K3 No. 2 - Mai 2023

Dachzeile 20 das kommt | 02 | 2023 Leben in der Stadt Schwerpunkt Unsere Veranstaltungsgruppe NoDifference! nutzt ebenfalls die Räume, um das Münchner Nachtleben mit regelmäßigen Veranstaltungen für u27 LGBTIAQ*-Jugendliche und ihre Freund*innen zu erweitern. Mit allen unseren Formaten und dem – mittlerweile für viele Heranwachsende nicht mehr wegzudenkenden – diversity Café schaffen wir einen weiteren Schutzraum für LGBTIAQ*-Jugendliche in München und stellen eine alltägliche Normalität her, in der alle freie Entfaltungsmöglichkeit finden. Besonders wichtig ist uns die Preisgestaltung. Das diversity Café soll für alle bezahlbar bleiben. Ab Mitte 2023 wollen wir die ffnungszeiten des offenen Cafés erweitern und dreimal pro Woche am Nachmittag öffnen. Leander Gerl, stv. KJR-Vorsitzender Wie kann gemeinschaftliches junges Wohnen gelingen? Home sweet Home Mit der Gründung des AzubiWerk e.V. stellt sich für den KJR auch die Frage, wie gemeinschaftliches junges Wohnen in der Praxis gelingen kann? Bezahlbares Wohnen außerhalb des Elternhauses ist für viele Jugendliche und junge Erwachsene in München ein zentraler Wunsch auf dem Weg in ein eigenständiges Leben. Ein wichtiges Anliegen des KJR ist es dabei, die Wohnsituation junger Menschen in der Landeshauptstadt mit gezielten Maßnahmen zu verbessern. Durch die Beteiligung am AzubiWerk, das der KJR zusammen mit der DGB-Jugend und der Landeshauptstadt München gegründet hatte, und dem in einigen Jahren entstehenden Jugendwohnen als Teil des Westend66-Komplexes können wir uns über unsere jugendpolitischen Forderungen hinaus konkret mit Wohnbedürfnissen junger Menschen auseinandersetzen. Die Grundvoraussetzung für gelingendes junges Wohnen ist die aktive Beteiligung der Zielgruppe, noch bevor ein Wohnprojekt überhaupt gebaut wird. Eine Gelegenheit hierfür war die temporäre Wohnwerkstatt von April bis Juli 2021, die einen partizipativen Arbeitsort für junge Wohnbedürfnisse und -konzepte, den inhaltlichen und interdisziplinären Austausch, Vernetzung sowie Impulse für weitere Projekte ermöglichte. In Projektphasen über jeweils zwei bis vier Wochen konnten verschiedene Zielgruppen angesprochen werden, z.B. Auszubildende, Studierende oder junge Geflüchtete. Einige Ergebnisse des Workshops sind so über die Wohnwerkstatt hinaus in den Aufbau der Mitbestimmungsstrukturen im AzubiWerk eingeflossen. Die Azubis sollen nicht nur günstig wohnen, sondern das AzubiWerk auch aktiv mitgestalten. Die Bedeutung von Mitbestimmung ist ein zentraler Grund für den KJR, sich des Themas „Junges Wohnen“ in einer Fachstelle anzunehmen: „Junges Wohnen ist mehr als Zimmer, Küche, Bad. Junge Menschen wollen Gemeinschaft erleben, ihren Wohnraum gestalten und Verantwortung dafür übernehmen. So werden die Wohnprojekte des AzubiWerks nicht bloß günstige Unterkünfte, sondern Impulsgeber für demokratisches, inklusives und gemeinschaftliches Wohnen“, so Judith Greil, Vorsitzende des KJR. Kein Platz für Eremiten Die zukünftigen Bewohner*innen des AzubiWerks sollen in ihren Wohnheimen ein Budget für gemeinsame Projekte und Aktivitäten bekommen, ihnen wird Verantwortung übertragen. Dazu sind Coaching und Empowerment sowie Angebote der Jugendarbeit nötig, um gemeinschaftliches Wohnen durch Strukturen der Selbstverwaltung wie beispielsweise Hausversammlungen, Arbeitsgruppen und Mitwirkung in den Gremien des AzubiWerks zu etablieren. Zukünftige Bewohner*innen können dann z.B. über die Nutzungsmöglichkeiten sowie Ausstattung der Gemeinschaftsräume, Freiflächen und die gemeinschaftliche Dachterrasse bestimmen sowie über ihre gewählten Vorstandsvertreter*innen zukünftige Bauvorhaben und Beratungsleistungen des AzubiWerks mitplanen. Nachdem der Rahmen der Mitbestimmung sowie materielle und personelle Ressourcen zur Selbstverwaltung im Wohnprojekt geklärt wurden, ist im nächsten Schritt ein Konzept zur Aktivierung für das ehrenamtliche Engagement der Bewohner*innen zentral. Dieses ist erforderlich, um eine Hausgemeinschaft mit Leben zu füllen sowie Vertretungen für die Belange der Bewohnerschaft im AzubiWerk zu wählen. Dabei ist zwischen notwendigem und optionalem Engagement auf der Hausebene zu unterscheiden: die Wahl von Stockwerks- und Haus-Sprecher*innen auf einer Hausversammlung ist beispielsweise eine notwendige Voraussetzung. Um das Haus mit Leben zu füllen und eine Identifikation mit dem Wohnprojekt über das eigene Zimmer hinaus zu schaffen, braucht es zusätzliche optionale Engagement-Möglichkeiten, z.B. in Form von Arbeitsgruppen, die sich für gemeinschaftlich genutzte Räume sowie Aktivitäten im Haus zuständig fühlen. Zusammenleben braucht Regeln – und die müssen auch mal in Workshops eingeübt werden. Hier steppt der Bär … Foto: diversity Café Foto: Christopher Jones

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