Geschäftsbericht 2023

25 GESCHÄFTSBERICHT 2023 | KREISJUGENDRING MÜNCHEN-STADT Fachliche Entwicklungen in der schul- und berufsbezogenen Arbeit Prüfung Umsetzung Ganztagsanspruch für Grundschüler*innen Mit dem ab 2026 für Grundschüler*innen bestehenden Ganztagsanspruch setzt sich der KJR für eine Umsetzung ein, die von den Wünschen und Bedürfnissen der Kinder aus gedacht wird. Während für die Eltern eine zuverlässige Betreuung im Mittelpunkt steht und Schule unter anderem Fördermöglichkeiten am Nachmittag überlegt, nahm der KJR 2023 vor allem zwei Ebenen in der konzeptionellen Ausgestaltung in den Blick: Erstens sollten die Mitbestimmungsrechte von Kindern bei der Ausgestaltung des Ganztags gestärkt werden. Von Freizeit- und Spielangeboten über flexible Pausenzeiten, Rückzugsorte, Essensangebot, Gestaltung der Räumlichkeiten, Gruppenzusammenstellung, Dauer usw. sollte es Standard sein, die Kinder im Ganztag mitgestalten zu lassen. Zweitens ging es darum, inwiefern sich Angebote der Jugendarbeit aktiv in die Ausgestaltung des Ganztags einbringen können und sollten. Von der Sportjugend über die kirchliche Kindergruppe bis zum Freizeittreff muss man sich Gedanken machen, welche Angebote Kinder, die theoretisch jeden Tag bis 17 Uhr im Ganztag gebunden sind, noch wahrnehmen können und wollen. Inwieweit und wie öffnet man diese Angebote für den Ganztag und geht Kooperation mit umliegenden Schulen ein, die wiederum dringend nach Kooperationspartner*innen suchen, ohne die eigenen Grundprinzipien wie Freiwilligkeit und Offenheit eines Angebots aufzugeben? In verschiedenen Runden mit der Stadt München, Schulen, Verbänden und Trägern und mit dem BJR sowie den anderen Kreis- und Stadtjugendringen in Bayern hat man sich hier auf den Weg gemacht und bleibt bis 2026 und darüber hinaus mit dem Thema befasst. Zusammenarbeit mit den Kammern Gemeinsam mit der DGB-Jugend München hat der KJR die Trägerschaft für das azuro Ausbildungs- und Zukunftsbüro inne und steht über die Situation von Auszubildenden in München und Umgebung bestens im Austausch. Obwohl mit steigendem Fachkräftemangel der Ausbildungsmarkt für junge Menschen in München viele Möglichkeiten bereithält, machen beiden Trägern aktuell zwei Themen besonders Sorgen: Da Ausbildungsplätze immer häufiger nicht mit Wunschkandidat*innen besetzt werden können, stellen Betriebe vermehrt junge Menschen mit geringeren Vorkenntnissen ein, ohne jedoch die entsprechende Unterstützung beim praktischen und theoretischen Lernen, aber auch der sozialen Begleitung anbieten zu können. So steigt die Zahl an Probezeitkündigungen und Abbrüchen im Moment spürbar an und führt bei jungen Menschen wie Betrieben zu Frustration. Immer mehr Betriebe gehen deswegen einen anderen Weg und werben aktiv junge Menschen im europäischen und außereuropäischen Ausland mit dem zusätzlichen Versprechen von betrieblichem Wohnraum an. Das kann eine tolle Chance sein, bringt aber das Risiko massiver Abhängigkeit mit sich: Aufenthalt, Wohnung, Vergütung und Ausbildungserfolg hängen vom Ausbildungsbetrieb ab. Vermehrt wenden sich junge Menschen z.B. aus Marokko, Vietnam, Georgien ans azuro, die wegen Konflikten, aber leider zum Teil auch massiver Ausbeutung im Betrieb ohne Obdach sind und kurz vor der Abschiebung stehen. Die DGB-Jugend München und der KJR möchten z.B. durch entsprechende Vertretung der Themen in den Berufsausbildungsausschüssen mit Industrie- und Handwerkskammer (IHK) und Handwerkskammern (HWK) auf diese Problematik aufmerksam machen und auf die Verantwortung der Kammern pochen, die Ausbildungserlaubnis von „schwarzen Schafen“ unter den Betrieben enger zu kontrollieren.

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