K3 No. 1 - Februar 2018

| 01 | 2018 25 Eltern & Familie Schwerpunkt Leider übersehen die Eltern dabei die wahren Interessen ihrer Kinder. Im Gespräch der Pädagoginnen und Pädagogen mit den Kin- dern wird immer wieder festgestellt, dass sie diese Aufgaben und Belastungen auf sich nehmen, um Mama und Papa zufriedenzustel- len. Oft möchten sie gar nicht Fußballstar werden, sondern einfach nur mit Freunden kicken. Die Teams einer Kindertagesstätte haben dabei die Aufgabe, den Spagat zwischen Erziehungspartnerschaft, Sicherstellung des Kindeswohls und Anforderungen des Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplans (BEP) zu schaffen. Und wer achtet auf die Bedürfnisse der Kinder? Der BEP gibt vor, dass das Kind in verschiedenen Bereichen gleichermaßen gefördert wird. Ebenso soll mit den Eltern eine Erziehungspartnerschaft auf Augenhöhe gelebt werden. Eltern und pädagogische Fachkräfte sollen hierbei Hand in Hand arbeiten und gemeinsam das Kind in seiner Entwicklung fördern. Aufgrund dieser Entwicklungen verfolgt der Kreisjugendring München-Stadt (KJR) das Langzeitziel, „… Münchner Kindern, Ju- gendlichen und jungen Erwachsenen ausreichend Zeit zur Verfügung zu stellen, um diese selbstbestimmt und jenseits von ökonomischen Zwängen in ihrem eigenen Interesse nutzen zu können“. Im Alltag der Horte des KJR erfolgt die Umsetzung dieses Ziels auf unterschiedliche Art. Es wird den Kindern genügend Zeit zur freien Beschäftigung eingeräumt. In der Projektarbeit haben sie die Möglichkeit, selbst- bestimmt und ohne Zwang ihren eigenen Interessen nachzugehen. Bei regelmäßigen haus- und gruppeninternen Kinderkonferenzen erhalten sie die Chance, sich zu Wort zu melden und ihre Wünsche und Belange zu äußern. Dabei sieht man immer wieder, dass viele Kinder schon ein klares Bild haben, was gut für sie ist und sie in ihrer Entwicklung fördert. Deshalb wurde der Grundsatz im Dachpapier der Kindertagesstät- ten des KJR wie folgt festgehalten: „Kinder können sich in unseren Einrichtungen selbstwirksam, selbstbestimmt und verantwort- lich erleben. Voraussetzung dafür sind Freiräume, Möglichkeiten zur Mitbestimmung und Bildung für nachhaltige Entwicklung.“ (www.kjr-m.de/kita-co/) Tobias Kroiss, Adrian Distler, Kindervilla Drei Eichen, KJR Viele Kinder wachsen überbehütet auf, die tägliche Anlieferung und Abholung in der Schule per Monster-SUV inklusive Foto: progat, Fotolia.de Eltern in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit Teile des Systems Kinder und Jugendliche sind die Zielgruppe der Offenen Kin- der- und Jugendarbeit (OKJA). Dies wird im §11 SGB VIII vom Gesetzgeber festgelegt. Den jungen Menschen sollen Angebote bereitgestellt werden, die zur Förderung ihrer Entwicklung bei- tragen. Welche Rolle spielt dabei die Elternarbeit? Das soziale Umfeld – insbesondere die Eltern – ist zur Förderung der Entwicklung junger Menschen essenziell. Eine gelingende Zu- sammenarbeit mit den Eltern sichert, dass diese in ihrer Erziehung unterstützt und ihre diesbezüglichen Fähigkeiten gestärkt werden. Dieses Bemühen soll zum Wohl des Kindes beitragen. Allerdings sind die Interessen und Bedürfnisse von Kindern, Jugendlichen und deren Eltern nicht gleich. Die Offene Kinder- und Jugendarbeit bewegt sich deshalb bezüglich der Elternarbeit oft in einem Spannungsfeld. In welcher Form kann sie in der OKJA stattfinden und was wird bereits umgesetzt? Regelmäßige Kontaktarbeit Die Öffentlichkeitsarbeit und die Bewerbung der Angebote sind Türöffner bei einer Kontaktaufnahme durch die Eltern. Dabei ist es wichtig, beispielsweise Flyer und Ausschreibungen geschickt im Stadtteil, in Zeitungen und überregional via Internet zu platzieren. Einige Angebote scheinen die Eltern besonders zu interessieren. Das führt in der Regel zur selbständigen Kontaktaufnahme mit der Einrichtung. Insbesondere bei Raumüberlassungen für Kindergeburts- tage ist eine hohe Nachfrage zu verzeichnen. Dies gilt vor allem in warmen Monaten auf dem Abenteuerspielplatz (ASP) und ganzjährig im Jugendzentrum. Die Organisation und Belehrung nimmt viel Zeit in Anspruch. Proportional zur Betreuungszeit in der Einrichtung steigt auch der Informationsbedarf der Eltern. Um diesem zu entspre- chen, bieten sich Kennenlern-Veranstaltungen an. Diese dienen der weiteren Beziehungspflege und dem Aufbau einer Vertrauensbasis. Neben der Raumüberlassung und den Ferienmaßnahmen werden Angebote im Bildungsbereich, zum Beispiel Lerngruppen, Quali-Kurse und die Offene Ganztagsschule (OGS), stark nachgefragt. Die Eltern- arbeit in der OGS ist intensiv und bindet viele Ressourcen. Nach dem Erstkontakt erfolgt ein verpflichtendes Aufnahmegespräch mit min- destens einem Elternteil sowie dem betreffenden Kind. Der weitere Kontakt wird beispielsweise über das Hausaufgabenheft, Elternbriefe sowie „Tür- und Angel-Gespräche“ gepflegt bzw. aufgebaut. Oft entsteht eine intensive Zusammenarbeit, die von Hilfestellung bei Erziehungsfragen bis zur Klärung eines Falles von Kindeswohlgefähr- dung (§8a) führen kann. Zu oft ist zu viel Während bei diesen drei Angeboten oft der Erstkontakt direkt von den Eltern ausgeht, verhält es sich im Offenen Treff anders. Nur wenige Eltern, und eher diese mit Kindern bis etwa 11 Jahre, kommen selbst in die Einrichtung, um sich über den Aufenthaltsort ihrer Kinder am Nachmittag zu informieren. Wesentlich häufiger findet die Kontaktaufnahme über die Kinder und Jugendlichen selbst statt (beispielsweise indirekt durch zu unterzeichnende Ein- verständniserklärungen) bzw. wird das pädagogische Personal aktiv, um der Klientel die Teilnahme an Aktionen zu ermöglichen. Dies erschwert die Kontaktmöglichkeiten zu den Eltern und verringert die Beziehungsarbeit. Eine Ausnahme bildet der Offene Treff auf

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