Dachzeile 24 das kommt | 02 | 2024 Gendersensible Jugendarbeit Schwerpunkt Schwarze Frauen brauchen einen Schwarzen Feminismus Schwarzer Feminismus – Feminismus für alle „Ain‘t I a woman?“ (Und bin ich denn keine Frau?) Durch diese berühmt gewordene Frage thematisierte Sojourner Truth bereits 1851, dass Frauenrechtlerinnen nicht nur für die Rechte weißer Frauen kämpfen sollten, sondern auch für die der Schwarzen Frauen … … denn diese erleben zusätzlich eine weitere Form der Diskriminierung – nämlich Rassismus. Sojourner Truth war eine US-amerikanische Frauenrechtlerin und befreite Sklavin. Sie machte zum ersten Mal darauf aufmerksam, dass sich Sexismus und Rassismus mit Feminismus überschneiden.1 Im europäischen und US-amerikanischen Diskurs um Schwarzen Feminismus wird häufig die Perspektive afrikanischer Feministinnen nicht oder nicht ausreichend mitgedacht. Afro-amerikanische Perspektiven werden ins Zentrum der Recherchen gestellt. 1978 veröffentlichte die senegalesische Schriftstellerin, Anthropologin, Politikerin und feministische Aktivistin Awa Thiam das Buch „La Parole aux négresses“. In ihrem Werk identifizierte sie die drei Systeme der Unterdrückung afrikanischer Frauen: Sexismus, Rassismus und Traditionalismus als Legitimierung von Diskriminierung aufgrund der Wie wichtig sind für dich spezielle Angebote „nur“ für Jungen*? » Ich mag den Jungen*nachmittag, weil da gibt es Turniere für Jungen*, da kann man sich auspowern und kämpfen, wie Pompfen und schnelle Spiele spielen. (Junge*, 10) sozialen Schicht; dies auch unter Berücksichtigung der Einflüsse des Kolonialismus.2 Ein intersektionaler Feminismus denkt unterschiedliche Arten von Diskriminierung mit. Hierzu legte Awa Thiam mit ihrem Konzept das Fundament.3 Intersektionalität im feministischen Diskurs Auch Ifi Amadiume, eine nigerianische Autorin, Ethnologin und Feministin, beflügelte 1987 das intersektionale Konzept von Feminismus mit „Männliche Töchter, weibliche Ehemänner. Soziale Rollen und Geschlecht in einer afrikanischen Gesellschaft“. Die senegalesische Soziologin Fatou Sow und die Gegenwarts-Feministin Ndèye Fatou Kane setzten sich neben anderen ebenfalls intensiv mit dem Thema auseinander.4 Der Begriff „Intersektionalität“ wurde dann von der US-amerikanischen Juraprofessorin Kimberlé Crenshaw im Jahr 1989 eingeführt.5 Intersektionalität bedeutet, dass es Überschneidungen von verschiedenen Kategorien der Diskriminierung gibt, die eine Person in der Gesellschaft erfahren kann. Durch unterschiedliche Auslegungen des Feminismus kommt es häufig vor, dass vor allem weiße Cis-Frauen die intersektionale Perspektive nicht mit in ihr Verständnis von Feminismus einbauen. Das kann dazu führen, dass sich diese Frauen bestimmter Diskriminierungskategorien bedienen und dabei denken, sie seien feministisch. Es handelt sich dann um einen Feminismus, der sich hauptsächlich mit privilegierten Frauen auseinandersetzt, somit die rassistischen und klassistischen Diskriminierungskategorien fortführt und mehr Personengruppen aus- als einschließt. Dieser weiße Feminismus wurde von der US-amerikanischen Literaturwissenschaftlerin Bell Hooks als „Machtfeminismus“ bezeichnet. Sie schrieb dazu unter anderem „Feminismus für alle“. Natasha A. Kelly ist eine deutsche Kommunikationswissenschaftlerin, Autorin und Politikerin, die über Schwarzen Feminismus schreibt und damit das Thema in Deutschland publik machte. Sie beschreibt in ihren Werken, wie Elitedenken und rassistische Vorurteile seit Langem den westlichen feministischen Diskurs bestimmen und so einen für alle offenen Feminismus verhindern.6 Privilegien erkennen Die Journalistin Sibel Schick fordert in diesem Zusammenhang Gerechtigkeit statt Ausgrenzung und schrieb „Weißen Feminismus canceln“: Sie geht davon aus, dass weißer Feminismus sich hauptsächlich mit Arbeit, Gender Pay Gap und privilegierten Themen auseinandersetzt und somit ein kapitalistischer Feminismus ist. Eine privilegierte Gruppe versteht sich als die Norm und denkt dabei nicht an alle Frauen, sondern sieht sozusagen nur ihre Bubble.7 Weiße Frauen sollten sich ihrer Privilegien bewusst werden, zuhören, die Bedürfnisse der Schwarzen Frauen ernst nehmen und ihnen den Platz freimachen bzw. Power Sharing betreiben. STEPHANIE KNOTT9, Jahrgang 1981 aus München, Dipl.-Soz.- Päd. (BA) / Sozialmanagement, Betriebswirtin (IHK), Abteilungsleitung OKJA regional Mitte, KJR Miguel Bruna auf Unsplash Wie wichtig sind für dich spezielle Angebote „nur“ für junge Männer*? » Jungen*abend übel geil. Man hat voll viel Auswahl und Mitbestimmungsrecht. Es sollte aber keine Mädchen*abende geben. (Junge*, 16)
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