K3 No. 1 - Februar 2025

| 01 | 2025 23 Schutz vor (sexualisierter) Gewalt Schwerpunkt und welche Auswirkungen diese auf ihr Selbstbild haben können. Jugendliche werden so befähigt, Inhalte kritisch zu hinterfragen und unterstützende Quellen zu identifizieren. Ein sexualpädagogisches Konzept signalisiert ihnen zudem, dass ihre Bezugspersonen ihnen bei Fragen oder erlebten Grenzverletzungen hilfreich zur Seite stehen. Begriffe und Diskussionskultur als Schlüssel Die Gestaltung einer offene Diskussionskultur und die Förderung sprachlicher Ausdrucksfähigkeit sowie Begriffskenntnis sind zentral für die praktische Umsetzung des sexualpädagogischen Konzeptes. Sie ermöglichen es Jugendlichen, eigene Erfahrungen, insbesondere Grenzverletzungen, klar zu artikulieren. Gleichzeitig lernen sie, die Grenzen anderer zu achten und respektvoll miteinander umzugehen. Jugendarbeit kann einen wichtigen Beitrag leisten, den Informationsbedarf von Jugendlichen zu Themen wie Partnerschaften, körperliche Veränderungen und sexualisierte Gewalt zu decken. Spannungsfeld von Autonomie und Verletzlichkeit Die Jugend ist geprägt von Wechselwirkungen zwischen Autonomie und Abhängigkeit – Kompetenz und Verletzlichkeit. Viele Jugendliche wenden sich bei Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt eher an Gleichaltrige als an Erwachsene. Sexualpädagogische Konzepte unterstützen dabei, diese Dynamiken zu verstehen und eine Balance zwischen Schutz und Selbständigkeit zu schaffen. Sie verdeutlichen, dass die Verantwortung für die Bearbeitung solcher Erfahrungen nicht allein bei den Jugendlichen liegen darf. Fazit: Sexualpädagogik als Präventionsstrategie Sexualpädagogische Konzepte sind ein unverzichtbarer Bestandteil der Jugendarbeit. Sie schaffen Orientierung und Sicherheit für Betreuungspersonen und Jugendliche gleichermaßen. Durch die Vermittlung von Wissen, eine respektvolle Diskussionskultur und die Berücksichtigung der digitalen Lebenswelten leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Prävention sexualisierter Gewalt. Die Jugendarbeit trägt hier eine besondere Verantwortung, junge Menschen auf ihrem Weg zu einem selbstbewussten und respektvollen Umgang mit ihrer Sexualität zu begleiten. YVONNE OEFFLING, Jahrgang 1983, Master of Social Management, Dipl. Soz.-Päd. (FH); Geschäftsführung, AMYNA e.V.; FIONA LANGFELDT, Jahrgang 1991 aus München, Studium Soziale Arbeit, systemische Beraterin, Bereichsleitung GrenzwertICH AMYNA Sexualpädagogische Konzepte empowern junge Menschen Literatur ■ Krolzik-Matthei, Katja; Voss, Heinz-Jürgen (2016): Für eine Diskussionskultur: eine Kultur des Hinsehens und -hörens in der offenen Jugendarbeit schaffen. In: Sozialmagazin 7-8. 2016. S. 90 – 96. Weinheim: Beltz Juventa. ■ Maschke, Sabine; Stecher, Ludwig (2022): „Ich habe so etwas erlebt – und will es nie wieder“ Sexualisierte Gewalt aus der Perspektive Jugendlicher: Fakten, Einordnungen und Prävention. Weinheim: Beltz Juventa. ■ Team „SchutzNorm“: Henningsen, Anja et. al. (2021): Qualitätsstandards für Schutzkonzepte in der Kinder- und Jugendarbeit. Landshut: VERHARET design GmbH. ■ Wolff, Mechthild; Norys, Tobias (2016): Sexualisierte Jugend? Sexualisierte Gewalt unter Jugendlichen in der offenen Jugendarbeit und Jugendverbandsarbeit aus der Perspektive von Betreuungspersonen. In: Sozialmagazin 7-8. 2016. S. 37 – 43. Weinheim: Beltz Juventa. Jugendherbergen – sichere Bildungs- und Begegnungsorte Null Toleranz bei sexualisierter Gewalt Die Jugendherbergen in Bayern werden bis Sommer 2025 ein Schutzkonzept zur Prävention sexualisierter Gewalt einführen. Ein Gespräch mit Markus Achatz, der im Deutschen Jugendherbergswerk (DJH) für alle pädagogischen Themen zuständig ist. Das Wort „Schutzkonzept“ wird in der Kinder- und Jugendhilfe derzeit fast inflationär verwendet. Was verbirgt sich dahinter aus Sicht der Jugendherbergen in Bayern? Markus Achatz: Vor gut einem Jahr hat sich unser Landesverband – gemeinsam mit anderen DJH-Landesverbänden – auf den Weg gemacht, um solch ein Schutzkonzept zur Verhinderung sexualisierter Gewalt in unseren Häusern zu erarbeiten. Als anerkannter Freier Träger der Jugendhilfe haben Jugendherbergen zwar schon immer das körperliche und sozial-emotionale Wohl von Heranwachsenden im Blick – ein niedergeschriebenes Konzept, abgestimmte Sensibilisierungs- und Weiterbildungsangebote und eine strukturelle Verankerung des Themas gab es bislang aber noch nicht. Das wollten wir ändern. Die Fürsorge für unsere Gäste – in der Regel junge Menschen zwischen 6 und 27 Jahren – ist ganz selbstverständlich Teil unserer Aufgaben im Rahmen des Kinder- und Jugendschutzes. Ein präventiv wirkendes Schutzkonzept zur Verhinderung sexualisierter Gewalt wird gesetzlich von den Trägern im Moment noch nicht verbindlich eingefordert. Vor dem Hintergrund unserer Gemeinwohlorientierung sehen wir als Verband aber die Notwendigkeit, hier aktiv und beispielgebend voranzugehen und ein positives Zeichen für den Bereich Jugendreisen und Bildungsanbieter zu setzen. Welche Zielvorgaben hat dabei der Verband? Mit diesem Schutzkonzept, das voraussichtlich im Laufe dieses Jahres flächendeckend umgesetzt sein wird, werden wir sowohl nach innen als auch nach außen wirken. Nach innen, weil wir für Sicherheit bei unseren über 700 Mitarbeiter*innen sorgen wollen. Wir werden aufzeigen, wo und in welchen Formen sexualisierte Gewalt auftreten kann, wie Täter*innen oft vorgehen – aber auch, wie wir diese Form von Gewalt Bild: Gerd Altmann auf Pixabay

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