K3 No. 4 - Oktober 2023

Dachzeile 24 das kommt | 04 | 2023 Halbzeit für die Jugendpolitischen Forderungen des KJR Schwerpunkt Freiräume in München Vor allem im Zuge der Corona-Pandemie ist das Thema Freiräume für junge Menschen in München wieder sehr präsent geworden, nicht zuletzt in einer Vorstandsposition vom Mai 2020. 2020 gründete sich beispielsweise die Initiative Freiraumen, ein offenes Bündnis mehrerer junger jugendkultureller Kollektive. Bekannt geworden ist die Initiative im Sommer 2021 durch die dezentrale Freiraumen-Demo mit rund 5.000 Teilnehmenden – organisiert von selbstorganisierten Kollektiven aus der Veranstaltungsszene. Dabei wurde die Stadt aufgefordert, die Bereitstellung von Freiräumen zu unterstützen. Die Initiatoren fordern weitere nicht-kommerzielle Orte zum Feiern, Musikerleben und Experimentieren sowie zur Organisation von Aktionen, zum Austausch und Vernetzen. Die Aktionswoche „Gib uns!“ im Winter 2021 bot 35 Workshops zu Kollektivstrukturen und Experimentierräumen für junge kreative und engagierte Menschen. Im Dezember 2022 veranstaltete die Initiative Freiräumen in einem 6.000 qm großen Leerstand im Münchner Hauptbahnhofsviertel ein Forum mit über 1.500 Teilnehmenden. Im Jahr 2020 gründeten zudem mehrere junge Münchner Kollektive den Verein Kollektivis e.V., um Strukturen und Vernetzungsmöglichkeiten in der Kollektivszene zu fördern. Dieser Verein ist auch Mitglied im KJR. Neben Veranstaltungen wie Raves, Demonstrationen oder Aktionen zur Aneignung von öffentlichem Raum setzt sich Kollektivis auch für mehr Awareness-Strukturen ein, um freie Räume zu schaffen, in denen sich alle möglichst sicher und frei fühlen können. Die Anerkennung von Awareness-Strukturen statt Security und Polizei ist auch eine der Forderungen vom Freiräumen Bündnis. 2023 gibt es noch weitere politische Veranstaltungen gegen Gentrifizierung und den Mangel an Freiräumen für junge Menschen. Das Bedürfnis nach solchen Räumen und die entsprechenden Jugendpolitischen Forderungen des KJR sind weiterhin relevant. Siehe hier auch andere Initiativen zum Thema Freiräume - Münchner Haus der Schüler*innen (Seite 29) oder Isar-Nutzung (Seite 30). Wohnen in München Bezahlbares Wohnen außerhalb des Elternhauses ist für viele junge Münchner*innen ein zentraler Wunsch auf dem Weg in ein eigenständiges Leben. Ein wichtiges Anliegen des KJR ist, die Wohnsituation junger Menschen in München deutlich zu verbessern. Die Jugendpolitischen Forderungen des KJR richten sich vor allem an die Stadt, um dieses Ziel mittel- bis langfristig planen und umzusetzen zu können. Durch die Beteiligung am AzubiWerk e.V. und die in einigen Jahren entstehenden Plätze im „Jugendwohnen“ als Teil des Westend 66A-Komplexes können wir uns über unsere Jugendpolitischen Forderungen hinaus konkret mit den Wohnbedürfnissen junger Menschen auseinandersetzen und partizipativ gestalten. In Kooperation mit der Stadt und der DGB-Jugend im AzubiWerk sollen bis 2026 ca. 1.000 Wohnplätze für Azubis geschaffen werden, ergänzt durch vernetzte Beratungsangebote. Zudem ist es gelungen, zusammen mit dem Münchner Trichter, IMAL sowie dem Amt für Wohnen und Migration als Teil des Sozialreferats ein kommunales Hearing „Junges Wohnen“ durchzuführen. Die Beiträge und Ideen aus dem Hearing werden in eine Beschlussvorlage des Stadtrats voraussichtlich Anfang nächsten Jahres Einfluss auf weitere Punkte unserer JuPoFo nehmen – insbesondere hinsichtlich Planung von Wohnraum in Neubaugebieten und Angeboten zur Wohnungsberatung und Vermittlung von Wohnraum. Ergänzend dazu setzen wir uns im „AK Wohnen“ für die Verbesserung der Wohnsituation der Münchner Studierenden ein – mit Blick auf den großen Leerstand in der Studentenstadt. Wir suchen dabei den konstruktiven Austausch mit Landespolitik, Studierendenwerk und der Stadt. München gestaltet Migration und fördert Integration Mit Corona wurden in Unterkünften für Geflüchtete zahlreiche Missstände, mit denen vor allem Kinder und Jugendliche zu kämpfen haben, noch deutlicher. Eine unzureichende digitale Infrastruktur für Home Schooling, fehlende Rückzugsräume für eine angemessene Lernatmosphäre und kaum Zugangsmöglichkeiten für unterstützende Strukturen durch Ehrenamtliche führten dazu, dass viele Kinder und Jugendliche während dieser Zeit schulisch abgehängt wurden. In dieser Situation ermöglichte es die Stadt München vielen Menschen, sich Tablets oder Laptops anzuschaffen, was in der Umsetzung teilweise daran scheiterte, dass das Geld dafür von den Familien selbst vorgestreckt werden musste. Dass die Dinge anders laufen können, wurde im letzten Jahr im Kontext des Ukraine-Krieges deutlich. Vieles, was anderen Gruppen kaum möglich ist, wie z.B. eine private Wohnsitznahme, wurde jetzt oft schnell und unkompliziert umgesetzt. Die Leseangebote in der Muttersprache zugewanderter Kinder wurden in Münchens Stadtbibliotheken in den letzten Jahren ausgebaut. Neben Büchern in über zwanzig Sprachen gibt es auch zunehmend Lesungen und Aktionstage, um Kindern die Angebote der Bibliotheken näher zu bringen. Mit der Ausweitung des kommunalen Wahlrechts auf Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit hat sich der Münchner Stadtrat in den letzten Jahren mehrfach beschäftigt und, bis auf die Abgeordneten der AfD, einstimmig beschlossen, sich dafür einzusetzen. Leider blieben die Bestrebungen beim Deutschen Städtetag bisher ohne Erfolg. Der KJR wird sich weiterhin für dieses Ziel einsetzen. Was forderst du von der Stadt? » Mehr Spielmöglichkeiten für Teenies. (Junge, 11) Was forderst du von der Stadt? » Alle Bundesländer sollen gleichzeitig Ferien haben. Familie mit Fluchthintergrund sollen besser in Deutschland verteilt werden. (Mädchen, 13) Was forderst du von der Stadt? » Nur vier Tage Schule und drei Tage Wochenende, weil es zu wenige Lehrer gibt. (Junge, 15)

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