K3 No. 1 - Februar 2023

Dachzeile 16 das kommt | 01 | 2023 Frieden (und Krieg) Schwerpunk Was ist wahr und was ist falsch im Krieg? Ohne mitzudenken, geht es nicht Bilder vom Krieg und die Frage nach den Schuldigen: Damit müssen sich Kinder und Jugendliche mehr denn je auseinandersetzen und dabei medienkompetent handeln. Ein Gespräch mit der Faktencheckerin Uschi Jonas. Du bist Leiterin des CORRECTIV.Faktencheck-Teams. Ihr prüft Informationen auf deren Richtigkeit; in Zeiten des Ukraine-Kriegs eine besondere Herausforderung. Sind dabei die Kategorien „wahr“ und „falsch“ Dimensionen, in denen Kinder und Jugendliche denken? Uschi Jonas: Bei vielen Ereignissen gibt es eine eindeutige Faktenlage. Persönlich bin ich allerdings kein Fan des Begriffs „Wahrheit“. Wahrheit klingt für mich wertend – jemand glaubt, im Besitz der Wahrheit zu sein. Was er oder sie sagt, stimmt. Das greift manchmal für ein umfassendes Bild zu kurz. Deshalb verwende ich lieber das Begriffspaar „richtig“ oder „falsch“. In zunehmend mehr Ereignisse fließt Subjektivität ein. Die Perspektive, von der aus man auf Vorgänge blickt, hängt wiederum häufig von den Wertvorstellungen eines Menschen ab. Das kann den Blick verzerren. Wie gehen Subjektivität und Wahrheit zusammen? Menschen, die etwas erzählen oder Informationen weitergeben, die nicht der Wahrheit entsprechen, sagen möglicherweise nicht mit Absicht Falsches, sondern weil sie die Realität anders filtern. Im Zweifel picken sie sich nur Aspekte heraus, die ihre Thesen stützen. Wir beobachten das vor allem bei Themen, die emotional aufgeladen sind und stark meinungsbildend wirken. Wir sehen in Krisen- und Kriegszeiten, dass es Akteur*innen gibt, die regelmäßig Desinformation verbreiten. Eine beliebte Methode, um mit ihren Inhalten möglichst viele Menschen anzusprechen ist es, ihre Meinung zu Fakten zu erheben. Wenn Emotionen und Fakten vermischt werden – ohne es zu kennzeichnen – sollten Empfänger*innen der Botschaften misstrauisch werden. Hinzu kommt, dass Informationsformate immer kürzer und damit vereinfachender werden. Konsumieren junge Menschen zum Beispiel Nachrichten über den Krieg auf TikTok, erwarten sie dort Videos von wenigen Sekunden Länge, die vielleicht höchst emotional aufgeladen sind. Mit journalistischen Regeln hat das meist wenig zu tun; teilweise ist es schlicht Propaganda. Solche mediale Propaganda gibt es schon lange. Was hat sich qualitativ und quantitativ verändert? Die Frequenz, mit der Menschen mit Meldungen konfrontiert werden, hat sich erhöht. Das Bild- und Videomaterial, das zu Beginn des Kriegs in Sozialen Netzwerken geteilt wurde, war mengenmäßig überwältigend. Einerseits ist man dadurch sehr nah am Kriegsgeschehen. Andererseits ist es schwer zu filtern, was auf Fakten basiert und was auf Desinformation oder Propaganda. Die Beiträge werden immer kleinteiliger und füttern Narrative permanent. Vor 100 Jahren hätte der Kreml vielleicht einfach verkündet, dass es in der Ukraine Nazis gebe und Russland Strukturiert Informationen prüfen und der Wahrheit schrittweise näherkommen. Grafik: CORRECTIV.Faktencheck Was braucht es, damit wir in Frieden miteinander leben können? » „Es braucht Respekt und Hilfsbereitschaft“ (Qoori, 11)

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