K3 No. 2 - Mai 2023

| 02 | 2023 21 Leben in der Stadt Schwerpunkt Jugendinformationszentrum München (JIZ) Wohnberatung für junge Leute Offene Sprechstunde im JIZ: jeden Montag 14 bis 18 Uhr und in dringenden Fällen während der regulären JIZ- ffnungszeiten. Kontaktwege: persönlich (ca. 60 %), telefonisch (ca. 20 %), schriftlich (ca. 20 % per E-Mail oder Messenger) Beratungen 2015 bis 2022: 2.469 Davon: ■ Unter 18: ca. 15 % ■ 18-20 Jahre: ca. 50 % ■ 21-26 Jahre: ca. 30 % ■ Wohnungslos oder von Wohnungslosigkeit bedroht: ca. 75 % ■ „Auswärtige“ (nicht im Stadtgebiet gemeldet): ca. 40 % ■ Migrationshintergrund: ca. 60 % ■ Verhältnis weiblich-männlich: ca. 50:50 Info-Seite Wohnen: www.wohnen.jiz-m.de Inhalte: Infos und Tipps für Schüler*innen, Azubis, Studierende, allgemein Wohnungssuchende und Jugendliche in prekären Wohn- und Familienverhältnissen. Info-Liste „München TIPP – Wohnen in München“ (Deutsch und Englisch) mit vielen Infos zur Zimmer- und Wohnungssuche für junge Leute – Schwerpunkt auf Wohnheime für Azubis und Studierende. Downloads der beiden PDF-Dateien seit 2015: ca. 50.000 x Armut in der Stadt Am Rande der Existenz München ist eine der reichsten Städte in Deutschland. Doch wer vom Hauptbahnhof Richtung Sendlinger Tor spaziert, sieht, was der neueste Münchner Armutsbericht ausführt: München ist auch eine arme Stadt – und die Kluft zwischen Arm und Reich wächst. Laut dem Bericht sind knapp 17 Prozent der Bevölkerung in München armutsgefährdet. Zwar sinkt die absolute Zahl der Hartz-IV-Haushalte, doch in diesen aktuell über 65.000 Haushalten mit Bezug von Leistungen nach SGB II leben rund 20.000 Kinder und Jugendliche. Kinder sind von ihren Eltern abhängig. Sie sind arm, wenn ihre Familien arm sind. Prekäre Arbeitsverhältnisse, geringes Einkommen oder Arbeitslosigkeit der Eltern können Auslöser sein, und sozioökonomische Ungleichheit ist das Kernproblem. Erziehung und Erwerbsarbeit sind häufig schwer zu vereinen, denn Haushalte mit Kindern sind überproportional im Hartz-IV-Bezug. Das Risiko, arm aufzuwachsen, steigt, je mehr die Familienform von der traditionellen Kleinfamilie abweicht: Fast 40 Prozent der Münchner Ein-Eltern-Familien leben in Armut. Knappe 90 Prozent der Alleinerziehenden sind Frauen: Kinder sind besonders dann arm, wenn ihre Mütter arm sind. Daneben sind junge Menschen mit mehreren Geschwistern und Familien, in denen es Menschen mit Behinderung gibt, gefährdet. Kinder- und Jugendarmut ist nicht sofort erkennbar und spielt sich unter der Oberfläche ab. Viele leben auf engstem Raum oder in Notunterkünften, wo es fast unmöglich ist, ungestört zu lernen und Hausaufgaben zu machen. In München besteht ein enger Zusammenhang zwischen Sozialraum und Bildungsbiographie. So haben Stadtviertel mit einem hohen Armutsanteil wie Ramersdorf/ Perlach oder Milbertshofen/Am Hart die niedrigsten Übertrittsquoten Das Lachen täuscht – auch in München wächst die Zahl der Familien und Kinder, die akut von Armut betroffen sind. Folgende Herausforderungen sind zu berücksichtigen: Azubis haben wenig Freizeit bei Vollzeitausbildung; manche müssen im Schichtdienst arbeiten. Zusätzlich gibt es Prüfungszeiten und diejenigen, die wegen der Ausbildung nach München ziehen, nutzen freie Wochenenden auch, um nach Hause zu fahren. Daher braucht es eine feste Koppelung der notwendigen Selbstverwaltungs- und Mitbestimmungsämter mit einer Vergütung und/oder Belohnung. Dies kann eine Wohndauer-Verlängerung, eine Aufwandsentschädigung, die Freistellung durch den Arbeitgeber oder eine Reduzierung der Miete sein. Ähnliches gilt für die optionalen Engagement-Möglichkeiten. Den Vorteil eines Konzeptes von Anreizen sehen wir darin, dass damit (materielle) Anerkennung und Wertschätzung für ehrenamtliches Engagement ausgedrückt werden. Freiwilliges Engagement soll für die Bewohner*innen attraktiver gemacht werden. Es fördert die Selbständigkeit und man lernt, Verantwortung für sich und das Wohnumfeld zu übernehmen. Dazu gehört auch, neue Erfahrungen zu machen und sich innerhalb der Hausgemeinschaft „auszuprobieren“. Durch Wechsel innerhalb der Bewohnerschaft – das Wohnen ist auf die Dauer der Ausbildung begrenzt – gilt es, durch ein „Buddy- & Tutor*innen-System“ den Wissenstransfer zwischen den Azubi-Generationen im Haus sicherzustellen. Coaching und Empowerment werden sowohl für die Aktivierung der Hausgemeinschaft als auch deren fortwährenden Betrieb notwendig sein. Wie diese Maßnahmen in der Praxis wirken und wo nachgesteuert werden muss, werden wir ab dem Bezug des ersten AzubiWerk-Wohnheims im April begleiten. Darüber hinaus setzen wir auf das kreative Potenzial junger Menschen, um den jungen Wohnbedürfnissen in München gerechter zu werden. CHRISTOPHER JONES, Jahrgang 1987 aus Kressbronn, M. A. Politikwissenschaften, B. A. Pädagogik, Referent Junges Wohnen, KJR Foto: Nathan Dumlao, unsplash.com

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