K3 No. 5 - Dezember 2023

| 05 | 2023 23 Radikal jung!? Schwerpunkt hat Auswirkung auf andere. Mit der Wahl des Verkehrsmittels, dem Konsumverhalten, der Nutzung öffentlicher Flächen oder dem Verfassen von Posts in sozialen Netzwerken können also auch Minderjährige politisch Einfluss nehmen. Hinzu kommen politische Handlungen, die in einem formellen Rahmen ablaufen und allen Menschen offenstehen: zivilgesellschaftliches Engagement, öffentliche Meinungsäußerungen oder Teilnahme an Demonstrationen. Durch zivilgesellschaftliches Engagement können sich junge Menschen durch vielfältige Formen der Selbstorganisation und Selbstverwaltung für die Gestaltung der Gesellschaft einsetzen. Dabei nehmen nicht nur die Jugendverbände, sondern auch die Einrichtungen des KJR, die Kinder und Jugendliche pädagogisch bei ihren Anliegen unterstützen und somit ihre Partizipation ermöglichen, eine entscheidende Rolle ein. Voraussetzung dafür ist, dass junge Menschen als aktiv Agierende wahrgenommen und in Prozesse eingebunden werden, Angebote selbst planen und umsetzen und dabei Erfahrungen der Mitbestimmung, Mitgestaltung und Mitverantwortung machen. Hier ist also die Rede von Partizipation im Sinne einer aktiven Beteiligung bei der Erledigung der gemeinsamen Angelegenheiten innerhalb der Institutionen und darüber hinaus. Wenn also Politik die aktive Teilnahme an der Gestaltung und Regelung menschlicher Gemeinwesen bezeichnet, sind diese Angelegenheiten politisch. Mach dein Ding Viele junge Menschen unternehmen bereits durch ihr bestehendes Handeln Versuche der Partizipation. Oft ist es gerade das als „abweichend“ wahrgenommene Handeln, mit dem sie versuchen, zu partizipieren. Es ist die Aufgabe der pädagogischen Fachkräfte, die „Sprachen“ und „Themen“ junger Menschen wahrzunehmen, dabei auch die gesellschaftlich und politisch relevanten Aspekte in diesem Handeln (an-)zuerkennen, zu klären und sie bei der politischen und gesellschaftlichen Einflussnahme zu unterstützen. So kann die Kinder- und Jugendarbeit dem Effekt, dass soziale Ungleichheit politische Partizipation hemmt, etwas entgegensetzen. Neue Konzepte von politischer Bildung gehen davon aus, dass politisches Handeln vor allem dadurch gelernt wird, dass man es macht, dabei Erfahrungen politischen Handelns sammelt und diese reflektiert. Politische Bildung ist in diesem Verständnis also nicht nur das Üben von Partizipation (im Sinne von Teilhabe am Prozess der politischen Willensbildung), wie bei der U18-Wahl, sondern vor allem das AusÜben des Politischen. MIRJAM KRANZMAIER, Jahrgang 1979 aus Schwäbisch Gmünd, Studium der Sozialpädagogik, Schwerpunkt Kinder und Jugendarbeit, Fachstelle Partizipation, KJR Quellen: ■ Schwerthelm 2020, „Pädagogische Handreichung – Partizipation in der Offenen Jugendarbeit“ ■ www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/politiklexikon/ ■ www.demokratiewebstatt.at/thema/thema-politisches-handeln/ was-versteht-man-unter-politischem-handeln Trends unter Jugend: Mal verrückt, mal überraschend Radikal deppert Jugendliche stehen auf verrückte Trends und Challenges. Je absurder, desto beliebter. Einige davon können aber extrem gefährlich werden – andere sind überraschend lehrreich. Manche Challenges und Trends haben tatsächlich ein reales Anliegen, z.B. die Ice Bucket Challenge – andere verfolgen Jugendliche nur in der Hoffnung auf ein wenig mediale Präsenz. Fangen wir mit der guten Nachricht an: Podcasts boomen! Keine wirklich neue Nachricht. Neu ist hingegen, dass unter dem Namen … Deep Cuts … die Gen Z ihrer Sehnsucht nach Tiefgründigkeit Ausdruck verleiht. Immer mehr Teens und Twens konsumieren nicht nur Podcasts, sondern machen ihr eigenes Ding. Nach eigener Auskunft wollen sie damit die Oberflächlichkeit von Social Media durchbrechen und mehr über Kultur, die Welt und sich selbst erfahren. Auf einer bekannten Streaming-Plattform werden Podcasts zum zuverlässigen Mittel für eine tiefergehende kulturelle Berichterstattung. Podcasts werden so zu Bildungsressourcen für junge Generationen – sie verändern die Art und Weise, wie, was und wo junge Leute lernen. Die Gen Z in Deutschland hat 2022 mehr als 50 Prozent mehr Podcasts der Kategorie „Bildung“ gestreamt. Das Lernen mit Podcasts findet großen Anklang, zum Teil, weil jüngere Generationen die Quellen glaubwürdiger finden: vielfältige Stimmen, die von ihren eigenen Erfahrungen berichten, statt die oft vorschreibenden und weltfremden Ansichten der akademischen Welt. Dem gegenüber steht leider eine zunehmende Zahl von Trends, die man nicht nur mit „Mist gebaut“ umschreiben kann, sondern die teilweise extrem gefährlich sind. Dank der sozialen Netzwerke verbreiten sich die Teenie-Trends heute noch schneller, oft um die ganze Welt. Und nicht selten schaut diese live dabei zu. Leider sind einige der Trends nicht nur absurd, sondern schlicht dumm. Jugendliche können die Risiken oft nicht einschätzen. Oder schalten ihre Alarmglocken kurzzeitig aus, um im Netz ein bisschen aufzufallen. Zum Beispiel: Salt & Ice Challenge Bei der Salt & Ice Challenge geht es um zwei Zutaten, die harmlos klingen, aber zusammen eine höllische Mischung ergeben. Die Challenge ist, sich Salz auf die Haut zu streuen und dann Eis darauf zu legen. Das tut verdammt weh. Oft geht es darum zu zeigen, dass man Schmerzen aushält, also ein harter Kerl oder ein hartes Girl ist. Was bedeutet für dich Jungsein? » Man muss sich von Kleineren nichts gefallen lassen. (junger Mann, 16) Bild: Major Tom Agency auf Unsplash

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