K3 No. 4 - Oktober 2023

7 das kommt | 04 | 2023 das war OBEN OHNE 2023 tierten sich im gut besuchten „Future Park“ der KJR München-Stadt und weitere Firmen als potentielle Arbeitgeber bzw. Ausbildungsbetriebe. Hier konnten die jungen Festivalgäste in lockerem Rahmen mit Unternehmen aus der Umgebung ins Gespräch kommen und sich über Ausbildungsberufe und Praktikumsplätze informieren. Auch Umweltschutz ist für das OBEN OHNE Open Air ein wichtiges Thema. Es soll sukzessive zu einem nachhaltigen und ökologischen Festival werden. So waren Mitglieder von Foodsharing e.V. dabei, Müllaufkommen wurde reduziert, Müll getrennt und es gab wieder Ökostrom. Live-Musik mit hörgeschädigten Perfomer*innen und Gebärdendolmetscherinnen Für die Kreisjugendringe ist auch Inklusion wichtig. Schon seit 2014 begleiten deshalb Musik-Gebärdensprachdolmetscher*innen das Open Air. So arbeiten gehörlose und hörgeschädigte Performende in Teams zusammen und übersetzen die Musik live auf der Bühne. Zusammen machen sie alle das Geschehen auf der Bühne und das gesamte Festival für Gehörlose erlebbar. Die FM-Anlage bietet Hörgeschädigten, die die Gebärdensprache nicht beherrschen, die Möglichkeit, die Musik mitzuerleben, und sehbehinderte Gäste können den Blinden-Begleitservice nutzen. Rollstuhlgerechte Eingänge und behindertengerechte Toiletten gehören seit Jahren zur Ausstattung des Festivals, genauso wie das erhöhte Podest für Menschen im Rollstuhl. Ebenso ist Partizipation für die Kreisjugendringe essentieller Bestandteil ihrer Arbeit. Deshalb kam das Design der Festival-Shirts in diesem Jahr von der Instagram-Community und die Möbel im Schattenpark von Jugendlichen der Oase Neuhausen. Die neue OBENOHNE-App bot den Fans viele Informationen und ermöglichte den Veranstaltern direkte Kommunikation mit den jungen Menschen auf dem Platz. „Wir freuen uns sehr, dass wir zum 25-jährigen Jubiläum des Festivals alle bisherigen Besucherrekorde brechen und allen einen tollen Festivaltag ermöglichen konnten“, äußerte sich Festivalleitung Jan Katschinski vom KJR München-Stadt am Samstagabend zufrieden. „Ich bin sehr froh, dass es uns in diesem Jahr erneut gelungen ist, die Themen biläum Aufklärung – Erinnerung – Bildung Einige Festivalgäste diskutieren neben mir, wie man am besten eine Vulva malen könnte, ich wische mir meine Hände, die voll von Klitzers Glitzer sind, an der Hose ab. Ich schaue mich um. Am Stand neben uns wird mit Jusos und Jungen Grünen über bezahlbaren ÖPNV philosophiert, ein paar Meter weiter gibt es „FCK NZS“-Tattoos von der Gewerkschaft. Bei uns – am Stand des Demokratiemobils – gibt es eine kaum übersehbare, riesige selbstgebastelte Glitzer-Klit, kurz Klitzer, ausgefallene Kunstwerke von behaarten und unbehaarten Vulven, Nagellack und ganz viele Infos über LGBTQIA+. Es gibt auch Bänder und Banner, die an das OEZ-Attentat vom 22. Juli 2016 und seine Opfer erinnern: Armela, Can, Dijamant, Giuliano, Hüseyin, Roberto, Selcuk und Sevda. Junge Menschen bleiben kurz stehen und knüpfen die Bänder an einen großen Ring, ein Stoffkranz zum Gedenken entsteht. Erinnern heißt sich verbünden. Rassismus tötet. Deshalb: Aufklärungsarbeit, Erinnerungsarbeit, niedrigschwellige politische Bildung – abgestimmt auf die Zielgruppe, offen und progressiv, kreativ und persönlich. „Darf ich auch mal drehen?“ – Ein Mädchen holt mich aus meinen Gedanken zurück. „Selbstverständlich“. Sie und ihre Freundinnen drehen am Glücksrad, Wahrheit oder Pflicht ist das Spiel. Wahrheit, bestimmt das Rad, und ich stelle ihnen Fragen zu LGBTQAI+. „Kennt ihr eine berühmte queere Persönlichkeit?“ – „Conchita Wurst!“, ruft eine aus der Gruppe stolz. Cool, all diese bunten, diversen, motivierten und offenen jungen Menschen zu sehen. Insgeheim wünschte ich mir, dass es so ein Angebot auch für mich gegeben hätte, als ich achtzehn war. Julia Weissteiner, Praktikantin Demokratiemobil, KJR Glitzer und Gedenken Die Sonne leuchtet golden zwischen den Propyläen an der Westseite des Königsplatzes. „Photosynthese“ von Dilla wummert von der Mainstage herüber, der Bass ist zu stark hier hinten Stoffkranz zum Gedenken und Glitzer-Klit unterzubringen, die uns wichtig sind: ganz besonders zu nennen die ausgeglichene Geschlechterverteilung bei den Acts, die Barrierefreiheit der Veranstaltung und das neu konzipierte Awareness-Angebot.“ Nach dem Festival ist vor dem Festival, und so wird das OBEN-OHNE-Team gleich nach der Sommerpause mit den Vorbereitungen für das Festival 2024 starten. Den 20. Juli 2024 können sich alle Musikfans schon dick im Kalender anstreichen. Bilder und Geschichten zum OBEN OHNE Open Air gibt es auf www.oben-air.de sowie auf Instagram (www.instagram.com/ obenohneopenair) und Facebook (www. facebook.com/OBENOHNEOpenAir). Ausführlicher Artikel und mehr Fotos unter www.kjr-url.de/k3-oo23

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