K3 No. 3 - Mai 2024

| 04 | 2024 35 Veränderte Jugendarbeit Schwerpunkt der Einrichtung wiederfinden. Alle Posts, Flyer, etc. sollten auf Diversität überprüft und ggf. angepasst werden. Sonst fühlen sich Schwarze Menschen ausgegrenzt und als in der Gesellschaft nicht der Norm entsprechend betrachtet. Weiße Kinder sollten im Falle von peer-to-peer-Diskriminierungen sensibilisiert werden. Die pädagogischen Teams sollte hierauf besonderes Augenmerk legen und sich dahingehend weiterbilden und informieren. Eine Einrichtung der Kinder- und Jugendarbeit sollte zum Ziel haben, allen Kindern und Jugendlichen einen Ort zu bieten, an dem sie sich angenommen fühlen. Um eine größere Diversität bei sozialen Trägern umzusetzen, erscheint es mir zudem sinnvoll, im sozialen Bereich BIPoCs als pädagogische Mitarbeitende und in Leitungsfunktionen explizit anzuwerben. STEPHANIE KNOTT*, Jahrgang 1981 aus München, Dipl.-Soz.- Päd. (BA) / Sozialmanagement, Betriebswirtin (IHK), Abteilungsleitung OKJA regional Mitte, KJR *Als weiße Frau schreibe ich diesen Beitrag mit dem Ziel, mein Privileg und meine Rolle als Abteilungsleitung beim KJR München-Stadt zu nutzen, um das Thema in meinem Radius publik zu machen. Es ist mir dabei wichtig klarzustellen, dass ich nicht die Deutungshoheit zu diesem Thema besitzen möchte. Pädagogische Team müssen sich immer wieder die Frage stellen, ob es Rassismen gibt und wie diese aufgelöst werden können. können wir unsere Angebotsstrukturen überdenken. Wie können wir Räume eröffnen für Schwarze Kinder- und Jugendarbeit? Auch wenn wir uns mit diesen Fragestellungen auseinandergesetzt haben, müssen wir die Wünsche von Betroffenen ernst nehmen und in den Vordergrund stellen, denn häufig sind wir trotzdem nicht dazu in der Lage, unsere eigenen rassistischen Denkmuster vollumfänglich abzustellen, und das Gefühl von rassistischer Diskriminierung können wir nicht nachempfinden. Wir müssen uns eine antirassistische Sprache aneignen Fremdzuschreibungen wie das Wort „farbig“ sollte für die Bezeichnung einer Hautfarbe nicht benutzt werden, da dieses Wort kolonialistisch geprägt ist. Ebenso soll das „N-Wort“ – auch nicht im historischen Kontext – benutzt werden, da die Verwendung dieses Wortes in jedem Zusammenhang verletzend für Betroffene ist. Der Begriff „Black, Indigenous and People of Colour“ (BIPoC) hat sich mittlerweile als Selbstzuschreibung etabliert, auch Afro-Deutsch oder Schwarz sind gängige Begrifflichkeiten. Das großgeschriebene „S“ wird bewusst gesetzt, um eine sozio-politische Positionierung in einer mehrheitlich weiß dominierten Gesellschaftsordnung zu markieren und gilt als Symbol einer emanzipatorischen Praxis der Widerständigkeit. Wir sollten über Körper- und Schönheitsnormen nachdenken Warum tragen viele Schwarze Models extrem kurze oder glatte Haare? Afro-Haare sind politisch, da sie dem weißen Schönheitsideal widersprechen. Oftmals sind inklusive Bilder „whitewashing“, d.h. Schwarze Menschen werden irgendwie an weiße Standards angeglichen: Möglichst helles Schwarz, glatte Haare (auf keinen Fall eine Frau mit Afro). Haare sind ein häufig unterschätztes Thema im Kontext von Rassismus. Afro-Haare erfahren entweder eine übertriebene Aufmerksamkeit („Darf ich Deine Haare mal anfassen?“) oder werden beleidigt und als außerhalb der Norm betrachtet. Kinder und Jugendliche fühlen sich daher ausgegrenzt, wenn ihre Haartextur ständig Thema ist, ob im positiven oder im negativen Sinn. „Wenn meine Haare sprechen könnten“ ist ein Kinderbuch, das von der Bundeszentrale für politische Bildung herausgegeben wird. Hier erfährt man viel zum Thema Afro-Haare, beispielsweise, dass man unter Braids (engl.) oder Tresses (franz.) jede Art von Flechtfrisur versteht. Wie können wir BIPoCs und diverse Bilder von Kindern und Jugendlichen im Kontext unserer Arbeit mitdenken? Damit Schwarze Kinder und Jugendliche sich wohl und willkommen fühlen, sollten sie sich in Büchern, Plakaten und auf Homepages Zielkonflikte in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen Ja, nein, vielleicht Die pädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen folgt sowohl fachlichen Grundpositionen als auch trägerspezifischen Leitlinien. Das kann manchmal zum Problem werden. Ist es dann noch Jugendarbeit, wenn eine offene Einrichtung mit Schule kooperiert? Was tun, wenn immer weniger (neue) Mitarbeiter*innen eines Freizeittreffs bereit sind, an Wochenende zu arbeiten, um das Haus zu öffnen? Oder – das Team eines Abenteuerspielplatzes entscheidet, welche Geräte angeschafft werden, doch die Zielgruppe hat eigentlich ganz andere Wünsche? Zielkonflikte nennt man das. Der Duden schreibt dazu: „Ein Zielkonflikt liegt vor, wenn sich einzelne Ziele in Teilen oder im Ganzen widersprechen und dadurch nicht im vollen Umfang zu erreichen sind. In anderen Worten: Zwischen den Zielen besteht eine konkurrierende Beziehung – auch als Zielkonkurrenz bezeichnet.“ Man könnte es auch so sehen. In einer hochkomplexen Welt voller Interdependenzen kann es gar nicht anders sein, als dass Ziele unvereinbar miteinander sind, auch wenn jedes für sich genommen gut und richtig ist. Die Welt ist eben nicht nur schwarz und weiß. Welch ein glücklicher Umstand, dass zur sozialpädagogischen Profession auch die Kompetenz gehört, Kompromisse zu finden, Wege einzuschlagen, die für alle gangbar sind und zum Ziel führen. Wer sonst als pädagogisch geschulte Fachkräfte könnten den Spagat zwischen Anspruch und Realität besser meistern als eben diese Expert*innen im Umgang mit Heranwachsenden!? Nur Mut!, muss die Devise lauten. Mut zur Lücke, Mut zum Kompromiss und Mut zu neuen Ideen, die ganz zwangsläufig als solchen Zielkonflikten entstehen. Wie das in der Praxis aussehen kann, beschreiben die folgenden Projekte.

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