K3 No. 3 - Mai 2024

Dachzeile 22 das kommt | 03 | 2024 Politische Bildung und Rechtsruck in der Gesellschaft Schwerpunkt sind oder als solche kategorisiert werden, passe nicht zur „Kultur“ der – ebenfalls konstruierten – Eigengruppe („deutsche Leitkultur“). Sehr deutlich wird dies anhand der Frage „Wo kommst du her?“, die rassifizierten Menschen oftmals in bester Absicht gestellt wird ohne Bewusstsein, dass es die Betroffenen „othert“, sie also als „anders“ einstuft und ihnen die Zugehörigkeit entzogen wird. Ob und ggf. unter welchen Voraussetzungen diese Frage als rassistisch einzuschätzen ist, wird mit den Teilnehmenden diskutiert unter Berücksichtigung verschiedener Perspektiven. Schlussendlich erarbeiten die Seminarteilnehmenden anhand von Praxisbeispielen aus der Jugendhilfe und Jugendarbeit rassismuskritische Handlungskonzepte für den Einzelfall sowie für die rassismuskritische Reflexion und Umgestaltung der eigenen Organisation. MELANIE CONTU, Dipl. Sozialpäd. (FH), M.A., Fachkraft für Rechtsextremismusprävention, Stelle für politische Bildung im Stadtjugendamt München 1) Deutsches Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) (2022): Rassistische Realitäten: Wie setzt sich Deutschland mit Rassismus auseinander? Auftaktstudie zum Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitor (NaDiRa), Berlin. S. 50/51 2) Melter, Claus (2021): Diskriminierungs- und rassismuskritische Soziale Arbeit und Bildung im postkolonialen und postnationalsozialistischen Deutschland?! S. 9 – 18, in: Melter, Claus (Hrsg.): Diskriminierungs- und rassismuskritische Soziale Arbeit und Bildung Klar waren wir dabei! Kreisjugendring seit 80 Jahren aktiv für die Demokratie Damit „Nie wieder!“ auch nie wieder bleibt Vom „Lichtermeer für Demokratie“ über die Großdemonstration „Gemeinsam gegen Rechts“ oder den Wahlaufruf „Wählen gehen für Demokratie und Menschenrechte“ bis zu regelmäßigen Pressemeldungen und -statements … … der Kreisjugendring München-Stadt bezieht politisch Stellung gegen Hass, Hetze und rechtsextreme und faschistische Umtriebe. Es ist für uns unabdingbar, eine klare Grenze zu rechtsextremen und faschistischen Parteien und Gruppierungen zu ziehen, eine Zusammenarbeit mit ihnen abzulehnen und ihren gesellschaftlichen Einfluss zurückzudrängen. Denn nur so können wir als Kreisjugendring unserem historischen Erbe und dem gesellschaftlichen Auftrag gerecht werden. Seit seiner Gründung hat der KJR eine besondere jugendpolitische Verantwortung: Die Jugendringe wurden 1945 auf Initiative der Alliierten gegründet, um nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der NS-Diktatur die Re-Demokratisierung Deutschlands einzuleiten. Grundlage dafür bot das Potsdamer Abkommen vom 2. August 1945, in dem es mit Blick auf die Jugend heißt: „Das Erziehungswesen in Deutschland muss so überwacht werden, dass die nazistischen und militaristischen Lehren völlig entfernt werden und eine erfolgreiche Entwicklung der demokratischen Ideen möglich gemacht wird.“ Unter diesem Vorzeichen wurde am 5. Dezember 1945 der Kreisjugendring München-Stadt (damals unter dem Namen „Münchner Jugendkomitee“) gegründet und war somit Teil des demokratischen Neubeginns in München1. Vor diesem Hintergrund eint den KJR und die Jugendverbände bis heute ein demokratisch-antifaschistischer Grundkonsens, der rechtsextreme Positionen per se ausschließt2. Mit unserer pädagogischen und politischen Arbeit wollen wir dazu beitragen, dass in München (junge) Menschen unabhängig von Alter, ethnischer und sozialer Herkunft, Nationalität, Religion, Weltanschauung, sexueller Orientierung, geschlechtlicher Identität, körperlichen und geistigen Fähigkeiten oder Behinderungen in einer solidarischen Gesellschaft in Frieden miteinander leben3. Dafür ist der Bezug auf unsere grundlegenden Werte wie Toleranz, Offenheit und der Respekt vor der Würde jedes Menschen unabdingbar4. Ideologien und Parteien wie die AfD oder ihre Jugendorganisation Junge Alternative (JA), die die Gleichheit aller Menschen(-Gruppen) in Frage stellen, Hass und Hetze verbreiten, völkisches und nationalistisches Gedankengut salonfähig machen und unsere Erinnerungskultur ablehnen, stehen im Widerspruch zu den Menschenrechten und sind eine Gefahr für eine demokratische Gesellschaft. Darum ist es unsere Pflicht, uns ihnen entschieden entgegenzustellen. Damit „Nie wieder!“ auch nie wieder bleibt. Wir setzen Rechtsextremismus, Hass und Rassismus unsere positive Vision einer pluralistischen, offenen, solidarischen Gesellschaft entgegen. Kindern und Jugendlichen bieten wir in unseren Einrichtungen und mit unseren Angeboten einen Rahmen, in dem Demokratie und ihre Werte erfahrbar werden. Wir ermutigen und unterstützen sie dabei, Gesellschaft zu gestalten und Verantwortung zu übernehmen. Einige Projekte des KJR und der Jugendverbände werden in diesem K3 vorgestellt. Judith Greil, Vorsitzende, KJR 1) Dr. Andreas Dornheim, Forever Young? Jugendarbeit im Kreisjugendring München-Stadt von 1945 bis 2003, München 2004, S. 15. 2) Aus der Position des KJR „Zum Umgang mit politischen Parteien, Organisationen und Personen“ von 2018. Verfügbar unter: www. kjr-m.de/wp-content/uploads/2020/06/kjr_position_2018_umgang_mit_politischen.pdf 3) Aus den Strategischen Zielen des KJR 2024 – 2027. Verfügbar unter: www.kjr-m.de/der-kjr/selbstverstaendnis/ziele/strategischeziele-2024-bis-2027/ 4) Aus der Präambel des Bayerischen Jugendrings, die 1947 festgeschrieben und 2017 vor dem Hintergrund erstarkender rechtsextremer Kräfte in Deutschland und Europa aktualisiert und bekräftigt wurde. Verfügbar unter: https://www.bjr.de/ueber-uns/satzung

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