Geschäftsbericht 2021

Geschäftsbericht 2021

Kreisjugendring München-Stadt des Bayerischen Jugendrings; Körperschaft des Öffentlichen Rechts Paul-Heyse-Str. 22 • 80336 München • Telefon: 089 51 41 06 - 0 • Telefax: 089 51 41 06 - 45 • E-Mail: info@kjr-m.de • www.kjr-m.de Verleger: Kreisjugendring München-Stadt Verantwortlich: Judith Greil, Vorsitzende Redaktion: Angelika Baumgart-Jena Layout: Fa-Ro Marketing, München Bildnachweis: S. 3 Kerstin Groh Danke für die vielen Textbeiträge und Fotos Druck: SENSER-DRUCK GmbH, Bergstraße 3, 86199 Augsburg * Das Gender-Sternchen macht Geschlechtervielfalt deutlich und zeigt die Existenz von Geschlechtsidentitäten auf, die jenseits der Norm der Zweigeschlechtlichkeit und gesellschaftlich zugeschriebenen Eindeutigkeit liegen. Klimaneutral gedruckt mit Bio-Farben, Öko-Strom und chemiereduziert, auf 100% Recyclingpapier Gefördert aus Mitteln der Landeshauptstadt München Wir danken allen Kooperationspartner*innen und Unterstützer*innen, die mit uns gemeinsam die Anliegen von Kindern und Jugendlichen vertreten und unsere Arbeit mitgetragen haben. © April 2022 Die Broschüre „Angebote für Kinder und Jugendliche im Kreisjugendring München-Stadt – Einrichtungen • Fachstellen • Projekte • Jugendverbände“ gibt es online unter www.kjr-url.de/gb21 NEU www.kjr-m.de www.facebook.com/kjr.muenchen www.instagram.com/kjr_muenchen

3 GESCHÄFTSBERICHT 2021 | KREISJUGENDRING MÜNCHEN-STADT Unsere Aufgabe war vielleicht noch nie so wichtig wie in den vergangenen zwei Jahren: Die Interessen von Kindern und Jugendlichen zu vertreten und ihrer Stimme Gehör zu verschaffen. Denn zu Beginn der Pandemie war die junge Generation erst ganz von der Bildfläche verschwunden – Stichwort Lockdown. Dann beschwor die Politik zwar gern das Wohl von Kindern und Jugendlichen, dieses beschränkte sich in der Umsetzung aber meist auf die Öffnung von Kitas und Schulen. Die Arbeit von Jugendverbänden und der Besuch von Freizeitstätten war entweder unmöglich oder stark eingeschränkt, ja selbst Treffen von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in öffentlichen Parks – vom Rodelhügel bis zum Bierchen am Eisbach – galten plötzlich als verwerflich, sogar Verbote standen im Raum. Dabei sind Freiräume für junge Menschen in München schon lange knapp, in der Pandemie wurden sie nochmals stark beschnitten. Dagegen haben wir uns mit aller Kraft gestemmt, haben in Politik und Öffentlichkeit für die Bedarfe der jungen Generation geworben und sie vor allem zu Wort kommen lassen: Auf hunderten Bannern in ganz München war zu lesen, was die Pandemie für sie bedeutet. Wir haben ihre Sichtweise und ihre Sorgen und Nöte in einem Film dokumentiert und sie in Medien, auf öffentliche Plätze und natürlich ins Rathaus getragen. Jetzt gilt es, wiederaufzubauen. In Freizeitstätten sind mehrere Jahrgänge, besonders unter den Jugendlichen, weggeblieben, weil sie Treffen privat oder irgendwo draußen den Infektionsschutzauflagen der Jugendtreffs vorgezogen haben. Kinder haben die Freizeitstätten kaum kennenlernen können, nicht zuletzt, weil während Corona viele der bewährten Kooperationen von Schule und Jugendarbeit aussetzen mussten. Deshalb arbeiten wir gerade an einer Kampagne, mit der wir für die Angebote der Kinder- und Jugendarbeit werben. In Jugendverbänden ist mehr als eine Generation von Ehrenamtlichen weggebrochen, weil ohne Gruppenstunde,Wochenendaktion und Ferienfahrt auch die Möglichkeit fehlte, Interessierte zu finden und sie einzuarbeiten. Trotz allem ist erstaunlich viel gelungen. Etwa die mobile Jugendkulturbühne POP UP STAGE, die coronakonformWorkshops, Musik und Konzerte in Freizeitstätten brachte. Die Beteiligung bei den OnlineJugendTalks „Hört ihr mich?“ zwischen jungen Münchner*innen und Verantwortlichen der Stadtpolitik. Das Demokratiemobil, das vor der Bundestagswahl fleißig im Einsatz war. Ein hybrides OBEN OHNE Open Air für eine sehr begrenzte Zahl an Musikfans am Königsplatz und viele mehr an Streaming-Fanspots. Die temporäre Wohnwerkstatt für junge Menschen und unser erfolgreiches Engagement fürs AzubiWerk. Die Diskussion um die Corona-Impfung, in die wir uns mit einer Aufklärungsbroschüre und dem Aufruf zu Demonstration „Solidarität statt Geschwurbel“ eingeschaltet haben. Die Aktionswoche zum Nachhaltigkeits-Jahresthema „ZeroWaste“. Der digitale Jahresempfang. Die KJR-Jubiläumsausstellung. Und vieles, vieles mehr. Gelungen sind auch zahllose Angebote der Jugendarbeit, vom Kindertreff bis zum Jugendverband, die im engen Rahmen der Auflagen möglich waren. Hier haben Ehren- und Hauptamtliche mit schier endloser Kreativität ihr Bestes gegeben, um so gut und so viel wie möglich für Münchens Kinder und Jugendlichen da zu sein. Unsere Beschäftigten in Kitas, in Freizeitstätten, in der Schulsozialarbeit, Kooperativen Ganztag, berufsbezogene Angebote und in den Fach- und Projektstellen haben ihre Arbeit teils neu erfinden müssen und dies mit großem Engagement gemeistert. Nicht zuletzt hat ein im Frühjahr neu gewählter Vorstand seine Arbeit aufgenommen und der Wechsel in der Geschäftsführung ist vollzogen. Über all das berichten die folgenden Seiten dieses Geschäftsberichts. Die jüngste Herausforderung wird sich erst im nächsten Geschäftsbericht ausführlich niederschlagen: Der Krieg gegen die Ukraine und seine Geflüchteten. Viele Jugendverbände unterstützen die Ukraine mit Hilfslieferungen und Spenden, sie betreuen hier ankommende Geflüchtete und bieten Betreuung und Unterricht in der Muttersprache an. Unsere Freizeitstätten haben ihre Tore bewusst für ukrainische Kinder, Jugendliche und ihre Mütter geöffnet. Sie informieren mit Flyern und online auf Ukrainisch und Russisch über ihre Angebote und laden herzlich ein. Und in den Unterkünften auf demMessegelände koordinieren wir die Spiel- und Freizeitangebote und tragen selbst nach Kräften dazu bei. Judith Greil, Vorsitzende

GESCHÄFTSBERICHT 2021 | KREISJUGENDRING MÜNCHEN-STADT 4 Arbeit des Vorstands Das Jahr 2021 war Wahljahr – die rund 100 Delegierten der Frühjahrsvollversammlung wählten im Juni einen neuen Vorstand. Als Vorsitzende bestätigten sie die Bildungsreferentin Judith Greil von der DGB-Jugend München. Sie ist seit 2015 im Vorstand und seit 2019 KJR-Vorsitzende. Der Compliance Manager Leander Gerl von diversity München e.V., der dem Vorstand des KJR seit 2017 angehört, wurde für eine weitere Legislaturperiode zum stellverVorsitzende Judith Greil (DGB-Jugend) stellv. Vorsitzender Leander Gerl (diversity) Mitglieder Ozan Aykac (Münchner Schüler*innenbüro) Pia Berndt (DGB-Jugend) bis 6/2021 Stephanie Dachsberger (zusammenWachsen) bis 6/2021 Fatih Demirtas (DGB-Jugend) ab 6/2021 Ruth Heeren (BUND Naturschutz) Katharina Mayer (JDAV) ab 6/2021 Hans Radspieler (MSJ) Karsten Urbanek (EJM) Jana Wulf (BDKJ) tretenden Vorsitzenden gewählt. Neu in den KJR-Vorstand gewählt wurden die Geografie-Studentin Katharina Mayer von der Jugend des Deutschen Alpenvereins und der Kfz-Mechatroniker Fatih Demirtas von der DGB-Jugend München.Wiedergewählt wurden der Diakon Karsten Urbanek von der Evangelischen Jugend München (EJM), die Sozialpädagogin und Historikerin Jana Wulf vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), die Sozialarbeiterin Ruth Heeren von der Jugendorganisation BUND Naturschutz, der Student Ozan Aykac vomMünchner Schüler*innenbüro e.V. und der Sportökonom Hans Radspieler von der Münchner Sportjugend, der dem KJR-Vorstand bereits seit 1990 angehört. Aus demVorstand verabschiedet wurden Stephanie Dachsberger von zusammenWachsen und Pia Berndt von der DGB-Jugend. Vorstandsarbeit konkret Auch im Jahr 2021 war die Arbeit des Vorstands geprägt von der Corona-Pandemie. Bereits zu Beginn des Jahres zeichnete sich ab, dass es durch die Infektionsschutzmaßnahmenverordnung erneut Einschränkungen für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene geben würde. Trotz öffentlicher Beteuerungen, die Bedürfnisse von jungen Menschen bei einer nächstenWelle verstärkt in den Blick zu nehmen, spiegelten die konkreten Verordnungen dies kaum wider. So wurde der Fokus auf die schulische Bildung und die Notwendigkeit von Präsenzunterricht gelegt, während die Jugendarbeit wie alle anderen Freizeitangebote wieder in den sog. Lockdown light gehen musste. Trotzdem unterstützte der Vorstand ein gemeinsames Positionspapier der Wohlfahrtsverbände und des Münchner Trichters, das die Öffnung von Schulen unter verbesserten Hygieneschutzstandards forderte, da die Bildungsbenachteiligung durch Distanzunterricht verstärkt wird und der fehlende Kontakte zu Gleichaltrigen der Entwicklung schadet. Ebenso unterstützte der Vorstand einen Appell des Netzwerks Soforthilfe in München zum Thema WLAN für Geflüchtete. Seit Bericht des Vorstands 2021 KJR-Vorstand

5 GESCHÄFTSBERICHT 2021 | KREISJUGENDRING MÜNCHEN-STADT Beginn der Pandemie war die Ausstattung von Unterkünften mit WLAN-Anschlüssen als dringlich erkannt worden, da nur wenige ausreichend ausgestattet sind. In vielen Unterkünften waren Geflüchtete auf teure Mobilfunkverträge angewiesen. Kinder und Jugendliche konnten kaum am Homeschooling teilnehmen und wurden so zunehmend von Bildungsprozessen ausgeschlossen. Große Hoffnungen lagen auf der Ende 2020 startenden Impfung gegen COVID-19, welche zu Beginn priorisiert für sog. Risikogruppen wieder eine starke Solidarität von jungen Menschen für die Corona-Maßnahmen abverlangte. Eine Impfung für (ehrenamtliche) Mitarbeitende der Jugendarbeit war erst im Frühsommer 2021 möglich. Junge Menschen mussten nach wie vor mit eingeschränkter Öffnung von Freizeiteinrichtungen und mit digitalen Angeboten leben. Beratungen waren oft die einzige Möglichkeit, für und mit jungen Menschen in Kontakt zu kommen bzw. zu bleiben. Der Vorstand empfahl sowohl den Ehrenamtlichen als auch den Beschäftigten des KJR, an der Impfung teilzunehmen. Der KJR hatte im Rahmen seiner Möglichkeiten die freiwillige Impfung seiner Beschäftigten unterstützt, z.B. durch die Möglichkeit, diese in der Arbeitszeit zu erhalten. Später im Jahr gab es in KJR-Einrichtungen und der Geschäftsstelle Impfungen in Zusammenarbeit mit der Aicher-Ambulanz. So konnten wohnortnahe Impfangebote gemacht werden, die auch gut angenommen wurden – ein wichtiger Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie. Um erneut auf die schwierige Situation junger Menschen in dieser Zeit aufmerksam zu machen, wurde die KJR-Aktion „Raise your Voice!“, die bereits 2020 Münchner Kindern und Jugendliche eine Stimme gegeben und ihre Meinungen und Bedürfnisse an prominenten Plätzen sichtbar gemacht hatte, im Januar wiederbelebt. Die AG Freiheitsrechte, eine Vorstandsarbeitsgruppe, ging in die nächste Runde und plante verschiedene Aktivitäten, darunter eine Banneraktion und einen Kurzfilm. Mehr auf Seite 13. Im Februar fand ein Gespräch mit Bürgermeisterin Verena Dietl statt. Themen waren u.a. die Interessen von Kindern und Jugendlichen während der Corona-Pandemie, die Partizipation von Kindern und Jugendlichen in der Stadt, die Perspektiven für Jugendkultur im Sommer 2021, die Aktionsplattform Junges Wohnen und der Wechsel in der Geschäftsführung des KJR. Die Bürgermeisterin hatte starkes Interesses am direkten Dialog mit jungen Menschen in München signalisiert. Kurz darauf fand ein Gespräch mit der Stadtratsfraktion Die Grünen/Rosa Liste statt. Auch hier wurde über die Kampagne „Raise your Voice“, die Situation in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit sowie in der Schulsozialarbeit, aber auch in den Kindertageseinrichtungen informiert. Thematisiert wurde, wie Jugendverbände unter Corona-Bedingungen leiden und kaum noch ihre wertvolle Arbeit ausüben können, sowie über die Bedarfe junger Menschen an Räumen, insbesondere in einer wachsenden Stadt. Weitere Themen des digitalen Austausches waren die Haushaltssituation 2021/2022, Westend 66, die Kooperative Ganztagsbildung und die anstehenden Veränderungen in der KJR-Geschäftsführung. Zum zweiten Mal lud der Vorstand zum Online-Diskussionsformat „Rangezoomt“ ein und tauschte sich mit Vertreter*innen des Stadtrats und aus Jugendverbänden sowie weiteren Gästen zu aktuellen jugendpolitischen Themen aus: Was brauchen Jugendverbände in der Corona-Zeit und danach, Freiräume für Jugendliche auch in Zeiten der Pandemie, Umgang mit der selbsternannten „Querdenker“-Bewegung. Mit mehrsprachigen Plakaten wurden die Impfangebote beworben 200 Banner mit unterschiedlichen Aussagen hingen im Stadtgebiet

GESCHÄFTSBERICHT 2021 | KREISJUGENDRING MÜNCHEN-STADT 6 Im März beschloss der Vorstand ein Empfehlungspapier, wie es mit der Jugendarbeit nach Corona weitergehen solle. Die Pandemie und die damit einhergehenden Beschränkungen hatten und haben großen Einfluss auf die Jugendarbeit. Seit einem Jahr blieb die Kernaufgabe der Jugendarbeit, nämlich, dass die Angebote von den jungen Menschen selbst mitbestimmt und mitgestaltet werden, auf der Strecke. Dies kann zu einer langfristigen Veränderung von Jugendarbeit führen. Es war deswegen intensiv Thema mit Haupt- und Ehrenamtlichen, wie die Jugendarbeit nach Corona aussehen kann und soll, welche Weichen dazu gestellt werden müssen, welche Kooperationspartner*innen gefunden werden müssen und an welcher Stelle der Wert von Jugendarbeit wieder verdeutlicht werden muss. In einem „Online-Kamingespräch“ mit Stadträt*innen aus dem KJHA und Jugendverbandsvertreter*innen wurde nach Lösungen gesucht, um auch während der Pandemie Räume für Jugendverbände in München bereitzustellen. Bereits seit Sommer 2020 beschäftigte sich der Vorstand mit dem anstehenden Wechsel der Geschäftsführung in 2021, der auch konzeptionelle und strukturelle Veränderungen bringen sollte (mehr dazu Seite 25). Im April konnte die neu geschaffene Stelle „Geschäftsführung Trägerschaften“ mit Caroline Rapp besetzt werden. Zur Einarbeitung und für eine gute Stabübergabe führte Claudia Caspari, die bisherige stellvertretende Geschäftsführerin, in den Monaten April und Mai die Geschäfte des KJR als Doppelspitze mit dem bisherigen Geschäftsführer Franz Schnitzlbaumer, der am 1. Juni sein Sabbatical startete. Mit einer großen Abschiedsfeier sollte Franz Schnitzlbaumer, der über 20 Jahre lang an der Spitze des KJR stand, gebührend verabschiedet werden. Der Termin musste coronabedingt abgesagt werden. Geplant wurde ein Fest im Frühsommer 2022. Nach vielen Zoom-Sitzungen traf sich der KJR-Vorstand Mitte April zum ersten Mal seit Oktober 2020 wieder in Präsenz zu seiner Frühjahrsklausur im Café Netzwerk. Unter strengen HygieneMaßnahmen wurden die Perspektiven für die Vorstandswahlen bei der Vollversammlung im Juni, die aktuellen Entwicklungen beim Wechsel der Geschäftsführung und die Evaluation der veränderten Zuständigkeiten von Vorstand und GeschäftsführendemAusschuss besprochen. Im Rahmen der Überprüfung der Strategischen Ziele 2020 bis 2023 wurde eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die pandemiebedingte Anpassungen der Ziele erarbeiten sollte. Weitere Punkte waren die Diskussion von aktuellen jugendpolitischen Themen (wie Aktionen zur IAA, aktueller Stand beim Azubi-Werk oder Impf-Priorisierung für Ehrenamtliche in der Jugendarbeit) und die Jahresrechnung 2020. Dass trotz der Pandemie und der schwierigen Lage in anderen Ländern weiterhin abgeschoben wurde, beschäftigte den Vorstand in der April-Sitzung. Er beschloss deswegen ein sog. Abschiebungsmoratorium zu unterstützen. Ziel des Moratoriums ist es, in Zeiten der Pandemie auf Abschiebungen in Hochinzidenz-Länder zu verzichten. Im Juni beschloss der Vorstand eine Anpassung der Strategischen Ziele 2020-2023 an aktuelle Rahmenbedingungen und Bedarfe. So wurde ein neues Ziel 1 „Folgen der Corona-Pandemie mit jungen Menschen aktiv bearbeiten!“ formuliert. Amtsübergabe: Franz Schnitzlbaumer übergibt an Claudia Caspari Am 22. Juni tagte die Frühjahrsvollversammlung digital im Café Netzwerk. Der Vorstand konnte neben Stadträt*innen, Mitarbeiter*innen aus dem Jugendamt und Vorstandsmitgliedern anderer Jugendringen auch Bürgermeisterin Verena Dietl begrüßen. Sie dankte den Jugendverbänden für die vielen kreativen Formate So geht digital: Studiotechnik bei der Vollversammlung

7 GESCHÄFTSBERICHT 2021 | KREISJUGENDRING MÜNCHEN-STADT thematisiert, die Ressorts (Schwerpunktthemen der einzelnen Vorstandsmitglieder) wurden verteilt und die Besetzung der Vorstandsausschüsse (Geschäftsführender Ausschuss, Finanz- und Förderausschuss, Personalausschuss, Jugendverbandsausschuss, Fachausschuss) festgelegt. während der Zeit der Lockdowns bzw. Einschränkungen und sagte die weitere Finanzierung der Jugendverbandsförderung in voller Höhe zu. Weiterer Gast war Tobias Köck, der Vorsitzende des Deutschen Bundesjugendrings (DBJR). Er informierte über aktuelle Diskussionen auf Bundesebene zu Beteiligungsprozessen und -formaten, zur Absenkung des Wahlalters und zu den Kinderrechten. Das Münchner Haus der Schüler*innen wurde neu in den KJR aufgenommen und führte die Anwesenden virtuell durch die neuen Räumlichkeiten am Stiglmaierplatz. Die Frühjahrsvollversammlung hatte aber noch einen weiteren großen Schwerpunkt – dieWahl eines neuen Vorstands und neuer Rechnungsprüfer*innen. Als Schwerpunkte ihrer Arbeit nannten die neu gewählten Vorstandsmitglieder u.a. die Themen Wohnen, Freiräume, Beteiligung, Mobilität, demokratische Bildung und Nachhaltigkeit. Außerdem soll ein guter Start mit ausreichender finanziellen Ausstattung für die Jugendarbeit nach Corona ermöglicht werden. Die Legislaturperiode dauert zwei Jahre. Kurz nach der Wahl fand die konstituierende Vorstandssitzung im Laimer Jugendzentrum mit Abenteuerspielplatz statt. Neben dem ersten gegenseitigen Kennenlernen erhielten die neuen Vorstandsmitglieder einen Überblick über die Aufgaben und Strukturen des KJR und in die Vorstandsarbeit. ´ Beim Teambuilding-Wochenende von Vorstand und Geschäftsführung im Juli in Brannenburg stand das Kennenlernen im Vordergrund, aber es wurde auch die Teamfähigkeit bei einer Kettenreaktion auf die Probe gestellt. Daneben gab es Informationen über die KJR-Strukturen und die Aufgaben des Vorstands. Außerdem wurden die Wünsche zur künftigen Zusammenarbeit Im Juli fanden erneut Treffen mit Bürgermeisterin Verena Dietl und der Fraktion Die Grünen/Rosa statt. Da kurz zuvor Neuwahlen gewesen waren, stellte sich der neue Vorstand vor. Zudem wurde über die aktuelle Haushaltssituation der LHM gesprochen, die zu möglichen Kürzungen bei der Förderung führen könnte. Insbesondere der Ausgleich der Tariferhöhungen in 2021 und 2022 wurde thematisiert, da nur eine pauschale Erhöhung von einem Prozent beschlossen wurde. Ein weiteres wichtiges Thema waren Jugendliche im öffentlichen Raum und deren Bedarfe sowie mögliche Maßnahmen zur Verbesserung ihrer Situation. Mit der Bürgermeisterin wurde darüber hinaus über den Kriechbaumhof (das Jugendhaus der JDAV) gesprochen und über ihr Anliegen, mit jungen Menschen ins Gespräch zu kommen. Hier sollte für Herbst ein Austausch mit Schüler*innen und ein Besuch von Einrichtungen geplant werden. Bereits im August konnte ein Kennenlerngespräch mit der Fraktion SPD/Volt stattfinden, auch hier war der Haushalt ein großes Thema. Darüber hinaus wurde über die Idee und mögliche Umsetzung des Azubiwerks gesprochen sowie über die herausfordernde Situation und die Bedarfe von jungen Menschen im öffentlichen Raum, die durch die Corona-Maßnahmen noch sichtbarer geworden sind. Auch das Thema Toleranz gegenüber Jugendlichen im öffentlichen Raum beschäftigte den Vorstand. In den Sommermonaten war die Situation für junge Menschen – auch aufgrund von Personenbegrenzungen durch Hygieneverordnungen – im öffentlichen Raum besonders schwierig. Die Toleranz der Gesellschaft gegenüber jungen Menschen und ihren berechtigten Interessen und Bedarfen hatte erheblich abgenommen, Treffs draußen waren Herausforderung beim Teambuilding: eine funktionierende Kettenreaktion aufbauen

GESCHÄFTSBERICHT 2021 | KREISJUGENDRING MÜNCHEN-STADT 8 kaum möglich. Der Wunsch der Vorstands-AG Freiheitsrechte war es, die Forderungen junger Menschen nach Treffmöglichkeiten bzw. mehr Toleranz gegenüber jungen Menschen in den öffentlichen Raum zu tragen. Der Vorstand wünschte sich eine Kampagne auf Plakatwänden, Bierdeckeln…, mit der Erwachsene an ihre eigene Jugend und die Sehnsucht zu feiern erinnert werden sollten. Im September veränderte sich die Situation, da es wetterbedingt kaum noch Treffen draußen und wieder mehr Treffmöglichkeiten auch in Innenräumen gab und die Clubs im Oktober zunächst wieder öffneten. Der Vorstand beschloss daher ein Motiv, wird die Kampagne aber erst bei weiterem Bedarf starten. Im September trafen sich der neue Vorstand und die neu zusammengesetzte Geschäftsführung mit Sozialreferentin Dorothee Schiwy sowie weiteren Vertreter*innen von Sozialreferat und Jugendamt. Zentrales Thema war die Haushaltssituation des KJR durch den nicht vollständigen Ausgleich der Tariferhöhungen in 2021 und 2022. Das Sozialreferat informierte über die Hintergründe für die bestehende unsichere Situation und signalisierte Gesprächsbereitschaft bei der Verwendung von Überträgen zum Ausgleich von Tarifzahlungen. Im Oktober wurden dann die KJR-Ziele für die kommenden zwei Jahre beschlossen. Sie waren bei der Klausur von GeschäftsführendemAusschuss und Leitungsrunde im Juni 2021 entwickelt und in einem KJR-internen Beteiligungsprozess konkretisiert worden. Dabei konnten gemäß dem überarbeiteten, partizipativeren ZieleSystem (siehe Seite 26) erfreulicherweise über die Ideen-Seite im Intranet zwei Ziele-Vorschläge von Mitarbeitenden zu kultureller Bildung und Diversity aufgenommen werden. Mit einer Stellungnahme für den Wirtschaftsausschuss der LHM verdeutlichte der KJR-Vorstand, dass die Interessen junger Menschen bei der IAA keinerlei Gewicht hatten. Sie wurden bei ihren Aktivitäten rund um die IAA mit restriktiven Einschränkungen behindert, ob bei Genehmigungsverfahren oder bei Hygienekonzepten. Gemeinsam mit den Abteilungsleitungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit, der Grundsatzreferentin und der Referatsleitung Öffentlichkeitsarbeit traf sich der Vorstand zur Herbstklausur in der Katholischen Akademie in München und diskutierte aktuelle fachliche Herausforderungen und Zielgruppenorientierung in der OKJA. Die erarbeitete Themen- und Ideensammlung soll als Grundlage für einen weiteren Diskussionsprozess dienen. Zentrales Thema der Klausur war, wie der Kinder- und Jugendhilfeausschuss aktiver genutzt werden kann, um eine noch bessere Plattform für die Interessen von Kindern und Jugendlichen in München zu werden. Im November beschloss der Vorstand, dem Aufruf der DIDFJugend zur vollständigen Aufklärung des NSU-Komplexes unter dem Motto „Kein Vergeben – kein Vergessen“ zu folgen. Die Aufklärung der schrecklichen Morde des NSU-Komplexes weist nach wie vor große Lücken auf. Der KJR-Vorstand unterstützte den Aufruf der DIDF-Jugend Es braucht mehr Toleranz für junge Menschen

9 GESCHÄFTSBERICHT 2021 | KREISJUGENDRING MÜNCHEN-STADT kerbewegung und entsprechende Demonstrationen, später sog. „Spaziergänge“, unter die sich auch in München Rechtsradikale mischten. So unterstützte der Vorstand nicht nur eine von Kindern des Abenteuer-Spiel-Platz Neuhausen gemeinsam mit der Fachstelle Demokratische Jugendbildung entwickelte Stickerkampagne, sondern rief auch zur Teilnahme an Gegendemonstrationen, so z.B. am 22. Dezember zu „Solidarität statt Geschwurbel“ auf. Für den 75. KJR-Geburtstag am 5.12.2020 hatte es bereits für 2020 vielfältige Planungen gegeben. Fast alles musste coronabedingt verschoben werden. Nun wollte man in 2021 alles nachholen – den Jahresempfang unter diesem Motto, die eigens gestaltete Ausstellung und weitere Aktionen sollten den Fokus auf „75 Jahre KJR“ richten, damit dieser Geburtstag sichtbar für alle würde. Leider konnte auch in 2021 nur ein Teil davon stattfinden, aber der digitale Jahresempfang war ein voller Erfolg. Im aufgebauten KJR-Studio fand u.a. ein bewegendes Gespräch zwischen ehemaligen KJR-Vorsitzenden statt, die ihre persönliche Sicht auf Jugendarbeit zeigten und was sich geändert oder auch nicht geändert hat. Die Jubiläumsausstellung Zur Herbstvollversammlung am 18.11.2021 musste coronabedingt sehr kurzfristig digital eingeladen werden. Trotzdem fanden sich über 90 Delegierte ein. Vorstand, Geschäftsführung und das Team Jugendverbandsarbeit führten vom Café Netzwerk aus durch die Versammlung. Stadträtin Lena Odell dankte den Jugendverbänden für ihr Engagement. Der Vorstandsbericht erfolgte anhand der Ergebnisse der dritten Jugendbefragung und sowohl Vorstand als auch Jugendverbände konnten ihre Aktivitäten hierzu aufzeigen. Die zentralen Ergebnisse der Jugendbefragung stellte KJRGrundsatzreferentin Dr. Manuela Sauer vor. Die Jugendbefragung, die unter Mitwirkung des Aktionsbündnisses „Wir sind die Zukunft“, dem auch der KJR angehört, und des Jugendamts stattfand, zeigt Themen auf, mit denen sich auch der Vorstand schon länger beschäftigt: Wohnen in München, kostengünstige Freizeitangebote, Mitbestimmung und Partizipation, Räume, Zugänge zu Kultur, Diskriminierung, Umwelt- und Klimaschutz und natürlich auch die Bewältigung der Auswirkungen der Pandemie. Im Dezember traf sich der Vorstand mit dem neuen Stadtschulrat Florian Kraus zum Kennenlernen, zentrale Themen waren die Kooperative Ganztagsbildung und die Stadtschüler*innenvertretung. Schon zu Beginn der Corona-Pandemie zeigte sich ein gesellschaftliches Phänomen, das den Vorstand im vergangenen Jahr intensiv beschäftigte: Corona-Leugner*innen, die Querden- Die Sticker fanden reisenden Absatz wurde trotzdem aufgebaut und bereichert den 4. Stock der Geschäftsstelle – geplant ist nun eine „Midissage“ in 2022, eine digitale Ausstellung und ein Begleitheft zur Ausstellung. Zudem gab es in allen sechs K3-Ausgaben 2021 Interviews zu gestern und heute, alt und jung im KJR. Ein früherer Freizeitstätten-Besucher trifft eine aktuelle Besucherin, die ehemalige Bürgermeisterin Gertraud Burkert unterhält sich mit der aktuellen Bürgermeisterin Verena Dietl über den KJR, eine langjährige Einrichtungsleiterin fachsimpelt mit einem jungen Einrichtungsleiter über Pädagogik… Generationen von Vorsitzenden beim Jahresempfang: Judith Greil, Dr. Wolfgang Berg, Elke Geweniger (v.l.n.r.) AGEN? ITTE! VERSCHWÖRUNG? NEIN DANKE! QUEERDENKEN STATT QUERDENKEN? JA! SCHAU MIT WEM DU GEHST! BITTE! DENKEN STATT HETZEN? JA BITTE! KEINEN MILLIMETER NACH RECHTS! DANKE! UNGÜLTIG ACHTUNG NFORMAT MASKE TRAGEN? JA BITTE! VERSCHWÖRUNG? NEIN DANKE! QUEERDENKEN STATT QUERDENKEN? JA! SCHAU MIT WEM DU GEHST! BITTE! DENKEN STATT HETZEN? JA BITTE!

GESCHÄFTSBERICHT 2021 | KREISJUGENDRING MÜNCHEN-STADT 10 Nach längerem Stillstand ging es 2021 endlich weiter mit den Planungen zu Westend 66. Schwerpunkte der engen Absprachen mit der Bauplanung waren die Eingangssituation mit einer kleinen Cafeteria, die Bürosituation genauso wie die Gestaltung der größeren Besprechungsräume, die auch Jugendverbänden und Jugendgruppen zur Verfügung stehen sollen. Neben der Geschäftsstelle sollen in das neue Gebäude auch das Multikulturelle Jugendzentrum, ein Hort, eine mobile Tagespflege und ein Jugendwohnen mit zehn Zimmern integriert werden. Im Sommer 2022 wird hierzu der nächste Beschluss im Stadtrat erwartet. Politische Arbeit im KJHA Die Vertreter*innen der Jugendverbände im KJHA waren 2021: Judith Greil (KJR-Vorsitzende), Hans Radspieler (MSJ), Jana Wulf (BDKJ), Karsten Urbanek (ejm) und Ozan Aykac (München Schüler*innenbüro) als stimmberechtigte Mitglieder. Als Ersatzmitglieder waren Franz Schnitzlbaumer (KJR), Nina Baumgartner (JDAV), Ruth Heeren (JBN), Pia Berndt (DGB-Jugend) und Stephanie Dachsberger (zusammenWachsen e.V.) berufen. Durch die Neuwahlen im KJR-Vorstand haben sich auch ab September ein Teil der Sitze im KJHA verändert. Alexander Löher – ebenfalls Münchner Schüler*innenbüro – übernahm den Sitz von Ozan Aykac, Fatih Demirtas von der DGB-Jugend wurde neues Ersatzmitglied und löste Pia Berndt ab, Leander Gerl (diversity) übernahm den Vertretungssitz von Stephanie Dachsberger (zusammenWachsen e.V.) und Geschäftsführerin Claudia Caspari löste Franz Schnitzlbaumer ab. Das politische Jahr im KJHA startete mit Blumen für den neuen Stadtschulrat Florian Kraus und für die AWO, die die Sprecherrolle der Wohlfahrtsverbände übernahm. Das Thema Jugendbefragung zog sich durch mehrere KJHASitzungen. Bereits im Februar wurden erste quantitative Ergebnisse – zusammen mit den Ergebnissen der aktuellen Corona-Befragung – präsentiert. In der Auswertung wurde vor allem beschrieben, dass es jungen Menschen an Orten zum Treffen unter CoronaBedingungen, stabilen Internet-Verbindungen und Orten, wo man in Ruhe lernen kann, fehle. Auch die Schließung der Clubs, das fehlende Vereinsleben und die mangelnden Gelegenheiten, Sport und Hobbys auszuüben, wurden bemängelt. Weitere beschlossene Tagesordnungspunkte waren im Januar der Ausbau der Kooperativen Ganztagsbildung ab dem Schuljahr 2021/2022, deren Finanzierung und der Stand einer wissenschaftlichen Begleitung. Ebenfalls Themen waren Kurzzeitwohnplätze für Kinder mit Behinderungen, die MVV-Nutzung mit Ferienpässen in allen Ferien und für über 14-Jährige, der Aufbau von Jungenarbeit als Bereich der Jugendarbeit und Jugendprojekte zur Sexualaufklärung und -pädagogik. Außerdem wurden neue Standorte für Schulsozialarbeit beschlossen. Ein Punkt, der kurzfristig auf Antrag von SPD und Grünen auf die Tagesordnung genommen wurde, war die Aufarbeitung des Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen in Heimen der LHM. Im März war der Bericht zur Förderung bürgerschaftlichen Engagements (BE) bei der LHM Tagesordnungspunkt. Positiv ist, dass es mittlerweile in allen städtischen Referaten BE-Beauftragte gibt. Mit Corona seien die Bedarfe der Bürger*innen gewachsen.Weitere Themen bezogen sich auf das Empowerment und die Sichtbarkeit von Lesben, trans*, inter*, nonbinären und queeren Menschen durch ein lesbischqueeres Zentrum. Ein wiederkehrender Punkt im KJHA war die Haushaltssituation für 2021 und 2022 insbesondere auch vor dem Hintergrund der Tariferhöhungen. Es ist dem Sozialreferat ein Anliegen, die Trägerlandschaft zu erhalten und dort nicht zu kürzen. Unter dem Titel „Verlorene Jugend durch Corona?“ wurde erneut über die schwierige Situation für junge Menschen gesprochen. Vorgestellt wurde darüber hinaus die El ternbefragung 2020 der städtischen Tagesheime, der städtischen Kooperativen Ganztagsbildung und der städtischen Heilpädagogischen Tagesstätten. Im Mai widmete man sich der Aufgabenkritik und Weiterentwicklung des Psychologischen Dienstes in den Sozialbürgerhäusern Jungen Menschen eine Stimme geben

11 GESCHÄFTSBERICHT 2021 | KREISJUGENDRING MÜNCHEN-STADT und im SozRef/Amt für Wohnen und Migration mit dem Ziel, die Vermittlung zu beschleunigen. Natürlich zog sich auch das Thema Corona und die Finanzierungsfolgen durch diverse KJHA-Sitzungen. So wurde z.B. beschlossen, dass die Tests für Mitarbeitende im Zuschuss verrechnet werden konnten, jedoch nicht diejenigen für die Zielgruppe wie jungen Besucher*innen in Einrichtungen oder Teilnehmende von Qualifizierungsmaßnahmen. Außerdem konnte der KJR-Film zum Thema „Raise your Voice“ gezeigt (siehe Seite 13) und auf die gleichlautende Kampagne hingewiesen werden. Außerhalb der Tagesordnung wurde Franz Schnitzlbaumer, langjähriger KJR-Geschäftsführer, verabschiedet und von Bürgermeisterin Verena Dietl für seinen Einsatz für die Kinder und Jugendlichen gewürdigt. Im Juni startete die Sitzung mit dem TOP Zuschuss zur Frühförderung, die sich u.a. mit der Kinderbetreuungsmöglichkeit für Frauen in Sprachkursen beschäftigte. Auch das lang erwartete Hearing mit jungen Menschen – „Unsere Zukunft darf nicht zurückgelassen werden“ stand für diese Sitzung an. Ziel war es, Jugendlichen Gelegenheit zu geben, ihre Situation darzustellen und Bedarfe zu formulieren, um dadurch, ergänzt durch die Einschätzungen verschiedener Expert*innen, die Grundlage für eine Diskussion zu schaffen, wie den gravierenden Folgen der Corona-Pandemie für diese Altersgruppe begegnet werden kann. Im Juli beschloss der KJHA die nur einprozentige Ausgleichszahlung der Tariferhöhungen für die Jahre 2021 und 2022 für die freien Träger. Aufgrund der Haushaltssituation der LHM seien keine weiteren Ausgleichszahlungen möglich – für freie Träger war und ist dies weiter eine Herausforderung. Positiv war der Beschluss zur Standortsicherung für ein überregionales jugendkulturelles Zentrum im Neubaugebiet Botanikum (Moosach), außerdem der bedarfsgerechte Ausbau des jugendkulturellen Angebots des Feierwerks. Das Sozialreferat informierte darüber hinaus über die Reform des Kinder- und Jugendstärkungsgesetzes. Beschlossen wurde auch die Aufarbeitung der Missstände bei der Unterbringung von Kindern durch die Landeshauptstadt München von 1945 bis 1999. Der zweite KJHA im Juli beschäftigte sich mit den Sparvorgaben im Rahmen der Haushaltssicherung im Zuständigkeitsbereich des Sozialreferats. Es folgte der Geschäftsbericht des Sozialreferats. Die Förderung der freien Träger bleibe auf dem Vorjahresniveau von ca. 244 Mio. Euro. Freiflächen für Aufenthalte ohne Konsumzwang zu schaffen, war ein weiteres Thema, das kritisch hinterfragt wurde. Man habe den Eindruck, dass man das Thema hin und her schiebe, statt Lösungen zu finden. Im September präsentierte das Jugendamt die Ergebnisse der Münchner Jugendbefragung und der im März zusätzlich durchgeführten Befragung zu Corona. Kooperiert hatten hier das Aktionsbündnis „Wir sind die Zukunft“ und das Stadtjugendamt. Sichtbar gewordene Probleme sind: Leistungs- und Konkurrenzdruck, dazugehören wollen/müssen, Sorgen um Ausbildung und Schule; auch die Angst, dass man sich das Leben in München nicht mehr leisten könne. Gefragt nach ihren Mitbestimmungsmöglichkeiten sehen nur 40 Prozent diese Möglichkeiten für sich. In einer gemeinsamen Sitzung von KJHA und Sozialausschuss wurde der Abschlussbericht zum Projektauftrag „Zuschussvollzug in der Landeshauptstadt München: Vereinheitlichung Vereinfachung – Verbesserung!“ bekanntgegeben. Dieses Thema sollte insgesamt zu einer Vereinheitlichung über alle Referate hinweg sorgen. Beschlossen wurde das Nutzungskonzept und vorläufiges Nutzerbedarfsprogramm für „Förderzentrum junge Kultur- und Kreativwerkstatt“ in der Hansastraße. Hier sollen vor allem Räume für junge Menschen und für Kultur und Kreativität geschaffen werden. Jungen Menschen zuhören

GESCHÄFTSBERICHT 2021 | KREISJUGENDRING MÜNCHEN-STADT 12 Außerdem erfolgte eine Bekanntgabe zum Urteil des Bayerischen Verwaltungsgerichts München zur Förderpraxis im Rahmen der Münchner Förderformel (MFF) – hier muss die LHM nun eine rechtskonforme MFF erarbeiten. Im Oktober beschloss der KJHA den Bedarf für eine neue Einrichtung der Offenen Kinder- und Jugendarbeit im 5. Bauabschnitt Messestadt/Riem. Der KJHA in November wurde aufgrund der Infektionslage abgesagt. Wie so viele Treffen war auch das Kuratorium inhaltlich und organisatorisch von Corona geprägt. Erstmals konnte das Gremium nicht persönlich zusammenkommen, sondern traf sich digital, um sich mit der Frage von Jugendarbeit nach Corona zu beschäftigen. Ein Film der Jugend des Deutschen Alpenvereins zeigte die großen aktuellen und künftigen Schwierigkeiten für die verbandliche Jugendarbeit durch die Beschränkungen auf. Erläutert wurden auch die vielen Herausforderungen für die Offene Kinder- und Jugendarbeit. Für den KJR-Vorstand, seine Mitgliedsverbände und seine Einrichtungen steht die Frage im Mittelpunkt, wie Jugendarbeit auch unter Pandemiebedingungen funktionieren kann und wie Jugendarbeit nach Corona – wann immer das sein wird – gestaltet werden kann und muss. Dabei ging es um Formen und Möglichkeiten digitaler Jugendarbeit, die wichtige Funktion öffentlicher Räume als Treffpunkte, die möglichen psychischen Auswirkungen der Pandemie auf junge Menschen und die ganz alltägliche Organisation der pädagogischen Arbeit durch Vorgaben wie Kontaktbeschränkungen, Testungen und Mindestabstände. Seit Jahren treffen sich die Vorstände der beiden großen Münchner Jugendringe – KJR München-Stadt und KJR München-Land – zweimal jährlich zum Gipfeltreffen. Themen waren 2021: Abstimmungen zum Zuschusswesen, insbesondere zu den CoronaSonderregelungen und zur Digitalisierung, die Auswirkungen der Pandemie auf die Zukunft von Jugendarbeit und Jugendverbänden, das Projekt „2021 – Mein außergewöhnlicher Sommer!“, der Austausch zu Protestbewegungen junger Menschen, die Aktionsplattform Junges Wohnen und ein Bericht zum geplanten Azubiwerk, das OBEN-OHNE-Festival und die Situation beim Zeltverleih. Die Jugend-Arbeit-Perspektiven (JAPs) gGmbH ist ein Unternehmen des KJR, das sich vorwiegend im Bereich der Übergänge Schule – Beruf engagiert. Dabei ist die JAPs gGmbH mit zwei Maßnahmen aktiv: In der außerbetrieblichen Malerausbildung (BaE = Ausbildung in einer außerbetrieblichen Einrichtung) bildet ein bewährtes Team seit über 20 Jahren Jugendliche im Auftrag des Jobcenters München im Ausbildungsberuf des Malers und Lackierers (m/w/d) aus. Seit 2018 wird hier zusätzlich im Rahmen der Berufsbezogenen Jugendhilfe (BBJH) ausgebildet. Ziel ist neben der Durchführung der geförderten Ausbildung auch die Vermittlung in einen weiterführenden Betrieb. Das Projekt MoQua gibt 40 Teilnehmenden von 15 bis 25 Jahren die Möglichkeit, sich auf den Qualifizierenden Mittelschulabschluss vorzubereiten. Sowohl durch die fachliche Vorbereitung als auch durch intensive individuelle pädagogische Begleitung wird eine Möglichkeit geschaffen, einen Schulabschluss zu erwerben, eine Perspektive zu entwickeln und einen guten Übergang in Schule und Beruf zu erleben. Die Maßnahme wird zu 100 Prozent durch die LH München aus Mitteln für die Berufsbezogene Jugendhilfe finanziert und ist in der Maxvorstadt verortet. Ausbildung im Malerprojekt erfolgreich abgeschlossen

13 GESCHÄFTSBERICHT 2021 | KREISJUGENDRING MÜNCHEN-STADT Schwerpunkte und jugendpolitische Aktivitäten Ziele 2021 – Rückblick Der Vorstand beschloss für 2021 zehn öffentliche sowie neun interne Jahresziele. Darunter waren Ziele zu politischer Bildung, Klimagerechtigkeit, Digitalisierung sowie zur Überwindung der Pandemiefolgen. Trotz coronabedingter Einschränkungen konnten viele unserer Ziele erreicht werden. Der Wortlaut der Jahresziele ist auf der Internetseite www.kjr-m.de unter „Der KJR“ / „Selbstverständnis“ einzusehen. Was aus den Jahreszielen 2021 im Detail geworden ist, kann dort im „Ziele-Archiv“ nachgelesen werden. Jugendpolitische Aktivitäten Für die Wahlperiode des Stadtrats 2020 bis 2026 hat der KJR in einem breiten Beteiligungsprozess Jugendpolitische Forderungen zu neun thematischen Schwerpunkten an den Stadtrat erarbeitet. Dazu gehört etwa, bis zum Jahr 2035 alle durch Menschen in München verursachten Treibhausgas-Emissionen zu vermeiden sowie in allen Münchner Schulen und anderen städtischen Einrichtungen flächendeckend ökofaire Lebensmittel und abfallarme Verpflegung anzubieten. Wichtig sind dem KJR auch bezahlbarer Wohnraum für junge Menschen, etwa mit Wohnheimplätzen zum Selbstkostenpreis für Auszubildende. Bei Neubauten und Sanierungen soll die Stadt Bauträger verpflichten, bezahlbarenWohnraum insbesondere für junge Menschen zu schaffen. Außerdem muss die Wohnungsberatung und Vermittlung von Wohnraum für junge Menschen ausgebaut werden.Weil Jugendliche Freiraum brauchen, soll die Stadt selbstverwaltete Jugend- und Kulturräume erhalten und neue schaffen sowie Zwischennutzungen erleichtern. Die Isar als Naturraum und zentraler Aufenthaltsort der Münchner Jugend soll für sie besser oder überhaupt erst nutzbar werden, etwa durch Änderung der Bade- und Bootsverordnung. Und nicht nur dabei, sondern bei allen Prozessen, deren Ergebnisse sie betreffen, sollen Jugendliche durchgehend beteiligt werden. Klare Stellung bezieht der KJR auch zu rechtsextremen Positionen. Zusätzliche Anforderungen gab es durch die Pandemie, die die Jugendarbeit seit zwei Jahren lähmt und junge Menschen zunehmend an den Rand drängt. Raise your Voice Jungen Menschen in der Pandemie eine Stimme zu geben, war Anlass und Ziel der Aktionen im Rahmen von „Raise your Voice“. Verschiedene Studien und auch die Ergebnisse der Münchner Jugendbefragung zeigten, dass junge Menschen sich und ihre Interessen und Sorgen nicht wahrgenommen fühlten. Die AG Freiheitsrechte wählte im Februar aussagekräftige Statements der Jugendbefragung aus. Diese wurden in einer gemeinsamen Aktion von „Wir sind die Zukunft“, AK Kinder- und Jugendbeteiligung und Stadtjugendamt München auf 200 große Banner gedruckt und an Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit, an Kindertagesstätten sowie bei Jugendverbänden und Sportvereinen angebracht. Die Aktion wurde auch auf Social-Media-Kanälen begleitet. Neben den Bannern produzierte der KJR im März/April einen zehnminütigen Film zur Situation junger Menschen während Corona. Dazu wurden Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 15 und 22 Jahren zu ihrer Situation, ihren Sorgen und Wünschen befragt. Der 10-minütige Film (www.kjr-m.de/raise-your-voice) wurde im Rahmen einer Kundgebung auf dem Marienplatz aufgeführt und im Kinder- und Jugendhilfeausschuss gezeigt. Ausgehend von den vielen Kommentaren junger Menschen in der Jugendbefragung Ende 2020 zur Pandemie, entschloss sich die Steuerungsgruppe Anfang 2021 eine Zusatzbefragung „Zu Corona nachgefragt“ zu veröffentlichen und Genaueres zur Situation der 16- bis 24-jährigen Münchner*innen zu erfahren. Beide Teile der Jugendbefragung – der Hauptteil von Ende 2020 und die Zusatzbefragung von Anfang 2021 – wurden gemeinsam ausgewertet und im September dem Kinder- und Jugendhilfeausschuss vorgelegt. Es zeigt sich, dass neben der Pandemie vor allem drei Themen die jungen Münchner*innen beschäftigten: sie fühlen sich noch stärker unter Druck als bei der letzten Befragung, ihnen fehlen Räume in München und sie fühlen sich wenig ernst genommen und gehört.

GESCHÄFTSBERICHT 2021 | KREISJUGENDRING MÜNCHEN-STADT 14 für Klima- und Umweltschutz mit der Bitte, die Surfwelle an der Floßlände zu erhalten. Die letzte Jugendbefragung zeigte, jungen Menschen gefallen an München vor allem das viele Grün, die Bademöglichkeiten an der Isar und am Eisbach. Dies sind für sie attraktive Freiräume ohne Konsumzwang, und das ist ihnen an München wichtiger als ein attraktives und sauberes Stadtbild, vielfältige Einkaufsmöglichkeiten oder Gastronomie. Daher setzte sich der KJR auch dafür ein, dass die aktuell sehr gefährlichen Isarbauwerke an der Marienklause und an der Großhesseloher Brücke kinder- und jugendgerecht umgebaut werden. Jugendkulturelle Angebote im öffentlichen Raum bot die POP UP STAGE, die 2021 zum zweiten Mal stattfand. Mehr dazu auf Seite 32. Daneben unterstützte der KJR die Freiraumdemos der jungen Kollektive und setzte sich mit unterschiedlichen Aktionen für das Recht junger Menschen auf freie Freizeitgestaltung auch unter Pandemiebedingungen ein. München mobil Gute Mobilität für junge Menschen ist im KJR ein Schwerpunktthema. Der KJR vertritt die Interessen junger Menschen in diesem Bereich sowohl auf kommunaler als auch auf Landesebene, in Zusammenarbeit mit dem BJR. Vertreten durch Theresa Baum, wurde der KJR eingeladen, die Interessen junger Menschen im Zukunftsrat ÖPNV des Freistaats zu vertreten. Der Zukunftsrat berät das Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr bei der Entwicklung der ÖPNV-Strategie 2030. In den Jugendpolitischen Forderungen zur Kommunalwahl 2020 forderte der KJR mehr Engagement gegen Diskriminierung, sexuelle Belästigung und Gewalt im ÖPNV. Unter anderem wurde eine Aufklärungs- und Präventionskampagne vorgeschlagen. Im September präsentierte der KJR bei der Veranstaltung „Mobilität sicher für alle“ auf dem 1. Mobilitätskongress der LHM seine Arbeit im Bereich Sicherheit und stellte das Kampagnenkonzept vor. Im Dezember reichte der KJR einen KJHA-Antrag ein, der eine umfassende Aufklärungs- und Präventionskampagne zu den Themen sexuelle Gewalt, Sexismus, LGBTIQ*-Feindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus,Ableismus und Islamfeindlichkeit im ÖPNV forderte. Die Behandlung des Antrags steht noch aus. Das „Netzwerk junge Mobilität der Jugendverbände und Jugendorganisationen im BallungsraumMünchen“ ist ein Zusammenschluss von Jugendinteressenvertretungen, die sich gemeinsam und überparteilich für junge Mobilität engagieren. Das Gremium, das bis 2020 unter dem Namen „AK Jugend- und Ausbildungsticket“ aktiv war, gilt als Wegbereiter des 365-Euro-Tickets. Freiräume in München In München existieren zu wenig Freiräume. Platzmangel, ausgelöst durch Gentrifizierungs- und Privatisierungsprozesse, führt zu Verdrängung und immer weniger Orten der jugendlichen Selbstentfaltung. Es bedarf freier und sicherer Räume, in denen junge Menschen autark wirken können. Orte, die mitdefiniert und mitgestaltet werden können. Visionen müssen erfahrbar gemacht werden, damit kreativer, kritischer Wandel geschehen kann. Freiraum muss für alle da sein, nicht nur für die, die es sich leisten können. Polizeieinsätze wegen schlittenfahrender Kinder und auch das im Sommer diskutierte Alkoholverbot für mitgebrachte Getränke im Englischen Garten machen deutlich, wie sehr sich junge Menschen Freiräume erkämpfen müssen. Neben den Forderungen nach konsumfreien Freiräumen, aber auch Treffmöglichkeiten im öffentlichen Raum, war erneut die Isar im Fokus. Die Stadtwerke München planen den Ausbau der Kapazität des Kraftwerks Isar 1. Damit dafür genug Flusswasser zur Verfügung steht, ist im Gespräch, weniger Wasser durch die Floßlände laufen zu lassen. Die Surfwelle würde dann nur noch sehr selten surfbar sein. Der KJR wandte sich mit einem Brief an die Referatsleitung Die Isar ist ein wichtiger Freiraum für junge Menschen

15 GESCHÄFTSBERICHT 2021 | KREISJUGENDRING MÜNCHEN-STADT In einem Gespräch mit dem Bayerischen Staatsminister für Unterricht und Kultus erläuterte das „Netzwerk junge Mobilität“, vertreten durch die Mitgliedsorganisation Stadtschüler*innenvertretung München, seine umfassenden Reformvorschläge zur Kosten- freiheit des Schulwegs. Das Netzwerk fordert Kostenfreiheit für alle bis zur 10. Klasse, unabhängig von Schulform oder Distanz zwischen Wohnort und Schule. Erst danach soll die Familienbelastungsgrenze gelten, abgesenkt auf 365 Euro pro Jahr. Nach der überaus erfolgreichen Einführung des 365-EuroTickets für Schüler*innen und Auszubildende sollen künftig auch Studierende zu den Nutzungsberechtigten zählen. Das „Netzwerk junge Mobilität“, vertreten durch den AK Mobilität der Münchner Hochschulen, setzte sich in Gesprächen mit den Stadtratsfraktionen sowie MVV und MVG für eine Öffnung des Tarifs für Studierende zum Wintersemester 2022/2023 ein. München gegen Rechts Das Demokratiemobil – „Demokratie im Einsatz“ – ist politische Bildung im öffentlichen Raum: Auch zur Bundestagswahl 2021 kam das politische Bildungsangebot auf Rädern in München in verschiedenen Stadtteilen zum Einsatz. Es ging dabei vor allem um die Themen Demokratie, Teilhabe und Menschenrechte. Methodisch vielfältig wurden die Inhalte kurzweilig und niederschwellig durch Mitmachaktionen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene vermittelt. Beteiligt waren dabei wieder die Münchner Bezirksausschüsse, OKJA-Einrichtungen, Jugendverbände und zahlreiche freiwillige Helfer*innen. Da sich Fake-Nachrichten, Verschwörungsmythen und allgemeine Verwirrung bezüglich der Corona-Pandemie verstärkten, entschloss sich der Freizeittreff Freimann, eine KJR-Einrichtung, eine Broschüre zu erstellen, die mit detaillierten, aber verständlich formulierten Informationen gegensteuert. Gemeinsam mit der Fachstelle Demokratische Jugendbildung und mit Unterstützung der DGB-Jugend erschien im Frühjahr das Heft „Informationen zu Corona“, das große Verbreitung fand. Auch der ASP Neuhausen wurde aktiv gegen Verschwörungsmythen. Gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen und der Fachstelle Demokratische Jugendbildung wurden Sticker in verschiedenen Neon-Farben und Designs gestaltet und verteilt. Zu einem Publikumsmagneten entwickelte sich sommer.dok im Juli mit seinen Themen „Black History – koloniale Spuren in Deutschland und München“ sowie „Rechtsterror – Gedenken an das Attentat am OlympiaDas Demokratiemobil war wieder im Einsatz Einkaufszentrum 2016“: Über 400 Interessierte beteiligten sich an den Diskussionen und WorkshopAngeboten auf dem Königsplatz. Auch das Schulklassenprogramm in Kooperation mit dem NSDokumentat ionszentrum zum Thema „Rechtsterror“ wurde sehr gut angenommen. Wie jedes Jahr beteiligte sich der KJR an den Gedenkveranstaltungen für die Opfer des Oktoberfest-Attentats 1980, der Reichspogromnacht am 9. November 1938 und der Deportationen aus dem sog. „Judenlager Milbertshofen“, die sich 2021 zum 80. Mal jährten. Beim internationalen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar unterstützte der KJR die Initiative „Nie wieder! Erinnerungstag im deutschen Fußball“ bei der Planung eines Livestreams mit internationalen Gästen zum Thema „Homophobie im Fußball“. Bereits im Februar 2021 kooperierte der KJR mit dem KJR Ebersberg bei dem Projekt „Word up – Rap und Poetry gegen Rassismus und Diskriminierung“. Ziel war es, junge Menschen aus unterschiedlichen Lebenssituationen in Rap- und PoetryOnline-Workshop-Wochenenden zusammenzubringen. Im Fokus war dabei immer, eine (Online-)Begegnung der Teilnehmenden mit unterschiedlichen Lebensrealitäten zu ermöglichen, den Austausch zu fördern und dabei Gemeinsamkeiten und Unterschiede sichtbar zu machen. Der Abschluss-Event fand in der InternationalenWoche gegen Rassismus statt.

GESCHÄFTSBERICHT 2021 | KREISJUGENDRING MÜNCHEN-STADT 16 Wohnen in München Der erste Schritt zu dem Ziel, Wohnen für junge Menschen zu ermöglichen, war die Gründung des AK „Junges Wohnen“ und die Einrichtung einer Projektstelle im Jahr 2020. Trotz Pandemie gelangen hier fachlicher Austausch, Vernetzung und Exkursionen mit diversen Akteuren, Initiativen und Institutionen im Themenfeld Wohnen. Mit der temporären Wohnwerkstatt von April bis August 2021 ermöglichte der KJR einen konkreten partizipativen Arbeitsort für junge Wohnbedürfnisse und -konzepte und einen inhaltlichen und interdisziplinären Austausch und Vernetzung für weitere Projekte. In zahlreichenWorkshops wurden verschiedensteWohn- und Organisationsformen diskutiert und konzipiert, Auszubildende für das AzubiWerk eingebunden und in einer interaktiven Ausstellung über die hohen Mietpreise in München informiert. Ein weiterer Schwerpunkt war seit Mai 2021 die Beteiligung am Grundsatz- sowie am Realisierungsbeschluss als Teilprojektleitung für das Betriebskonzept und pädagogische Angebot des AzubiWerks. Die LH München möchte analog zu der Wohnplattform des Studierendenwerks eine Plattform für Auszubildende aufbauen. Ein erstes Projekt entsteht gerade mit 221 Wohneinheiten in Neuperlach. Die Plätze gehen zu je einem Drittel an Münchner Firmen, die LH München und auf den freien Markt. Aktuell wird für das Modellprojekt ein Konzept erarbeitet, das u.a. die Verteilung der Plätze sowie die Gestaltung der Beteiligung der Azubis vorsieht. Der KJR war über die Projektstelle und den AK „Junges Wohnen“ sowie den Mitgliedsverband DGB-Jugend intensiv eingebunden und erarbeitete hierzu auch die notwendigen Beteiligungsstrukturen zum Gelingen eines solchen Azubiwerks. Zu hoffen ist nun, dass der Stadtrat das Konzept 2022 beschließt. Die in den USA entstandene transnationale BlackLivesMatterBewegung (BLM) setzt sich gegen die Gewalt gegen BIPoC (Black, Indigenous and People of Color) ein. Nach dem Mord an George Floyd im Mai 2020 erhielt die Bewegung auch in München großen Zuspruch und es gab große Demos. BLMMünchen war auch 2021 Treibhauseffekt Plastikflut Ignoranz Artensterben Billigfleisch Wind- und Solarenergien Greta Thunberg Naturkatastrophen Starkregenfälle Brandrodung Dürre Überflutung Ökologischer Fußabdruck Ausbeutung Wasserknappheit Fracking Massentourismus Erneuerbare Energien Ressourcenverschwendung CO2 Wasserknappheit Fridays for Future Meeresströmungen Steigende Meeresspiegel Hitzewellen Billigflüge Klimastreik Erdbeeren im Winter aktiv und organisierte z.B. eine Kundgebung zum Jahrestag des Todes von George Floyd. Der KJR unterstützt die BLM-MünchenGruppe mit finanziellen Mitteln, Beratung und Räumlichkeiten Mit einer riesigen Demo kurz vor der Bundestagswahl machte die Bewegung Fridays for Future (FFF) München zum wiederholten Mal auf die katastrophalen Folgen des menschengemachten Klimawandels aufmerksam. Sie forderte alle Parteien auf, die Klimaschutzziele einzuhalten und endlich zu handeln. Der KJR unterstützt FFF München finanziell, logistisch und mit Räumen.

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