K3 No. 2 - Mai 2023

Dachzeile 22 das kommt | 02 | 2023 Leben in der Stadt Schwerpunkt aufs Gymnasium. Mit der Covid-19-Pandemie und ihren Auswirkungen auf Schule vergrößerte sich auch die Bildungslücke – mit Nachteilen für eine ganze Generation. Junge Menschen – besonders die, die von Prekarisierung betroffen sind oder nichtakademische – wurden darüber hinaus mit einem Rückgang von Angeboten an Lehrstellen konfrontiert. Dabei gelten mehr als ein Drittel der 18- bis 24-Jährigen in München als arm. In keiner anderen Altersgruppe ist diese Zahl so hoch. Ein Tropfen auf den heißen Stein Seitens der Stadt wird viel getan: Es gibt ein Konglomerat an Erziehungsangeboten und Familienbildung, präventive und proaktive Angebote wie flächendeckende Schulsozialarbeit und Einrichtungen der OKJA, einen kontinuierlichen Ausbau an Tagesbetreuung sowie viele freiwillige finanzielle Leistungen der Stadt München. Dabei liegt der Fokus aller Anstrengungen auf der Beseitigung von Kinderarmut und der Stärkung der Erziehungsverantwortung. Jugendarmut hingegen wird weiterhin stiefmütterlich behandelt. Hier fehlen Angebote, die auf die unterschiedlichen Bedürfnisse junger Erwachsener zugeschnitten sind. Politischer Handlungsbedarf an zahlreichen Stellen Kinder- und Jugendarmut ist ein viel zu ernstes Problem, um die Lösung den direkt betroffenen Menschen und der Sozialen Arbeit vor Ort allein zu überlassen, besonders in Krisenzeiten. Eine rein sozialarbeiterische Perspektive auf Familien birgt die Gefahr, strukturell bedingte Risiken weiter zu privatisieren und Belange von jungen Menschen politisch auszuklammern. Armutsbekämpfung betrifft das gesamte föderale System und ist ein politisches Querschnittsthema. Hoffnung liegt in der von der Ampel beschlossenen Kindergrundsicherung. Es bleibt offen, wie zielgruppenorientiert sie am Ende sein wird. Armutsbekämpfung beginnt beim Zugang und den Rahmenbedingungen von Erwerbsarbeit. Ein kommunales Thema sind Angebote der Ganztagsbetreuung. Sie sind entscheidend, denn internationale Vergleiche zeigen, dass mehr Betreuung mit weniger Armut verbunden ist. Es geht auch um die Verbesserung der lokalen Bildungs- und Ausbildungssituation, die für alle lernunterstützende Angebote bietet, sowie eine aktivierende Kinder- und Jugendpolitik vor Ort. All das sind auch Themen von Stadtentwicklung. Über dem steht jedoch der Fachkräftemangel: Was bringt es, gute Angebote zu konzipieren und Strategien zu erarbeiten, wenn zu wenig Fachkräfte zur Umsetzung da sind? EVA VON PETER, Jahrgang 1984 aus Landsberg am Lech, Studium Soziale Arbeit (BA) und Sozialwissenschaften (MA), Grundsatzreferentin, KJR Literatur ■ Butterwegge, Christoph (2020): Kinderarmut in Deutschland. Entstehungsursachen und Gegenmaßnahmen. In: Sozial Extra 1/2021. S. 19-23. ■ Landeshauptstadt München (2022): Münchner Armutsbericht. München. ■ Rahn, Peter; Chassé, Karl August (Hrsg.) (2020) Handbuch Kinderarmut. Barbara Budrich: Toronto. ■ Träger, Jutta (2009): Familienarmut: Ursachen und Gegenstrategien. In: Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst soFid Familienforschung 2009/2. S. 9-16. Mobil in München Bitte wenden! Menschen sind mobil – privat, während ihrer Ausbildung oder beruflich. Welche Probleme gibt es dabei in München? Welche Möglichkeiten hat die Stadt, mehr und bessere Mobilität zu ermöglichen? Und: Was tut sich in Sachen Radentscheid? Ein Gespräch mit Georg Dunkel, dem Leiter des Münchner Mobilitätsreferates. Herr Dunkel, Sie sind der Mobilitätsreferent der Landeshauptstadt München. Wie sind Sie selbst in der Stadt unterwegs? Georg Dunkel: In der Stadt tatsächlich meistens mit dem Fahrrad. Das ist für mich einfach das unkomplizierteste Verkehrsmittel. Man ist zeitlich ganz flexibel, kann den direkten Weg nehmen und muss nicht lange nach einem Parkplatz suchen. Sind Sie ein Schönwetter-Radler? (lacht) Nein! Ich wohne in der Nähe des Olympiaparks und fahre das ganze Jahr über täglich zu meinem Büro beim Marienplatz – auch bei Regen oder Schnee. Wenn Sie selbst oft mit dem Fahrrad unterwegs sind, kennen Sie sicher viele Radwege in der Stadt. Welche Schulnote würden Sie den Münchner Radwegen geben? Ich würde eine „zwei“ vergeben. Bevor Sie jetzt protestieren, weil Sie der Ansicht sind, dass das eine zu positive Note ist … natürlich sind wir noch längst nicht da, wo wir hinwollen. Aber wir sind auf einem sehr guten Weg, und in den nächsten Jahren werden die radfahrenden Münchner*innen viele Verbesserungen sehen und nutzen können. 2019 haben die Münchner*innen das Bürgerbegehren Radentscheid unterstützt, der Stadtrat hat es übernommen. Wieso dauert es denn so lange, bis neue oder bessere Radwege entstehen? Ich wäre auch gerne viel schneller, da geht es mir wie Ihnen. Aber wir können als Stadt nicht alles umsetzen, was wir wollen. Es gibt eine bundesweit gültige Straßenverkehrsordnung, die uns oft enge Grenzen setzt. Wir sind mit unserem neuen Referat auch erst 2021 gestartet, um die Verkehrswende und den Radentscheid umzusetzen. Wir haben im Mobilitätsreferat junge Verkehrsplaner*innen einstellen können, die ganz bewusst zu uns gekommen sind, weil sie die Mobilitätswende mitgestalten wollen. Jetzt sind die Stellen besetzt, und die Kolleg*innen arbeiten mit unglaublich viel Engagement und Know-how an den einzelnen Projekten. Doch zur Wahrheit gehört auch, dass der Georg Dunkel leitet seit 2021 das Mobilitätsreferat der Landeshauptstadt. Foto: Mobilitätsreferat/John Marienhagen

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