K3 No. 5 - Dezember 2023

17 das kommt | 05 | 2023 das war Lang ist‘s her – läuft bei mir! In der Zeit meiner Krankheit wurde ich durch das ganze Team unterstützt. Ich machte eine Malerlehre und stürzte vom Gerüst, dabei brach ich mir beide Arme und war lange Zeit krank. Deshalb durfte ich trotz meines Alters schon am Nachmittag in den Offenen Treff, sonst wäre mir die Decke auf den Kopf gefallen. Generell gab es viel Unterstützung und Hilfe bei allen Problemen. Es wurden Musikauftritte ermöglicht bei Festen und Feiern im Freizeitheim. Uns wurde vermittelt, dass Kameradschaft und Freundschaft an erster Stelle stehen und dass man sich gegenseitig unterstützt. Das Sozialverhalten wurde gefördert. Die Zeit im Freizeitheim war wichtig für den späteren Lebenslauf, wir wurden fürs Leben geprägt. Es war gut, dass wir gerade in der Nachkriegszeit und in Zeiten von Armut und kleinen, beengten Wohnverhältnissen ins Freizeitheim gehen konnten und somit von der Straße weg waren. Die Leute im Freizeitheim waren unsere Ersatzfamilie. Inzwischen bin ich Rentner und kümmere mich um die Kinder und Enkelkinder. Ich mache Musik mit der MilGang-Band aus Zeiten vom Freizeitheim, wir sind seit 50 Jahren Freunde. Und seit 50 Jahren findet auch regelmäßig ein Treffen von Ehemaligen im TASSO und mit dem Team statt. Emin (60) besuchte in den 70er Jahren das Freizeitheim in der Danklstraße (heute SBZ Sendling). Ich heiße Emin und bin 1963 in der Türkei in Abana geboren. 1973 bin ich nach Deutschland gekommen und habe in München Sendling die Grundschule in der Implerstraße besucht. Durch meine Freunde habe ich das Freizeitheim Sendling in der Danklstraße kennengelernt. Nach der Schule habe ich meine Hausaufgaben mit Hilfe der Betreuer gemacht. Nach den Hausaufgaben haben wir Tischtennis, Volleyball, Fußball und weitere Aktionen dort ausgeübt. In meinem Leben hat der Pädagoge Edi Wolf eine sehr große Rolle gespielt, von seinen Erfahrungen konnte ich in meinen Leben sehr viel nutzen. Ich habe später als Ehrenamtlicher unterschiedlichste Angebote in der Einrichtung unterstützt. Heute arbeite ich in Flüchtlingsunterkünften und Obdachlosen-Heimen. Die 10 Jahre im Freizeitheim haben mich auch in meinem Privatleben sehr weitergebracht. Auch heute treffe ich mich noch mit einigen Leuten von damals. Tatsächlich gibt es noch so viel zu erzählen, dass ich ein Buch schreiben könnte. Meine Erfahrung ist, dass man das nicht erzählen, sondern leben muss. Ich habe meine schönsten Jahre in diesem Freizeitheim verbracht und den damaligen Pädagogen möchte ich einen großen Dank aussprechen. Jugend mit dem KJR Radikal jung!? – Früher anders? Viele Kinder und Jugendliche haben in den vergangenen Jahrzehnten die Einrichtungen des KJR München-Stadt besucht. Einige haben uns erzählt, wie sie die Zeit in ihrer Einrichtung empfunden haben. Der älteste Ehemalige ist heute 78 Jahre alt und sagt „ohne Freizeitheim wären wir alle auf die schiefe Bahn geraten!“ Alle Geschichten, vereint in der Ausstellung „Lang ist’s her – läuft bei mir! Vol. 2“, können noch bis 29. März 2024 in der KJR-Geschäftsstelle (1. OG) betrachtet werden. Zusätzlich zur Broschüre, die weiterhin in Papierform erhältlich ist und auch als Download zur Verfügung steht, sind alle Beiträge der ehemaligen Besucherinnen und Besucher nun auch virtuell zu erkunden. www.kjr-url.de/lih

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