am Career Day an der Stiftungshochschule Bendiktbeuren wieder alle zusammen, die in der sozialen Landschaft Rang und Namen haben und demonstrierten, wie breit das Angebot professioneller Arbeit aufgestellt ist. An rund 50 Ständen wurde beraten, informiert, sich ausgetauscht und für die gemeinsame Sache begeistert! Der KJR war mit einem Dreier-Team vertreten und konnte in gut 40 Einzelgesprächen die Sache der Offenen Jugendarbeit und auch sein Engagement bei der Betreuung in Kindertageseinrichtungen interessierten jungen Studierenden sowie auch erfahrenen Kolleginnen und Kollegen vermitteln. Ein rundum gelungener Fachtag für einen begeisterten Nachwuchs! FEZI und Olympia Als Abschluss des Jahresthemas „Olympia“ ging es für einige FEZI-Kinder in den Olympiapark: vom Olympiadorf und dem „Olympia-Zoo“ vorbei an den Olympischen Ringen zum Olympiaturm. Natürlich mit den dazugehörigen Informationen. Von unten sah der Turm schon riesig aus – und dann sieben Meter pro Sekunde im Fahrstuhl, das ist für die Ohren doch ganz schön schnell! Neben dem „Wow“, wie viel Grün es in München gibt, waren die Fotos vom Bau des Fernsehturms am interessantesten. Allein der Begriff „Kletter-Kran“ regte die Fantasie der Kinder an. Die Ausbesserungen bzw. Rückbepflanzung von den European Championships konnte man von oben sehr gut erkennen. Zur Kirche von Väterchen Timofei haben wir es leider nicht mehr geschafft. Partizipation und Standing Ovations Die Beteiligung junger Menschen war der Schwerpunkt der Herbstvollversammlung am 15. November. An acht Themeninseln diskutierten die knapp 90 Delegierten der Münchner Jugendverbände bessere Möglichkeiten der Partizipation, etwa in der Schule, in Ausbildung und Studium oder in der Stadtpolitik. Stadträtin Lena Odell räumte in ihrem Grußwort für die Landeshauptstadt ein, dass sie sich mehr wünsche, als schon erreicht sei – aber Stadt und KJR seien „auf einem guten Weg”. Sie schlug vor, „2023 zum Jahr der Partizipation“ zu machen. „Das nehmen wir gerne auf”, antwortete KJR-Vorsitzende Judith Greil. Als am Ende eine KJR-Kollegin nach 30 Dienstjahren verabschiedet wurde, gab es stehenden Applaus. Für wen – und was die Herbstvollversammlung noch beschäftigte? Den ganzen Artikel lesen unter www.kjr-url.de/k3-hvv

8 das kommt | 05 | 2022 das war Vernetzen, vernetzen, vernetzen! Es ist eine Graswurzelinitiative seit fast 15 Jahren: Vertreter*innen verschiedener Jugendringe und Organisationen in Deutschland, alle unterwegs auf dem Gebiet der historisch-politischen Bildungsarbeit, treffen sich jedes Jahr in einer anderen Stadt. In eher informellem Rahmen tauscht man sich aus, lernt Projekte kennen und nimmt Impulse für die eigene Arbeit oder auch für Kooperationen untereinander mit. Seit über zehn Jahren ist auch der KJR München-Stadt dabei. Nach der langen Corona-Pause konnte die KJR-Fachstelle Demokratische Jugendbildung von 21. bis 23. Oktober endlich wieder nach München einladen: Hamburg, Brandenburg, Nürnberg, Stuttgart, Erfurt und Berlin hatten sich diesmal angemeldet. Die Tagungsgäste erwartete ein Querschnitt verschiedener Methoden und Themen der historischen und politischen Bildungsarbeit des KJR. Nach der Austauschrunde am Freitag ging es zum Abendessen an einen historischen Ort: Im Nebenraum der ehemaligen Gastwirtschaft Fasaneriegarten in Neuhausen, heute die „Osteria da Antonio“, traf sich der junge Otto Kohlhofer unter dem Decknamen „Betti Gerber“ seit 1933 heimlich mit seinen Freunden von der kommunistischen Jugend (KJVD), um Aktionen gegen die Nationalsozialisten vorzubereiten und durchzuführen. 1935 wurde die Gruppe enttarnt, Kohlhofer überlebte Zuchthaus und jahrelange KZ-Haft nur knapp. Er war später einer der maßgeblichen Initiatoren für die Gedenkstätte und Jugendbegegnung auf dem ehemaligen Gelände des KZ Dachau. Der Samstagvormittag war geführten Rundgängen durch das NS-Dokumentationszentrum gewidmet. Am Nachmittag begrüßte KJR-Kollege Elias Eberl die Gäste für einen Rundgang durch das ehemalige NS-Parteiviertel nach einem beeindruckenden Konzept, das er im Rahmen seiner Masterarbeit mit gezieltem Blick auf junge Generationen erarbeitet hat. Zurück am Königsplatz wartete das Demokratiemobil des KJR auf die Tagungsgruppe: Leiterin Ulrike Ahnert und ihre Assistentin Ginger Whiting hatten Mitmach-Angebote ihrer aktuellen Tour durch Münchner Stadtviertel aufgebaut, Konzept und Hintergründe politischer Bildung im öffentlichen Raum erklärt und die Gäste eingeladen, die Angebote direkt auszuprobieren. Eventuell bekommt das Projekt Demokratiemobil demnächst „Füße“, so groß war die Begeisterung, Ähnliches in der eigenen Stadt zu initiieren… Abends besuchten die Gäste das Münchner „Haus der Schüler*innen (MHDS)“ am Stiglmaierplatz: Bei Fingerfood und Getränken informierte Lukas vom Vorstand des MHDS über Werdegang und Prinzip der Selbstorganisation von Schüler*innen in ihrem Haus. Die Gäste waren nachhaltig beeindruckt, sowohl aufgrund der großzügigen Räumlichkeiten als auch der Bereitschaft der Stadt München, das Projekt maßgeblich zu finanzieren. Am Sonntagfrüh ging es weiter mit dem letzten Programmpunkt der Tagung, die Erinnerung an das rechtsextreme Oktoberfest-Attentat 1980. Eingeleitet wurde das Thema durch die beeindruckende und berührende Filmdokumentation „Im Kampf gegen das Vergessen“, produziert 2020 von der DGB-Jugend gemeinsam mit der Mediaschool Bayern unter schwierigsten Corona-Bedingungen. Versorgt mit wichtigen Hintergrundinformationen zum Attentat begab sich die Tagungsgruppe anschl ießend zum Erinnerungsort am Wiesn-Eingang und wurde dort bereits von Dr. Sabine Schalm und Dr. Moritz Kienast vom Kulturreferat München erwartet. Sie hatten in langwieriger Überzeugungsarbeit und unter Beteiligung von Überlebenden und Angehörigen Konzept und Präsentation der Outdoor-Ausstellung zum Attentat 1980 entwickelt, die sehr ansprechend und konkret Fakten und Stimmen zu dem bislang größten rechtsextremen Verbrechen in der bundesdeutschen Geschichte zusammenfasst. Die Ereignisse des 26. September 1980 und der skandalöse Umgang mit dem Attentat seitens Politik und Behörden warf viele Fragen auf und bewegte die Gäste nachhaltig. So blieb für die Abschlussrunde der Tagung im KJR nur noch wenig Zeit. Doch den herzlichen Dank und das einstimmige Lob der Gäste möchte ich an alle Referent*innen weitergeben, die diese Tagung in München so großartig unterstützt haben. Selbstorganisierte Netzwerke wie diese jährlichen Tagungen tragen ganz maßgeblich zu gemeinsamen Wegen und Entwicklungen in der Erinnerungsarbeit wie der politischen Bildung in Deutschland bei. Sie bieten einen enormen Spielraum für Diskussionen ganz konkreter, selbstgewählter Themen-, Methoden- und Erfahrungsfelder, für einen – nicht zu unterschätzenden – informellen Austausch und sie geben letztlich wertvolle Impulse für die konkrete Arbeit vor Ort. Sylvia Holhut, Demokratische Jugendbildung, KJR Die schillernd-bunten Regenschirme gab es am Rande der Sonderausstellung „To be seen – queer lives 1900-1950“ im NS-Dokumentationszentrum Tagung zu historisch-politischer Jugendarbeit

9 das kommt | 05 | 2022 das war Schon von Ferne hört man es auf der Nordheide dudeln. Langsam schreitet der mit Kilt bekleidete Dudelsackspieler Mike Dahlmann von den „Claymore Pipes & Drums“ über die Wiese. Aus seiner Bag-Pipe ertönt traditionelle schottische Musik. Wie jedes Jahr im Herbst war es auch an diesem 8. Oktober wieder so weit. Der Arbeitskreis Jungen* des KJR lud bereits zum 15. Mal Jungen* zwischen 7 und 15 Jahren ein, sich bei den Highland Games in ungewöhnlichen Disziplinen auszuprobieren. Teamgeist statt Einzelkampf Die Highland Games stammen – wie es der Name verrät – aus den schottischen Highlands und haben dort eine Jahrhunderte alte Tradition. Sie entstanden in der Zeit der keltischen Könige in Schottland und wurden ausgetragen, um die stärksten und schnellsten Männer zu finden, die dann Leibwächter und Boten des Königs wurden. Gekämpft wurde sportlich, aber erbittert. „Bei uns geht es aber ganz ohne Blutvergießen ab“, versichert Tom Droste, Leiter des RIVA NORD, schmunzelnd. Ganz im Gegenteil: Bei dem pädagogischen Angebot steht weniger der Kampf um Platz eins im Vordergrund als vielmehr die Erfahrung, sich gemeinsam in der Natur zu bewegen und spielerisch Teamgeist zu erlernen. Das RIVA NORD als nördlichste Einrichtung des Kreisjugendrings ist bereits seit den Anfängen 2008 Austragungsort und aufgrund seiner Lage geradezu prädestiniert für die Wettkämpfe. Es liegt am Rand der Nordheide, auch bekannt als Panzerwiese, einer etwa 200 Hektar großen Heidefläche, auf der die einzelnen Wettkampfstationen aufgebaut werden. Knapp 50 Jungen* aus sämtlichen Himmelsrichtungen und Einrichtungen haben sich dort – dem nasskalten Wetter trotzend – am Samstagmorgen eingefunden, hochmotiviert und bereit, die Herausforderungen anzunehmen. Gemeinsam die Welt schultern Auf sie warten klassische Wettkampfdisziplinen wie Steinweitwurf, Stammwerfen, Bogenschießen und Sackdreschen, die Fokus und Konzentration fördern und den Ehrgeiz de r Te i l nehmenden wecken. Die Disziplinen wurden ergänzt durch Stationen, die Teamgeist und Partnerarbeit stärken. So müssen die Jungs* beispielsweise bei Carry the World eine große aufblasbare Weltkugel gemeinschaftlich balancieren und mit der Da-Vinci-Brücke eine Holzbrücke bauen, die ganz ohne Nägel und Schrauben auskommen Teamspirit im Schottenrock Zum 15. Mal richtete der AK Jungen* des KJR die Highland Games in der Nordheide aus muss. Die Kinder und Jugendlichen lernen so, kooperativ und gemeinschaftlich Ideen zu entwickeln und eine kniffelige Aufgabe zu lösen. Beim Naturquiz Journey to Nature mit Gebietsbetreuer Tobias Maier vom Heidehaus dürfen die Kinder und Jugendlichen ihr Wissen rund um Flora, Fauna und Tierwelt der Heidelandschaft unter Beweis stellen. An zahlreichen weiteren Stationen kann jeder der anwesenden Jungs* etwas für sich entdecken. Beim gemeinsamen Essen werden zwischendurch die kalten Finger an leckerer Kürbissuppe gewärmt. Traditioneller Höhepunkt der KJR-Highland-Games ist wie jedes Jahr der Tug of War, das Tauziehen zwischen Kindern und Betreuern. Und auch in der 15. Ausgabe der Wettkämpfe gingen die Kinder wieder als Sieger am Seil hervor. Bernhard Rutzmoser, Beauftragter für Jungen*, junge Männer* und LGBTIQ, KJR Bogenschießen, eine von 15 Disziplinen der Highland Games – dazu schottischer Sound vom Dudelsack (unten) Hält ohne Nägel und Schrauben: die Da-Vinci-Brücke Natur und Spiele

10 das kommt | 05 | 2022 das war Weltweit fordern Mädchen und junge Frauen am 11. Oktober Gleichberechtigung in allen Lebensbereichen, ein Ende der Gewalt an Mädchen und Frauen im Namen von Tradition und Kultur und das Ende der Zwangsehe. Vom Day of the Girl zur Girlz-Week Der Jugendtreff am Biederstein machte aus dem Day of the Girl eine ganze Girlz-Week. Mädchen und junge Frauen forderten Gleichberechtigung in allen Lebensbereichen mit der Sprache der Jugend- kultur, von Skaten über Rap bis Waacking Internationaler Mädchentag Das Demokratiemobil des KJR beteiligte sich mit der Aktion „Körperliche Selbstbestimmung“. Es gab drei Stellwände mit Fragen und Sätzen, die Teilnehmende beschäftigt haben. Antworten wurden mit Magneten an die Stellwände gehängt. Antworten auf die Frage „Wie viel Zeit und Gedanken wende ich täglich für mein Aussehen auf?“, waren unter anderem: „4-5 Stunden“, „30 Minuten“, „1 Minute“ und „genug, damit ich mit mir zufrieden bin“. Teilnehmende wollen ihre Zeit auf unterschiedlichste Weise anders verbringen, wenn das Aussehen keine Rolle in der Gesellschaft spielen würde: „mehr Zeit für mich“, „Spaß mit Freunden haben“ und „essen, was ich will“. Außerdem wünschen sie sich eine Gesellschaft, in der Frauen gleichGirls* united – jetzt erst recht! Unter dem Motto „Girls* united – jetzt erst recht“ hat der Internationale Mädchen*tag am 11. Oktober von 15 bis 18 Uhr am Marienplatz stattgefunden. Verschiedene Organisationen setzten sich dabei für die Gleichberechtigung von Mädchen* und jungen Frauen* ein Moderatorinnen Fadila, Esma und Anne Auch die Mädchen und jungen Frauen vom Jugendtreff am Biederstein (JTB) machten an diesem Tag auf ihre Forderungen aufmerksam. In den Tagen vor dem Aktionstag war der Jugendtreff nur für Mädchen und junge Frauen geöffnet. In dieser „Girlz Week“ vom 4. bis 11. Oktober konnten sich die Besucherinnen mit den Themen des „Day of the Girl“ auseinandersetzen und an Workshops von Skateboard über K-Pop und Rap bis zur Streetdance-Variante Waacking teilnehmen, alle angeleitet von jungen Frauen. Höhepunkt der „Girlz Week“ war der „Day of the Girl“ am 11. Oktober an der Münchner Freiheit. Bei 20 Auftritten zeigten 30 Mädchen und junge Frauen aus dem Biederstein ihre Power. Auf dem Programm standen Poetry Slam, Waacking, Gesang, K-Pop, Afro und HipHop. In Interviews nach den Performances artikulierten die Mädchen und jungen Frauen ihre Forderungen zum „Day of the Girl“. Special Guest war auch in diesem Jahr wieder Poetry Slamerin Yasmin aus Berlin, die das Publikum mit ihren Texten begeisterte! Danach ging es bereits zum dritten Mal zur „Night of the Girl“ ins Biederstein. Auf dem Podium diskutierten Yasmin, Anne und Esma Themen von weiblicher Genitalverstümmelung über Stalking, Mobbing und Ängsten auf dem Heimweg bis zu ihren Erfahrungen während den Corona-Einschränkungen. Die Mädchen und jungen Frauen im Publikum berichteten von eigenen Erfahrungen und konnten Fragen stellen. Wäre der 11. Oktober kein Dienstag in einer Schulwoche gewesen, hätte die Podiumsdiskussion noch viel länger dauern können. Denn die Gesprächsthemen gehen nie aus. Katharina Ballhausen, JT Biederstein, KJR berechtigt behandelt und alle akzeptiert werden, sowie eine Gesellschaft „ohne Mobbing“, „ohne Rassismus“ und „ohne Krieg“. Die Teilnehmenden konnten sich Informationsmaterialien, Gummibärchen und Schlüsselbänder mit der Message „Schönheits- ideal? Ich kann mehr!“ mitnehmen. „Körperliche Selbstbestimmung“ bedeutet, Mädchen* und junge Frauen* sollen das Recht haben, selber zu entscheiden, wie sie sich in der Gesellschaft zeigen. Am Mädchen*tag haben zudem Tanzauftritte unterschiedlicher Tanzarten und -gruppen stattgefunden. Auch eine Tanz-Mitmach-Aktion für alle hat es gegeben. Die zweiten Bürgermeisterin Katrin Habenschaden besuchte die Veranstaltung und berichtete dem Publikum von ihren Zuständigkeiten und Funktionen. Besonders wichtig sei ihr die Gleichberechtigung zwischen Frau und Mann, für die sie sich einsetzt. Begleitet wurde Katrin Habenschaden von anderen Politiker*innen aus dem Münchner Rathaus. Sie beantworteten Fragen, von Bürger*innen aufgeschrieben worden waren – vorgelesen von einer sehr jungen Moderatorin. Danke an alle Kooperationspartner*innen! Ginger Whiting, Junges Engagement, KJR Die Moderatorinnen des Internationalen Mädchen*tags am Marienplatz Jugendtreff am Biederstein

11 das kommt | 05 | 2022 das war Nach zweijähriger Corona-Pause konnte am 4. Oktober 2022 im Jugendtreff M10 City in der Maxvorstadt wieder das Siegel „Offen für ALLE“ verliehen werden. Stadtrat Christian Vorländer vergab die Urkunden an acht Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit. Zum ersten Mal mit dem Siegel ausgezeichnet wurden die Einrichtung CultureClouds e.V., die Feierwerk Funkstation, das Quax – Zentrum für Freizeit und kulturelle Bildung, der Kulturtreff für Kinder und Jugendliche Jump In, das Kinder- und Jugendhaus Kunterbunt KUBU, das SBZ am Hart, der 103er Freizeittreff Obergiesing und der gastgebende Jugendtreff M10City. Das Zertifikat wird für die Dauer von vier Jahren verliehen, danach müssen sich die Einrichtungen erneut bewerben. Ihre Zertifizierung erfolgreich erneuert haben das IMAL / International Munich Art Lab, die Feierwerk Südpolstation, die Freizeitstätte Neuland, die Aubinger Tenne sowie der Kinder- und Jugendtreff ZeitFrei. 23 Kinder- und Jugendtreffs sind zertifiziert Somit dürfen sich nun 23 Münchner Kinder- und Jugendtreffs sowie Organisationen „Offen für ALLE“ nennen. Sie zeigen damit, dass bei ihnen die Lebenssituation und die Bedürfnisse von LGBTI*-Jugendlichen besonders berücksichtigt werden und dass die Räume, Angebote und pädagogischen Maßnahmen bewusst auch für die Gruppe der jungen Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender und Inter-Personen offenstehen. Das Siegel „Offen für ALLE“ macht das auch nach außen und innen sichtbar. „Besonders vor dem Hintergrund aktueller LGBTI*-feindlicher Übergriffe ist es wichtig, Kindern und Jugendlichen sichere Räume zu bieten“, sagte Stadtrat Vorländer. Er bedankte sich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihren Einsatz, ihre Einrichtungen auch wirklich „offen für alle“ zu machen. Das Zertifikat zeichnet Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit aus, die ihr pädagogisches Personal, ihre Kommunikation sowie das gesamte Erscheinungsbild der Einrichtung auf festgelegte Standards überprüft haben. Zu den Standards gehört beispielsweise, dass mindestens ein Mitglied des pädagogischen Teams eine spezielle Fortbildung zur Lebenssituation von LGBTI*-Jugendlichen besucht hat, dass in Kooperation mit LGBTI*-Projekten und -Initiativen Veranstaltungen in der Einrichtung stattfinden, dass das gesamte Team der Einrichtung sich regelmäßig mit dem Thema LGBTI* beschäftigt oder dass das Thema bei den Jahreszielen der Einrichtung aufgegriffen wird. „Die Auseinandersetzung der Einrichtungen mit den Standards stößt in den pädagogischen Teams einen wichtigen Prozess an. Sie reflektieren ihr Sprechen und Handeln und achten noch mehr auf eine Willkommenskultur in ihrem Haus“, sagte Bernhard Rutzmoser, Beauftragter für Jungen*, junge Männer* und LGBTI* beim KJR. „Unser Ziel für die nächsten Jahre ist es, unsere Einrichtungen, ihre Räumlichkeiten, ihre Angebote und ihre pädagogischen Maßnahmen weiter zu entwickeln beziehungsweise weiter zu sensibilisieren, um so noch sicherere und offenere Räume für die junge LGBTI*-Community zu schaffen“, bekräftigte der stellvertretende KJR-Vorsitzende Leander Gerl bei der Verleihung der Zertifikate. „Wir möchten durch unsere Arbeit und unseren Umgang untereinander und mit den Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen zeigen, dass uns alle jungen Menschen willkommen sind und dass wir Diskriminierung weder im Tun noch in der Sprache dulden.“ Bernhard Rutzmoser, Beauftragter für Jungen*, junge Männer* und LGBTI*, KJR 23 mal „Offen für ALLE“ Das Aktionsbündnis „Wir sind die Zukunft“ hat bereits zum fünften Mal LGBTI*-freundliche Einrichtungen für Kinder und Jugendliche ausgezeichnet. Das Ziel sind sicherere und offenere Räume für die junge LGBTI*-Community Acht neu, fünf erneut: 13 Einrichtungen wurde das Siegel “Offen für ALLE” verliehen Stadtrat Christian Vorländer übergibt die Urkunden an die fünf erneut zertifizierten Einrichtungen LGBTI*-freundliche Kinder- und Jugendtreffs ausgezeichnet

12 das kommt | 05 | 2022 das war „Das ist aus mir geworden“ Lang ist‘s her – läuft bei mir! Werner (62) besuchte das SBZ Fideliopark von 1976 bis 1982. Stadträtin Maria Nindl nahm uns mit unseren Sorgen und Interessen ernst und so konnte unsere Jugendgruppe im SBZ starten. Im Herbst 1976 wurden wir dann zu viert bei einer Sondersitzung in den SBZ-Beirat gewählt. In dieser Zeit machte ich eine Lehre als Elektriker. 1979/1980 wurde ein Anbau zum bestehenden Provisorium gemacht, den wir als Jugendliche vorwiegend selbstverwaltet nutzen durften. Meine ehrenamtliche Tätigkeit während meiner Zeit im SBZ kam mir zugute, als ich eine Ausbildung als Erzieher gemacht habe. Ich habe alle meine Praktika beim KJR gemacht und war in unterschiedlichen Häusern. Nach meiner Ausbildung folgte der Zivildienst. Danach habe ich meinen Meister als Elektriker gemacht und mich 1991 selbständig gemacht. Mein erster Auftrag war in einer Einrichtung vom KJR: im Spax, dem heutigen aqu@rium, habe ich mit Jugendlichen die Disco auf Vordermann gebracht. Das SBZ hat nicht nur mich, sondern auch den Stadtteil und das Leben seiner Bewohner bis heute beeinflusst. 1976/77 wurde unsere Niki (40) besuchte von 1993 bis 2002 regelmäßig den Jugendtreff Au Den Jugendtreff Au besuchte ich zum ersten Mal mit elf Jahren. Das war im September 1993. Bis 2002 war ich regelmäßig in der Einrichtung, ab 2003 bis 2006 immer wieder sporadisch und ab 2007 bis 2009 während meines Studiums in Nürnberg alle zwei Wochen amWochenende zum Lernen und Abhängen. Seit 2011 nutze ich die Sporthalle in der Früh und am Abend zum Trainieren. So gesehen habe ich meinen Jugendtreff nie wirklich verlassen. Genutzt habe ich die gesamte Einrichtung vom Billardraum und Fernsehraum bis hin zum Gemeinschaftsraum, der Sporthalle und der kleinen Disco. Meine wichtigsten Ansprechpersonen waren Miguel, Jasminka und so gegen Ende 1999 kam dann noch die Nici dazu. Jasminka war für mich der Mensch, der mich geerdet und mir in jungen Jahren besondere Werte vermittelt hat. Sie hatte immer ein offenes Ohr und holte mich auch oft zu sich her, wenn ich mich mal wieder „unpassend“ verhalten hatte. Die Art und Weise, WIE sie es mir erklärt hat, werde ich niemals vergessen. Nici und Jasminka sind für mich wahre, positive Energiequellen! Die unglaubliche Geduld, Hingabe, Wärme und Zuneigung der Betreuer Begonnen hat die Zeit von meinen Spezln und mir, alle um die 16 Jahre alt, weil es uns gestunken hat, dass das SBZ sich hauptsächlich um Kinder und Erwachsene gekümmert hat und um eine bestehende Seniorengruppe. Unter anderem deshalb sind wir am 15.07.1976 zu einer Stadtteilversammlung gegangen. Argumentiert haben wir, dass der Kreisjugendring den Begriff ‚Jugend‘ im Namen trägt und sich deshalb in dieser Einrichtung mehr mit den Jugendlichen beschäftigt werden muss. Die damal ige Jugendgruppe von Frau Gleixner, der Leiterin der Seniorengruppe im SBZ, angesprochen, ob wir nicht Lust hätten, ein kleines Stück bei deren Weihnachtsfeier aufzuführen. Daraus wurde dann ein Ein-Akter, der uns 15- bis 18-Jährige vor eine große Herausforderung gestellt hat. 1984 wurde nach regelmäßigen Vorstellungen der Verein „Bayerische Volksbühne Watzmann e.V.“ gegründet, der bis heute besteht. Außerdem habe ich noch immer Kontakt zu mehreren Leuten aus unserer Jugendgruppe aus dem SBZ.

13 das kommt | 05 | 2022 das war Täglich besuchen viele Kinder und Jugendliche die KJR-Einrichtungen. Was ist eigentlich im Laufe der vielen Jahre aus ihnen geworden? Welche Wirkung hatte der Kontakt mit den Pädagoginnen und Pädagogen in den Einrichtungen, die Teilnahme an einer Ferienfahrt oder einem Bildungsangebot? In dieser Serie berichten ehemalige Besucherinnen und Besucher über ihre Erlebnisse und wie sie auf dem Weg zum selbstbestimmten Leben gut begleitet und individuell unterstützt wurden. Lang ist‘s her – läuft bei mir! Sladana (46) war mit 16 Jahren das erste Mal im SBZ Sendling Meine Freunde und ich waren als ehrenamtliche Jugendliche, gefördert durch das SBZ Sendling, beim Kreisjugendring. Unsere Arbeit haben wir bei vielen Veranstaltungen, z.B. im Rathaus, vorgestellt. Für uns war die Herkunft und das Aussehen eines Menschen nie ein Thema. Es ging uns mehr um das gemeinsame Erleben und gemeinsam etwas erreichen oder schaffen. Es war schön zu erleben, dass unsere Sozialpädagogen (Nilgün, Sylvia, Eduard) an uns Jugendliche geglaubt haben und uns vertraut haben. Ich und einige meiner Freunde haben z.B. eine Zeitlang am Wochenende das Freizeitheim selbst öffnen dürfen, das braucht viel Vertrauen. Auch beruflich wurde ich vom SBZ Sendling unterstützt. Ich hatte nach meiner Ausbildung (Industriekauffrau) keine Lust mehr, im wirtschaftlichen Bereich zu bleiben. Ich wurde durch die Sozialpädagogen auf das FSJ aufmerksam und habe großartige Erfahrung im sozialen Bereich erleben dürfen. war was ganz Besonderes. Ich denke, das hat bei mir unbewusst etwas bewirkt, denn egal, wo ich auf Kinder und Jugendliche treffe, versuche ich, ihnen auf diese Art und Weise zu begegnen. 2011 entschied ich mich, nicht mehr als Angestellter in der Finanzindustrie tätig zu sein. Januar 2012 habe ich mich als Makler selbständig gemacht und gleichzeitig als Ganztagsbetreuer an verschiedenen Hauptschulen angefangen, wo ich mehrere Jahre tätig war. Dazu kam noch mein Ehrenamt in der „Au“ und beim „pfiffTEEN“, wo ich die Jugendlichen mit einem eigenen Sportprogramm trainiert habe. Auf jeden Fall: Jasminka und Nici sind ganz besondere Menschen. Wenn wir auf die Unterstützung nochmal zurückgehen, dann sind es diese beiden, welche mir die MöglichIch war sehr, sehr gerne im „Freizi“, dies war auch mein zweites Zuhause. Ich habe sehr viele Freunde dort kennenlernen dürfen, z.B. meinen besten Freund Salvatore. Bis heute haben wir alle einen sehr guten Kontakt und treffen uns regelmäßig. Auch mit unseren Sozialpädagogen Eduard und Sylvia, die mittlerweile im Ruhestand sind, haben wir Kontakt. Ich denke sehr gerne an die „Freizi-Zeit“ zurück und es zaubert mir immer wieder ein Lächeln ins Gesicht. Ich bin sehr dankbar, dass es so eine Einrichtung gab, wo ich sehr viel Lebenserfahrung sammeln konnte und so viele liebe Menschen kennenlernen durfte, die mich mein ganzes Leben begleiten. Dies wünsche ich auch den heutigen Jugendlichen. Danke, SBZ Sendling, für die großartige Zeit! Heute arbeite ich bei einer Versicherung und habe eine Familie. keit gegeben haben, dass ich bis heute die Sporthalle für mein eigenes Training nutzen darf. Das, was sie mir ermöglicht haben, will ich zurückgeben und hoffe, dass ich mit Hilfe der „Au“ genug Jugendliche dazu bewegen kann, an meinem „Prime Performance Training“ mitzumachen. Denn diese Art des Kinder- und Jugend-Fitnesstrainings gibt es in und um München sonst nicht. Mein Name ist Sladana, ich bin 1992/93 durch meine Freundinnen auf das SBZ-Sendling aufmerksam geworden, da war ich 16 oder 17 Jahre alt. Wir trafen uns jeden Abend im SBZ Sendling (auch „Freizi“ genannt). Wir haben viele Angebote genutzt, z.B. Volleyball-Turniere, Seminare, Rafting Tour, Nachtwanderungen, Deutschlandreise und vieles mehr. Sehr engagiert war ich im Projekt „Multi-Kulti“.

14 das kommt | 05 | 2022 das war Am 1.11.2022 hat Israel ein neues Parlament gewählt. Das Ergebnis sorgt für klare politische Verhältnisse: eine Mehrheit der israelischen Bevölkerung hat sich für rechtskonservative, ultrarechte und religiös-fundamentalistische Parteien entschieden, die nun die Regierung stellen werden. Unser Besuch in Israel stand auch unter dem Eindruck der aktuellen Wahlergebnisse. Für viele unserer Gesprächspartner*innen, die eher das liberale Israel repräsentieren, bedeuten diese einen herben Rückschlag. Sie fürchten um die liberalen Bürgerrechte (etwa für LGBTQ*) und um den ohnehin ins Stocken geratenen Friedensprozess. Welche Auswirkungen die Wahl auf den deutsch-israelischen Jugendaustausch haben wird, ist noch nicht abzusehen. Israel ist der wichtigste Partner im Internationalen Jugendaustausch. Bisher gab es jedoch wenig Begegnung von Schüler*innen-Vertretungen. Um diesen neuen Bereich zu erschließen, machte sich eine zehnköpfige Münchner Delegation aus Multipl ikator*innen in den Herbstferien 2022 auf den Weg. Mit dabei waren Vorstände und Aktive aus StadtschülerInnenvertretung (SSV), Münchner Schüler*innenbüro e.V., Münchner Haus der Schüler*innen e.V., Studierende im BLLV, diversity München e.V. und KJR München-Stadt. Sie knüpften neue Kontakte zu Organisationen in Tel Aviv, Jerusalem und Münchens jüngster Partnerstadt Be‘er Sheva. In den acht Tagen in Israel konnten sie durch ein umfangreiches Programm aus Begegnungen mit Organisationen, kulturellen Highlights und touristischem Programm Einblick in die Vielfalt der israelischen Kultur und Lebensweise bekommen. Der Besuch der nationalen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem war für die Gruppe ein sehr bewegender Moment. Umgeben von zahlreichen jungen Israelis und Soldat*innen der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte forderte dieser tief beeindruckende Ort die Teilnehmenden heraus, eine eigene Position zur Shoa zu finden und hat sie darin bestärkt, dem antifaschistischen „Nie wieder“ auch in unserem Handeln gerecht zu werden. Der Austausch mit dem Adam Institute, das nach dem in der Jugendarbeit verbreiteten Betzavta-Konzept mit Schüler*innen aus verschiedenen religiösen und ethnischen Hintergründen Projekte zur Demokratiebildung durchführt, hat sehr bereichert. Wie kann Demokratiebildung gelingen, was muss geschehen, um kompromissfähig zu sein? Zentral war auch der Austausch mit Schüler*innen-Vertretungen, bei dem viele Gemeinsamkeiten gefunden wurden, obwohl Bewegte Jugend – in bewegten Zeiten In den Herbstferien besuchte eine KJR-Delegation in Israel Jugendverbände, Initiativen und Schüler*innen-Vertretungen – zur Zeit der fünften Wahl in vier Jahren sich Schule in Israel zunächst sehr vom System in Bayern unterscheidet. Während die SSV in Bayern ein singuläres Projekt ist, gibt es in Israel Student Councils mit einer regionalen und landesweiten Struktur. Auch in Israel haben die Schüler*innen-Vertretungen aber nur ein begrenztes Mitspracherecht und – wie in Bayern – ebenfalls kein allgemeinpolitisches Mandat. Auch unter dem Lehrkräftemangel leidet die schulische Bildung in beiden Ländern. Daneben gab es Gelegenheit zum Austausch mit verschiedenen Jugendgruppen wie IGY (Israeli Gay Youth), Israeli Scouts, Jerusalem Youth Council, Young Meretz, einem jungen Startup-Incubator, der Bayerischen Landesvertretung und einem Community-Café-Projekt, was die Vielfalt der Beteiligungskultur Israels näherbrachte. Mit der Förderung internationaler Begegnungen wollen die Teilnehmenden dazu beitragen, Vorurteile abzubauen, voneinander lernen und so die Grundlagen für den Aufbau einer friedlichen Welt schaffen. Als Multiplikator*innen wollen alle Teilnehmenden der Delegation nun ihre Begeisterung für das tolle und aufregende Israel in München anderen Jugendgruppen weitergeben und den Weg nach Israel öffnen. Judith Greil, KJR-Vorsitzende Deutsch-israelischer Jugendaustausch Zum Ende der Reise wurden wir auch noch zu israelischen Scouts! Besuch in Yad Vashem Die Delegation besuchte auch das Büro des Freistaats Bayern in Israel Fotos: Julian Schulz

15 das kommt | 05 | 2022 Weitere Gründungsmitglieder sind Sozialreferentin Dorothee Schiwy, Stadtbaurätin Elisabeth Merk, Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner, Personalreferent Andreas Mickisch und Stadtschulrat Florian Kraus. Die prominente Besetzung zeigt, welche Bedeutung die Stadt dem AzubiWerk beimisst. Denn das AzubiWerk geht ein drängendes Problem an. Es wird für bezahlbaren Wohnraum für junge Menschen in Berufsausbildung sorgen, also für Auszubildende, Schülerinnen und Schüler an beruflichen Schulen und Studierende im Dualen Studium. Und das in einer bundesweit einmaligen Form: Die jungen Menschen werden nicht nur günstig wohnen, sondern echtes Mitspracherecht haben. Dem KJR und der DGB-Jugend München sind – neben niedrigen Mieten – die Selbstverwaltung und Mitbestimmung der Bewohner*innen ein besonderes Anliegen. „Junges Wohnen ist mehr als Zimmer, Küche, Bad“, sagte Judith Greil. „Junge Menschen wollen Gemeinschaft erleben, ihren Wohnraum gestalten und Verantwortung dafür übernehmen. So werden die Wohnprojekte des AzubiWerks nicht bloß günstige Unterkünfte, sondern Impulsgeber für demokratisches, inklusives und gemeinschaftliches Wohnen.“ Impulsgeber für demokratisches, inklusives und gemeinschaftliches Wohnen Die künftigen Bewohner*innen sollen ein Budget für gemeinsame Projekte und Aktivitäten bekommen und in eigenverantwortlich organisierten Hausversammlungen beispielsweise über die Nutzung der Gemeinschaftsräume, der Freiflächen und der gemeinschaftlichen Dachterrassen bestimmen. Im Vorstand des AzubiWerks können sie zudem die künftigen Bauvorhaben mitplanen. „Als Interessensverbände für Jugendliche haben wir durchgesetzt, dass Jugendliche ein echtes Mitspracherecht im AzubiWerk haben“, betonte Kristofer Herbers. „Im Vorstand werden die Jugendlichen gleichberechtigt mit der Stadtverwaltung vertreten sein und somit junge Perspektiven einbringen können!“ Echtes Mitspracherecht für Azubis Nach dem 2019 eröffneten Azubi-Wohnheim am Innsbrucker Ring, das ins AzubiWerk integriert wird, folgt im ersten Quartal des kommenden Jahres jenes am Hanns-SeidelPlatz. Dort entstehen 211 Appartements, in die städtische Auszubildende, Lehrlinge von Münchner Betrieben sowie Azubis, die sich dafür bewerben, einziehen können. Es wird Wohnungen mit 14, 16 sowie Doppel- und Familienapartments mit 35 Quadratmetern geben. Durch Zuschüsse der Stadt oder der ausbildenden Betriebe soll die Warmmiete unter 350 Euro liegen. Solcher Wohnraum ist für junge Menschen in Ausbildung auch dringend nötig. Wie sehr, zeigt die KJR-Wohnungsberatung. „Hier registrieren wir eine stark steigende Zahl junger Menschen, die verzweifelt nach einer Unterkunft suchen“, berichtete Greil. Weitere Unterkünfte geplant Im Ballungsraum München müssen Auszubildende und Studierende mit vielen anderen um den knappen Wohnraum konkurrieren. Sie haben zudem noch mit einem weiteren Problem zu kämpfen, erklärte Herbers. „Azubis müssen im Laufe ihrer Ausbildung oft den Wohnort wechseln. Sie sind also in kurzer Zeit mehrmals den Preissteigerungen bei Neuvermietungen ausgesetzt. Deshalb ist ein auf sie besonders zugeschnittenes, bezahlbares Wohnungsangebot so wichtig!“ Weitere Unterkünfte sind bereits in Planung. In Freiham entstehen bis zu 200 Wohnungen auf einem städtischen Grundstück, in der Riemer Leibengerstraße werden in Kooperation mit dem Personal- und Organisationsreferat der Stadt 141 Wohnungen gebaut. Zudem laufen Gespräche mit freien Trägern über eine Zusammenarbeit bei der Schaffung von günstigem Wohnraum. Das Ziel sind 1000 neue Wohnungen bis zum Jahr 2026. Mit demAzubiWerk wollen KJR und DGB-Jugend auch ein Zeichen über die Stadtgrenzen hinaus setzen, sagt Kristofer Herbers. „Das AzubiWerk wird ein Leuchtturm, der anderen Kommunen als Vorbild dienen soll – und so jungen Menschen hoffentlich auch anderswo zu einer erschwinglichen Bleibe verhilft.“ „Mehr als Zimmer, Küche, Bad“ Am 5. Oktober wurde im Rathaus das Münchner AzubiWerk gegründet. In der Mittagspause der Stadtratssitzung unterzeichneten Bürgermeisterin Verena Dietl, KJR-Vorsitzende Judith Greil sowie Kristofer Herbers, Jugendsekretär der DGB-Jugend München, das Gründungsdokument des „Auszubildendenwerk München e. V.“ Die Gründungsmitglieder des Auszubildendenwerks München (v.l.): Kristofer Herbers, Jugendsekretär der DGB Jugend München, Bürgermeisterin Verena Dietl, Stadtschulrat Florian Kraus, Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner, Sozialreferentin Dorothee Schiwy, Stadtdirektorin im Planungsreferat Jacqueline Charlier, die Vorsitzende Judith Greil für den Kreisjugendring München-Stadt und Personalreferent Andreas Mickisch Foto: Christopher Jones / KJR AzubiWerk schafft günstigen und attraktiven Wohnraum für Azubis

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