Lang ist´s her - läuft bei mir
20 Wann warst Du das erste Mal im pfiffTEEN? Das ist eine gute Frage. Das erste Mal sollte ich 12 Jahre alt gewesen sein, es war eine Veranstaltung unserer Schule und so habe ich das Freizi kennen- und lieben gelernt. Wie lange hast Du das pfiffTEEN besucht? Besucht habe ich es bestimmt noch bis ich 24 Jahre alt war. Ich bin zwar aus dem Alters-Raster gefallen, aber das Team und die Freunde im pfiffTEEN haben mir immer das Gefühl gegeben, dass ich willkommen bin, und dieses Gefühl trage ich bis heute noch in mir. Was hast Du von den Angeboten genutzt? Am liebsten habe ich Tischtennis und Basketball gespielt. Oft habe ich auch den Computerraum genutzt. Dort konnte man auch einfach nur mit Freunden sitzen und chillen. Gab es bestimmte Ansprechpersonen, die für Dich besonders wichtig waren? Ganz klares Ja. Besonderes wichtig war Ibo für mich, denn sie war immer eine Art Mutterersatz für mich. Egal, in welcher Situation meines Lebens – es war teilweise wirklich schwer – sie war immer für mich da. Natürlich auch Franz, mit dem ich wie mit einem Vater über alles reden konnte, über was halt Männer so reden ;) Selbstverständlich auch die anderen Pädagogen und Pädagoginnen des Freizi: Maro,Teo und Ellis. Es ist wie eine Familie gewesen, wo ich jeden Tag nach der Schule hingegangen bin, um dort einfach Leute um mich zu haben, die mich gern hatten. ES WAR WIE FAMILIE SASCHA (26) besuchte mit 12 Jahren zum ersten Mal das pfiffTEEN in Hadern. Gab es Situationen, in denen Du individuell unterstützt wurdest? Die Frage sollte eher lauten, wo ich nicht unterstützt wurde!? Kleiner Ausschnitt meines Lebens: Ohne Mutter aufgewachsen, mein Vater war Alkoholiker. Ich war allein und musste schon früh erwachsen werden, um mich um meinen Vater zu kümmern. Quasi hatte ich niemanden, der mich an die Hand genommen und durch diese wirklich schwierige Welt geführt hat. Abgesehen von der Familie aus dem Freizi. Ob es beim Lernen war oder bei Männer-Frauen-Gesprächen, egal was, ich wurde in jeder Hinsicht begleitet. Als ich für das Freizi zu alt war, hatte ich viele Probleme mit Geld, Jugendamt, Ausbildung, Depressionen, meinem Vater usw. Aber auch da war die Familie vom Freizi immer für mich da. Sie haben mich sogar in ihrer Freizeit vor der Arbeit zu Ämtern begleitet oder Telefonate für mich geführt. Ich war total überfordert und nicht in der Lage, mit Ämtern zu sprechen. Ich habe oft nicht verstanden, was sie von mir wollten. Ohne diese Unterstützung wäre ich vermutlich nicht da, wo ich heute bin – nämlich am Leben. Gab es Dinge, an die Du heute immer noch denkst und die Du beherzigst? Aber natürlich! Meine zweite Familie hat mir immer das Gefühl gegeben, dass ich alles kann. Egal, wie schwer es mal im Leben wird oder wie tief man fällt, man muss nur aufstehen und weitermachen. Was machst Du heute? Nach der Schule hatte ich eineAusbildung zum Koch angefangen, die ich aber wegen der Erkrankung meines Vaters abbrechen musste. Dann hatte ich die Idee, auch Sozialpädagoge zu werden, um Jugendlichen zu helfen, und habe dafür erstmal eine Kinderpflegeausbildung angefangen. Leider musste ich diese auch abbrechen,nachdemmeinVater verstorben war. In dieser schweren Zeit habe ich in einem Kindergarten als pädagogische Unterstützungskraft gearbeitet. Der Umgang mit den Kindern hat mir geholfen, über meine Trauer langsam hinwegzukommen. Letztes Jahr habe ich wieder eineAusbildung zum Koch begonnen, im Gedenken an meinen Vater, der auch Koch war. Dabei ist mein persönliches Ziel, später jungen Menschen zu vermitteln, dass gesundes Essen auch schmecken kann. Hast Du heute noch Kontakt zu Leuten von damals oder zur Ein- richtung? Ein paar meiner Freunde aus der früheren Zeit im Freizi sind auch heute noch meine besten Freunde. Zur Einrichtung selber nicht mehr so viel wie früher, allerdings ist das ja nix Schlechtes, denn ich schaffe ja jetzt alles selber ;) Und ich habe bis heute noch das Gefühl, dass ich jederzeit vorbeischauen könnte und mit offenen Armen empfangen würde.
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