K3 No. 4 - Juni 2018

| 04 | 2018 17 das kommt das war Das ist aus mir geworden Den Anfang macht Tina-Maria, eine ehemalige Besucherin des Jugendtreff AKKU. Mein Name ist Tina-Maria, 38 Jahre alt, gebürtige Münchnerin, Ein- zelkind, mit einer alleinerziehenden Mutter. Ich würde mich nicht als „Problemkind“ bezeichnen. Trotzdem war meine Kindheit und Jugend nicht immer leicht für mich. Meine Mutter war die treibende Kraft, mich in den Mädchenabend des Jugendtreffs zu ste- cken, ich war aber erst 12 und Freunde hatte ich genug. Habe also den Sinn darin nicht gesehen. Doch dann habe ich Susanne und Traudl, die damaligen Pädagoginnen, auf einem Sommerfest kennengelernt und mich überreden lassen, mal vorbeizuschauen. Gut, aber nur mit meiner besten Freundin! Und so fing für mich eine lange Reise mit dem Jugendtreff AKKU in Untergiesing an. Eines meiner ersten Erlebnisse war im Sommer 1992. Meine erste Reise ans Meer! Ich weiß nicht mehr viel, nur dass es in der Nähe von Toulon und Marseille gewesen ist und dass ich wie eine Irre – vor Glück – ins Meer gerannt bin. In den darauffolgenden Jahren bin ich fast ausschließlich zu den Mädchenabenden gegangen. Wir haben zusammen ge- kocht, gespielt, gebastelt, gequatscht, Täglich besuchen viele Kinder und Jugendliche die KJR-Einrichtungen. Was ist eigentlich im Laufe der vielen Jahre aus ihnen geworden? Welche Wirkung hatte der Kontakt mit den Pädagoginnen und Pädagogen in den Einrichtungen, die Teilnahme an einer Ferienfahrt oder einem Bildungsangebot? In dieser Serie berichten ehemalige Besucherinnen und Besucher über ihre Erlebnisse und wie sie auf dem Weg zum selbstbestimmten Leben gut begleitet und individuell unterstützt wurden. „Das AKKU-Team war immer für mich da“ Ausflüge gemacht, an Aktionen vom Kreisjugendring teilgenommen, wie die Kampagne „Nein heißt NEIN!“, und viele weitere Reisen gep- lant. Es gab unzählige nette Abende, manche waren ruhiger, andere etwas spannender, aber auf jeden Fall hatten wir immer eine gute Zeit. Und ich bin mit Themen in Berührung gekommen, mit denen ich sonst keine Berührungspunkte gehabt hätte. Zum Beispiel 1994 – der Komponist Vridolin Enxing kam zu uns ins AKKU, um in fünf Tagen mit uns Jugendlichen ein Lied zu schreiben, zu komponieren und aufzunehmen. Als die bis dahin passionierte Kirchenchor-Sängerin, die ich war, war ich natürlich ganz vorne mit dabei. Am Ende stammte fast alles aus meiner Feder. Vitti (Vridolin) hat das über zwei Jahre in 33 verschiedenen Münchner Freizeitstätten durchgezogen und am Ende eine CD veröffentlicht, unter dem Titel „Direkt aus dem Untergrund“. Und mein Lied hat es gerade noch auf den 18. Platz geschafft. Es heißt „We can all live together!“ Bähm! Was für ein unfassbar geiles Erlebnis. 1997 hat Vitti daraus sogar ein „HipHopMusical“, die „WestEndOpera“ gemacht, und auch da war ich dabei. Bis 2001. Wir sind sogar durch Europa und bis nach New York damit getourt. Das in Verbindung mit einem Theater-Workshop, den ich mit 15 machte, hat mich Blut lecken lassen, und der Entschluss war gefasst: Ich werde Schau- spielerin und Sängerin. Dazu muss ich erwähnen, dass ich ein sehr schüchternes Kind war – der logische Schritt ist das für mich also nicht gewesen. Um das Handwerk dann aber doch richtig zu lernen, bin ich 2001 auf eine Musical-Schule nach Hamburg gegan- gen. Und heute verdiene ich damit Geld, Menschen zum Lachen und zum Weinen zu bringen. Fantastisch! Ohne den Jugendtreff AKKU wäre ich nicht hierher gekommen. Da bin ich mir ganz sicher. Das AKKU-Teamwar für mich da, auch in der „schrecklichen Pubertät“. Hat mir Möglichkeiten aufgezeigt, was aus mir werden könnte. Hat mir anderes Feedback geben können als meine Fa- milie. Hat mich als „Mädchen“ stärker gemacht. Und vor allemmich auf meinem Weg begleitet, eine Frau zu werden. Und ich wäre heute nicht eine so starke, selbstsichere, humorvolle und ehrliche Frau, wenn es keine Susanne, Traudl, Ma- rie, Ulrike, Astrid und allen voran keine Sieglinde Felixberger für mich gegeben hätte, mit der ich bis heute befreundet bin. Ich bin nach wie vor sehr dankbar für diese Freundschaft. Denn auch heute noch suche ich manchmal ihren Rat. „Meine erste Reise ans Meer“ „Wir sind sogar durch Europa und bis nach New York getourt.“

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