K3 No. 2 - April 2020

6 das war | 02 | 2020 Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in Zeiten von Corona Die Freizeitstätten sind zwar seit dem 16. März ebenso wie Kitas und Schulen geschlossen, haben ihre Arbeit jedoch nicht eingestellt, im Gegenteil. Für die Pädagoginnen und Pädagogen der Frei- zeittreffs bedeutet dies eine gewaltige Umstellung, sie absolvieren gerade – notgedrungen – einen Crashkurs in digitaler Jugendarbeit. Das ist für viele eine ganz neue Herausforderung, denn ihre Brot- und Butter-Aufgabe heißt Beziehungsarbeit. Dieser persönliche Kontakt von Angesicht zu Angesicht ist derzeit nicht möglich, aber mit Ideenreichtum finden die Pädago- gik-Profis auf vielen Kanälen zu den Kids: per Telefon, E-Mail, Skype und vor allem Instagram bieten sie Austausch, Spiel, Spaß und Beratung – nur eben digital Geschlossene Jugendtreffs mit offen Das Laimer Jugendzentrum mit Abenteuerspielplatz Hausaufgabenhilfe per Mail Immer montags bis freitags von 14 bis 16 Uhr können sich die Kids mit der freien Videochat-Software „Jitsi“ beim Laimer Jugendzentrum einklinken. Das geht in jedem Browser oder mit einer kostenlosen App. „Kamera und Mikro einschalten und miteinander reden!“, erklärt die Leiterin des Laimer, Alexandra Krohn. Und so einfach das klingt, so wichtig ist es für die Kinder und Jugendlichen. „Ihnen fehlt das Rausgehen am meisten“, sagt Krohn, „bei vielen unserer Kids sind die Eltern da ziemlich strikt“. Dass das den Familienfrieden nicht unbedingt fördert, liegt auf der Hand. Daher sind Krohn und ihr Team neben dem virtuellen Jugendtreff auch auf anderen Kanälen für die Kinder da. Diese rufen an, quatschen mit den Pädagoginnen und Pädagogen, „das kann bis zu einer Stunde gehen!“, berichtet Krohn. „Oder sie schicken uns per Mail zum Beispiel ihre Hausaufgaben in Mathe und fragen uns dazu!“. Genau das, was also auch in normalen Zeiten im Jugendtreff passiert. Sehr wichtig für die Jugendarbeit ist derzeit Instagram. Das soziale Netzwerk hat in der jungen Zielgruppe Facebook längst abgehängt, deshalb sind auch Krohn und ihr Team dort präsent. Besonders beliebt sind die Bilderrätsel, bei denen die Kinder rausfinden sollen, aus welcher Ecke im Jugendtreff ein geposteter Bildausschnitt stammt. Darüber, dass die Schule ausfällt, hat sich am letzten Öffnungstag vor der Schließung übrigens niemand gefreut. Jedenfalls niemand von den Besucherinnen und Besuchern des Laimer Jugendzentrums. Die einen streamen live aus den verwaisten Jugendtreffs, die an- deren verschönern Wände mit vorher von den Jugendlichen online abgestimmten Motiven, einige richten auf ihrer Homepage eine Kinderecke mit Spiel- und Basteltipps ein und andere haben sogar einen virtuellen Jugendtreff eröffnet. Die jungen Münchnerinnen und Münchner nehmen das Angebot gerne an, telefonieren, chatten, daddeln, posten – und schicken sogar ihre Hausaufgaben an die Pädagogen und Pädagoginnen. Im Netz präsent sind die Freizeitstätten des KJR schon lange, viele sind auch schon länger in Sozialen Medien wie Facebook, Twitter und zunehmend Instagram unterwegs. Doch so intensiv wie jetzt haben bisher die wenigsten das Web für den Kontakt zu ihren Kindern und Jugendlichen genutzt. „Wir mussten uns ganz schön umstellen und vieles erst lernen“, beschreibt Alexandra Krohn vom Laimer Jugend- zentrum mit Abenteuerspielplatz den notgedrungenen Crashkurs in digitaler Jugendarbeit. „Da fließt viel Kraft und Energie hinein und vieles lernen wir nach dem ‚Trial & Error‘-Prinzip!“ Dann ist natürlich auch der Datenschutz ein großes Thema, weshalb die Pädagogin froh ist, wenn sie freie Software etwa für den virtuellen Jugendtreff nut- zen kann. Hier profitiert sie von versierten Kolleginnen und Kollegen, etwa von der Medienpädagogin im Team, die in Elternzeit nur fünf Stunden die Woche arbeitet, aber in dieser Zeit viele der neuen digitalen Angebote aufgezogen hat. Welche Angebote – von einzelnen Freizeitstätten, aber auch münchenweit – es gibt, sammeln wir auf unserem „Corona-Blog“ unter https://webzweinull.kjr-blog.de www.das-laimer.de das_laimer DasLaimer „Da war Untergangsstimmung für die Kids“, erinnert sich Krohn an den Freitag, den 13. März. Und mehrere Jugendliche fragten, wie sie jetzt ihren Quali schaffen sollen. Andrea Mittermeier vom „Laimer“ mit Jugendlichen im virtuellen Jugendzentrum

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