K3 No. 3 - Mai 2024

| 04 | 2024 31 Veränderte Jugendarbeit Schwerpunkt So können wir Mitarbeitenden Unterstützung und Werte-Orientierung anbieten. Es werden darüber hinaus Reflexions- und Entwicklungsräume benötigt. Diese dürfen auf keinen Fall aufgrund knapper werdender Ressourcen gekürzt werden. Wir müssen auch in Zukunft den Austausch und die fachliche Weiterentwicklung anregen. Dafür benötigen wir unbedingt eine innovationsförderliche Arbeitsumgebung. Jugendpolitische Ebene 2025 wird der KJR München-Stadt 80 Jahre alt. Aber das heißt keineswegs, dass wir alt und müde werden dürfen. Wir müssen uns gleichzeitig unserer bewegten Geschichte bewusst sein und weitermachen, um jungen Menschen in unserer Stadt und darüber hinaus Stimme und Gehör zu verleihen. Die Rechte der jungen Generation müssen angesichts der multiplen Krisen, deren Auswirkungen noch gar nicht vollumfänglich abgesehen werden können, abgesichert werden (vgl. Bundesjugendkuratorium, 2024). Dabei müssen solche spezifischen Nachteile beim Aufwachsen von jungen Menschen mit niedrigem sozio-ökonomischen Status in den Blick genommen werden, die zu Bildungsungerechtigkeit, Armut und zu einer höheren Wahrscheinlichkeit führen, psychisch zu erkranken. Wir müssen uns dafür einsetzen, dass die Pandemiefolgen für junge Menschen systematisch untersucht und aufgearbeitet werden. Es darf in Zeiten knapper Haushalte nicht an jungen Menschen gespart werden. Sie sind die Zukunft unserer Gesellschaft! ANNE RATHJENS, Studium Staatswissenschaften (B.A.), Public Policy and Management (M.A.) und Pädagogik (M.A.), Leitung Referat für Grundsatzfragen der Jugendarbeit und Jugendpolitik, KJR Literaturhinweise ■ BMFSFJ (2020): 16. Kinder- und Jugendbericht. Abrufbar unter www. bmfsfj.de/bmfsfj/service/publikationen/16-kinder-und-jugendbericht-162238. ■ Bundesjugendkuratorium (2024): Generationengerechtigkeit: Die Rechte junger Menschen in der alternden Gesellschaft stärken! Abrufbar unter https://bundesjugendkuratorium.de/presse/generationengerechtigkeit-fuer-junge-menschen.html. ■ Forum for a New Economy (2024): The Berlin Summit Declaration. Abrufbar unter https://newforum.org/the-berlin-summit-declaration-winning-back-the-people/. ■ Jugendhilfeportal (2024): Nichts gelernt aus der Pandemie? Wieder leiden Kinder und ihre Familien. Abrufbar unter https://jugendhilfeportal.de//artikel/nichts-gelernt-aus-der-pandemie-wiederleiden-kinder-und-ihre-familien. ■ Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (2024): Covid-19, Klimawandel, bewaffnete Konflikte: Die Krisen der Welt können zu miteinander verbundenen Polykrisen führen www.pik-potsdam.de/de/aktuelles/nachrichten/covid-19-klimawandel-bewaffnete-konflikte-die-krisen-der-welt-koennen-zu-miteinander-verbundenen-polykrisen-fuehren. ■ Reiß, F., Kaman, A., Napp, A-K., Devine, J., Li, L.Y., Strelow, L., Erhart, M., Hölling, H., Schlack, R. & Ravens-Sieberer, U. (2023). Epidemiologie seelischen Wohlbefindens von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Ergebnisse aus 3 Studien vor und während der COVID-19-Pandemie. Abrufbar unter https://doi.org/10.1007/ s00103-023-03720-5. ■ SINUS-Institut (2024): Wie ticken Jugendliche? SINUS-Jugendstudie 2024. Abrufbar unter www.sinus-institut.de/media-center/presse/ sinus-jugendstudie-2024. Siehe auch S.18. Zusammen eine gute Zeit verbringen – darauf kommt es auch heute noch an. Veränderungen in der offenen Arbeit Früher war vieles anders – nicht besser Karin Feige und Wolfgang Petzold leiten seit vielen Jahrzehnten Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit. Ist das Berufsfeld weiterhin attraktiv für die beiden? Macht euch die Arbeit nach so vielen Jahren noch Spaß? Karin Feige: Ich bin seit 1985 beim KJR und leite seit 2001 das Mooskito. Ja – auch nach so vielen Jahren macht mir die Arbeit mit jungen Menschen Spaß. Extrem zugenommen haben allerdings die administrativen Tätigkeiten; Abfragen haben einen unglaublichen Umfang angenommen und nehmen Zeit von der Arbeit mit unseren Zielgruppen weg. Wolfgang Petzold: Seit 1992 bin ich beim KJR und habe 1994 die Leitung vom SBZ Sendling übernommen. In der OKJA sind tatsächlich Verwaltungsaufgaben mehr geworden. Das Berichtswesen wurde differenzierter. Gleichzeitig ist die Digitalisierung eine Erleichterung bei diesen Aufgaben. Was definitiv nicht stimmt, ist die Behauptung, dass früher alles besser war. Was soll besser gewesen sein? Jede Zeit hat angenehme und weniger angenehme Aspekte. In der Gesamtheit ist es anders, aber nicht besser oder schlechter. Seht ihr einen Nutzen in den umfangreicheren Abfragen und Dokumentationen? Wolfgang: Bei den Zielvereinbarungen mit dem Team gibt es qualitative Verbesserungen, weil man exakter arbeiten kann. Die Arbeit wird präziser. Karin: Mit den Zielen habe ich so meine Schwierigkeiten. Wie sollen wir wissen, mit wie vielen Jugendlichen wir im Folgejahr diese Ziele erreichen werden. Wir sagen immer, dass wir auf die Bedarfe der Jugend eingehen in unserer Arbeit. Das bedeutet aber, dass wir Ziele auch kurzfristig formulieren und bearbeiten können müssen. Aber es stimmt schon – die Arbeit hat sich ausdifferenziert: Nachhaltigkeit, Diversität, … all das ist sinnvoll. Und schließlich können wir gegenüber Stadtrat und Jugendamt unsere Ziele profilierter kommunizieren. Ist eure Arbeit heute noch das, wofür ihr damals angetreten seid? Wolfgang: Unbedingt ja! Wir schauen auf die Bedarfe im Stadtteil und prüfen, wo wir unterstützen können. Diese Idee galt damals und ist auch heute unser Selbstverständnis.

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