K3 No. 3 - Juli 2022

20 Niemand besseren als Stefan Obermeier hätten sich die Jugendr inge in und um München als juristischen Beistand wünschen können: Durch sein früheres Engagement als Jugendleiter, später dann als Vorstand im Jugendring Fürstenfeldbruck, war er mit seiner langjährigen Erfahrung und seinem Wissen um die besonderen Strukturen der Jugendverbandsarbeit ein sprichwörtlich „vielgefragter“ Mann. Wann immer wir nicht weiter wussten, rechtliche Auskünfte brauchten oder ein Jugendverband eine juristische Einschätzung benötigte, war unser erster Impuls: „Fragen wir Herrn Obermeier!“ – wohl wissend, dass er uns bereitwillig weiterhelfen würde. Tausende Jugendleiter*innen in und um München müssen es gewesen sein, die über die Jahre einen seiner unzähligen Vorträge über „Aufsichtspflicht“ besuchten und über die Rechte und Pflichten von GruppenFoto: Thomas Witzgall Unerschöpflich waren sein Wissen, sein Einsatz und auch seine ansteckende Energie, wenn es um rechtsextreme Umtriebe und Neonazis ging, um Hintergründe, um Strategien, um rechte Netzwerke. Sie aufzuspüren, zu entlarven, alles sorgfältig zu dokumentieren und darüber aufzuklären, hatte sich Marcus zur Lebensaufgabe gemacht. Und immer wieder ermutigte er, sich anzuschließen und gegen Nazis aktiv zu werden. Er hat wahrhaft Am 30. Mai ist der ehemalige KJR-Vorsitzende Horst Brüsch im Alter von 88 Jahren verstorben. Der Diakon Horst Brüsch von der Evangelischen Jugend München war von 1975 bis 1985 im Vorstand und stand von 1981 bis 1985 an der Spitze des KJR. Er galt als großer Kommunikator im KJR. Brüsch war 1948 als Flüchtling nach München gekommen, absolvierte hier seine Zimmermannslehre und sattelte – nach vielen positiven Erfahrungen in der evangelischen Gemeindejugend – noch mal um. Er schloss leiter*innen aufgeklärt wurden. Stefan Obermeier hat es dabei immer geschafft, keine Ängste zu schüren, sondern die Ehrenamtlichen darin zu bestärken, dass man mit einer Portion Verstand im Gepäck auch leicht viel richtig machen kann. Er wird uns als „Anwalt der Jugendverbandsarbeit“ mit seiner fachlichen Kompetenz sehr fehlen und wir werden ihn als hilfsbereiten und klugen Gesprächspartner nie vergessen. Conny Haberstumpf für das Team Jugendverbandsarbeit im KJR und die Münchner Jugendverbände und Jugendleiter*innen Wenn es so etwas wie ein Urgestein der kostenlosen Rechtsberatung im Jugendinformationszentrum München (JIZ) gab, dann war dies unser Freund und Kollege Stefan Obermeier. Seit 20 Jahren ist er ehrenamtlich im Anwaltsteam des JIZ tätig gewesen, hat unzählige Jugendliche und junge Erwachsene in rechtlichen Fragen beraten und ihnen Wege aus ihren teils bedrückenden Notlagen gewiesen. Stefan hatte eine gewinnende und respektvolle Art, mit den jungen Menschen umzugehen. Seine besonderen Kompetenzen sich der Rummelsberger Brüderschaft an und ließ sich zum Sozialarbeiter ausbilden. Seine große Stärke war, zu kommunizieren, den Jugendlichen zuzuhören und ihre Anliegen ernst zu nehmen. Er wollte, dass junge Menschen gehört werden, mitdiskutieren dürfen und in der Stadtpolitik eine Rolle spielen. Einer seiner Schwerpunkte war in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit das Thema Autonomie und Selbstverwaltung. Wir trauern mit seiner Familie. lagen im Strafrecht und – für junge Münchnerinnen und Münchner sehr wichtig – in mietrechtlichen Angelegenheiten. Zusammen mit dem Team des JIZ und einer Kollegin aus dem Anwaltsteam hat er zudem ein Angebot im Bereich der Strafrechtsberatung entwickelt. Wir schätzten seine Freundschaft, seine Kompetenz und seine Zuverlässigkeit, aber auch seine Vorliebe für mediterrane Speisen und guten Rotwein – die haben wir durchaus geteilt. Stefan war eine Sportskanone und hat auch den Autor dieser Zeilen erfolgreich mit dem Laufvirus infiziert. Zumindest so lange, bis mein Meniskus aufgab, aber das kann ich Stefan nur schwer anlasten. Stefan war lange krank, wie schwer, ist uns erst in den letzten Wochen vor seinem Tod aufgegangen. Als wir im JIZ seinen Abschiedsanruf erhielten, waren wir schockiert und dachten doch nicht, dass es am Schluss so schnell gehen würde. Wir werden unseren Freund Stefan nie vergessen. Sein Platz im Team ist nun leer, aber in seinem Andenken werden wir unsere juristischen Angebote weiterführen. Michael Graber, Jugendinformationszentrum – JIZ, KJR Horst Brüsch Gesicht gezeigt, dieses Gesicht bleibt mit dem Kampf gegen Rechts in München und über München hinaus verbunden. 1989 gründete er mit einigen anderen a.i.d.a., die Antifaschistische Informations- Dokumentations- und Archivstelle München. Ein Stachel für Rechtsextreme und Neonazis, eine gefährliche Arbeit, die höchsten Respekt und Unterstützung verdient. Stattdessen verstiegen sich Staatsregierung und Verfassungsschutz vor gut zehn Jahren dazu, a.i.d.a. als linksextrem unterwandert und seinen Vorsitzenden Marcus Buschmüller als Verfassungsfeind zu diffamieren. Die allgemeine Empörung und Solidarität für Marcus und a.i.d.a. war enorm. Vor Gericht verlor der Freistaat schließlich, die Absurdität wurde aus dem Verfassungsschutzbericht entfernt. Heute ist das a.i.d.a.-Archiv bundesweit die zivilgesellschaftliche Anlaufstelle für Information, Aufklärung und Beratung, gewürdigt mit vielen Preisen, unverzichtbare Quelle für alle, die sich gegen Rechts engagieren wollen. Auch im KJR griffen wir ungezählte Male zum Telefon, um uns Marcus´ Expertise einzuholen. Unvergessen auch die vielen Begegnungen mit ihm und die Zusammenarbeit, ob am Rand von Demos, bei Vorträgen, bei dem einen oder anderen gemütlichen Bierchen oder auch bei seiner wachsamen, solidarischen Begleitung von sommer.dok. Am 19. Mai ist Marcus Buschmüller nach schwerer Krankheit mit 58 Jahren gestorben. Wir haben nicht nur einen aufrechten Antifaschisten verloren, sondern einen Freund. Wir denken an ihn und an seine Lebensgefährtin Martina und trauern mit ihr. Marcus´ Arbeit, seine Wachsamkeit und seine Werte tragen wir weiter. Marcus Buschmüller Stefan Obermeier Nachrufe

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