7 das kommt | 02 | 2025 das war Fachgespräch zum 17. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung Der Kinder- und Jugendbericht ist keine Studie, sondern eine Meta-Sammlung von vorhandenem Wissen. Es wurde durch die Sachverständigenkommission darüber hinaus an einigen Stellen auch eigene Expertise in Auftrag gegeben und Kinder und Jugendliche wurden selbst beteiligt. Insgesamt 5400 junge Menschen hatten die Möglichkeit, sich in Form von quantitativen Untersuchungen, Workshops und Hearings einzubringen. Bei einem Fachgespräch am 29. Januar wollte der KJR wissen: Was sind die zentralen Erkenntnisse des Berichts? Und: Welcher Gestaltungs- und Handlungsauftrag ergibt sich daraus für Wissenschaft und Praxis? Nach einer Begrüßung durch KJR-Vorsitzende Judith Greil stellte Prof. Dr. Jörg Fischer – Leiter des Instituts für kommunale Planung und Entwicklung an der FH Erfurt, Mitglied der Sachverständigenkommission des 17. Kinder- und Jugendberichts sowie Berater der Bundesregierung und verschiedener Ministerien – in einem kurzweiligen Vortrag die Ergebnisse vor. Die Sachverständigenkommission bestehend aus 14 Personen hatte dreieinhalb Jahre am Bericht gearbeitet. Der Auftrag lautete, sich mit einer diverser werdenden Jugend zu beschäftigen. Die Kernbotschaften waren unter anderem: Jungsein in einer Demokratie unter Druck Die 22 Mio. jungen Menschen, die in Deutschland leben, bilden die vielfältigste Generation, die es je gab. Konfrontiert sind sie mit komplexen Herausforderungen – u.a. Krisen, Krieg, Falschinformationen, Misstrauen– dies löst Sorgen und Ängste aus. Aber auch Antworten, die für Erwachsene teilweise frappierend seien können. Die Erfahrungen der Pandemie und wie unbedeutend junge Menschen in dieser Zeit für Entscheidungen waren, sitzen tief und die Folgen wirken sich bis heute aus. Gleichzeitig ist festzustellen: Kinder und Jugendliche sind zufrieden und optimistisch, wobei das Zukunftsvertrauen insgesamt gesunken ist. Junge Menschen wünschen sich Vertrauen in Personen und Institutionen, Zuversicht, Optimismus, echte Beteiligungsmöglichkeiten. Themen, die junge Menschen beschäftigen, sind außerdem Familie, Freundschaft, Bildung, psychische Gesundheit, Diskriminierung (v.a. aufgrund der geschlechtlichen Identität), Flucht, Migration und Krisen. Bei einigen Themen wünschte sich der Referent eine bessere Studienlage, zum Beispiel zu den Auswirkungen der Digitalisierung, Wohnsituation junger Menschen und Armut. Hier bräuchte es empirische Untersuchungen. Der Bericht beschäftigte sich nicht nur mit der Situation junger Menschen, sondern auch mit jener der Kinder- und Jugendhilfe. Hier ist nach wie vor der Fachkräftemangel in der Kinder- und Jugendhilfe spürbar, was komplexe Ursachen hat: die Demographie, zu wenige Ausbildungsmöglichkeiten, aber auch die Attraktivität der Arbeitsplätze, um Fachkräfte zu halten. Prof. Fischer empfahl, dass die Kinder- und Jugendhilfe konkrete Botschaften senden solle. Bedarfe müssten klar formuliert und adressiert werden. Während die soziale Ungleichheit stagniert, steigt die Kinder- und Jugendarmut in Deutschland an. Einen spannenden Impuls Zuversicht braucht Vertrauen „Die Kinder- und Jugendhilfe ist für alle zuständig, aber nicht für alle gesellschaftlichen Krisen“, so lautet einer der Leitsätze des 17. Kinder- und Jugendberichts der Bundesregierung, der auf ca. 500 Seiten die Situation junger Menschen in Deutschland ausführlich beleuchtet und im September 2024 veröffentlicht wurde Prof. Dr. Jörg Fischer, Mitglied der Sachverständigenkommission des 17. Kinder- und Jugendberichts, diskutiert mit KJR-Vorstandsmitglied Svenja Gutzeit, Laura Pulz von der KJR-Fachstelle Demokratische Jugendbildung und dem Leiter des Kinder- und Jugendtreff am Wettersteinplatz FEZI, Michael Jaschkowitz (v.l.), moderiert von KJR-Grundsatzreferentin Anne Rathjens (Mitte)
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