K3 No. 5 - September 2019

20 das kommt | 05 | 2019 das war Täglich besuchen viele Kinder und Jugendliche die KJR-Einrichtungen. Was ist eigentlich im Laufe der vielen Jahre aus ihnen geworden? Welche Wirkung hatte der Kontakt mit den Pädagoginnen und Pädagogen in den Einrichtungen, die Teilnahme an einer Ferienfahrt oder einem Bildungsangebot? In dieser Serie berichten ehemalige Besucherinnen und Besucher über ihre Erlebnisse und wie sie auf dem Weg zum selbstbestimmten Leben gut begleitet und individuell unterstützt wurden. Das ist aus mir geworden Ich vergesse so vieles aus meiner Jugendzeit ... ein Riesen-Pro- blem, das ich schon immer hatte, egal ob Grundschule oder später die aufregenden Jahre in der Fachoberschule oder das eine schäbige Semester Architektur, durch das ich mich quälte. Es gab jedoch eine Zeit, die mich so geprägt hat, dass sie sich regelrecht in mein Hirn eingebrannt hat. So viele meiner heutigen Hobbys und Fähigkeiten, die alle denselben Ursprung haben. Egal, ob ich die Jungs im Büro beim Kickern abziehe, mit meinen Freunden während einer Session an der Konsole via Headset über Politik philo- sophiere, meinen altersschwachen Körper in einem Club rhythmisch zu HipHop-Tunes verdrehe oder mal wieder einen ganz coolen Dreh für eine Fernsehsendung habe – in der Aubinger Tenne begann alles. Angefangen hat es Ende 2002. Da war ich etwa 16 Jahre alt und hatte einen riesigen Afro auf der Birne und einen Klamottenstyle, über den wir jetzt einfach mal nicht reden. Ich fand sehr schnell neue Freunde, mit denen ich immer noch Kontakt pflege. Von anfänglich nur wenigen Besuchen wurde ich schon sehr bald „Tenne-Dauer-Abon- nent“, immer offen, Neues zu lernen. Ob Tischtennis, Kickern, Tanzen, Filmen, Klettern, Basketball, DJing – die Angebote waren vielfältiger als die Süßigkeiten-Abteilung im Supermarkt und ich sog alles auf wie ein Schwamm. Irgendwann gab es dann das Angebot, die Jugendleiter-Schulung mitzumachen. Ein Haufen Jugendlicher, die lernen, wie man die Jugend der Zukunft heranzüchtet? Warum nicht?! Die Schulung war wirklich ein Volltreffer und das nicht nur wegen der erlernten Fähigkeiten. Im Zuge der Schulung lernten wir die Jungs und Mädels des JT Biederstein – ein Schwabinger Freizeitheim – kennen und neue Freundschaften entstanden. Freundschaften, von denen ich lange profitierte und auch noch immer profitiere. Im Prinzip verbrachte ich meine gesamte Sturm- und Drang-Zeit mit den Schwabingern, kein Club, keine Party wurde ausgelassen ... es gab jede Menge schlaflose Nächte. Nun, da wir alle etwas älter geworden sind, gibt es kaum ein Wiedersehen, ohne in Erinnerungen an diese verrückte Zeit zu schwelgen. Die Erinnerungen werden dann noch zusätzlich durch regelmäßi- ge Reunion-Partys in der Tenne aufgefrischt. Partys, bei denen sich das „Who-is-who“ der Aubinger Tenne trifft, um bei einer Flasche Tegernseer am Kickertisch darüber zu philoso- phieren, wer damals der Beste bei Fifa oder Pro Evolution Soccer war (Natürlich ich, wer sonst?) Am dankbarsten bin ich für die Zeit, als ich anfing, Gitarre zu spielen. Zwei meiner heute noch besten Freunde und ich starteten das Bandprojekt „Air Flight Series“, das auf- grund extrem schlechter Skills recht schnell begraben wurde, jedermanns Ohren zuliebe. Man gab uns die Möglichkeit, die Anlage und Räumlichkeiten der Tenne als Übungsraum zu nutzen. Nachdem wir ein wenig mehr Übung hatten, starteten wir ein neues Projekt. Die Band Jamaition. Die dann folgende Zeit ist wohl eines der Highlights meines bisherigen Daseins auf unserer schönen Erde. Es folgten Dutzende Auftritte, wir beschallten jede Bühne, S-Bahn, Straße und Hausparty mit unserem souligen, jedoch funkigen Reg- gae-Sound. Indirekt war ein Auftritt ein ganz besonderer. Der in den Räumlichkeiten des Kulturzentrums Ubo9 direkt unter der Tenne. Bei diesem wurden Veranstalter des Theatron-Musiksommers auf uns aufmerksam, was zu zwei Auftritten vor über 1000 Menschen im Theatron führte. Ich kann heute mit Stolz behaupten, dass die Tenne und ihr Team, unter anderem vor allem Bert Witzens, meinen Weg bis hierher mehr als positiv prägten. Einen Weg mit vielen kleinen und einigen großen Stolpersteinen. Aktuelle Haltestelle ist ein Start-up-Unternehmen: eine spannende On- line-Plattform namens Tonepedia. Als Gründer und Chef-Entwickler entwickelte ich mit meinen Partnern und meinem Team einen interaktiven Player zum Erleben und Vergleichen verschie- denster Musikinstrumente. Die Firma gründeten wir in Bremen, was mich dazu zwang, nach Bremen zu ziehen. Nach über einem Jahr Fern- beziehung zieht es mich jetzt wieder zurück zu meiner Freundin nach München und natürlich auch zu all meinen Freunden. Über meine auf- regende Zeit in Bremen lässt sich sicher mehr berichten, langsamwerden aber die Finger müde. Ich würde sagen wir quatschen darüber dann mal in der Tenne, man sieht sich am Kickertisch! „In der Aubinger Tenne begann alles“ Baffour, heute 32 Jahre alt, besuchte von 2003 bis 2009 die Aubinger Tenne

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