Geschäftsbericht 2022

Geschäftsbericht 2022

Kreisjugendring München-Stadt des Bayerischen Jugendrings; Körperschaft des Öffentlichen Rechts Paul-Heyse-Str. 22 • 80336 München • Telefon: 089 51 41 06 - 0 • Telefax: 089 51 41 06 - 45 • E-Mail: info@kjr-m.de • www.kjr-m.de Verleger: Kreisjugendring München-Stadt Verantwortlich: Judith Greil, Vorsitzende Redaktion: Angelika Baumgart-Jena Layout: Jana Beyreuther Bildnachweis: S. 3 Kerstin Groh, S. 21 Christine Körngen, S. 26 EJM Danke für die vielen Textbeiträge und Fotos Druck: SENSER-DRUCK GmbH, Bergstraße 3, 86199 Augsburg * Das Gender-Sternchen macht Geschlechtervielfalt deutlich und zeigt die Existenz von Geschlechtsidentitäten auf, die jenseits der Norm der Zweigeschlechtlichkeit und gesellschaftlich zugeschriebenen Eindeutigkeit liegen. Klimaneutral gedruckt mit Bio-Farben, Öko-Strom und chemiereduziert, auf 100% Recyclingpapier Gefördert aus Mitteln der Landeshauptstadt München Wir danken allen Kooperationspartner*innen und Unterstützer*innen, die mit uns gemeinsam die Anliegen von Kindern und Jugendlichen vertreten und unsere Arbeit mitgetragen haben. © April 2023 Abkürzungsverzeichnis BDKJ Bund der Deutschen Katholischen Jugend BE Bürgerschaftliches Engagement BJR Bayerischer Jugendring BNE Bildung für nachhaltige Entwicklung DGB Deutscher Gewerkschaftsbund DSB Datenschutzbeauftragte*r EJM Evangelische Jugend München HfK Hilfe für Kids JAPs Jugend-Arbeit-Perspektiven JDAV Jugend des Deutschen Alpenvereins KiKS Kinder-Kultur-Sommer KitaE Kindertageseinrichtungen KJHA Kinder- und Jugendhilfeausschuss LH Landeshauptstadt LHM Landeshauptstadt München LR Leitungsrunde MoQua Motivieren Qualifizieren MSJ Münchner Sportjugend OE Organisationsentwicklung OKJA Offene Kinder- und Jugendarbeit RBS Referat für Bildung und Sport

3 GESCHÄFTSBERICHT 2022 | KREISJUGENDRING MÜNCHEN-STADT Arbeit des Vorstands Im Jahr 2022 trat der gewählte Vorstand das zweite Jahr seiner Legislaturperiode an. Alle gewählten Vorstandsmitglieder waren weiterhin an Bord. Vorstandsarbeit konkret Auch 2022 war noch von den Auswirkungen der Corona-Pandemie geprägt, von denen junge Menschen nachhaltig betroffen sind. Schließungen und massive Einschränkungen in der Jugendarbeit – und damit verbunden Möglichkeiten zur Verselbständigung und Selbstpositionierung, die in dieser Entwicklungsphase für junge Menschen so notwendig sind –, zeigen bis heute ihre negativen Folgen. Diese Auswirkungen galt und gilt es weiterhin aufzuzeigen, mit entsprechenden Angeboten auszugleichen und aufzuarbeiten und damit sind nicht nur Nachhilfe und das Nachholen von Lernstoff gemeint. Freiräume – sowohl reale als auch ideelle – und der öffentliche Raum müssen jungen Menschen immer zur Verfügung stehen, ebenso wie die uneingeschränkte Möglichkeit der Begegnungen mit Gleichaltrigen. Der Angriff auf die Ukraine im Frühjahr 2022, die Folgen des Kriegs und die damit verbundenen Sorgen und Ängste betrafen auch junge Menschen. Hier galt und gilt es, Geflüchtete willkommen zu heißen und den vielen ankommenden Kindern das Recht auf Spiel zu ermöglichen, genauso wie Jugendlichen das Recht auf gleichberechtigte Teilhabe an Bildung und außerschulischen Angeboten. Hier konnte der KJR mit Jugendverbänden, Einrichtungen und engagierten Ehrenamtlichen unterstützen. (s. S. 13) Noch bevor die erste Vorstandssitzung im Januar stattfand, konnten erste Gespräche mit der Politik geführt werden. Mit den Fraktionen CSU/Freie Wähler sowie mit Grüne/Rosa Liste wurde über die Veränderungswünsche bezüglich der Sitzungen des Kinder- und Jugendhilfeausschusses (KJHA), das Thema Partizipation, die aktuellen Herausforderungen in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (OKJA) und über die notwendigen Haushaltsbedarfe aufgrund der Tariferhöhung gesprochen. Bei der Vorstandssitzung ging es u.a. um das das weitere Vorgehen zur bereits im Juli 2021 stattgefundenen Armutskonferenz zur Situation junger Menschen in einer reichen Stadt, welche gemeinsam mit jungen Menschen und von Sozialreferat, freien Trägern und Regsam durchgeführt worden war. Auf der Konferenz waren in verschiedenen Workshops viele Vorschläge entwickelt worden, wie die Situation von benachteiligten jungen Menschen verbessert werden könnte. Aus Sicht des Vorstands war und ist es essentiell, dass Vertreter*innen der Stadt nicht nur mit jungen Menschen sprechen, sondern deren Anliegen auch, wo möglich, zeitnah in die Umsetzung bringen. Deshalb wurden gemeinsam mit dem Münchner Trichter Anträge im KJHA eingebracht, denen Bericht des Vorstands 2022 Vorsitzende Judith Greil (DGB-Jugend) stellv. Vorsitzender Leander Gerl (diversity) Mitglieder Ozan Aykac (Münchner Schüler*innenbüro) Fatih Demirtas (DGB-Jugend) Ruth Heeren (BUND Naturschutz) Katharina Mayer (JDAV) Hans Radspieler (MSJ) Karsten Urbanek (EJM) Jana Wulf (BDKJ) KJR-Vorstand

GESCHÄFTSBERICHT 2022 | KREISJUGENDRING MÜNCHEN-STADT 4 sich Stadtpolitik und Stadtverwaltung zeitnah widmen sollten. Wichtigste Themen waren Wohnmöglichkeiten junger Menschen, Räume und Projekte, in denen junge Menschen sich ausprobieren können, und zielgenauere Unterstützung junger Menschen in den sozialen Sicherungssystemen durch sog. Lots*innen. Die Herausforderungen für die Offene Kinder- und Jugendarbeit (OKJA), Partizipation, die Veränderungswünsche für den KJHA sowie die Haushaltsbedarfe, aber auch die aktuellen Planungen zu Westend 66 standen beim Fraktionsgespräch SPD/Volt auf der Tagesordnung. Zur weiteren Entwicklung der innerstädtischen Isar sollte im Sommer 2022 ein Isarsymposium stattfinden. Der KJR möchte die Interessen junger Menschen in diesen Prozess weiterhin einbringen und beschloss bereits im Februar Aktivitäten dazu. Mit einer Radtour entlang der Isar sollte bei Politik und Verwaltung für das vielfältige junge Leben an der Isar geworben werden. (s. S. 11) Ebenso wurde der Vorstand über den Stand der sog. OKJA-Kampagne zur Aktivierung der Offenen Kinder- und Jugendarbeit informiert und beschloss, hierfür zusätzliche Mittel zur Verfügung zu stellen. Ziel der KJR-Kampagne ist es, die OKJAEinrichtungen in München wieder bekannter zu machen und Jugendliche und junge Erwachsene auf die attraktiven Angebote hinzuweisen. (s. S. 19) Bei der Frühjahrsklausur des Vorstands stand neben einem Teambuilding die Reflektion der Aufgaben und Rolle des Vorstands auf der Agenda. Darüber hinaus beschäftigten sich die Vorstandsmitglieder mit der Frage, wie es gelingen kann, dass im KJHA verstärkt aktuelle jugendpolitische Themen- und Problemstellungen ins Zentrum der Ausschussarbeit gestellt werden und so die Teilnahme für junge Menschen attraktiv gemacht werden kann. Bereits im März gab es positive Signale aus Politik und Verwaltung bezüglich der Verlängerung der Fachstelle Junges Wohnen. Zusammen mit der DGB-Jugend möchte der KJR auch über 2022 hinaus die Interessen junger Menschen auf dem schwierigen Wohnmarkt München kraftvoll vertreten. Das Thema und auch die Gründung des AzubiWerks begleitete einige Vorstandssitzungen. (s. S. 12) Ein Gespräch mit der 3. Bürgermeisterin Verena Dietl ermöglichte es dem Vorstand, wichtige Anliegen wie Möglichkeiten der Antragstellung im KJHA, den Stand zur geplanten Beschlussvorlage Partizipation, den digitalen Schüler*innenausweis, die Situation des OBENOHNE-Festivals sowie die geplanten Besuche der 3. Bürgermeisterin in KJR-Einrichtungen und bei der StadtschülerInnenvertretung vorzubringen. Der Aktivierungskampagne des BJR widmete sich der Vorstand in seiner Sitzung im April. Die Kampagne ermöglichte Fördermaßnahmen, um die Folgen der Pandemie zu lindern. Ziel war es, Perspektiven für Kinder und Jugendliche zu schaffen, Partizipationsmöglichkeiten junger Menschen zu stärken und die Jugendarbeit zu unterstützen. Mit den ausgereichten Mittel des BJR in Höhe von 44.000 Euro (gleiche Summe für alle Kreis- und Stadtjugendringe, unabhängig von der Größe) konnten nach dem Beschluss im Vorstand vielfältige Projekte und Angebote innerhalb des KJR gefördert werden. (s. S. 17) Im Mai bezog der KJR-Vorstand mit dem Netzwerk Junge Mobilität Stellung gegen die von der MVG angekündigten Kürzungen im ÖPNV. Gerade die Ausdünnung des Angebots in den Nachtstunden Verena Dietl besucht die StadtschülerInnenvertretung Vielfältige Aktivitäten ermöglichte die BJR-Aktivierungskampagne

5 GESCHÄFTSBERICHT 2022 | KREISJUGENDRING MÜNCHEN-STADT beeinträchtigt die Lebensqualität junger Menschen, die i.d.R. über kein eigenes Auto verfügen und deshalb besonders auf einen zuverlässigen ÖPNV angewiesen sind. Außerdem unterstützte der Vorstand das Bündnis MobilitätsWende bei seinen Forderungen nach einer Schärfung der Ziele der Mobilitätsstrategie 2035 der LH München, vor allem hinsichtlich der Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs und der Klimaneutralität. Der Vorstand beschloss auch die Unterzeichnung eines Offenen Briefs des Sierra-Leone-Protestcamps, in dem die restriktive Haltung des Bayerischen Innenministeriums angeprangert wird. Seit dem 18. Oktober 2021 bestand das Protestcamp in Form einer Dauerkundgebung. Die Forderungen sind: Bleibeperspektiven für geduldete Geflüchtete zu ermöglichen, Arbeits- und Ausbildungsverbote abzuschaffen und Abschiebungen nach Sierra Leone zu stoppen. Seit Anfang April engagierte sich der KJR in der Flüchtlingsunterbringung in Riem mit einem mobilen Spielangebot. Ehren- und Hauptamtliche aus Einrichtungen und Verbänden hatten das Ziel, den vielen ankommenden Kindern, Teenagern und Jugendlichen mit Spiel- und Bewegungsangeboten zumindest für eine kurze Zeit „Normalität“ zu ermöglichen. Ende Mai erhielt der KJR die Zusage für eine Anschlussfinanzierung. (s. S. 13) Am 17. Mai fand erstmals seit 19.11.2019 wieder eine Vollversammlung in Präsenz statt. Die Delegierten waren zu Gast im Amerikahaus. Neben dem Bericht des Vorstands und dem Jahresabschluss 2021 standen die Themen Junges Wohnen, Jugendkultur, Mobilität, Klima und der Ukraine-Krieg auf der Tagesordnung. Aufgrund der politischen Entwicklung in den Wochen zuvor beschäftigten sich die Delegierten mit den Wurzeln des KJR und beleuchteten, warum und wie sich der KJR immer aktiv für eine starke Demokratie, für Frieden und eine plurale Gesellschaft auch über die Landesgrenzen hinaus eingesetzt hat. Mit Gästen (u.a. Brigitte Fingerle-Trischler) und in Themeninseln (z.B. Trans* in München) wurde diskutiert und es zeigte sich erneut die Bedeutung einer demokratischen Jugendbildung im KJR, welche sich heute wie früher in der selbstbestimmten demokratischen Arbeit der Jugendverbände, Einrichtungen und Fachstellen im KJR widerspiegelt. Außerdem gab es zwei Neuaufnahmen: der neu gegründete Landesverband „JUBITO” (Jugend für Bildung und Toleranz) und die Gruppe „Wilde Rose – interkulturelles Jugendnetzwerk“ wurden neu in den KJR aufgenommen. Beide Gruppen sind jedoch keine Neulinge im KJR. JUBITO war bereits als IDIZEM auf örtlicher Ebene Mitglied und ist nun im Landesverband. Die „Wilde Rose“ war im BDP Mitglied und ist nun auf örtlicher Ebene Einzelmitglied im KJR München-Stadt. Gäste in der Vorstandssitzung im Juni waren die Vorsitzende des Migrationsbeirats Dimitrina Lang sowie ihre Stellvertreterin Theodora Sismani. Dimitrina Lang erläuterte noch einmal den Stand der aktuellen Diskussion zur Veränderung des Migrationsbeirats. Der KJR-Vorstand positionierte sich zum Reformvorschlag und begrüßte die Zusammenlegung der Wahl des Migrationsbeirats mit einer großen Wahl und eine großangelegte Werbekampagne, um mehr Migrant*innen zum Wählen zu motivieren. Der Vorstand unterzeichnete den offenen Brief der Initiative „Keine BMW-Autobahn“ an die Stadt München, der sich gegen eine geplante oberirdische Anbindung an die A99 durch das Hasenbergl richtet und die Prüfung mehrere Varianten des Tunnelbaus fordert. Darüber hinaus wurden die Ideen für die sog. OKJAKampagne, die in Kooperation mit Studierenden der Hochschule Macromedia entstanden ist, präsentiert. (s. S. 19) Frühjahrsvollversammlung: Themeninsel zum Krieg in der Ukraine WIR SIND DA, WO BIST DU?

GESCHÄFTSBERICHT 2022 | KREISJUGENDRING MÜNCHEN-STADT 6 gesprochen wird, um die Situation von jungen Geflüchteten aus der Ukraine, den akuten Fachkräftemangel in der Kindertagesbetreuung und die Kostensteigerungen in vielen Bereichen der Arbeit mit jungen Menschen, so auch beim OBEN OHNE Open Air. Die geplante offizielle Gründung des AzubiWerks begeisterte den Vorstand im Juli, der tatsächliche Gründungstermin fand dann erst im Oktober statt. Neben der 3. Bürgermeisterin Verena Dietl ist auch KJR-Vorsitzende Judith Greil Gründungsmitglied. Der Sitz im künftigen Vorstand des Azubi-Werks wird von der Fachstelle Junges Wohnen wahrgenommen und kommissarisch hat ein KJR-Azubi einen Sitz im Vorstand des AzubiWerks übernommen, der für die künftigen Bewohner*innen vorgesehen ist. (s. S. 12) Dass der KJR bis 2035 klimaneutral werden möchte und hierfür ein sog. 9-Punkte-Plan umgesetzt wird, beschloss der Vorstand in der Juli-Sitzung. Die Umsetzung startet 2023. Mehr Infos dazu gibt es auf Seite 16. Auch das Engagement für das 365-Euro-Ticket war Thema in der Juli-Sitzung und so wurde gemeinsam mit dem Netzwerk Mobilität, bei dem der KJR die Federführung hat, ein offener Brief an die Staatsregierung auf den Weg gebracht. Für die Aufnahme der Studierenden in das 365-Euro-Ticket bis 2023 hatte sich auch der Ausschuss für Arbeit und Wirtschaft des Münchner Stadtrats einstimmig ausgesprochen. Studierende sind aktuell die einzige Gruppe, die sich zwar in Ausbildung befindet, aber vom Bezug dieses Tickets ausgeschlossen ist – so müssen sie aktuell jährlich fast 200 Euro mehr zahlen. Leider hat der Freistaat Bayern kurzfristig entschieden, sich nicht mehr analog zum 365-Euro-Ticket für Schüler*innen und Auszubildende mit 2/3 der Kosten an der Finanzierung zu beteiligen. Der Vorstand nutzte eine Einladung zu einem Gesprächstermin bei Oberbürgermeister Dieter Reiter, um unterschiedliche Themen anzusprechen. Konkret ging es darum, wie der KJHA gestaltet werden kann, dass nicht nur über, sondern mit jungen Menschen Nach der Sommerpause im September beschloss der Vorstand, Mitantragsteller des Antrags „Strukturellen Rassismus anerkennen und rassismuskritische Jugendarbeit fördern – die Ächtung des NWortes als deutliches Zeichen für eine rassismuskritische Haltung der bayerischen Jugendarbeit“ für die Herbstvollversammlung des BJR im November zu werden. Inhaltlich entspricht dieser Antrag der KJR-Position und wurde u.a. von der BJR-Kommission Jugendarbeit in der Migrationsgesellschaft erarbeitet. Der Vorstand beschäftigte sich bei der Herbstklausur im Kloster Benediktbeuern erneut mit dem 9-Punkte-Plan und entschied sich, 2023 mit dem Thema Ernährung zu starten. Ein weiteres Thema war Partizipation in der Stadt. Bereits vor einigen Jahren hatte der KJR gemeinsam mit weiteren Kooperationspartner*innen einen Antrag auf Erarbeitung eines Partizipationskonzepts für München gestellt. Leider ist die Bearbeitung hierzu ins Stocken geraten, mit Diskussionsimpulsen für gelingende Partizipation soll der Prozess wieder angeschoben werden. Der KJR-Vorstand unterzeichnete im Oktober das Forderungspapier der Akteursplattform BNE. Dabei haben rund 150 unterschiedliche Akteur*innen (u.a. der KJR) in einem zeitintensiven Prozess mit der BNE VISION 2030 ein Handlungsprogramm entwickelt, wie München klimaneutral werden kann. Die zunächst zugesagten Gelder von 2,5 Millionen Euro wurden in der Beschlussvorlage gestrichen. Digital traf sich der Vorstand mit der Fraktion SPD/Volt. Neben der Haushaltssituation und notwendigen Tariferhöhungen sowie den Erhöhungsanträgen des KJR sprach man über Kinder- und Jugendpartizipation und Veränderungen für den KJHA sowie über zusätzliche Bedarfe im Bereich Inklusion. auf dem Weg zum „neuen Normal“ KLIMANEUTRAL

7 GESCHÄFTSBERICHT 2022 | KREISJUGENDRING MÜNCHEN-STADT Die Herbstvollversammlung fand am 15. November in der Jugendkirche der Evangelischen Jugend München statt. Neben zahlreichen Regularien sowie den Beschlüssen zum Wirtschaftsplan 2023 und zur Jugendverbandsförderung gab es die Möglichkeit, sich über die gerade entstehenden Partizipationsimpulse zu informieren und sich in den Prozess einzubringen. An neun Themeninseln diskutierten die knapp 90 Delegierten der Münchner Jugendverbände bessere Möglichkeiten der Partizipation, etwa in der Schule, in Ausbildung und Studium oder in der Stadtpolitik. Mit dem Satz „Lasst uns 2023 zum Jahr der Partizipation machen!“ rannte Stadträtin Lena Odell, die das Grußwort für die Landeshauptstadt überbrachte, offene Türen ein. Der Austausch war rege und es haben sich einige Schnittpunkte bei den Jugendverbänden ergeben. Die Vorstandssitzung im November startete mit einem Bericht zur Multiplikator*innen-Fahrt nach Israel, die in den Herbstferien stattfand. Neben der KJR-Vorsitzenden Judith Greil waren weitere Teilnehmende aus Jugendverbänden und der StadtschülerInnenvertretung dabei. (s. S. 23). Aufgrund der aktuellen Entwicklungen und Diskussionen zu einem 49-Euro-Ticket beschloss der Vorstand eine Verlängerung der KJRMobilitätsstelle um ein weiteres Jahr. Ebenso wurde ein Stundenkontingent für die Projektstelle „Die Aktion“, beschlossen, die das im Dezember stattfindende Freiraumforum unterstützen soll. Die „Initiative Freiräumen“ ist ein offenes Bündnis von mehreren jungen Kollektiven, die sich mit den Themen Freiräume und Jugendkultur beschäftigen. Freuen durfte sich der Vorstand darüber, dass der gemeinsame Protest im Rahmen der Akteursplattform BNE Wirkung zeigte und ein erster Erfolg erzielt werden konnte: Der Bildungsausschuss sowie der Ausschuss für Umwelt- und Klimaschutz des Stadtrats beschlossen, dass im Haushalt 2023 eine Anschubfinanzierung von rund 850.000 Euro bereitgestellt werden soll. Damit können erste Maßnahmen umgesetzt werden. Im November traf sich der Vorstand auch zum Fraktionsgespräch mit CSU/Freie Wähler. Themen waren Haushaltsbedarfe, Partizipation, Kinder- und Jugendhilfeausschuss und BNE. Darüber hinaus wurde über den Stand des Spielangebots für geflüchtete Kinder und Jugendliche aus der Ukraine informiert sowie über den Stand des Neubaus der KJR-Geschäftsstelle. Vor der gemeinsamen Weihnachtsfeier des Vorstands im Dezember wurden noch Beschlüsse gefasst. So konnten die von Vorstand und der Abteilung Junges Engagement erarbeiteten Diskussionsimpulse zur Partizipation verabschiedet werden, nachdem sie KJR-intern und bei der Herbstvollversammlung diskutiert sowie Änderungen und Ergänzungen vorgenommen worden waren. Anschließend ging das Papier an die 3. Bürgermeisterin, die Jugendamtsleitung und weitere relevante Akteure, z.B. alle KJHA-Mitglieder. Eine Arbeitsgruppe aus Vorstandsmitgliedern und Hauptamtlichen im KJR schlug dem Vorstand vor, sich 2023 am Christopher Street Day zu beteiligen. So sollen die Aktivitäten des KJR im Bereich Vielfalt sichtbarer gemacht werden. Auch hierzu erging ein positiver Beschluss. Am 17. Oktober 2022 gab es eine Sitzung des Kuratoriums, das den KJR-Vorstand berät. So trafen sich unterschiedliche Fachleute aus der Praxis, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik im Jugendtreff Biederstein und berieten sich, was es in München brauche, um Jugendkultur(-arbeit) zu stärken und sichtbarer zu machen. Kurze Blitzlichter zeigten, wie aufregend, kreativ und bunt jugendkulturelle Projekte sein können: von Pop-up-Stages über Straßenparaden und Graffitis. Allen gemeinsam ist die Wichtigkeit von öffentlichen Räumen und deren Aneignung für junge Menschen, denn es sind Orte, Abstimmung bei der Herbstvollversammlung

GESCHÄFTSBERICHT 2022 | KREISJUGENDRING MÜNCHEN-STADT 8 gebildet. Diese Maßnahme wird über das Stadtjugendamt finanziert. Ziel ist neben der Durchführung der geförderten Ausbildung auch die Vermittlung in einen weiterführenden Betrieb. Standort der Maßnahme ist München-Pasing. Das Projekt MoQua (Motivieren-Qualifizieren) gibt bis zu 40 Teilnehmenden von 15 bis 25 Jahren pro Schuljahr die Möglichkeit, sich auf den Qualifizierenden Mittelschulabschluss (Quali) vorzubereiten bzw. diesen nachzuholen, wenn das aus verschiedenen Gründen nicht an der Regelschule möglich war. Sowohl durch die fachliche Vorbereitung als auch durch intensive, individuelle sozial-pädagogische Begleitung wird für die Teilnehmenden die Möglichkeit geschaffen, Chancen und Perspektiven zu entwickeln, um einen guten Übergang in Schule und Beruf zu erleben. Die Maßnahme wird zu 100 Prozent durch das Stadtjugendamt im Rahmen der berufsbezogenen Jugendhilfe (BBJH) finanziert und ist in der Maxvorstadt verortet. die Verständnis füreinander fördern und demokratische Teilhabe entstehen lassen können. Junge Menschen werden sichtbarer, sie werden mehr als Teil der Stadtgemeinschaft wahrgenommen und Vorurteile werden abgebaut. Doch wie so oft in der Jugendarbeit ist dies kein Selbstläufer und es braucht aktive Unterstützung und Engagement von verschiedenen Seiten: gute Netzwerkarbeit im Sozialraum, die eine gelingende Konflikt- und Kommunikationskultur etabliert, Vorbilder, ausreichende finanzielle und personelle Ressourcen und das Mitdenken von Ausgrenzungsprozessen sowie -strukturen sind zentrale Gelingensfaktoren. Die Jugend-Arbeit-Perspektiven (JAPs) gGmbH ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft des KJR, die sich im Bereich der Übergänge Schule – Beruf engagiert. Dabei ist die JAPs gGmbH aktuell mit zwei Maßnahmen aktiv: In der außerbetrieblichen Malerausbildung des JAPs-Malerprojekts bildet ein erfahrenes Team seit über 20 Jahren Jugendliche, die auf dem ersten Arbeitsmarkt keine Berufsausbildung antreten konnten, u.a. im Auftrag des Jobcenters München im Ausbildungsberuf des Malers und Lackierers (m/w/d) aus. Neben sozialpädagogischer Begleitung, Theorieunterricht und regulärem Besuch der Berufsschule lernen die jungen Menschen das praktische Handwerk durch reale Aufträge in den KJREinrichtungen. Seit 2018 wird hier zusätzlich im Rahmen der berufsbezogenen Jugendhilfe (BBJH) mit entsprechendem Jugendhilfebedarf ausIm JAPs-Malerprojekt werden Wände nicht nur gestrichen, sondern kunstvoll gestaltet. Politische Arbeit im KJHA Die Vertreter*innen der Jugendverbände im KJHA waren 2022: Judith Greil (KJR-Vorsitzende), Hans Radspieler (MSJ), Jana Wulf (BDKJ), Karsten Urbanek (EJM) und Alexander Löher (München Schüler*innenbüro) als stimmberechtigte Mitglieder. Als Ersatzmitglieder waren Claudia Caspari (KJR), Nina Baumgartner (JDAV), Ruth Heeren (JBN), Fatih Demirtas (DGB-Jugend) und Leander Gerl (diversity) berufen. In allen Sitzungen des KJHA waren die Themen „Folgen der CoronaPandemie für Kinder und Jugendliche“, „Situation geflüchteter Ukrainer*innen“ sowie „Partizipationsmöglichkeiten von jungen Menschen“ regelmäßig auf der Tagesordnung. So wurde bereits im Januar der Masterplan „Junge Menschen raus aus der Pandemie“ beschlossen, der sowohl Lerndefizite als auch psycho-soziale Folgen der Pandemie untersuchen und mildern soll. Künftig werden bei Entwicklung derartiger Vorhaben die freien Träger frühzeitig eingebunden. Lobenswert sei, dass die Stadtverwaltung auch Rückmeldungen von jungen Menschen im Masterplan berücksichtigt hatte. Perspektivisch soll eine Kinderbefragung (online) durchgeführt werden, die die Lage dieser Zielgruppe genauer analysieren wird. Gleichzeitig befasste sich der KJHA mit dem Haushalt für das laufende Jahr. Trotz angespannter Rahmenbedingungen weise der Haushaltsansatz keine Kürzungen aus – steige jedoch auch nicht, was angesichts steigender Personalkosten einer Reduzierung gleichkomme. Darüber hinaus beschloss der KJHA eine Erweiterung jugendkultureller Angebote. Neben dem Ausbau der Angebote selbst sollen diese

9 GESCHÄFTSBERICHT 2022 | KREISJUGENDRING MÜNCHEN-STADT künftig stärker beworben und leichter zugänglich gemacht werden. Schließlich wird die Landeshauptstadt München in einem eigenen Projekt verstärkt wohnungslose Jugendliche unterstützen und dazu einzelne Jugendhilfeeinrichtungen in Einrichtungen für Wohnungslose umwidmen. Nachdem die Februar-Sitzung des KJHA abgesagt worden war, stand im März die Elternbefragung in städtischen Einrichtungen der Kinderbetreuung im Fokus, die eine sehr hohe Zufriedenheit mit den Angeboten ergab. Daneben wurde der Familienbericht vorgelegt, der die Familienfreundlichkeit Münchens untersucht hatte. Der Bericht ergab vor allem, dass die Landeshauptstadt noch flexibler in ihren Angeboten für verschiedene Formen von Familie werden muss. Als echter Zugewinn wurde in diesem Zusammenhang das „Haus der Schüler*innen“ benannt. Zudem wurde über den Ausbau der Jugendsozialarbeit an Schulen diskutiert. Die freien Träger haben dabei das Sozialreferat beauftragt zu prüfen, wie eine Gleichstellung von Mitarbeitenden in der ausschließlich kommunal geförderten Schulsozialarbeit gegenüber den Mitarbeitenden, die auf einer staatlich bezuschussten JaS-Stelle eingesetzt sind, hergestellt werden kann. Schon in der ersten März-Sitzung wurde über die Handlungsfelder Bildung und Sport für junge Geflüchtete aus der Ukraine diskutiert. Dabei wurde seitens der freien Träger gefordert, dass ehrenamtliche Helfer*innen durch die Stadt unterstützt werden müssen – beispielsweise durch Öffnung der Schulhöfe für entsprechende Angebote oder unbürokratische Freistellungen. Der KJHA befasste sich in dieser Sitzung auch mit dem Thema „nächtliches Feiern“. Dabei wurde klar, dass inzwischen einige konsumfreie Orte geschaffen wurden – dabei die freien Träger aber nur unzureichend eingebunden waren. Im Mai lag dem KJHA eine Stellungnahme der LH München zum Bürgerschaftlichen Engagement vor. Der Bericht stellt fest, dass die Verzahnung professioneller Hilfsangebote mit ehrenamtlichem Engagement verbessert werden muss. Hierzu sollen auch die Jugendverbände stärker eingebunden werden. Breiten Raum nahm die Diskussion über eine integrierte Einrichtung in Lochhausen ein. Dabei zeigte sich erneut, dass die künftigen Träger solcher Einrichtungen nicht frühzeitig genug in die räumliche Planung eingebunden werden. Das Referat für Bildung und Sport legte außerdem einen Sachstandsbericht zu den Schul- und Kita-Bauprogrammen vor. München hatte sich mit der Aufarbeitung von Missständen bei der Unterbringung von Kindern durch die Landeshauptstadt von 1945 bis 1999 befasst. Der KJHA sagte seine Unterstützung zu, den Betroffenen schnellstmöglich und unbürokratisch Zugang zu Entschädigungsleistungen zu ermöglichen. In der zweiten Mai-Sitzung wurde der KJHA umfassend über die Arbeitsbelastung der städtischen Referate informiert, die sich aus der Corona-Pandemie und auch durch die Geflüchteten aus der Ukraine ergibt. Oberstes Ziel der Verwaltung war und bleibt es, die Bedingungen für Kinder und Jugendliche bestmöglich zu gestalten. In der letzten Sitzung vor der Sommerpause im Juli wurden dem KJHA die Ergebnisse der partizipativen Evaluation zum interkulturellen Integrationskonzept vorgelegt. Die Analyse zeigt, dass das Konzept in weiten Teilen der Stadtverwaltung und innerhalb des Stadtrats nur lückenhaft präsent ist. Eine Verortung des Themas bei der 3. Bürgermeisterin hat sich jedoch als zielführend erwiesen. Die LH München arbeitet weiter an der Qualitätsentwicklung der Kindertagesstätten und schreibt dazu ein Perspektivkonzept bis 2030 fort. Zentrale Herausforderung bleibt die Personalgewinnung und -qualifizierung, wie in der September-Sitzung deutlich wurde. KJR-Spielangebot für junge Geflüchtete

GESCHÄFTSBERICHT 2022 | KREISJUGENDRING MÜNCHEN-STADT 10 Im Oktober wurde den Mitgliedern des KJHA der Steuerungsbericht des Sozialreferats vorgelegt. Darin werden der knappe bezahlbare Wohnraum und die personelle Unterbesetzung als zwei der wesentlichen Herausforderungen für die nächsten Jahre benannt. Die Sozialreferentin berichtete, dass an die freien Träger 2022 Mittel in Höhe von 259.524.00,00 Euro ausgehändigt worden seien – 2023 soll die Summe auf 280.000.000,00 Euro ansteigen. Darüber hinaus beschloss der KJHA einstimmig, dass in den Einrichtungen der OKJA künftig kostenlos Menstruationsartikel zur Verfügung gestellt werden und die Finanzierung aus dem städtischen Haushalt erfolgt. Für die Schulen ist eine ähnliche Regelung geplant. Hinsichtlich der OKJA-Einrichtung im Neubaugebiet Dreilingsweg bemängelten die freien Träger, dass sie erneut viel zu spät in das Planungsverfahren einbezogen worden seien. Man hätte sonst vermeiden können, dass Räume weniger gut für eine spätere Nutzung geeignet sind. Das Thema Inklusion stand im Mittelpunkt der Sitzung im November. Bei der Neuordnung von Schulbegleitung wird künftig auf PoolLösungen gesetzt. Diese Variante ist auch dem Personalmangel geschuldet – kann aber verhindern, dass einzelne Betroffene durch eine individuelle Betreuung/Begleitung stigmatisiert werden. Die freien Träger hatten Bedenken geäußert, stimmten dem pragmatischen Antrag jedoch zu. In seiner letzten Sitzung im Dezember 2022 befasst sich der KJHA mit dem Münchner Armutsbericht 2022. Darin wurde deutlich, dass es in der Stadt ein Problem mit Altersarmut unter Bürger*innen mit migrantischen Biografien gibt. Armutsgefährdet sind auch Kinder und Jugendliche aus diesen Milieus. Die Stadtpolitik setze sich zwar konsequent für ein soziales München ein, dem Bericht fehle jedoch ein ganzheitlicher Blick und Visionen für Kinder und Jugendliche bzw. deren Armutsgefährdung. Die freien Träger forderten in dem Zusammenhang auch eine unverzügliche Weiterarbeit am Rahmenkonzept zur Kinder- und Jugendpartizipation. Der KJHA befasst sich zudem mit der Errichtung eines Neubaus für die offene Einrichtung für Kinder und Jugendliche in Freiham. Dort wird nun die räumliche Situation in und um das Haus großzügiger gestaltet. Einer der wichtigsten Tagesordnungspunkte war der Entwurf des Mehrjahresinvestitionsprogramms 2022 bis 2026. Der Entwurf sieht eine Steigerung der Zuschüsse an die freien Träger von 5,6 Prozent vor, was möglicherweise durch Inflation und allgemeine Kostensteigerung im Personalbereich unzureichend sei. Im Vollzug des Haushaltsplans werden verschiedenen freien Trägern weiter Sondermittel zugewiesen – u.a. für Maßnahmen zur Gewaltprävention. Der KJHA beschloss zudem, dass die Schulsozialarbeit weiter finanziell gestärkt werden soll. Das betrifft vor allem Maßnahmen zur Digitalisierung der Angebote. Als weiteren Punkt befasste sich der KJHA mit dem Kinder- und Jugendstärkungsgesetz. Ein wesentlicher Aspekt bei der Umsetzung der Novelle sind die Mitarbeitenden in Einrichtungen – diese gilt es zu stärken, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Schließlich wurde der TOP Kinder- und Jugendkulturarbeit in München aufgerufen. Die Ausweitung der Stellen sei unbedingt zu begrüßen, um die Arbeitsfähigkeit der Initiativen zu sichern. Partizipation war im KJHA, aber auch auf den KJR-Vollversammlungen immer wieder Thema.

11 GESCHÄFTSBERICHT 2022 | KREISJUGENDRING MÜNCHEN-STADT Schwerpunkte und jugendpolitische Aktivitäten Ziele 2022 – Rückblick Durch die vom Vorstand 2021 beschlossenen Neuerungen im KJR-Ziele-System liefen 2022 die bisherigen Jahresziele fort. An ihre Stelle traten operative 2-Jahres-Ziele. Außerdem wurde der Geltungszeitraum der strategischen Ziele von fünf auf vier Jahre verkürzt (2019 bis 2023). Im Herbst 2021 verabschiedete der Vorstand acht „öffentliche“ und sieben „interne“ 2-Jahresziele für den Zeitraum 2022 bis 2023, von denen zwei im Rahmen eines Beteiligungsprozesses von Mitarbeitenden vorgeschlagen worden waren. Diese decken ein breites Themenfeld ab, das von politischer Bildung über Junges Wohnen, Klimagerechtigkeit und Nachhaltigkeit, Freiräume für junge Menschen bis hin zu digitalen Angeboten reicht. Einzelne Ziele konnten bereits Ende 2022 erfolgreich abgeschlossen werden (z.B. Aktivitäten rund um das Olympia-Jubiläum), die verbliebenen werden 2023 weiter bearbeitet. Der Wortlaut der aktuellen 2-Jahres-Ziele ist auf www. kjr-m.de/ziele nachzulesen. Freiräume Mit dem Münchner Haus der Schüler*innen (MHdS) gibt es jetzt ein attraktives selbstverwaltetes Jugendzentrum. Eröffnet mitten in der Corona-Pandemie wurde es 2022 durch viele verschiedene Schüler*innen-Gruppen stark genutzt. Mit großem Dank hat sich der Gründungsvorstand verabschiedet, jetzt kümmert sich der neue MHdS-Vorstand um alle Belange. Grillen, chillen, Musik hören, angeln, Bier trinken, Kajak fahren oder schwimmen: Kaum ein Ort in München bietet jungen Menschen so viele Freiräume wie die Isar. Doch die Interessen der jungen Menschen werden selten gehört. Um das zu ändern, hat der KJR Vertreter*innen aus Politik und Stadtverwaltung zu einer Isar-Radtour eingeladen. Stationen waren nicht nur Hotspots des Partylebens, sondern auch Sport und Naturschutz – und eine der wenigen Flächen in München, die legal mit Graffitis gestaltet werden darf. Nächtliches Feiern und selbstbestimmte Freiräume sind von großer Bedeutung für junge Menschen im teuren München. Der KJR als Sprachrohr der Jugendlichen und jungen Menschen nimmt sich in unterschiedlichen Formaten dieser Themen an. Ebenso wie die im Sozialreferat neu geschaffene Stelle „Moderation der Nacht“, die als eine zentrale Schnitt- und Anlaufstelle für alle Belange des nächtlichen Lebens in München fungiert. Bei dem von ihr initiierten „Runden Tisch Nachtleben“ tritt das Team Junge Kultur des KJR vor allem für feiernde Jugendliche unter 18 ein und ist bemüht, hier neue Möglichkeit zu eröffnen. Gegen Rechts, für Frieden und Demokratie Niemals hätte das junge Team des historisch-politischen Events sommer.dok, als es im Dezember 2021 für sommer.dok 2022 das Motto „Frieden“ wählte, gedacht, welch furchtbare Aktualität das Thema einige Wochen später mit dem russischen Angriff auf die Ukraine erhalten würde. Angesichts der schwierigen, oft polarisierten Diskussionen zum deutschen Umgang mit dem Krieg, mit NATO und Waffenlieferungen entschloss sich das Team, vor allem Themen für die Workshops und Podiumsdiskussionen zu wählen, die sich zum Beispiel mit Ursachen, die zu Krisen und Krieg führen, mit Flucht und Traumata der betroffenen Menschen und mit Folgen von Krieg am Beispiel der Situation auf dem Balkan auseinandersetzten. Zusammen mit dem engagierten Publikum stellten sie aber auch Fragen an die Demokratie in Europa und befassten sich mit Grundlagen und Beispielen in der Bildungsarbeit zum Thema Friedenspädagogik. Auch das Schulklassenprogramm zum Thema „Frieden“ gemeinsam mit dem NS-Dokumentationszentrum wurde wieder sehr gut angenommen. Isar-Radtour

GESCHÄFTSBERICHT 2022 | KREISJUGENDRING MÜNCHEN-STADT 12 Wohnen in München Die Münchner Jugendbefragungen haben deutlich gemacht: Junge Menschen lieben ihre Heimatstadt. Aber die hohen Kosten in den Bereichen Wohnen und Mobilität trüben ihr positives Bild der Stadt erheblich. Es ist für junge Menschen in München sehr schwer, auf eigenen Beinen zu stehen, einen eigenen Hausstand zu gründen und somit selbständig und erwachsen zu werden. Daher freuten sich DGB-Jugend und KJR sehr über die Gründung vom AzubiWerk München und wirken nun an dessen Ausgestaltung als institutionelle Vorstandsmitglieder mit. Die Schwerpunkte sind vor allem die Stärkung der Selbstorganisation der Bewohner*innen und die Entwicklung jugendgerechter Wohnformen im Rahmen des AzubiWerks. Mit dem AzubiWerk wollen KJR und DGB-Jugend auch ein Zeichen über die Stadtgrenzen hinaus setzen: es soll anderen Kommunen als Vorbild dienen – und so jungen Menschen auch anderswo zu einer erschwinglichen Bleibe verhelfen. München sozial gerecht Armut in München ist und bleibt ein Dauerthema in der Stadtgesellschaft. In diesem Jahr erschien zum achten Mal seit 1987 der Münchner Armutsbericht. Das Ergebnis zeichnet ein ernüchterndes Bild: Kinder- und Jugendarmut stagniert seit Jahren und besonders in München ist die Schere zwischen Arm und Reich sehr groß. Der KJR tritt auch 2022 dafür ein, dass Kinder- und Jugendarmut präsent in der politischen Landschaft bleibt und die Interessen junger Menschen verstärkt sichtbar werden. Eine Kurzvorstellung der Ergebnisse reichte dem KJR nicht, es soll 2023 eine KHJA-Sitzung geben, die sich hauptsächlich mit der Lage armutsgefährdeter junger Menschen beschäftigt. Diskussionsimpulse zur Partizipation junger Menschen Der Münchner Stadtrat hatte 2019 – auf Initiative der Jugendverbände, des Münchner Trichters und des KJR – die Erstellung eines Rahmenkonzepts Kinder- und Jugendbeteiligung beschlossen. Der Bearbeitungsprozess geriet jedoch aus unterschiedlichen Gründen, nicht zuletzt aufgrund der Pandemie, ins Stocken. Im Herbst hatte die Fachstelle Demokratische Jugendbildung eine Tagungsgruppe aus Jugendringen aus ganz Deutschland zu Gast, die auch zu historisch-politischer Jugendbildung arbeiten. Neben Themen an historischen Orten und einem Besuch des NSDokumentationszentrums befassten sich die 20 Teilnehmenden begeistert mit Konzept und Angeboten des Demokratiemobils sowie des Münchner Haus der Schüler*innen und mittels des Dokumentarfilms „Erinnern heißt kämpfen“ der DGB-Jugend München und der neuen Outdoor-Ausstellung am Wiesn-Eingang mit der Entwicklung der Gedenkkultur an das Oktoberfest-Attentat 1980. Wie jedes Jahr beteiligte sich der KJR an den Gedenkveranstaltungen für die Opfer des Attentats am Olympia-Einkaufszentrum 2016, des Oktoberfest-Attentats 1980 und der Reichspogromnacht am 9. November 1938 und auch an verschiedenen Demonstrationen gegen Corona-Leugner*innen bzw. Anhänger*innen von Verschwörungsmythen. AzubiWerk-Gründung: Fürs Foto auf den Rathausbalkon

13 GESCHÄFTSBERICHT 2022 | KREISJUGENDRING MÜNCHEN-STADT Der KJR-Vorstand sieht hier Handlungsbedarf und möchte den Prozess für ein Münchner Rahmenkonzept Kinder- und Jugendbeteiligung neu beleben. Daher wurden von unterschiedlichen Beteiligten im KJR umfangreiche Diskussionsimpulse formuliert. Dieses Papier dient als Grundlage für Gespräche mit der Stadtpolitik, der städtischen Verwaltung, in Diskussionsrunden und Fachveranstaltungen. Ziel ist es, baldmöglich ein Rahmenkonzept Kinder- und Jugendbeteiligung in München beschließen zu können, denn Partizipation ist ein Grundrecht. Spielangebote für Kinder und Jugendliche aus der Ukraine Mit Beginn des Krieges und den ersten ankommenden Geflüchteten aus der Ukraine im Februar 2022 ermöglichtes der KJR Angebote für Kinder und Jugendliche in den OKJA-Einrichtungen. Um über die Angebote zu informieren, wurden Infoflyer auf Ukrainisch und Russisch in den Unterbringungseinrichtungen und Erstanlaufstellen verteilt. In der Anfangsphase waren über 1000 Kinder auf dem Messegelände München untergebracht, und es gab nur wenig Beschäftigungsmöglichkeiten für sie. Ab April 2022 wurde dort deshalb mit weiteren Partner*innen ein Spiel- und Sportangebot für geflüchtete Kinder und Jugendliche angeboten. Im KJHA am 24.05.2022 wurden dem KJR finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt, um das Spielangebot für zunächst 76 Tage durchzuführen. Der KJR ermöglicht den Kindern und Jugendlichen gem. Artikel 31 der UN-Kinderrechtskonvention ihr Recht auf Spielen. Für die Zielgruppe ist das Spielangebot ein Highlight, beim Spielen, Sporteln, Bauen und Basteln können sie gemeinsam mit den überwiegend ehrenamtlichen Betreuer*innen unbeschwert sein und erhalten somit ein wenig Normalität und Auszeit vom erlebten Fluchtalltag. Die Stadt München schätzt das Engagement und die Angebote des KJR für die ukrainischen Geflüchteten. Sie geht inzwischen davon aus, dass diese noch eine ganze Weile notwendig sein werden. Daher hat der Stadtrat für die Jahre 2023 und 2024 weitere finanzielle Mittel für die Fortführung des Spielangebots in der Erstanlaufstelle bewilligt. Mit Hilfe dieser Mittel lebt die Spielaktion ganz wesentlich von den Ehrenamtlichen, ohne die die meisten Angebote nicht möglich wären. Im August 2022 ist das Spielangebot in die Dachauer Straße (Erstanlaufstelle für ukrainische Geflüchtete) umgezogen. Das Angebot ist seit dem Januar 2023 der OKJA-Abteilung Mitte zugeordnet. Ziel ist es auch, den jungen Geflüchteten die OKJA und ihre regionalen Angebote bekannt zu machen. STEP2040 Jugenddialog – Münchens Zukunft mitplanen Alle jungen Münchner*innen von 12 bis 24 Jahren waren 2022 eingeladen, den Stadtentwicklungsplan STEP2040 zu diskutieren. Dazu organisierte das Referat für Stadtplanung und Bauordnung gemeinsam mit dem KJR den STEP2040-Jugenddialog. „STEP2040 unterwegs” machte im Mai Station in vier KJR-Freizeittreffs: COSI – Jugendtreff Cosimapark, Kinder- und Jugendtreff Come In, Jugendtreff Neuaubing, Kinder- und Jugendtreff Schäwie (Mädchen*-Workshop). An den Aktionsnachmittagen konnten sich die Jugendlichen über die Inhalte des STEP2040 informieren und ihre Vorstellungen vom Leben im Jahr 2040 und die Zukunft ihrer Stadt im Trickfilm oder im Modellbau umsetzen. Aus dem Material entstand der Film „STEP2040 – unterwegs in Münchner Stadtteilen“. An der folgenden Jugendwerkstatt nahmen zwölf Jugendliche und junge Erwachsene teil und arbeiteten in zwei Gruppen an jeweils zwei STEP-Themen. Abschließend formulierten sie zehn „Verbindende Leitgedanken”, die bei der Konferenz der Stadtmacher*innen am 7. und 8. Juli vorgestellt wurden. Beim STEP2040-Jugenddialog ist es gelungen, junge Münchner*innen in die Diskussion zur Stadtentwicklungsplanung einzubeziehen und eine Fülle an Themen, die Jugendliche für die Zukunft ihrer Stadt wichtig finden, in den STEP2040-Dialog einzubringen. Die Ergebnisse können sich sehen lassen. Der Ergebnisbericht, der Film „STEP2040 – unterwegs in Münchner Stadtteilen“ und weitere Infos zum STEP2040-Jugenddialog sind unter muenchen.de/ stepmuenchen.de/stepjugend abrufbar. Das Referat für Stadtplanung und Bauordnung hat damit begonnen, alle Ergebnisse der Öffentlichkeitsbeteiligung zum STEP2040, also der Online-Beteiligung, des Bürgerrats, einiger Workshops und eben auch des Jugenddialogs, systematisch in den STEP2040 einzuarbeiten. Der KJR würde sich freuen, wenn möglichst viele „junge“ Themen Berücksichtigung fänden. Der Stadtrat wird sich voraussichtlich im Frühjahr 2023 mit der überarbeiteten Fassung beschäftigen.

GESCHÄFTSBERICHT 2022 | KREISJUGENDRING MÜNCHEN-STADT 14 Kooperationen und Bündnisaktivitäten Der KJR engagiert sich in zahlreichen Kooperationen und Bündnissen in der vielfältigen sozialen und gesellschaftspolitischen Landschaft in München. Ziel ist es, Ressourcen optimal zu nutzen sowie die Außenwirkung und Durchsetzungskraft zu erhöhen. Dabei gibt es langfristige Zusammenschlüsse, aber auch immer wieder punktuelle Aktivitäten. Einige der für den KJR sehr wichtigen Kooperations- bzw. Bündnispartner sind hier in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt. AK Kinder- und Jugendbe- teiligung Der KJR ist seit vielen Jahren aktives Mitglied des AK Kinder- und Jugendbeteiligung. Ziel des AKs ist es, die Partizipation von Kindern und Jugendlichen zu fördern und abzusichern. Kinder und Jugendliche sollen – vor allem auf kommunaler Ebene – an allen sie betreffenden Entscheidungen beteiligt werden. Um diesem Ziel näher zu kommen, veranstaltete der AK im März 2022 das bewährte Format Runder Tisch Kinder- und Jugendbeteiligung zum Thema „Mehr Kinder- und Jugendpartizipation im Stadtteil!“ für Akteur*innen aus Politik, Verwaltung und der Freien Träger. Das Münchner Kinder- und Jugendforum tagte 2022 zweimal – im Mai zum 75. Mal – im Münchner Rathaus und die zweite Staffel des digitalen JugendTalks wurde zwischen Februar und April insgesamt dreimal gestreamt. Ziel des Formats „Hört ihr mich?“ ist es, junge Menschen mit Verantwortlichen aus Stadtpolitik und -verwaltung zu ihren Anliegen ins Gespräch zu bringen und Lösungen gemeinsam anzugehen. Dabei wurden 2022 Anliegen aus der Münchner Jugendbefragung aufgegriffen. KiKS – Kinderkultursommer Der KJR ist seit 2007 engagiert im Veranstalterkreis des Kinder-Kultur-Sommers (KiKS). Er ist darin Teil eines großen Netzwerks von Akteur*innen, die sich konzeptionell und operativ in den Diskurs über Kulturelle Bildung mit Kindern und Jugendlichen einmischen, beispielsweise mit einem KiKS-Fachtag oder Exkursionen. Zudem ist der KJR Mitveranstalter für die Bereiche Musik, Tanz und Theater in der Kongresshalle / Alte Messe des KiKS-Festivals, das jedes Jahr den Auftakt zum Kinder-Kultur-Sommer bildet. Koordiniert werden alle KJR-Angebote von der KJR-Kinderbeauftragten. Der KiKS-Reiseführer als reich bebilderte und wohldurchdachte Sammlung von Angeboten der kulturellen Bildung in München wurde nach nunmehr 15 Jahren durch ein neues Publikationsprojekt abgelöst. Die KiKS-Blende erscheint einmal pro Jahr zu Jahresende. Mit jeder Ausgabe wird ein neuer thematischer Schwerpunkt aus der kinder- und jugendkulturellen Bildung gesetzt und mit Texten, Projektbeispielen und weiteren Bezügen diskutiert. Die erste Ausgabe wurde im Dezember 2022 veröffentlicht. Ist Mini-München wirklich barrierefrei?

15 GESCHÄFTSBERICHT 2022 | KREISJUGENDRING MÜNCHEN-STADT wurden täglich zwischen 80 und 100 Arbeitsplätze für Kinder und Jugendliche zur Verfügung gestellt. Die Organisation und Koordination der KJR-Angebote liegt bei der KJR-Kinderbeauftragten. Sozialpolitischer Diskurs (SoPoDi) Zentrales Anliegen des 2002 gegründeten Zusammenschlusses von freien Trägern, Verbänden und Hochschulen in München ist die Initiierung und die Mitgestaltung eines kommunalpolitischen Diskurses unter Fach- und Führungskräften mit dem Ziel, München als soziale Stadt zu erhalten und fortzuentwickeln. Dieses Ziel ist nur auf der Basis einer Beteiligung vielfältiger Akteur*innen erreichbar und so setzt der Sozialpolitische Diskurs (SoPoDi) auf dialogische Struktur der Konsensbildung zwischen Politik, Verwaltung, Verbänden, freien Trägern, Initiativen und sozialpolitisch Interessierten. Vor diesem Hintergrund entwickelte der SoPoDi ein Papier zu Visionen für ein gerechtes München. Es greift auf, dass die sozialen Fragestellungen unserer Zeit nur in Verschränkung mit entsprechenden Konzepten der Lebensraumgestaltung bewältigt werden können und dies wiederum nur durch die aktive und gleichberechtigte Partizipation aller sozialen Akteur*innen an diesen sozialen Transformationsprozessen. Im Herbst konnten diese Visionen, aber auch deren notwendige Maßnahmen mit einer breiten Öffentlichkeit auf einer Fachveranstaltung diskutiert werden. Wir sind die Zukunft Das Aktionsbündnis „Wir sind die Zukunft“, zu dem sich Münchner Trichter, Fachforum Freizeitstätten und KJR zusammengeschlossen haben, traf sich 2022 regelmäßig zum Informationsaustausch. Gemeinsam wurde ein Fachgespräch zum jugendpolitischen Engagement in der OKJA durchgeführt (s. S. 19) und auch die „Offen für ALLE“-Zertifizierungen waren 2022 wieder möglich (s. S. 20) Nach jeder KJHA-Sitzung wurde der Newsletter „Wir sind die Zukunft“ versandt, der über die aktuelle Sitzung berichtet und zahlreiche Infos für die Jugendarbeit enthält. Mehr zum Aktionsbündnis unter www.wir-sind-die-zukunft.net Mini-München In der Spielstadt Mini-München können Kinder und Jugendliche von 7 bis 15 Jahren arbeiten, studieren, Geld verdienen, konsumieren, bauen, Freund*innen treffen, Politik machen und vieles mehr. Mini-München ist seit über 40 Jahren das größte Ferienprogramm der Stadt München, eines der bekanntesten kulturpädagogischen Projekte für Kinder in Deutschland und Vorbild für weit über 300 Spielstädte im In- und Ausland. An die 26.000 Kinder und Jugendliche besuchten in den ersten drei Sommerferienwochen die beliebte Spielstadt. Der KJR beteiligte sich 2022 zum zehnten Mal als einer der vielen Kooperationspartner, diesmal mit insgesamt 65 Mitarbeitenden, Ehrenamtlichen und Praktikant*innen aus 15 OKJA-Einrichtungen sowie Projekt- und Fachstellen. In der SpassFabrik

GESCHÄFTSBERICHT 2022 | KREISJUGENDRING MÜNCHEN-STADT 16 Fachliche Entwicklungen Nachhaltigkeit und BNE Die Fachstelle Nachhaltigkeit und BNE sorgt für Input, Beratung und Austausch rund ums Thema nachhaltig leben und arbeiten. Die Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie, das Erreichen des strategischen Ziels „Klimagerechtigkeit“ wird sowohl in den Betriebsabläufen als auch in der pädagogischen Arbeit vorangetrieben. Als Weiterentwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie und der Klimaschutz-Workshops in den vergangenen Jahren startet der KJR 2023 mit dem 9-Punkte-Plan. Dieser ist ein Konzept, wie der KJR in etwa zehn Jahren klimafreundlich arbeiten kann. Die neun Punkte stehen für Zero Waste, Ernährung, Beschaffung, Mobilität, Fortbildungen, Aktionen, eigene Ideen, Kooperationen und zuletzt Kompensationen. Alle Mitarbeitenden arbeiten in Teams zusammen und versuchen, jedes Jahr in einem Punkt alle vermeidbaren Emissionen dauerhaft zu reduzieren. Der Prozess wird durch die Fachstelle mit fachlichem Input und durch Austausch begleitet. Um mit dem gesellschaftlichen und notwendigen Wandel im Bereich Nachhaltigkeit Schritt zu halten, wurden regelmäßig Fortbildungen in diesem Bereich angeboten. Vom Azubi-Aktionstag bis zu den Führungskräftetagen, vom digitalen Rollenspiel über nachhaltiges Wirtschaften bis zu Klausurtagen über die eigene Vorbildrolle war alles dabei. Auch der jährliche BNE-Fachtag fand statt (s. S. 30). Auch im AK Nachhaltigkeit war Klimagerechtigkeit das Thema des Jahres. Bei den Aktionswochen „Nestlé und Co – nein danke!“, an denen sich zahlreiche Einrichtungen beteiligten, wurde Werbung kritisch hinterfragt, Rätsel über Großkonzerne gelöst oder auch bekannte Schokoriegel selbst „nachgekocht“. Die Aktiven im AK beschäftigten sich mit der Aktualisierung der nachhaltigen Beschaffungsstandards und beim „Weltverteilungsspiel“ wurde viel gestaunt, wie falsch das Bild in unseren Köpfen ist, wenn es um globale Verteilung und Gerechtigkeit geht. Die Exkursion des AKs führte Green City e.V. mit einem Actionbound zu nachhaltigen Orten in München, z.B. dem shaere in Neuperlach. Die Fachstelle Nachhaltigkeit und BNE macht das Engagement des KJR durch die aktive Mitarbeit in zahlreichen Vernetzungsgruppen auch nach außen sichtbar. So war der KJR in der Steuerungsgruppe der Fair-TradeStadt München, beteiligte sich am Münchner Prozess zur Bewerbung zur Zero-Waste-Stadt und arbeitete am BNE-Konzept der Stadt mit. Selbstverständlich war der KJR auch weiterhin in der Akteursplattform aktiv, beispielsweise bei der Organisation des Fachtags für Transformative Bildung in Nürnberg. Digitalisierungsstrategie Im Juni 2021 hat der Geschäftsführende Ausschuss die Digitalisierungsstrategie des KJR verabschiedet. Ein Ziel der Strategie ist es, die digitalen Kompetenzen der Mitarbeitenden auf pädagogischer und Verwaltungsebene mit formellen und informellen Fortbildungsangeboten zu stärken. Ein konkretes Umsetzungsbeispiel dafür sind die Digitalen Häppchen: Ein niedrigschwelliges eineinhalbstündiges Online-Format von Mitarbeitenden für Mitarbeitende des KJR. So können die vielfältigen digitalen Kompetenzen, die bereits innerhalb des KJR vorhanden sind, genutzt und passgenau Themen behandelt werden, die auf den Träger und aktuelle Entwicklungen Aktivitäten in der Aktions- woche „Nestlé und Co - nein danke!“ abgestimmt sind. Im vergangenen Jahr haben 13 Häppchen stattgefunden, an denen insgesamt ca. 120 Mitarbeitende teilgenommen haben. Inhaltlich wurde ein breites Spektrum abgedeckt. Verwaltungsthemen wurden ebenso aufgegriffen wie pädagogische Themen oder aktuelle technische Entwicklungen. Auf einer anderen Ebene beschäftigt sich die Digitalisierungsstrategie mit strukturellen Fragen. Themen wie „Zusammenarbeit im

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