K3 No. 3 - Juli 2023

Dachzeile 28 das kommt | 03 | 2023 Fachkräftemangel Schwerpunkt lesen, dass der KJR-Ausbildungsstellen zum Veranstaltungskaufmann anbietet. Daraufhin bin ich nach München umgezogen – natürlich erst, als ich den Vertrag hatte. Ich kann mich gut mit den Aufgaben und Zielen des KJR identifizieren. Was waren oder sind die größten Probleme während der Ausbildungszeit? Ellia: Ich arbeite in der kulturellen Szene in München und muss dieses Umfeld erst kennenlernen und dieses dann weiter für die Arbeit bearbeiten. Da sehe ich sowohl eine Herausforderung als auch eine Chance. Ich will lernen, wie Menschen, vor allem die Jugendlichen, für die ich arbeite, in München kulturell ticken. Seid ihr auch auf strukturelle Probleme gestoßen – Stichwort Ablehnung oder gar Anfeindungen? Raziya: In der Berufsschule ist das System für mich ein bisschen ungewohnt. Ich kann leider nicht immer mitkommen, wegen der Sprachschwierigkeiten und der Fachbegriffe beim Unterricht. Ich muss mir Dinge zudem oft im Nachhilfe-Kurs, mit Patin oder allein erarbeiten. Und wie Ellia schon gesagt hat, man muss sich trotzdem anstrengen und mehr lernen als deutsche Auszubildende, die keine Sprachebarrieren haben. In meiner Klasse haben Mitschüler*innen und Lehrkräfte Verständnis, und Anfeindungen oder Rassismus habe ich noch nicht erlebt. Ellia: Ich habe eine coole Klasse in der Schule. Es spielt keine Rolle, woher man kommt. Was könnte man im Ausbildungssystem noch verbessern? Ellia: Mir fällt da nichts ein … Raziya: Hilfsangebote wie z.B. DEB und Deutsche Angestellten-Akademie bzw. Ausbildungsbegleitung sind sehr gut und hilfreich. Es gibt zwar schon die Integreat-App, in der es viele Anlaufstellen gibt, die Eingewanderten gut helfen können. Dafür bin ich dankbar. Und das Thema Arbeitserlaubnis ist schwierig; Aufenthaltstitel erhalten und verlängern dauert viel zu lange. Ich würde gern in der Zukunft meine Erfahrungen in den Bereichen Ausbildung, Integration und Hilfsangebote an Landsleute und Migranten weitergeben und ihnen helfen. Ellia: Das stimmt! Als ich im September mit der Ausbildung beginnen wollte, kam meine Arbeitserlaubnis erst am ersten Tag der Ausbildung. Daran hängt auch die Frage, ob ich ein Zimmer in der Azubi-Wohnung bekomme. Das gleiche Spiel wird am Ende der Ausbildung auf uns zukommen. Man muss bereits sechs Monate vor Ende der Ausbildung einen Arbeitsvertrag haben, damit die Aufenthaltsgenehmigung weiterläuft. Um eine Wohnung zu bekommen, braucht man wiederum diesen Arbeitsvertrag und den Nachweis, dass man sein Leben wirtschaftlich selbst bestreiten kann. Diesen Verwaltungskram müsste man vereinfachen, damit wir uns auf die Ausbildung konzentrieren können. Raziya: Ich bin durch die Möglichkeit des Ehegattennachzugs nach Deutschland gekommen und habe ein Visum. Meine Verlängerung hängt zwar nicht von der Ausbildung ab, aber es dauert auch bei mir immer viel zu lange. Ich will in jedem Fall meine Erfahrungen gern an Landsleute und Migranten weitergeben. Welche Ziele liegen jetzt unmittelbar vor euch? Ellia: Das OBEN-OHNE-Festival ist das nächste Ziel und eine erste Bewährungsprobe. Ich darf dabei schon viel Verantwortung übernehmen. Raziya: Ich darf auch beim Festival helfen. Dann will ich meine Ausbildung natürlich mit einer guten Note abschließen. Es liegen noch schwere Aufgaben vor mir; ich gebe mein Bestes. Interview: Marko Junghänel Raziya und Ellia sind angekommen in München, ihr sicherer Ausbildungsplatz wird ihnen helfen, dass die Stadt zu ihrer neuen Heimat wird. Foto: Marko Junghänel

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