K3 No. 2 - Mai 2023

| 02 | 2023 23 Leben in der Stadt Schwerpunkt Umbau einer Stadt, die über Jahrzehnte auf das Auto ausgerichtet wurde, nicht in zwei oder vier Jahren gelingen kann. Können Sie das erklären? Jahrzehntelang wurde bei der Verkehrsplanung in München das private Kfz in den Mittelpunkt gestellt. Wir müssen jetzt umsteuern und haben gleich zum Start unseres Referats eine „Mobilitätsstrategie 2035“ entwickelt, die andere Kriterien in den Mittelpunkt stellt: die Aufenthaltsqualität für alle Bürger*innen, also mehr Grün, mehr Bäume, weniger Parkflächen, weniger Asphalt. Das zahlt auch auf den Klimaschutz ein, der für mich ein ganz wichtiger Faktor ist. Wir müssen München so gestalten, dass man in Zukunft hier weiter gut und gesund leben kann. Und warum dauert das trotzdem so lange? Die Verkehrssicherheit steht bei der Planung im Zentrum. Radfahrer*innen und Fußgänger*innen sind die verletzlichsten Verkehrsteilnehmer*innen. Auf ihre Sicherheit achten wir besonders. Neue Rad- und Gehwege müssen deshalb besonders sorgfältig geplant und gebaut werden. Wenn wir aber zum Beispiel einen neuen, drei Meter breiten Radweg an einer Stelle planen, an der zuvor nur ein schmaler Radweg vorhanden war, müssen wir die zwei Meter irgendwoher nehmen. Wir können ja nicht die Häuser wegzaubern. Wenn wir Parkplätze oder Kfz-Fahrspuren streichen, ist es auch unser Anspruch als Mobilitätsreferat, die Betroffenen über die Veränderung im Straßenraum zu informieren. Darf ich dazu noch ein bisschen ausholen? Sehr gerne. Der Begriff „Verkehrswende“ ist schnell dahingesagt. Aber er bedeutet eine umfassende Transformation, eine tiefgreifende Veränderung für alle Bürger*innen. Den einen geht alles zu langsam, den anderen nicht schnell genug. Wir müssen mit beiden Seiten sprechen. Es ist dennoch ganz klar, wohin uns der Weg führen muss, um das Klima zu schützen: zu mehr Bus, Bahn und Rad, zu mehr Carsharing. Und zu weniger privatem Pkw-Verkehr in der Stadt. Dann wünschen wir Ihnen viel Erfolg für diese Aufgabe! Danke. Im Mobilitätsreferat tun wir jeden Tag unser Bestes dafür. Ich sage meinen Mitarbeiter*innen: „Ihr macht den Unterschied, plant jetzt die Mobilitätswende.“ Schon bald wird man die Veränderungen in der Stadt nicht mehr übersehen können. GEORG DUNKEL, Jahrgang 1973 aus Simmerath, Studium Bauingenieurwesen mit Schwerpunkt Verkehrswesen und Raumplanung, seit 2000 Abteilung für Verkehrsplanung im Referat für Stadtplanung und Bauordnung der Landeshauptstadt, seit 2021 Leiter des Mobilitätsreferats Sporteln in der Stadt Laufen, radeln, schwimmen – und noch viel mehr Mit Sport ist das ja so eine Sache. Die einen lieben ihn, die anderen hassen ihn, aber alle haben eine Meinung dazu. Egal, ob aktive Sporttreibende oder passive Sport-Konsumenten: In Berührung mit Sport generell kommt wohl jeder. Erst recht in einer Millionenmetropole wie München. Dabei stellt sich die Frage, wie bei immer knapper werdenden Flächen und bei gleichzeitig stetigem Bevölkerungswachstum eine zeitgemäße Flächennutzung aussehen kann. Feststellbar ist ein Wandel von einer „stadtgerechten Sportentwicklung“ hin zu einer integrierten: also mit einer übergeordneten Bedeutung des urbanen Raumes, der immer mehr verdichtet wird. Nicht erst seit Corona ist der Trend zur wohnortnahen Sportausübung fühl- und messbar. Gemeint sind hier vor allem auch Angebote direkt in den Vierteln. Lange Wege sind für viele Sportler*innen zunehmend unattraktiv. Das stellt auch Städte und Kommunen vor (sportplanerische) Herausforderungen. Denn Bolzplätze, Skate-Anlagen oder Parkour-Flächen wollen in Stadt- und Quartiersentwicklungen mitbedacht werden. Gleichzeitig müssen etwa Lärmschutzvorgaben eingehalten werden. In München wächst der Sportbedarf stetig, auch wegen eines stark veränderten Sportbedürfnisses. So gewinnen etwa Individualsport und Actionsport immer mehr Anhänger, während zum Beispiel Fußball nicht mehr zwingend am beliebtesten ist. Bevölkerungsumfragen zeigen, dass sich auch die Anforderungen an den Sport und seine Sportstätten verändert haben. Es geht um mehr Bewegung generell, um ein gewachsenes Gesundheitsbewusstsein, eine ausbalancierte Work-Life-Balance und Naturerlebnisse. Gefordert sind mittlerweile oft Mehrwerte. Teilhabe, Integration und Inklusion rücken auch im Sport in den Fokus, ebenso das Thema Nachhaltigkeit bzw. Klimaneutralität bei Sportstätten und deren Sanierung. Ready to run – an vielen Orten in der Landeshauptstadt soll es künftig noch sportlicher zugehen. Du lebst in der Großstadt München. Was bedeutet das für dich? Was ist gut daran? Was hat es für Nachteile? » Ich wohne sehr gerne in der Großstadt und kann es mir eigentlich auch gar nicht anders vorstellen. Hier habe ich nie das Gefühl, alleine zu sein. Ich weiß, über, unter und neben mir wohnen Leute. Vor allem, dass ich in einer Wohnung – ziemlich zentral gelegen – lebe, spielt dabei eine große Rolle. Das gibt mir ein Gefühl von Sicherheit und bietet Bezug zur Realität. […] München pflegt ja auch das Image einer ‚sauberen Stadt‘, sowohl im wortwörtlichen Sinne als auch was gesellschaftliche Themen wie Kriminalität oder Obdachlosigkeit anbelangt. Obwohl sich für mich persönlich kein Nachteil aus dem Leben hier ergibt, denke ich trotzdem, dass die Menschen in München für Außenstehende doch manchmal wie eine Art geschlossene Gesellschaft wirken. (Emma, 17) Foto: Tim Hüfner auf unsplash.com

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