Dachzeile 24 das kommt | 02 | 2023 Leben in der Stadt Schwerpunkt Innovative Mehrfachnutzung Wenn aber nicht mehr nur auf Bolzplätzen oder Bezirkssportanlagen (Vereins-)Sport betrieben wird, rücken neben solchen Anlagen auch Parks, Gewässer oder Wälder in der Stadt und im Umland in den Fokus. Damit aber eben auch andere und/oder zusätzliche Zuständigkeiten: Etwa Wasserwirtschaftsämter, die Schwimmzonen ausweisen, oder Forstämter, die über Mountainbike-Strecken entscheiden. Und es entstehen zusätzliche Konfliktlösungsbedarfe (Sporttreibende versus Bevölkerung, Natur-/Artenschutz versus Erholungssuchende). Erkennbar ist, dass sich der Sport im öffentlichen Raum seine Räume oft selbst und nachträglich schafft – dezentral und oft auch hyperlokal. Dieser Ansatz bietet auch Chancen, wenn er angenommen und vernünftig weiterverfolgt wird. So wird die Stadt selbst zum Sportplatz, denn die Flächenpotentiale sind oftmals vorhanden und müssen nur bedingt aktiv (neu) geschaffen werden (man denke etwa an Parkouring oder Walking-Strecken). So sind kurze Wege sowie eine Erreichbarkeit grundsätzlich ohne Auto oder sogar PNV möglich, was wiederum auf die Nachhaltigkeitsziele einzahlt. Zudem führen solche Angebote gern zu einer „Nutzungsmischung“, es sporteln also die unterschiedlichsten Altersgruppen, Geschlechter etc. Und die Integration von solchen Sportanlagen in die entsprechenden Stadtquartiere schafft eine hohe emotionale Bindung und fördert den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Ein solches Angebot verfolgt die Landeshauptstadt München mit dem „Fit-im-Park“-Programm. Dieses hat zum Ziel, Gesundheit und soziales Miteinander durch Sport und Bewegung zu fördern. Dafür werden im Münchner Stadtgebiet stets geeignete Standorte gesucht, um das niederschwellige Angebot möglichst vielen zugänglich zu machen. Es wird darauf geachtet, zielgerichtet in verdichteten Stadtgebieten mit einem Mangel an wohnortnahen Sportangeboten ein Programm anzubieten. Neben den großen Stadtparks wie Luitpoldpark, Westpark, Ostpark und Riemer Park wurden weitere Standorte geschaffen, unter anderem in unterrepräsentierten Stadtbezirken wie Aubing und Moosach. Ein weiteres Beispiel für diese neue Art der sportlichen Nutzung ist das Projekt einer Boulder-Anlage in einer Autobahnunterführung. So arbeitet die private Initiative „Kraxlkollektiv“ daran, eine der größten öffentlichen Boulderwände der Welt zu bauen. Die Stadt stellt dafür die Fläche einer etwa 100 Meter langen Unterführung an der Rosenheimer Straße zur Verfügung. Zuvor gab es bereits einen Boulderblock unter einer Brücke. Speziell für Kinder und Jugendliche ist zudem das Projekt der Schulhoföffnungen gedacht: Um für sie mehr Platz zu schaffen und die Situation in der Münchner Innenstadt stetig zu verbessern, stehen immer mehr Schulhöfe und Schulsportanlagen außerhalb der Schulzeit offen und sind frei zugänglich. LUKAS SCHAUER, Jahrgang 1990 aus München, Politikwissenschaftler (B.A.), Redakteur (Volontariat), aktuell Pressesprecher für Sport und Sportgroßveranstaltungen im Referat für Bildung und Sport in München Hören, sehen, mitmachen, kreativ sein … Kulturorte – mal ganz anders Was macht eine Stadt für junge Menschen lebenswert? Wie können Kunst und Kultur im öffentlichen Raum als Lebens- und Lernort von Kindern und Jugendlichen attraktiv sein? Und – wie eignen sie sich diese Räume an? Kinder- und Jugendkulturprojekte im öffentlichen Raum wurden schon Ende der 1960er Jahre von engagierten Aktiven der Münchner Kinder- und Jugendkultur-Szene entwickelt und umgesetzt. Sie gehören seit Jahrzehnten zum Stadtbild, sind besondere Kultur- und Lernorte geworden, die ständig weiterentwickelt werden, damit Kinder und Jugendliche experimentieren, entdecken und erforschen können. Sie können und sollen sich diese Räume aneignen. Corona hat vieles verändert. Die Nutzung öffentlicher Räume hat wieder an Bedeutung gewonnen. Damit junge Menschen Möglichkeiten der aktiven Beteiligung und Auseinandersetzung mit sich und ihrer Lebenswelt bekommen, wurden Aktionen kurzerhand nach draußen verlegt. Akteur*innen aus der Münchner Kinder- und Jugendkultur-Szene nutzen den öffentlichen Raum für ein breitgefächertes Angebot der außerschulischen kulturellen Bildung. Aufrufe wie: „Erobert euch die Stadt zurück!“ oder „Die Stadt gehört uns!“ sollen jungen Menschen die Möglichkeit geben, sich ihre Stadt anzueignen, sie (neu) zu entdecken oder Dinge zu hinterfragen. Die folgenden Projekte bieten einen (unvollständigen) Überblick, machen Mut, zeigen auf, was möglich ist, wenn sich Kinder und Jugendliche ihre Stadt zurückholen … Kerstin Hof, Kulturpädagogin, Spielhaus Sophienstraße, KJR „Du und dein Giesing“ – Multimediale, interaktive Ausstellung des KJR-MusikMobils Junge, künstlerische Blicke auf den Stadtteil der Löwen: Was hört, seht, fühlt ihr, wenn ihr durch die Straßen eures Viertels geht? Wo werden Erinnerungen wach, welche Ecken überraschen? Jugendliche und Kinder sind im Rahmen von Musik- und Foto-Workshops des KJR-MusikMobils in Färberei, 103er und Fezi durch Giesing spaziert und in diese Fragen eingetaucht. Kinderkultur ganz authentisch – beim KiKS Kinder-Kultur-Sommer Du lebst in der Großstadt München. Was bedeutet das für dich? Was ist gut daran? Was hat es für Nachteile? » Für mich bedeutet das Leben in der Großstadt viele Freiheiten, mit denen auch Schwierigkeiten einherkommen. Einerseits ist es schön, viele Möglichkeiten und ein großes kulturelles Angebot zu haben. Anderseits nimmt es manchmal auch Sicherheit, da viel Unverbindlichkeit in der Stadt herrscht. Alles in allem genieße ich das Leben in der Stadt trotzdem, da ich auch selbst immer in Bewegung bin und ich damit in der Stadt auch groß geworden bin. (Antosch, 19) Foto: A. T. Birkenholz
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