K3 No. 1 - Februar 2022

6 das kommt | 01 | 2022 das war „Das ist aus mir geworden“ Lang ist‘s her – läuft bei mir! Izo (41) besuchte ab dem 7. Lebensjahr das SBZ Sendling Ich bin Izo, Vollzeit-Mama von einem süßen 3-Jährigen und Teilzeit-Ingenieurin bei einem Automobilhersteller. Ich bin gefühlt und meistens auch real immer zu spät dran und versuche, allem gerecht zu werden, allerdings mit eher mäßigem Erfolg. Vor ein paar Monaten war ich mit meinen Mädels zur Eröffnung der Ausstellung „Lang ist’s her – läuft bei mir“ verabredet. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich es nicht geschafft hatte, rechtzeitig einen Beitrag zu schreiben. Da stand ich nun, mitten in der Ausstellungseröffnung, wieder mit meinem schlechten Gewissen, den wichtigen Menschen aus dem SBZ Sendling nicht gerecht geworden zu sein, und las die vielen wundervollen Beiträge. Ich war gerührt. Auf einem der Fotos von damals war sogar meine inzwischen verstorbene Mama zu sehen und es hat mir gefallen, sie hier wiederzusehen. Jedenfalls glaube ich, kriegt man im Leben selten eine so offensichtliche zweite Chance wie in diesem Fall. Und nun sitze ich hier und suche nach den richtigen Worten. Weil diese wunderbaren Menschen vom SBZ mein Leben großartigst bereichert haben. Ich fange an mit Sylvia, diese wunderbare, starke, lebenslustige Frau. Eine meiner stärksten Erinnerungen ist, wie sie zu mir sagte, wie ungemein bemerkenswert sie es findet, dass meine Schwester und ich in kürzester Zeit die deutsche Sprache gelernt haben (ich war 7 und meine Schwester 9, als wir zum zweiten Mal nach München gezogen sind) und auf dem Gymnasium so erfolgreich sind. „Das ist nicht selbstverständlich“, sagte sie. Ich weiß heute noch, dass ich stolz auf mich war. Die nächste Erinnerung teile ich mit meinen Mädels von damals (die auch meine Mädels von heute sind): Mit Sylvia haben wir jahrelang, in witzigsten Konstellationen, unendlich viele Musicals und Opern besucht. Weder hätten wir das selbst organisiert noch budgetiert bekommen. Ein weiterer Mensch, den man vom SBZ Sendling kennen und lieben muss, ist meiner Meinung nach Mehmet. Wenn es uns nachmittags mal wieder nach Sendling verschlagen hat, da war diese Sicherheit, dieses wohlige Gefühl, Mehmet dort anzutreffen, mit ihm ein Glas Tee zu trinken, eine Runde Tavla (Backgammon) zu spielen und über den Alltag oder die Welt zu diskutieren. Und dann gibt es diesen wunderbaren Menschen namens Rizk. Damals als Pädagoge immer für uns da, begleitet er uns nun schon seit Jahrzehnten als Freund durch unser Leben. So wenig ich sonst von meinen Gedanken und Sorgen preisgeben mochte, umso mehr hab ich ihm schon immer alles recht ungefiltert erzählt. Es scheint einfach aus mir rauszusprudeln, wenn er fragt, wie es mir geht. Ein großartiger Mensch bist du Rizk, wie wunderbar, dich unseren Freund nennen zu dürfen! Aloun (41) besuchte als Kind vier Jahre lang das Kinderhaus Harthof, später zog es ihn in den Kinder- und Jugendtreff Zeugnerhof Zuerst war ich im Kinderhaus Harthof, da war ich 7 Jahre alt. Vier Jahre lang verbrachte ich dort viel Zeit. Ich erinnere mich noch gerne an den Wolfi (Wolfgang Hartmann), der dort als Pädagoge gearbeitet hat. Durch meinen Cousin, der in Berlin wohnte und den ich in den Ferien besuchte, lernte ich später Graffiti-Kunst kennen. Das wurde zu meiner neuen Leidenschaft. Irgendwann erzählte er mir, dass das Graffiti-Magazin „on the run“ nur in München zu erhalten ist und zwar im Zeugnerhof. Akim Walta, der Herausgeber des Magazins, leistete zu der Zeit seinen Zivildienst im Zeugnerhof. Ich fuhr zum Zeugnerhof. Dort traf ich auf Astrid Weindl, die mir das Haus zeigte. Überall hingen tolle Graffitis an den Wänden. Im Breakdance-Raum meinte Astrid: Wenn du willst, dann komm doch mal vorbei. Jeden

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