K3 No. 5 - Dezember 2023

| 05 | 2023 27 Radikal jung!? Schwerpunkt Die Fragen des Lebens … Im Prinzip alles gut und meine Arbeit soll mir eine freie Ausgestaltung von diesem ermöglichen, ohne den Großteil meines Alltags einzunehmen. Ein Einkommen aus beruflicher Tätigkeit kann materielle und immaterielle Bedürfnisse befriedigen und baut eine Altersversorgung auf. Wie kann es dir gelingen, diese notwendigen Lebensplanungen sinnstiftend zu erfüllen? Aktuell genieße ich den Luxus, durch das Zusammenleben mit Freunden in einer Wohngemeinschaft bezahlbaren Wohnraum in München gefunden zu haben. Meine weiteren Ausgaben halten sich derzeit in Grenzen und es bedarf keiner Unsummen an Geld, um meine Bedürfnisse zufriedenstellend abzudecken. Daher schätze ich aktuell die Vorteile einer Teilzeitstelle sehr, solange mein Alltag dies zulässt. Natürlich ist nicht auszuschließen, dass sich Umstände ändern und ein höheres Einkommen erfordern. Aufgrund von Zweifeln an der Zukunft unseres aktuellen Rentensystems und der schieren Unmöglichkeit, sich derzeit durch soziale Berufe Grund oder eine Immobilie als Vorsorge leisten zu können, steht die Altersvorsorge eher im Hintergrund. Wie stehst du zum Thema „bedingungsloses Grundeinkommen“ bei gleichzeitiger Verwirklichung deiner Lebenspläne? Wenn dies eingeführt würde, wie würdest du dann dein (Arbeits-)Leben gestalten? Ich denke, ein bedingungsloses Grundeinkommen bietet viele Vorteile, bringt jedoch auch gewisse Gefahren mit sich. An meiner derzeitigen Arbeitssituation würde ich vermutlich wenig ändern, sehe jedoch das Potential, ein zukünftiges Familienleben ohne Vollzeitarbeit finanzieren und dadurch mehr Zeit mit dieser verbringen zu können. Christoph Burkhard, Pädagogischer Mitarbeiter in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit im Kindertreff und Jugendtreff AKKU in München-Giesing mit Schwerpunkt im Jugendbereich, KJR Im Prinzip alles gut so. In welche Reihenfolge der persönlichen Bedeutung für deinen Lebensentwurf würdest du die folgenden Begriffe bringen – und warum: Familie – Ehrenamt – Beruf – Freizeit – Freundschaften – Urlaub (beginnend mit größter Bedeutung). An oberster Stelle steht für mich definitiv der Begriff der Freizeit. Ich genieße die Freiheit, meinen Tag flexibel und nach meinen Vorstellungen gestalten zu können. Ein ausreichendes Maß an Freizeit ermöglicht mir zudem, mich Freundschaften, Familie, Ehrenämtern und Reisen zu widmen. Da ich meine Zeit am liebsten in Gesellschaft verbringe, ein Fan von gemeinsamen Aktivitäten sowie sozialem Austausch bin und meinen Freundeskreis sehr schätze, reiht sich dies als nächster Oberbegriff ein. Mein Beruf und mein Ehrenamt teilen sich das gleiche Arbeitsfeld und entsprechen meinen Interessen, jedoch sichert mir meine Arbeit den Lebensunterhalt, wodurch sie von größerer Bedeutung ist. Die eigene Familie ist mir natürlich ebenfalls wichtig, steht aktuell allerdings eher hinter den anderen Begriffen, was auch einer räumlichen Distanz geschuldet ist. Am Ende steht für mich momentan der Urlaub; ein schöner Bonus – jedoch weniger relevant als die anderen Begriffe, wobei sich die generelle Anordnung im Laufe der Zeit stetig ändert und die Grenzen fließend sind. Welchen Stellenwert hat die (Erwerbs-)Arbeit für dich und wie viel Raum sollte sie in deinem Leben einnehmen? Die Erwerbsarbeit ermöglicht mir durch ein gesichertes Einkommen in erster Linie meinen Alltag zu finanzieren. Darüber hinaus gibt sie meinem Alltag eine grobe Struktur mit geregelten Abläufen und Terminen, was ebenfalls einen positiven Aspekt darstellt. Nichtsdestotrotz habe ich meinen beruflichen Werdegang entsprechend meinen Interessen eingeschlagen. Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen bringt mir Freude, motiviert und erfüllt mich. Ein Arbeitsumfeld, in dem ich mich kreativ einbringen kann, jederzeit Neues dazulerne und durch Feedback regelmäßig Bestätigung für meine Arbeit erhalte, ist für mich wichtig. Dennoch steht mein Privatleben im Vordergrund Jugend ohne politischen Kompass? Quo vadis Demokratie? Demokratie ist anstrengend. Das lange Ringen um Entscheidungen, der ständige Austausch von unterschiedlichen Meinungen bei gleichzeitiger Verteidigung der demokratischen Grundrechte: allein diese Aufzählung macht müde. Tatsächlich sinkt die Befürwortung der Demokratie als beste Staatsform; nur noch 63 Prozent der 16- bis 26-Jährigen teilen diese Ansicht. Eine erstarkende Gruppe wünscht sich eine (männliche) autoritäre Führungsperson an der Spitze. Das macht nachdenklich. Das demokratische Versprechen, jeder Person eine Stimme zu geben, erzeugt Erwartungen. Wenn die politischen Entwicklungen diesen Ansprüchen nicht entsprechen, kann dies zu Empörung und Wut führen. Das Gefühl, nicht gehört zu werden, ist frustrierend und oft nachvollziehbar. Politik sollte zwar dem Gemeinwohl dienen, aber Parteien vertreten auch die Interessen der potentiellen Wähler*innen. Das führt zu einem Problem: Wenn Menschen nicht wählen, haben sie keine politische Stimme. Dies betrifft insbesondere Kinder und Jugendliche, wie die Jahre der Pandemie gezeigt haben. Ihre Rechte hatten einfach keine Priorität. Sie waren besonders von einschränkenden Maßnahmen betroffen. Das Vertrauen in die Regierung und den eigenen Einfluss auf Politik ist jedoch entscheidend für die Zufriedenheit mit der Demokratie. Umgekehrt führen Undurchsichtigkeit und mangelnde SelbstwirkBild: Vesky auf Unsplash

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