14 das kommt | 05 | 2022 das war Am 1.11.2022 hat Israel ein neues Parlament gewählt. Das Ergebnis sorgt für klare politische Verhältnisse: eine Mehrheit der israelischen Bevölkerung hat sich für rechtskonservative, ultrarechte und religiös-fundamentalistische Parteien entschieden, die nun die Regierung stellen werden. Unser Besuch in Israel stand auch unter dem Eindruck der aktuellen Wahlergebnisse. Für viele unserer Gesprächspartner*innen, die eher das liberale Israel repräsentieren, bedeuten diese einen herben Rückschlag. Sie fürchten um die liberalen Bürgerrechte (etwa für LGBTQ*) und um den ohnehin ins Stocken geratenen Friedensprozess. Welche Auswirkungen die Wahl auf den deutsch-israelischen Jugendaustausch haben wird, ist noch nicht abzusehen. Israel ist der wichtigste Partner im Internationalen Jugendaustausch. Bisher gab es jedoch wenig Begegnung von Schüler*innen-Vertretungen. Um diesen neuen Bereich zu erschließen, machte sich eine zehnköpfige Münchner Delegation aus Multipl ikator*innen in den Herbstferien 2022 auf den Weg. Mit dabei waren Vorstände und Aktive aus StadtschülerInnenvertretung (SSV), Münchner Schüler*innenbüro e.V., Münchner Haus der Schüler*innen e.V., Studierende im BLLV, diversity München e.V. und KJR München-Stadt. Sie knüpften neue Kontakte zu Organisationen in Tel Aviv, Jerusalem und Münchens jüngster Partnerstadt Be‘er Sheva. In den acht Tagen in Israel konnten sie durch ein umfangreiches Programm aus Begegnungen mit Organisationen, kulturellen Highlights und touristischem Programm Einblick in die Vielfalt der israelischen Kultur und Lebensweise bekommen. Der Besuch der nationalen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem war für die Gruppe ein sehr bewegender Moment. Umgeben von zahlreichen jungen Israelis und Soldat*innen der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte forderte dieser tief beeindruckende Ort die Teilnehmenden heraus, eine eigene Position zur Shoa zu finden und hat sie darin bestärkt, dem antifaschistischen „Nie wieder“ auch in unserem Handeln gerecht zu werden. Der Austausch mit dem Adam Institute, das nach dem in der Jugendarbeit verbreiteten Betzavta-Konzept mit Schüler*innen aus verschiedenen religiösen und ethnischen Hintergründen Projekte zur Demokratiebildung durchführt, hat sehr bereichert. Wie kann Demokratiebildung gelingen, was muss geschehen, um kompromissfähig zu sein? Zentral war auch der Austausch mit Schüler*innen-Vertretungen, bei dem viele Gemeinsamkeiten gefunden wurden, obwohl Bewegte Jugend – in bewegten Zeiten In den Herbstferien besuchte eine KJR-Delegation in Israel Jugendverbände, Initiativen und Schüler*innen-Vertretungen – zur Zeit der fünften Wahl in vier Jahren sich Schule in Israel zunächst sehr vom System in Bayern unterscheidet. Während die SSV in Bayern ein singuläres Projekt ist, gibt es in Israel Student Councils mit einer regionalen und landesweiten Struktur. Auch in Israel haben die Schüler*innen-Vertretungen aber nur ein begrenztes Mitspracherecht und – wie in Bayern – ebenfalls kein allgemeinpolitisches Mandat. Auch unter dem Lehrkräftemangel leidet die schulische Bildung in beiden Ländern. Daneben gab es Gelegenheit zum Austausch mit verschiedenen Jugendgruppen wie IGY (Israeli Gay Youth), Israeli Scouts, Jerusalem Youth Council, Young Meretz, einem jungen Startup-Incubator, der Bayerischen Landesvertretung und einem Community-Café-Projekt, was die Vielfalt der Beteiligungskultur Israels näherbrachte. Mit der Förderung internationaler Begegnungen wollen die Teilnehmenden dazu beitragen, Vorurteile abzubauen, voneinander lernen und so die Grundlagen für den Aufbau einer friedlichen Welt schaffen. Als Multiplikator*innen wollen alle Teilnehmenden der Delegation nun ihre Begeisterung für das tolle und aufregende Israel in München anderen Jugendgruppen weitergeben und den Weg nach Israel öffnen. Judith Greil, KJR-Vorsitzende Deutsch-israelischer Jugendaustausch Zum Ende der Reise wurden wir auch noch zu israelischen Scouts! Besuch in Yad Vashem Die Delegation besuchte auch das Büro des Freistaats Bayern in Israel Fotos: Julian Schulz
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