K3 No. 1 - Februar 2023

| 01 | 2023 19 Frieden (und Krieg) Schwerpunkt zu kämpfen? Was wäre, wenn niemand mehr Waffen herstellen würde? Was heißt für dich Krieg? Warum streitet ihr miteinander? … Die Suche nach Antworten, der Gedankenaustausch und der wertschätzende Umgang miteinander sind die Grundlagen des Miteinander-Philosophierens. Mit dem Philosophieren kann schon mit Kindern ab 4 Jahren begonnen werden. Eine „Pädagogik vom Kind aus“ bedeutet hier also, an die Perspektiven, Gefühle und Fragen von Kindern rund um Krieg und Frieden anzuknüpfen und sie mit diesem herausfordernden Thema nicht allein zu lassen. Auch schwere Gefühle sollen in der Kita ihren Platz haben. CHAR L OT T E S CHOB E R, Jahrgang 1988 aus München, Studium der Bildungswissenschaften und Pädagogik, Vergleichenden Kulturwissenschaften und Philosophie, Fachbeauftragte Kindertageseinrichtungen, KJR P E T RA KU T Z N E R, Jahrgang 1965 aus Magdeburg, Studium Grundschullehramt, Fachwirtin für den Bereich Kindergarten und den sozialpädagogischen Bereich, Abteilungsleitung Kindertageseinrichtungen, KJR Quellen ■ www.wdrmaus.de/elefantenseite/elternseiten/kinderthemen/ mit-kindern-ueber-krieg-sprechen/ zuletzt aufgerufen am 16.01.23 ■ www.uniklinik-ulm.de/fileadmin/default/Kliniken/ Kinder-Jugendpsychiatrie/Dokumente/1_Mit_Kindern_ueber_ Krieg_sprechen.pdf zuletzt aufgerufen am 16.01.23 ■ www.nifbe.de/2093-krieg-und-frieden-in-der-kita zuletzt aufgerufen am 16.01.23 Über Krieg reden kann auch bedeuten, sich pädagogisch angeleitet mit Frieden und Krieg kreativ auseinanderzusetzen. Krieg ist ein emotional aufgeladenes Thema, mit dem Ängste verknüpft sind. Um Angst zu bewältigen, ist es wichtig, darüber zu sprechen und sie dadurch zu teilen. Fragen und Zuhören stehen am Anfang, wenn wir uns in der Kita damit auseinandersetzen wollen. Wovor fürchten sich die Kinder? Was haben sie gesehen oder gehört und welche Fragen haben sie? Um die Kinder in ihrem Bedürfnis nach Informationen und in ihren Empfindungen ernst zu nehmen, sollten wir zunächst herausfinden, was sie wissen und was sie bewegt. Das bedeutet, gemeinsam mit den Kindern über das Thema nachzudenken. Bei der Bearbeitung von Fragen ist es hilfreich, diese möglichst konkret zu beantworten und nicht zu viel Kontext mitzuliefern, der die Kinder überfordern kann. Sie haben häufig selbst ein gutes Gespür dafür, welche Informationen sie haben möchten und welche nicht. Vor allem bei jüngeren Kindern ist darauf zu achten, nicht zu sehr ins Detail zu gehen und sachlich zu bleiben. Das heißt, auf das Thema einzugehen, ohne dabei eigene starke Gefühle zu vermitteln. Um Kindern Fragen rund um das Thema Frieden und Krieg zu beantworten, können wir an die kindliche Lebenswelt anknüpfen. So ist es möglich, den abstrakten Begriff des Kriegs als extremen Streit zu erklären. Kinder beim Verstehen unterstützen Es ist eine Herausforderung, sprachsensibel authentische Worte zu finden und Erklärungen anzubieten, die Kinder verstehen, die sie zugleich aber nicht zu sehr ängstigen. Kinder benötigen ehrliche Antworten und möchten informiert sein. Sie verstehen Situationen und Themen am besten, indem sie sich damit aktiv auseinandersetzen. Hierzu braucht es Gespräche, Bilderbücher und kreative Ausdrucksmöglichkeiten. Kinder integrieren das, was sie beschäftigt, in ihre Spiele. Das Spiel ist für die Kinder das wichtigste Mittel, sich selbstwirksam zu erleben und Gefühle und Erfahrungen zu verarbeiten. So spielen Kinder selbst Krieg, was Erwachsene irritieren kann. Da Kinder die Realität im Spiel verarbeiten, sollten sie – unter Einhaltung bestimmter Grenzen – auch Raum dafür bekommen. Neben einer kindgemäßen Erklärung und der Möglichkeit der aktiven Auseinandersetzung sind die Vermittlung von Hoffnung und Zuversicht wichtig. Kinder benötigen zudem das Gefühl von Sicherheit, um sich gesund entwickeln zu können. Ob und wie es Kindern gelingt, mit konkreten belastenden Ereignissen umzugehen, ist auch eine Frage ihrer Resilienz. Diese basiert grundlegend auf einem verlässlichen Beziehungsangebot. Das heißt: dem Zuhören, dem Trösten und dem Ermutigen. Es ist nicht immer notwendig, aktiv zu handeln; eine feinfühlige Haltung, präsent und akzeptierend zu sein, helfen oft schon sehr. Wichtig ist, das Thema nicht aufzudrängen und dennoch Gesprächsbereitschaft zu signalisieren. Je älter Kinder sind, desto mehr wollen sie wissen und umso mehr Gedanken machen sie sich. Hier ist es eine gute Methode, mit den Kindern über die Themen zu philosophieren, die sie bewegen. Philosophieren mit Kindern heißt, den Kindern zuhören, diese selbst nachdenken lassen und miteinander ins Gespräch kommen. Wollen wir mit den Kindern philosophieren, geht es nicht um die Antwort des Erwachsenen oder darum, überhaupt eine Antwort zu finden. Es geht nicht um das beste Argument. Es geht nicht darum, zu moralisieren. Wollen wir mit Kindern philosophieren, müssen wir sie ermutigen, Fragen zu stellen und über diese selbst nachzudenken: Was wäre, wenn kein Mensch bereit wäre, Was braucht es, damit wir in Frieden miteinander leben können? » „Ich wünsche mir, dass es keinen Krieg in der Ukraine gibt und dass jeder fröhlich leben kann.“ (Semih, 11) Was braucht es, damit wir in Frieden miteinander leben können? » „Um Frieden zu erreichen, bräuchten wir Gerechtigkeit und keinen Egoismus“ (Erwin, 13) Bild: Annette Jones auf Pixabay

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