K3 No. 3 - Juli 2023

| 03 | 2023 25 Fachkräftemangel Schwerpunkt Bürokratie, Förderrichtlinien, die nicht nur auf die Zahlen schauen, sondern die Menschen dahinter sehen – das wäre gut. Schnellere und einfachere Wege für Kinder mit besonderen Bedürfnissen müsste es geben. Dass Frühförderzentren oder Heilpädagogische Tagesstätten immer ausreichend Kapazitäten haben, dass es genügend Therapeutinnen und Therapeuten gibt, die jederzeit Kinder aufnehmen können oder standardmäßig in den Häusern vor Ort eingesetzt werden – das wünsche ich mir. Dass der Anstellungsschlüssel so aufgebaut ist, dass Urlaube flexibler geplant werden können und es nicht schlimm ist, wenn mal jemand ausfällt. Genug Gelder für die Erneuerung der Ausstattung, die in die Jahre gekommen ist, müsste es geben. Häuser, die sinnvoll geplant werden; nicht mit minimaler Quadratmeterzahl. Auf die Qualität der Bausubstanz müsste geachtet werden. Bezahlbare Wohnungen für Mitarbeitende wären auch toll. Das würde ein paar meiner Sorgen mindern. Die Fee betrachtete sie mit großen Augen und dachte angestrengt nach. Irgendwie waren doch alle Wünsche miteinander verknüpft: „Hm … wenn ich das so mache, ja … so könnte es funktionieren!“ Sie zückte ihren Zauberstab und … Sichtbarkeit herstellen Es ist ein Teufelskreis. „Deinen Job könnte ich nicht machen“ höre ich immer wieder. Gleichzeitig wissen viele gar nicht so wirklich, was wir machen. In den Medien ist von Überlastung und Personalmangel zu lesen, von Rechtsanspruch und Betreuung als Dienstleistung. Im Hamsterrad der negativen Schlagzeilen geht der eigentliche Inhalt unserer wertvollen Arbeit unter. Wir verlieren an Selbstbewusstsein, vermarkten uns selbst unter Wert. Transparentes Arbeiten und Wertschätzung Wir vergessen zunehmend, was wirklich wichtig ist: Die Freude an der Arbeit mit Kindern. Und die Kinder sind es, die wissen, wie Lernen wirklich funktioniert: auf ganz natürliche, spielerische Weise, indem sie einfach tun! Durch verkopfte Lernprogramme haben wir vergessen, genau hinzuschauen, hinzuhören. Wie Kinder in Dialog gehen, wie sie ihre eigenen wertvollen Erklärungen für die Welt finden und wie wichtig unsere Begleitung bei deren Erkundung ist. Wir haben es selbst in der Hand, unser Berufsfeld aufzuwerten. Das Geheimnis heißt: Sichtbarkeit! Wenn nicht ergebnisorientiert dokumentiert wird, werden plötzlich Lernprozesse sichtbar. Eine scheinbar „kleine, unbedeutende“ Situation kann so viel beinhalten. Wenn der Verlauf von Bildung in Bildern festgehalten, in eine Lerngeschichte verpackt und im Portfolio eingeheftet wird, profitieren alle davon. Ich kann mit Eltern in den Dialog gehen, ihnen klarmachen, was ihr Kind gelernt hat, welche Entwicklung es macht. Das Kind kann die Situation immer wieder betrachten, tauscht sich vielleicht mit anderen Kindern darüber aus, reflektiert und motiviert die anderen, es nachzumachen. Wand-Dokumentationen tragen dazu bei, dass Eltern mit ihren Kindern in den Dialog gehen, beleuchten, was wir den ganzen Tag machen: Kinder in ihren Entwicklungsprozessen begleiten. Nicht nur das „Endprodukt“ sehen, sondern den Weg dorthin betrachten. Das macht unsere wertvolle Aufgabe sichtbar für Eltern, die dann mehr Verständnis für unsere Arbeit aufbringen und in die Gesellschaft hinaustragen. Weil unsere Arbeit es wert ist. … eine kleine Anregung: Überlegt mal ganz genau, was ein Kind alles beim Tisch decken lernt? CÉRÈS FREESE aus Saarbrücken, Jahrgang 1980, Erzieherin – Fachwirtin im Erziehungswesen, Leiterin der Nordstern KIDDIES, KJR Würdest Du später auch mal (hier) im Hort arbeiten wollen? Wenn „Nein“ – warum nicht? Wenn „Ja“ – in welcher Funktion? (befragt wurden Kinder) Jungen ■ Nein, weil ich etwas anderes werden möchte. Kinder sind so laut und nerven. Wir wollen YouTuber, Autotester bei BMW und Fußballer werden. ■ Nein, weil der Job anstrengend ist. Auf Kinder aufpassen ist nervig. Ich habe selbst zwei jüngere Geschwister. Ich will lieber Fußballer werden, das macht wenigstens Spaß. Mädchen ■ Ja, weil mich Kinder mögen. ■ Ja, aber lieber im Kindergarten. Ich passe schon viel auf jüngere Kinder auf. Ich kann sie gut beruhigen. ■ Ja, weil es Spaß macht, auf Kinder aufzupassen. Kinder sind süß, wir können zusammen spielen und ich kann sie trösten. Ich möchte aber lieber im Hort arbeiten, weil es einfacher ist mit den Großen. Ich möchte gerne als Erzieherin arbeiten, weil ich nicht im Büro rumhängen will. Was glaubt Ihr, was unsere Arbeit ist? ■ Ihr besprecht viel, überlegt, was ihr mit uns machen könnt. ■ Den Kindern beibringen, was sie später brauchen. ■ Auf die Kinder aufpassen; dass keine Schlägereien passieren. Ihr macht Angebote und Ausflüge mit uns. ■ Hausaufgaben, für das Essen sorgen, uns schimpfen und uns ärgern (lacht). Den ganzen Tag Kaffee und Spezi trinken (lacht noch lauter). ■ Kinder erziehen, arbeiten, ihr schreibt was. Ihr spielt mit den Kindern, macht Hausaufgaben. ■ Schauen, dass es den Kindern gut geht. So kann’s auch gehen … Warum ich meinem Arbeitgeber treu geblieben bin, Part I Die Gewinnung von Fachkräften ist die eine Seite der Medaille – sie dauerhaft in der Organisation zu halten die andere und eine wirkliche Herausforderung für den Arbeitgeber. In den folgenden Beispielen hat’s offenbar gut funktioniert. Warum? Wann und wo hast du beim KJR deine Ausbildung bzw. dein Hochschulpraktikum durchlaufen? Die ersten Berührungspunkte mit dem KJR hatte ich durch mein achtwöchiges Praktikum im Erlebnispädagogischen Zentrum Tchaka. Nach der Ausbildung folgte ein Bachelor-Studium Soziale Arbeit – inklusive Praktikum im Bereich Jugendsozialarbeit. Dabei absolvierte ich mein Anerkennungsjahr im FEZI – Kinder und Jugendtreff am Wettersteinplatz. Seit März 2022 bin ich in Elternzeitvertretung als Jugendsozialarbeiterin tätig.

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