K3 No. 4 - September 2020

17 das kommt | 04 | 2020 40 Jahre Oktoberfest-Attentat Am Abend des 26. September 1980 ermor- dete der Rechtsextremist Gundolf Köhler mit einer Bombe am Haupteingang des Oktober- fests zwölf Menschen und wurde selbst dabei getötet. Mehr als 200 Personen wurden bei dem Anschlag zum Teil schwer verletzt. Die bayerischen Behörden schlossen bald die Akten und erklärten das Attentat zur unpo- litischen Tat eines psychisch labilen Einzeltä- ters – trotz eindeutiger Verbindungen Köhlers zu einer rechtsextremen Wehrsportgruppe. Seit Juli 2020 sieht auch die Bundesan- waltschaft in dem Anschlag ein „rechts- extremistisch motiviertes“ Attentat, mit dem „die Bundestagswahl 1980 beeinflusst“ werden sollte. Theater- und Filmabend zum Oktoberfest- Attentat Samstag, 26.09.2020, 22 Uhr, Mahnmal am Eingang der Theresienwiese Zur Tatzeit um 22:20 Uhr wird Stille über der Theresienwiese lie- gen. Ein ungewöhnlicher Moment, denn normalerweise tobt dann die Wiesn. In diesem Jahr ist der Tatort am Abend des Gedenktages ein Schauplatz der Erinnerung, im Mittelpunkt stehen die Stimmen der Überlebenden. Zuerst sind sie in einem Ausschnitt aus Christine Umpfenbachs Doku-Theater „9/26 – Das Oktoberfest-Attentat“ zu hö- ren, der von Schauspielerinnen* und Schauspielern* der Münchner Kammerspiele performed wird. An- schließend zeigt die DGB-Jugend München ihren Doku-Kurzfilm „Im Kampf gegen das Vergessen. Erin- nern an das Oktoberfest-Attentat 1980“. Die Münchner DGB-Jugend, die ein Mitgliedsverband im KJR ist, hält seit 38 Jahren die Erinnerung an das Oktoberfest-Attentat wach. Als 1982, zwei Jahre nach der Tat, die Akten geschlossen wurden, rief sie bereits zur ersten Gedenk- veranstaltung auf. Das heutige, offizielle Gedenken der Stadt ist auch Ergebnis dieses Engagements. Der 25-minütige Dokufilm, der an diesem Abend erstmals öffentlich gezeigt wird, stellt die Frage, warum die Erinnerung an das rechtsextreme Oktoberfest-Attentat auch heute noch so wichtig ist. Die Veranstaltung ist kostenfrei und ohne Anmeldung zugänglich, allerdings ist die Zahl der Teilnehmenden aufgrund der Coro- na-Pandemie begrenzt. Voraussetzung für die Teilnahme ist das Tragen einer Mund-Na- se-Bedeckung und das Einhalten der Hygie- ne-Abstände. Das Oktoberfest-Attentat und die Kontinuitäten rechten Terrors: Podiums- diskussion im Rathaus Samstag, 26.09.2020, 18 Uhr, Großer Sitzungssaal im Neuen Rathaus Die Hintergründe des Oktoberfest-Atten- tats sind bis heute nicht aufgeklärt. Insbe- sondere die rechtsextremen Bezüge und Netz- werke des Attentäters wurden nie umfänglich ausgeleuchtet. Dies erinnert – wie auch die wiederkehrende Einzeltäter-These und die Ausblendung der Opferperspektive – an den Umgang mit anderen rechtsterroristischen Anschlägen der vergangenen Jahre. Die NSU-Mordserie, das OEZ-Attentat, der Mord an Walter Lübcke oder die Anschläge von Halle und Hanau zeigen, wie groß die Gefahr rechten Terrors ist. Welche Kontinuitäten lassen sich dabei erkennen? Wie hat sich die Radikalisierung seither verändert? Und wie kann die Erinnerung an rechte Terrortaten und ihre Opfer das Bewusstsein für aktuelle Gefahren schärfen? Den Eingangsimpuls auf dem Podium gibt Rechtsanwalt Werner Dietrich, der schon in den 80er-Jah- ren im Auftrag von Attentatsop- fern für eine Wiederaufnahme der Ermittlungen kämpfte. Auf dem Podium diskutieren anschließend Robert Andreasch, Andrea Röpke, Dr. Matthias Quent und Prof. Dr. Gabriele Fischer, es moderiert Heike Kleffner. Aufgrund der Corona-Pandemie ist die Zahl der Teilnehmenden beschränkt und eine Anmeldung unter fachstelle@muenchen.de notwendig. Die Teilnahme ist nur mit bestätigter Anmeldung möglich. Zusätzlich ist die Veranstaltung als Live-Stream unter www.muenchen. de/demokratie zu sehen. Erinnern, Gedenken, Wachhalten und Diskutieren Zum 40. Jahrestag des Oktoberfest-Attentats halten mehrere Veranstaltungen, bei denen der KJR Kooperationspartner ist, die Erinnerung wach und blicken zugleich in die Zukunft

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