| 01 | 2025 21 Schutz vor (sexualisierter) Gewalt Schwerpunkt führung an das Thema Prävention sexualisierter Gewalt durchzuführen, an der sich über 40 OKJA-Einrichtungsteams beteiligten. Die Ergebnisse unterstrichen: Es ist schon sehr viel da, auf das aufgebaut werden kann. Jedoch zeigten sich vor allem in den Bereichen Inklusion, Sexualpädagogik und rechtliches Hintergrundwissen noch Lücken. Wohin es geht Ein Schlüssel bei der erfolgreichen Umsetzung der Schutzkonzepte wird die Partizipation der Zielgruppe sein: Fühlen sich die jungen Menschen wohl? Wenn nicht, an welchen Orten, gegenüber welchen Personen und in welchen Situationen gibt es Unbehagen? Die Zielgruppe soll sich ermächtigen, ihr Unwohlsein, aber auch Übergriffe, zu erkennen und zu äußern. Sie muss erfahren, dass sie mit ihren Bedürfnissen ernst genommen wird. Hierfür gibt es bereits Methoden, auf die zurückgegriffen werden sollte (www.schutzkonzepte-partizipativ.de). Ebenso bedeutsam ist der Bereich Personal. Bereits bei der Personalauswahl und in Bewerbungsgesprächen hat sich der Träger zum Ziel gesetzt, noch deutlicher zu signalisieren, dass keinerlei Übergriffe geduldet werden und Kompetenzen im Bereich Prävention sexualisierter Gewalt von Bedeutung sind. Weiterhin muss das Themenfeld bei der Einarbeitung und in den Teams mitgedacht werden. Dafür braucht es in allen Teams ein offenes, ehrliches und transparentes Arbeitsklima. Ein „Rahmen-Schutzkonzept“, das in Zukunft Orientierung für alle bieten soll, befindet sich in der Entwicklung. Darauf aufbauend gilt: individuelle Umsetzung in den OKJA-Teams mit vorgegebenen Bausteinen. 2025 beginnen wir mit etwa einem Drittel unserer 50 Einrichtungen mit der Umsetzung; in den Folgejahren kommen die anderen dran. Wir beginnen mit einer Fortbildung durch ein externes Institut für die Teams, um zunächst mehr Wissen und Sensibilität für das TheDie Erstellung eines Schutzkonzeptes ist ein partizipativer Prozess, der möglichst viele Perspektiven berücksichtigen soll. ma sexualisierte Gewalt zu vermitteln: Was sind die Unterschiede zwischen grenzüberschreitendem, übergriffigem und strafrechtlich relevantem Verhalten? Welche Täter*innen-Strategien gibt es? Welche Vorkehrungen können wir schaffen? Wie verhalten wir uns bei einem (Verdachts-)Fall? Viel erreicht, viel zu tun Die Bausteine, die im Anschluss an die Schulung von allen Teams individuell bearbeitet werden müssen, beinhalten eine Risiko- und Potentialanalyse und bearbeiten folgende Themen: Team/Personal; Onboarding und Regeln für alle Ehrenamtlichen und Praktikant*innen; Leitfaden bei (Verdachts-)Fällen und Dokumentation; Nähe und Distanz; Feedback und Beschwerdemanagement; sichere Räume schaffen; sexualpädagogisches Konzept; Ferien- und Übernachtungsangebote; Social Media Guide; Raumüberlassungen und Selbstöffnungen. Resümierend: Wir haben auf dem Weg zu Schutzkonzepten viel dazugelernt. Es wurden bereits zahlreiche Bausteine erarbeitet, auf die wir mit Stolz blicken. Es ist ein komplexer und langfristiger Prozess, der den unbedingten Willen und Einsatz aller Beteiligten erfordert. ANNE RATHJENS, Studium Staatswissenschaften (B.A.), Public Policy and Management (M.A.) und Pädagogik mit Schwerpunkt Bildungsforschung und Bildungsmanagement (M.A.), Leitung Referat für Grundsatzfragen der Jugendarbeit und Jugendpolitik, KJR und STEPHANIE KNOTT, Jahrgang 1981 aus München, Dipl.-Soz.-Päd. (BA)/Sozialmanagement, Betriebswirtin (IHK), Abteilungsleitung OKJA regional Mitte, KJR; beide Projektleitungen des Schutzkonzepte-Prozesses, KJR Wir danken Beate Steinbach (BJR – Prätect) und Carolin Eberl (Bezirksjugendring Oberbayern) sowie allen Kolleg*innen unserer Arbeitsgruppe für die Expertise, Unterstützung und Beratung. Quelle: Birke, A., Riedl, S., Rusack, T. (2024): Verbindliche Schutzkonzepte in der Kinder- und Jugendarbeit: Notwendigkeit, Herausforderungen und Ansatzpunkte. FORUM für Kinder- und Jugendarbeit, 4/2024, S. 24-27. Prävention von sexualisierter Gewalt im Jugendverband Aufklärung, Respekt, Offenheit Neben Schule, Elternhaus und Freundeskreis können auch Jugendverbände eine große Rolle in der persönlichen Entwicklung junger Menschen spielen. Sie sollen sichere Orte sein, in denen viel Platz zum Großwerden und Sich-Ausprobieren ist. Um diesen „Safe Space“ junger Menschen außerhalb ihrer sonstigen Lebensorte zu ermöglichen, braucht es eine sichere Atmosphäre in der Gruppe. Dazu gehört auch, dass persönliche Grenzen aller Beteiligten respektiert werden. Dies betrifft viele Bereiche des Zusammenseins – ein essentielles Thema ist hier aber die Prävention sexualisierter Gewalt. Prävention zielt darauf ab, übergriffige oder gar gewaltsame Handlungen zu verhindern, bevor sie geschehen, indem sie sowohl Risikofaktoren erkennt und benennt als auch Schutzfaktoren stärkt. Wichtige Elemente der Prävention sind Aufklärung, Sensibilisierung und die Förderung einer offenen, vertrauensvollen Kommunikation. Bild: John Schnobrich auf unsplash.com 1) BIPoC (Black, Indigenous and People of Color) ist eine Selbstbezeichnung von und für Menschen mit Rassismuserfahrungen. People of Color (Singular Person of Color) steht für Menschen, die nicht als weiß, deutsch und westlich wahrgenommen werden und sich selbst nicht so definieren. 2) In anderen Bundesländern, wie beispielsweise NRW, und Arbeitsbereichen, wie Kindertageseinrichtungen, gelten hier bereits gesetzliche Verpflichtungen für Schutzkonzepte.
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