K3 No. 3 - Mai 2024

| 03 | 2024 19 Politische Bildung und Rechtsruck in der Gesellschaft Schwerpunkt Fazit Non-formale politische Bildung zeigt sich als Bewegung zwischen Subjektorientierung und Kollektivität, als Gleichzeitigkeit von Gesellschaftskritik und Stärkung der Demokratie. Die OKJA bringt durch ihre Feldcharakteristika besondere Potenziale für die Entfaltung lebenswelt-, sozialraum- und alltagsorientierter non-formaler politischer Bildungsprozesse junger Menschen mit. Die Bedeutung dessen wird mit Blick auf aktuelle gesellschaftspolitische Krisensituationen besonders deutlich. Die ausführlichen Literaturangaben zu diesem Artikel finden Sie online unter www.kjr-url.de/k3-lit-lk LUISA KLÖCKNER, geb. 1997 in Köln, Sozialarbeiterin M.A., aktuell Doktorandin am Promotionszentrum Soziale Arbeit der HAW Hessen, Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Koordinatorin am Forschungsschwerpunkt Nonformale Bildung (TH Köln) Zusammenfassung der Studie „München Monitor“ Wachsam bleiben, wehrhaft sein Im Januar 2024 veröffentlichte die städtische Fachstelle für Demokratie die Studie „München Monitor“ – Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, Demokratiezufriedenheit und Diskriminierungserfahrung in München. Die Studie wurde von allen demokratischen Fraktionen 2020 beauftragt und von Wissenschaftler*innen der LMU im Jahr 2022 durchgeführt. Die repräsentative Umfrage, in welcher zunächst 1.999 Münchner*innen befragt wurden und anschließend Gruppendiskussionen mit besonders vulnerablen Gruppen durchgeführt wurden, gibt Auskunft über die Verbreitung von Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, Demokratiezufriedenheit und Diskriminierungserfahrungen in der Stadt. Die Ergebnisse der Befragung waren eindeutig: Abwertende Einstellungen sind in München weit verbreitet und treten in großen Teilen der Bevölkerung auf. Ziele dieser Abwertung sind vor allem Langzeitarbeitslose, Geflüchtete, Obdachlose, Sinti und Roma sowie Menschen muslimischen Glaubens. Besonders betroffen scheinen dabei Personen in sozial prekären Situationen. Darüber hinaus stellten die Forschenden einen ausgeprägten israelbezogenen Antisemitismus in der Münchner Stadtgesellschaft fest. Die im München Monitor festgestellten Abwertungstendenzen sind mit denen in der gesamten Bundesrepublik vergleichbar. Die Studie ergab jedoch auch: Die meisten Münchner*innen sind mit der Demokratie zufrieden, auch wenn ein geringes Maß an Verschwörungsmentalität und empfundener politischer Machtlosigkeit in Teilen der Stadtbevölkerung vorhanden ist. Auch München ist nicht sakrosankt Im Rahmen der Studie gaben außerdem 30 Prozent der Befragten an, dass sie in den letzten zwölf Monaten Opfer von Diskriminierung geworden waren – meist aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Herkunft, Sprache, ihres Aussehens, Geburtslandes, Namens oder ihrer Hautfarbe. Rassistische Formen von Diskriminierung stehen mit 49 Prozent deutlich an erster Stelle. Vier von zehn Befragten waren außerdem von Mehrfachdiskriminierung betroffen. Dabei sind die Opfer von Rassismus in keinem Lebensbereich sicher: Rassistische Verhaltensweisen werden regelmäßig und in vielen Lebensbereichen erfahren und manifestieren sich in verschiedensten Formen: vom unverhohlenen Äußern von Klischees über unverhältnismäßige Kontrollen durch die Polizei bis hin zu körperlichen Angriffen und Gewalt. Dr. Miriam Heigl, die Leitung der Fachstelle für Demokratie, erklärt zur Studie: „Die Ergebnisse des ersten München Monitors zeigen, dass ein großer Teil der Münchner*innen demokratische Ideale verfolgen und tolerante Menschen sind. Andererseits lassen sie auch aufhorchen – insbesondere die stark ausgeprägte Abwertung von Menschen aufgrund ihres prekären sozialen Status oder einer rassistischen Zuschreibung in dieser Stadt. Es ist unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass alle Menschen sicher und friedlich in dieser Stadt leben können.“ Der München Monitor soll in regelmäßigen Abständen durchgeführt werden und so Veränderungen in der Stimmung aufzeigen. Alle Ergebnisse der in diesem Jahr veröffentlichten Befragung sind online abrufbar unter https://ru.muenchen.de/2024/14/Muenchen- Monitor-Abwertende-Einstellungen-weit-verbreitet-110977 Die Fachstelle für Demokratie der Landeshauptstadt München koordiniert das städtische Verwaltungshandeln für Demokratie und gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit Das Idyll trügt – auch in München kommt es immer wieder zu demokratiefeindlichen Äußerungen und Handlungen im öffentlichen Raum; nicht zuletzt im ÖPNV (Foto: Brigitte Werner auf Pixabay)

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