K3 No. 1 - Februar 2025

Dachzeile 22 das kommt | 01 | 2025 Schutz vor (sexualisierter) Gewalt Schwerpunkt keiten verbindlich festzuhalten. Der Schutz von Mädchen und Jungen vor sexueller Gewalt wird in vielen Jugendverbänden als wichtiges Thema wahrgenommen, und viele Verbände haben sich bereits mit der Entwicklung, Einführung und Verankerung eines Präventionskonzepts und praktischen Maßnahmen beschäftigt. Dabei ist entscheidend, dass das Thema nicht nur auf dem Papier existiert, sondern dass die Präventionsmaßnahmen im Jugendverband lebendig gehalten werden. Damit dies gelingt, muss das Präventionskonzept regelmäßig auf seine Funktionalität und Aktualität überprüft werden. Fragen einer jährlichen Routine können sein: Erhalten die neuen Jugendleiter*innen die Infos zum Thema? Wird der Block „Prävention“ in der Schulung von Jugendleiter*innen auch durchgenommen? Sprechen wir unangemessenes Verhalten an oder ist es nur schwer möglich, Bedenken anzubringen? Haben alle die Selbstverpflichtung diskutiert, akzeptiert und handeln danach? Gibt es neue gefährdungsrelevante Situationen? Die Prävention von sexualisierter Gewalt im Jugendverband ist ein kontinuierlicher Prozess, der eine umfassende Beteiligung erfordert. Nur durch die konsequente Umsetzung von Präventionsmaßnahmen kann es gelingen, Jugendverbände zu Orten des sicheren Miteinanders zu machen, in denen Respekt und Achtsamkeit die Grundlage des Zusammenlebens bilden. Kathrin Bautz und Claudia Lässig, Team Jugendverbandsarbeit, KJR Auch in der verbandlichen Jugendarbeit hilft vor allem ein offenes und wertschätzendes Klima gegen sexualisierte Gewalt. Breite Aufklärung ist der erste Schritt gelingender Präventionsarbeit. Um alle Aktiven in der Jugendverbandsarbeit zu erreichen, ist das Thema „Prävention sexualisierter Gewalt“ seit vielen Jahren fester Bestandteil der Ausbildung von Jugendleiter*innen. Darüber hinaus werden regelmäßig Workshops, Schulungen und Austauschtreffen für Jugendverbände angeboten. Das Thema im Verband offen zu behandeln und darüber selbstverständlich zu sprechen, hilft zum einen Personen, die möglicherweise Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt gemacht haben, sich zu öffnen. Zum anderen kann solch eine offene Atmosphäre auf Täter*innen abschreckend wirken. Neben dem grundlegenden Wissen brauchen Jugendverbände Verantwortliche, die sich intensiver mit dem Thema beschäftigen. Dies können Präventionsbeauftragte sein oder sogar eine ganze AG. Zu den Aufgaben dieser Verantwortlichen können beispielsweise die Erstellung von passenden Informationsmaterialien oder Selbstverpflichtungserklärungen für den Jugendverband zählen. Eine „Selbstverpflichtung“ ist ein Verhaltenskodex, der spezifische Verhaltensnormen definiert. Bei der Erarbeitung einer Selbstverpflichtungserklärung geht es darum, mögliche kritische Situationen im Jugendverband zu durchdenken, ggf. Verbesserungsmöglichkeiten zu überprüfen, passende Vorgehensweisen festzuhalten und zu überlegen, wie man diese Verhaltensregeln möglichst gut an die eigenen Jugendleiter*innen weitergibt. Offenheit als Schlüssel für Prävention Genauso wichtig wie eine „Selbstverpflichtung“ ist die offene Atmosphäre im Jugendverband. Die Kultur im Verband wird von allen geprägt. Besonders wichtig ist hier: Was wird vorgelebt? Wie verhalten sich die Teamer*innen in der Jugendleiterausbildung? Wie nimmt die Leitung ihre Vorbildfunktion wahr? Wird achtsam und auf Augenhöhe miteinander umgegangen? Werden die Grenzen aller Gruppenmitglieder respektiert? Wenn den Kindern und Jugendlichen gegenüber ein offenes Gesprächsklima und gegenseitiges Vertrauen vorgelebt wird, ist auch dies ein wichtiger Faktor der Prävention. Denn wo es keine Geheimnisse, Druckausübung und Machtverhältnisse gibt, können zwischenmenschliche Bindungen schwieriger missbraucht werden. Ein weiterer wichtiger Schritt ist das Präventionskonzept. Es handelt sich um einen Handlungsleitfaden, in dem festgeschrieben wird, wie u.a. die oben genannten Punkte realisiert werden und wer die Verantwortung für die Umsetzung trägt. Sinnvoll ist es, die VerantwortlichSexualpädagogische Konzepte zur Verhinderung sexualisierter Gewalt Sicherheit in Zeiten der Veränderung Die Jugendarbeit hat als eine zentrale Aufgabe, junge Menschen in ihrer Entwicklung zum Erwachsenwerden zu begleiten und zu stärken. Sexualität ist dabei ein unverzichtbares Thema. Es umfasst Fragen zur geschlechtlichen Identität, zur Beziehungsgestaltung und Partnerschaft und erfordert eine systematische Auseinandersetzung, die jungen Menschen hilft, sich selbst besser zu verstehen, eigene Grenzen zu erkennen und ein respektvolles Miteinander zu entwickeln. Deshalb ist ein sexualpädagogisches Konzept ein wesentlicher Baustein in der Jugendarbeit im Allgemeinen, zudem ist es ein wichtiges Element von Schutzkonzepten, um sexualisierte Gewalt zu verhindern. Sexualpädagogik als Grundlage für Schutzkonzepte Schutzkonzepte zu entwickeln bedeutet auch immer, sich an den Lebensrealitäten der jungen Menschen zu orientieren, denn für diese sollen sie schützend wirken. Ein sexualpädagogisches Konzept bietet Jugendlichen und Betreuungspersonen Orientierung. Für Betreuungspersonen bietet es Orientierung im Umgang mit diesem komplexen und sensiblen Thema und setzt den professionellen Rahmen, welche Themen und Beispiele im Kontext ihrer Arbeit geeignet sind und welche nicht. Jugendliche sind heute stark von digitalen Medien beeinflusst, die sowohl hilfreiche Orientierung bieten als auch diskriminierende Stereotype vermitteln. Ein sexualpädagogisches Konzept hilft, diese Unsicherheiten zu reduzieren. Es ermöglicht den Fachkräften, ihre Rolle klar zu definieren und eine professionelle Haltung zu entwickeln. Dies gelingt, indem Betreuungspersonen nicht ihre eigenen sexuellen Erfahrungen als Diskussionsgrundlage nutzen, sondern stattdessen mit den Jugendlichen reflektieren, welche Informationsquellen sie nutzen Bild: Julián Amé auf Pixabay

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