K3 No. 4 - September 2022

Dachzeile 32 das kommt | 04 | 2022 Alle(s) inklusiv!? Schwerpunk Wilde Rose München – Interkulturelles Jugendnetzwerk Inklusion über Grenzen Die Münchner Ortsgruppe „Wilde Rose – Interkulturelles Jugendnetzwerk München e.V.“ wurde 2020 ins Leben gerufen. Wir arbeiten alle ehrenamtlich und sind international aufgestellt. Die Teilnehmer*innen kommen aus vielen verschiedenen Ländern, z.B. Afghanistan, Griechenland, Syrien, Ukraine, Russland, Kolumbien, Neuseeland und natürlich Bayern. Da die Wilde Rose mit einem Inklusionszentrum auf Korfu zusammenarbeitet, liegt ein Schwerpunkt auf dem deutsch-griechischen Jugendaustausch. Wir bemühen uns, unsere Fahrten konsequent unter ökologischen Aspekten durchzuführen und mit Bus, Zug und Fähre anzureisen. Ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeit ist die Inklusion von Jugendlichen mit Einschränkungen, die wir in unsere Unternehmungen integrieren. Außerdem betreibt die Wilde Rose ein internationales und inklusives Jugendgästehaus in Geretsried. Dort wird unter anderem ein inklusives Sport- und Spielefest für alle organisiert. Seit 2013 nehmen wir Jugendliche aus München, die im Rollstuhl sitzen, auf unsere internationalen Austauschfahrten mit. Die Assistenzen sind meist gleichaltrig und sorgen dafür, dass die Jugendlichen mit körperlichen Beeinträchtigungen auch überall hinkommen: auf Bootsfahrten, Einkaufstouren, Besichtigungen und Clubs. Einmal haben wir sogar an einer Parade zum Jahrestag des Anschlusses von Korfu an das griechische Mutterland teilgenommen – frei nach dem Motto „Dabeisein ist alles!“. Um mehr gleichaltrige Assistenzen auszubilden, entwickeln wir derzeit ein Qualifizierungsmodul, unterstützt von der Fachorganisation VdK. Das erste Seminar fand Mitte September 2022 in Geretsried statt. Ein weiteres Modul wird für die allgemeine Sensibilisierung von Schüler*innen für die Lebenswelt von Jugendlichen mit Einschränkungen entwickelt. Mittels „Blindenmahlzeiten“, Rollstuhl-Parcours in der Stadt mit Protokollierung der Hindernisse oder Klangpfaden soll im Rahmen von Projekttagen auf diese Problematik hingewiesen werden. HE RB E R T SWOBODA, geb.1939, Prof em., Pädagogik und Psychologie, ehrenamtlicher Mitarbeiter Wilde Rose e.V. Die Wilde Rose in Geretsried Kinder und Jugendliche aus der Ukraine in München Sicherheit ist das Wichtigste Viele der aus der Ukraine geflüchteten Minderjährigen haben Schlimmes durchlebt und brauchen jetzt vor allem eines – einen sicheren Ort. Yuliia Zadyraka kennt ihre neue Heimat gut, denn sie war schon einmal für längere Zeit in München. 2012 hatte die junge Ukrainerin zunächst als Au Pair in Feldafing – später in einem Freiwilligen Sozialen Jahr und schließlich im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes in München gearbeitet. Sie wäre gern in der Landeshauptstadt geblieben und wollte in einer Kita arbeiten; damals klappte es jedoch nicht mit einem Visum und sie musste zurück in ihr Heimatland, wo sie dann als private Deutschlehrerin arbeitete. Genau zehn Jahre später ist Yuliia wieder in München – diesmal aber nicht freiwillig, weil sie mit ihrem Kind vor dem Krieg in der Ukraine fliehen musste. Ihr Glück: Menschen wie Yuliia werden händeringend gesucht, um in sogenannten „Willkommensklassen“ mitzuhelfen, den Geflüchteten Schutz, Geborgenheit und Perspektive zu geben. Yuliia Zadyraka betreut derzeit 24 Schüler*innen und ist ansprechbar für die Anliegen der Heranwachsenden und ihrer Mütter. Danach gefragt, wie es um die Integration dieser jungen Ukrainer*innen steht, erklärt sie: „Integration ist im Moment ein zu großes Wort. Es geht vor allem darum, wieder Ruhe, Planbarkeit und Strukturen in den Alltag der Geflüchteten zu bringen. Wir unterstützen die Kinder und Jugendlichen dabei, wieder zu sprechen, ihre Erlebnisse zu artikulieren. Sie sollen das » Wir bräuchten bei uns immer jemand, der ukrainisch spricht – oder französisch und englisch; am besten auch albanisch. (Mädchen und Junge, 11) Foto: Herbert Swoboda

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