K3 No. 5 - Dezember 2023

16 das kommt | 05 | 2023 das war „Das ist aus mir geworden“ Täglich besuchen viele Kinder und Jugendliche die KJR-Einrichtungen. Was ist eigentlich im Laufe der vielen Jahre aus ihnen geworden? Welche Wirkung hatte der Kontakt mit den Pädagoginnen und Pädagogen in den Einrichtungen, die Teilnahme an einer Ferienfahrt oder einem Bildungsangebot? In dieser Serie berichten ehemalige Besucherinnen und Besucher über ihre Erlebnisse und wie sie auf dem Weg zum selbstbestimmten Leben gut begleitet und individuell unterstützt wurden. Lang ist‘s her – läuft bei mir! Fritz (76) war ab 14. September 1965, dem Tag der Eröffnung des Freizeitheims Milbertshofen (heute TASSO33), ca. sechs Jahre lang regelmäßiger Besucher. Christopher (32) besuchte ab 2004 fünf Jahre lang den Kinder- und Jugendraum RIVA NORD. Kennengelernt habe ich Tom Droste vom RIVA NORD 2004 bei einem Angebot für Bogenschießen in einer benachbarten Einrichtung. Das war der Beginn einiger kleiner Abenteuerreisen. Ich war 13 Jahre alt, meine Eltern hatten sich gerade getrennt. Plötzlich fehlte der Vater. Wohin soll man dann mit dem Frust, der Wut, der Trauer und der Suche nach Orientierung? Da kamen die Angebote von Tom und dem RIVA zum rechten Moment. Der Bogensport hat es mir dann angetan. Er vereint körperliche Anstrengung und Konzentration mit Erholung für Geist und Körper. Nach jedem Spannen des Bogens und dem Fokussieren des Ziels folgt die Entspannung beim Schuss und das gute Gefühl zu treffen. Die Probleme des Alltags rücken dabei wie von selbst in den Hintergrund. Konsequenterweise wurde ich dann Mitglied in einem Bogensportverein. Mit 18 Jahren war ich das erste Mal im Freizeitheim Milbertshofen und war fünf bis sechs Jahre lang regelmäßig dort. Von den Angeboten habe ich z.B. das Fotolabor genutzt – das mir anvertraut wurde. Dann Gewichte stemmen im Fitnessraum – den Raum habe ich selbst eingerichtet. Und Disko-Partys und Tanzkurse – dabei habe ich übrigens meine Ehefrau kennengelernt. Seifenkisten bauen … Überhaupt konnte man seine Talente entdecken, Aufgaben wurden verteilt nach Anlage und Talent. Treffpunkt für alle war immer das Freizeitheim. Und dann gab es, wie gesagt, einige abenteuerliche Fahrten mit Flussbefahrungen: Isar, Loisach, Donau, Tiroler Ache. Wildes Campen, einfache gute Brotzeiten, Lagerfeuer. Aber auch heftige Gewitter, bei denen wir uns unter einer einfachen Plane zusammenkauerten, oder kleine Verletzungen und Kenterungen – es war eine tolle Zeit. Seit 12 Jahren engagiere ich mich ehrenamtlich bei der Freiwilligen Feuerwehr und bin inzwischen Referent für Absturzsicherung und Atemschutz. Auch beruflich habe ich meinen Weg verfolgt, eine Ausbildung zum Anlagentechniker erfolgreich absolviert und bin nun technischer Leiter eines neu eröffneten Hotels hier in München. Ob es heute noch Dinge gibt, an die ich denke oder die ich beherzige? Es ist, glaube ich, die Summe der gemeinsamen Aktionen und die gute Beziehung zu Tom und seine klaren Ansagen. Für mich hatte Tom immer den Hut auf. Das hat mir wohl Halt und Orientierung in schwierigen Zeiten gegeben. Auch heute noch schaue ich gerne bei Tom vorbei.

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