K3 No. 1 - Februar 2018

Dachzeile | 01 | 2018 26 das kommt Eltern & Familie Schwerpunk dem ASP. Während mehr Beteiligung der Eltern im Jugendzentrum wünschenswert wäre, sind die Eltern auf dem ASP überpräsent. Vielen fällt es schwer, die Kontrolle den Kindern zu überlassen und ihnen den Freiraum für ihre Selbständigkeit zu gewähren. Oft muss das Team sie bei den Ablösungsprozessen unterstützen und den Raum vor der elterlichen Übernahme abschirmen. Elternarbeit ist ein langjähriger Prozess – resultierend aus im- merwährenden Kontaktangeboten, um auf Interessen und Bedarfe zu antworten, Ängste und Vorurteile abzubauen und letztlich eine tragfähige Beziehung zu etablieren. So gelingt es, die Eltern bei der Erziehung zu stärken. Eine zukunftsweisende Möglichkeit in der Elternarbeit wäre, im Rahmen der Elternbildung jugend- und kinderspezifische Themenabende anzubieten. Andrea Mittermeier, Das Laimer, KJR Sollen wir sie reinlassen? Eltern sollen regelmäßig Kontakt zur offenen Einrichtung haben, aber eben auch nicht zu viel Foto: DBJR, DVD Blickwinkel, Journalistenbüro Röhr:Wenzel Elternarbeit: Dreh- und Angelpunkt in der Jugendsozialarbeit an Schulen Kooperationspartner Eltern Die Jugendsozialarbeit an der Grundschule Burmesterstraße kümmert sich seit vier Jahren um Kinder und deren Familien, die sozial benachteiligt oder individuell beeinträchtigt sind. Die Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS) versucht, die individuelle Situation der Kinder durch Einzelfallhilfe, Kleingruppenarbeit und Klassenprojekte zu verbessern. Dies kann ohne die Einbeziehung der Eltern nicht nachhaltig gelingen. Im Grundschulalter sind die Eltern Hauptbezugspersonen für Kinder, die sie in besonderer Weise prägen und beeinflussen. Die Abhängigkeit der Kinder ist noch groß, Entscheidungs- und Handlungsmöglichkeiten sind meist gering. Angst vor dem Schlimmsten Mit den Eltern in Kontakt zu kommen, kann schwierig sein. Es gibt Eltern, die offen und bereit für Hilfsangebote sind und sich selbständig an die JaS wenden. Meist jedoch kommt es erst dann zum Erstkontakt, wenn Eltern nach Rat und Unterstützung bei finanzi- ellen Problemen, zu Lern- bzw. Therapiehilfen oder einer geeigneten Nachmittagsbetreuung suchen. Bei den Themen, die die JaS besprechen möchte, geht es aber um Gefühle, das System Familie und individuelle Einschränkungen. An diese Themen wagen sich viele Eltern eher nicht. Sie empfinden eine Kontaktaufnahme seitens der JaS deswegen schnell als Bedrohung ihrer gewohnten Sicht- und Lebensweise. Zudem haben sie Angst davor, dass ihnen etwas weggenommen wird – im schlimmsten Fall ihre Kinder. Deswegen ist ein wichtiger Bestandteil der Elternarbeit von JaS das Aufbauen von Vertrauen. Dieses kann bei den Eltern am besten dann entstehen, wenn sie bereits positive Erfahrungen mit der JaS gemacht haben oder in ihrem Umfeld von solchen Er- fahrungen hören. Notwendiger Vertrauensvorschuss Eine gute Möglichkeit für positive Erfahrungen sind beispielsweise Kleingruppenangebote, in die das Kind aufgenommen wird und von denen es zuhause berichtet. Der Kontakt zu den Eltern entsteht hier fast von allein. Eine andere Möglichkeit ist die Anwesenheit der JaS bei Elterngesprächen bzw. ein fast beiläufiges Gespräch mit den Eltern in einer Bring- oder Abholsituation. Meist bedarf es jedoch mehrerer Kontakte mit den Eltern, bis eine Vertrauensbasis zustande kommt. Sofern es notwendig ist, die Eltern nach mehreren Einzelgesprächen mit dem Kind zu kontaktieren, kann dies zu Ängsten und Abwehrme- Die Jugendsozialarbeit kann und soll frühzeitig Probleme erkennen und – gemeinsam mit den Eltern – Lösungen suchen, nicht erst, wenn die Not am größten ist chanismen führen. Die JaS wird oft noch mit Jugendamt und einer Inobhutnahme, stationärem Aufenthalt oder Kindesentzug gleichge- setzt. Diese Ängste gilt es aufzugreifen und ihnen entgegenzuwirken. Haben die Eltern Vertrauen gefasst und sind Unsicherheiten und Ängste gebannt, können sie leichter Schwierigkeiten bei Themen wie Erziehung, Familie, Medienkonsum oder Gesundheit einräumen und ihr Bedürfnis nach Hilfe artikulieren. Danach können Vorschläge zur Weitervermittlung an andere Institutionen wie etwa Kinder- und Jugendtherapeuten, sozialpädiatrische Kliniken oder eine Erzie- hungsberatung eher angenommen werden. Leider müssen Eltern bei der Weitervermittlung häufig mit langen Wartezeiten rechnen. Dadurch wird das Vertrauen in (schnelle) Hilfe gegebenenfalls erneut infrage gestellt. Im günstigen Fall werden Kind und Familie in ein Hilfesystem eingebunden, das ihnen Stabilität und Sicherheit vermittelt und kurz- oder langfristig eine Verbesserung der belastenden Situation mit sich bringt. Regine Scholz, Jugendsozialarbeiterin, Freizeittreff Freimann, KJR

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