Dachzeile 24 das kommt | 01 | 2025 Schutz vor (sexualisierter) Gewalt Schwerpunkt verhindern können. Nach außen ist dieses Schutzkonzept ein klares Signal an die Öffentlichkeit: Jugendherbergen sind sichere Orte der Gemeinschaft, der Bildung und des unbeschwerten Heranwachsens. Jugendherbergen bieten sichere Räume – gewährleistet durch geschulte Fachkräfte und eine sensibilisierte Atmosphäre. Wie muss man sich den Prozess der Erarbeitung dieses Schutzkonzeptes vorstellen? Nachdem außer Bayern weitere der insgesamt 14 Landesverbände im DJH und unser Hauptverband in Detmold an diesem Prozess beteiligt waren, war zunächst Abstimmungsarbeit dahingehend nötig, inwieweit sich einzelne bereits mit dem Thema befasst haben, wie klar die Begrifflichkeiten sind und wie das Ziel aussieht. Es spricht für eine überzeugende Grundhaltung der an diesem Prozess beteiligten Personen, dass eine große Übereinstimmung im Hinblick auf Notwendigkeit und sinnvolle Inhalte dieses Schutzkonzeptes herrschte. Diese Geschlossenheit hat sich äußerst positiv auf die Diskussionskultur und Umsetzungsgeschwindigkeit ausgewirkt. Warum entsteht dieses Konzept gerade jetzt? Bisher sind in unserem Landesverband keine Fälle von sexualisierter Gewalt bekannt. Das spricht nicht zuletzt für eine hohe pädagogische Verantwortung unserer Mitarbeiter*innen. Dennoch spüren wir das Erfordernis, im Sinne der Kinder und Jugendlichen in Vorleistung zu gehen, mehr zu tun als gesetzlich vorgeschrieben, ein Höchstmaß an Sicherheit für unsere Gäste zu schaffen. Wir wollen erreichen, dass potenzielle Täter*innen auf ein sensibilisiertes, enttabuisiertes und wehrhaftes Setting treffen, wenn es um Jugendherbergen geht. Wir wollen ein Klima schaffen, das eben diese potenziellen Täter*innen abschreckt und gleichzeitig unsere Teams stärkt. Das bedeutet u.a., dass wir ein Bewusstsein für Grenzüberschreitungen schaffen und uns vernetzen. Eines ist uns übrigens auch klar: Auch das beste Schutzkonzept wird nicht zu 100 Prozent verhindern können, dass etwas passiert. Was geschieht nun konkret? Neben der Sensibilisierung unserer Mitarbeiter*innen, pädagogischen Honorarkräfte und Ehrenamtlichen setzen wir ein breites Angebot an Weiterbildungen und Workshops auf. Die Entwicklung des Schutzkonzeptes erfolgte parallel in Arbeitsgruppen und verschiedenen Austauschformaten. Diese Qualifikationen umfassen beispielsweise auch Hinweise zu Interventionen, wenn Verdachtsfälle vorliegen oder Schulung in Sachen Kommunikation. Es gibt in Bayern und bundesweit ja schon viel Expertise … … die haben wir uns auch dazu geholt, z.B. von den Kolleg*innen der Fachstelle PräTect beim Bayerischen Jugendring. In der Arbeitsgruppe haben auch Praktiker*innen aus dem DJH mitgewirkt, die aus ihrer Arbeit als Herbergsleitung am besten beurteilen können, wo es in den Häuser im wahrsten Sinne des Wortes „dunkle Stellen“ gibt. Mitgearbeitet haben auch Kolleg*innen aus unserer Bauabteilung, weil es unter Umständen darum gehen kann, durch bauliche Maßnahmen, diese „dunklen Stellen“ zu beseitigen. Schließlich haben wir einen Verhaltenskodex für alle Mitarbeitenden im DJH Bayern entwickelt, wenn sie direkt mit Kindern und Jugendlichen arbeiten – beispielsweise unsere Pädagog*innen, die die Bausteine und Mehrtagesprogramme durchführen. Wir zeigen zudem, wie eine Meldekette aussehen muss, sollte es zu einem Fall von sexualisierter Gewalt kommen. Uns ist auch klar, dass wir auf externe Unterstützung angewiesen sein werden – durch die Polizei oder ggf. durch Therapeut*innen. Das alles kann nur gelingen, wenn wir das gesamte Thema sexualisierte Gewalt enttabuisieren. „Es kann nicht sein, was nicht sein darf“ ist keine Haltung, die für Offenheit sorgt. Dass diese Haltung vor allem den Betroffenen selbst, aber auch den Institutionen massiv schadet, kann man anderen Beispielen vom Umgang mit diesem Thema ablesen. Wir möchten im Sinne gefährdeter Personen aktiv werden. Es geht bei der Erarbeitung eines Schutzkonzeptes also nicht um einen Generalverdacht gegen unsere Kolleg*innen, sondern um bestmöglichen Schutz – und dabei um positive und unvergessliche Erlebnisse in den Jugendherbergen. Interview: Marko Junghänel MARKUS ACHATZ, Erziehungswissenschaftler, Leiter Fachbereich Bildung und Programme Jugendherbergswerk Bayern Jugendherbergen auf dem Weg – die Schutzkonzepte werden noch in diesem Jahr wirksam. Prävention sexualisierter Gewalt Gemeinsam für einen sicheren Sport Die Prävention sexualisierter Gewalt ist ein wichtiges Thema, das in vielen Sportvereinen oft noch nicht ausreichend thematisiert wird. Die Münchner Sportjugend (MSJ) will das ändern und bietet deswegen u.a. Inhouse-Schulungen für Sportvereine an, um Übungsleiter*innen, Trainer*innen und Betreuungspersonen besser zu informieren und zu sensibilisieren. Bisher wurden 17 Schulungen in 13 Sportvereinen durchgeführt, und das Feedback ist durchweg positiv. Warum Prävention wichtig ist Zahlen und Fakten belegen die Relevanz des Themas: Kinder und Jugendliche sind besonders schutzbedürftig, da sie häufig von Machtgefällen betroffen sind. Die MSJ hat es sich zur Aufgabe gemacht, Vereine in ihrer Verantwortung zu stärken und Unsicherheiten abzubauen. „Wir wollen dazu beitragen, dass alle Beteiligten – ob Trainer*innen, Übungsleiter*innen oder Betreuer*innen – sensibilisiert werden und wissen, wie sie handeln können“, erklärt Kathrin-Anne Hanses, eine erfahrene Referentin. Bild: DJH Bayern
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