K3 No. 5 - Dezember 2022

Dachzeile 18 das kommt | 05 | 2022 Nachhaltigkeit Schwerpunk des Mülls und die Umstellung auf Ökostrom. Die Tickets werden nur in digitaler Form angeboten, um den Papierverbrauch zu reduzieren. Zudem wurde 2021 bei den Crew-Shirts auf Bio-Baumwolle umgestellt. Durch die zertifizierte Kompensationszahlung (Climate Partner) des Festivals konnte 2021 das Projekt „Kochöfen zur Stärkung von Frauen“ in Ruanda unterstützt werden. Das Klimaschutzprojekt ermöglicht den Haushalten, ihren Holzverbrauch zu reduzieren. Die Kompensation für das Festival 2022 ist noch nicht abgeschlossen. Viele Ideen zusammenführen Beschaffungsstandards und Mülltrennung: Seit 2015 gelten feste Regeln zur Mülltrennung sowie verbindliche Beschaffungsstandards im KJR, die beispielsweise vorgeben, dass im gesamten KJR nur Kaffee aus fairem Handel getrunken wird und Milch sowie Eier mindestens mit dem EU-Bio-Siegel verwendet werden. Bei Veranstaltungen in der Geschäftsstelle werden die Teilnehmenden nur mit Bio-Lebensmitteln – wenn möglich regional und saisonal – sowie vorwiegend vegetarisch bewirtet. Im Bürobereich wird ausschließlich Recyclingpapier verwendet. Bei Druckprodukten wird ebenfalls auf Recyclingpapier geachtet. Die Standard-Druckeinstellung an allen Computern ist auf schwarz/weiß und beidseitig eingestellt. Der Neukauf von Bürogeräten erfolgt mit Energy Star oder anderen anerkannten Nachhaltigkeitssiegeln. Im Bereich Merchandising und Geschenke werden ausschließlich Produkte verwendet, die recyclebar oder aus recycelten Materialen bestehen und/oder einen praktischen Nutzen haben. Außerdem werden ausschließlich ökologisch abbaubare Grundreinigungsmittel (Seifen und Spülmittel) verwendet, die mindestens ein EU-Eco-Label tragen. Fortbildungen: Nicht nur der jährliche Fachtag BNE im Herbst bringt das Thema regelmäßig auf die Tagesordnung. Auch kleine Inputs zum Thema – egal, ob auf dem Azubi-Aktionstag, bei Fortbildungen für Reinigungskräfte oder dem Führungskräftetag – sorgen für eine Präsenz des Themas, dessen Weiterentwicklung und eine Änderung des Bewusstseins. AK Nachhaltigkeit: Die interessierten Mitarbeitenden tauschen sich regelmäßig bei Treffen aus und diskutieren Aspekte zum aktuellen Zweijahresthema, das seit 2022 „Klimagerechtigkeit“ lautet. In den letzten beiden Jahren gab es jeweils eine häuserübergreifende Aktionswoche, bei der sich Besucher*innen in vielfältigen Angeboten u.a. mit den Themen Zero Waste (2021) und „Nestlé und Co – nein danke„ (2022) beschäftigten. Viele „kleine“ etablierte Dinge: Egal, ob das Tauschregal in der Geschäftsstelle, der Fair-Trade-Kiosk oder das Jobticket zur Unterstützung der klimafreundlichen Anreise zur Arbeit: viele kleine Schritte führen zum Ziel. Ziel Klimaneutralität: Der KJR startet den 9-Punkte-Plan: Der 9-Punkte-Plan ist die Idee, wie der KJR in den kommenden zehn Jahren klimaneutral werden kann. Klimaneutral bedeutet, dass wir alle vermeidbaren Klimagase reduzieren und die unvermeidbaren finanziell kompensieren. Der Vorstand hat den 9-Punkte-Plan als verbindlich für den KJR beschlossen. Die Erlangung von Klimaneutralität bis spätestens 2035 ist notwendig, um unseren Beitrag für die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5°C zu leisten, und Kindern und Jugendlichen eine lebenswerte Zukunft zu sichern. Die 9 Punkte stehen für neun verschiedene Bereiche: Zero Waste | Beschaffung | Mobilität | Ernährung | Fortbildung | eigene Ideen | Aktionen | Kooperationen | Kompensationen. Jedes Team, jede Abteilung und jedes Referat überlegt sich, welches Thema bearbeitet werden soll. In diesem Bereich werden dann im Laufe des Jahres alle vermeidbaren Emissionen dauerhaft reduziert. Die Fachstelle Nachhaltigkeit bietet Unterstützung und jedes Jahr für einige der Themen drei begleitende Treffen an. Als Start und Motivation wurden Mitte Oktober sogenannte Klimaboxen an alle Teams verteilt, u.a. mit Hintergrundinformationen und Fair-Trade-Schokolade als Motivation für Teamsitzungen. J U L I A T RA X E L aus München, Jahrgang 1975, Studium der Diplom-Biologie und ausgebildete Gärtnerin, Fachstelle Nachhaltigkeit und BNE (Bildung für nachhaltige Entwicklung), KJR Nachhaltigkeit in Architektur und Stadtplanung „Wir haben keine zehn Jahre mehr Zeit!“ Versteht man Architektur und Stadtplanung als Schnittstelle zur politischen Soziologie, wird auch die Verbindung zum Thema Nachhaltigkeit ganz offensichtlich, sagt Benedikt Hartl, Inhaber des aktivistischen Architekturbüros Opposite Office. Was müssen Architektur und Stadtplanung im 21. Jahrhundert leisten? Benedikt Hartl: Das grundsätzliche Problem ist, dass sich Architektur heute ausschließlich als Dienstleister für den Bauherrn versteht. Wir erfüllen letztlich kapitalistische Interessen. Doch in der komplexen Welt von heute, in der der Klimawandel keine Grenzen kennt, braucht es jemanden, der sich aus der Nachhaltigkeitsperspektive um Architektur und Stadtplanung kümmert. Das bringt unseren Berufsstand in eine Zwickmühle. Einerseits den Bauherrn zufriedenstellen – andererseits das Gemeinwohl und die Interessen künftiger Generationen im Blick haben. Architektur, die ich heute erlebe, erfüllt diesen Anspruch nicht. Zwar gibt es einen akademischen Diskurs über Nachhaltigkeit auch in unserem Fach, in der Praxis spielt das Thema aber nur eine oberflächliche Rolle. Beispiel: Wärmedämmung. Man kann eine Dämmung aus Kunststoff oder aus Naturstoffen gewährleisten. Plastik ist günstiger – also wird es massenhaft verwendet, ohne zu berücksichtigen, dass dieser Baustoff klimapolitisch höchst fragwürdig ist. Architektur und Bauen müssten die echten Kosten einkalkulieren – etwa für künftiges Recycling. So lange diese Vollkostenrechnung nicht umgesetzt wird, können wir nicht von echter Umweltverträglichkeit sprechen. Bild: Opposite Office FOREST VILLAGE (2021): Projekt für Wohngebäude zum „Inter- national competition program housing“: Bauen, ohne Wälder zu vernichten

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