K3 No. 2 - Mai 2022

8 das kommt | 02 | 2022 das war KJR unterstützt Geflüchtete aus der Ukraine Einen Tag vor Beginn des Kriegs war sich Yuliia Zadyraka noch sicher: „Putin will uns nur Angst machen!“. Dann fielen die Bomben auf ihre Heimatstadt Charkiw im Nordosten der Ukraine. Zunächst wollten sie und ihr Mann mit dem vierjährigen Sohn bleiben. Nachts, wenn die Sirenen heulten, suchten sie im Keller Schutz. Doch als eine Rakete im Hochhaus einschlug und selbst das Kellergeschoss nicht mehr sicher war, wurde ihr klar: „Ich muss weg!“. „Pack deine Sachen und komm zu mir!“, sagte ihr da Züleyha Yilmaz. Yilmaz leitet den Jugendtreff Neuaubing, hier hatte Yuliia Zadyraka 2013 Freiwilligendienst geleistet, seither war der Kontakt nie abgerissen. So brach die Familie mit dem Zug auf Richtung Westen, nur die Dokumente und das Allernötigste im Gepäck. „Wir waren 150 Menschen in einem Großraumabteil mit 25 Plätzen“, berichtet sie. Der Zug fuhr ohne Licht durch die Nacht, sicherheitshalber. Mit dabei ihr Cousin, seine Frau mit ihrem zwei Wochen alten Baby und die Oma. Nach 22 Stunden erreichten sie Lwiw (Lemberg), hier mussten die Familienväter zurückbleiben. Seit 6. März wohnt Yuliia Zadyraka mit Sohn Maksym bei ihrer früheren Chefin Züleyha, auch die Familie ihres Cousins hat Unterkunft gefunden, bei den Eltern von Züleyhas Mitarbeiterin Johanna Baindl. Zadyraka ist froh über die Geborgenheit. Doch sie will sich nicht ausruhen, sondern andere Geflüchtete unterstützen. Die 32-Jährige ist Lehrerin für Englisch und Deutsch und so planen sie und Yilmaz Angebote für ukrainische Kinder und Jugendliche im Jugendtreff und an der benachbarten Mittelschule an der Wiesentfelser Straße. Und der Jugendtreff lädt nicht nur die neu angekommenen Kinder, sondern auch ihre Mütter ausdrücklich zu sich ein. Zum Spielen, zum Entspannen, zum Austausch oder auch für einen Dolmetscherdienst. Spielangebote an der Erstunterkunft Helfen, wo immer es geht, war auch der erste Gedanke des Teams im Spielhaus Sophienstraße gegenüber dem Luisengymnasium. Das hatte die Stadt anfangs kurzerhand zur Herberge für Geflüchtete umfunktioniert. Was lag da näher, als den aus Krieg und Zerstörung Geflohenen Erholung und Ablenkung im Spielparadies am Alten Botanischen Garten neben dem Spielhaus anzubieten? Das Naheliegende war aber fast unerreichbar, berichtet Kathrin Bautz vom KJR. Denn nur ein Teil der Geflüchteten hat einen in der EU anerkannten Impfschutz. „Kinder und Mütter hätten sich zum Verlassen der Unterkunft auf Covid testen müssen“, sagt sie. Außerdem gab es laufend Durchsagen zu den Bussen, die als nächstes für die Weiterreise starten. „Das wollten sie nicht verpassen.“ Also wurde das Spielparadies in den Pausenhof verlegt. Ein Verbrauchermarkt hatte Sportgerät und Spielsachen gespendet, ein paar Jungs haben die Fußballtore aufgebaut, sich den Fußball geschnappt und gespielt. An Biertischen wurde gemalt und gebastelt oder Lego-Bausätze und Playmobil-Sets aufgebaut. Zumindest für ein paar Stunden, die Gäste waren oft nur eine Nacht da. Freizeitstätten Anders ist das in Freizeitstätten, die in der Nähe von extra eingerichteten Unterkünften liegen. Etwa die Leichtbauhalle in der Neuherbergstraße mit 250 Betten, die nur wenige Gehminuten vom Kinder- und Jugendraum RIVA NORD entfernt liegt. Oder das Hotel Arabella Sheraton, in dem 70 Zimmer für Geflüchtete angemietet sind. Nicht weit weg liegt der Jugendtreff Cosimapark. „Wir haben im Sheraton unsere Flyer auf Ukrainisch und Russisch verteilt“, sagt Chris Eltjes, pädagogischer Mitarbeiter im „Cosi“. Auch viele andere Freizeitstätten öffnen ihre Türen ganz bewusst für ukrainische Kinder, Jugendliche und ihre Mütter und suchen den Kontakt zu ihnen. Dazu hat der KJR einen Flyer auf Deutsch, Ukrainisch und Russisch gedruckt, der in wenigen Worten erklärt, was ein Jugendtreff ist, und der die Geflüchteten ausdrücklich einlädt. Jugendverbände Sehr engagiert sind viele der im KJR zusammengeschlossenen Jugendverbände, einige auch aus direkter Betroffenheit. Etwa Plast, der Ukrainische Pfadfinderbund in Deutschland e.V., der Privatunterkünfte und freiwillige Helferinnen und Helfer vermittelt, Spenden sammelt oder Geflüchtete betreut. Plast unterstützt auch die Aufnahme und Versorgung von Binnenflüchtlingen in der Ukraine mit Geld- und Sachspenden. Und dank der großen Spendenbereitschaft konnten bereits mehrere Tonnen Medikamente, OP-Material und weiterer Krankenhausbedarf in die Ukraine geliefert werden. Die Deutsche Jugend in Europa (djo) wurde vor 70 Jahren von jungen Vertriebenen und Geflüchteten gegründet, heute hilft der Dachverband Geflüchteten aus der Ukraine. Etwa über JunOst, dem Verband der „Helfen, wo immer möglich“ Das Engagement für Geflüchtete ist in München enorm und die Jugendarbeit trägt viel dazu bei. Ein Überblick Yuliia Zadyraka ist mit ihrem vierjährigen Sohn Maksym (Mitte) vor dem Raketenbeschuss in Charkiw geflohen und bei ihrer früheren Chefin Züleyha Yilmaz (re.) untergekommen. Auch die Familie von Yilmaz‘ Kollegin Johanna Baindl (li.). hat geflüchtete aufgenommen. Im Hintergrund das KJR-Friedensbanner, das derzeit an vielen Freizeitstätten hängt

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