K3 No. 2 - Mai 2022

| 02 | 2022 21 Generationen Schwerpunkt sie nach Hause gegangen sind – teilweise auch zeitgleich, denn der Raum im Erdgeschoss ist nur dem Nachbarschaftstreff vorbehalten. Das Angebot ist bunt und vielfältig: Hausaufgabenhilfe, Spielgruppen, türkischer Frauentanz, Selbsthilfegruppen, Deutschgruppen, Kino-Abend, Kochgruppe, TaiChi und vieles mehr. Sonntags können Menschen aus der Nachbarschaft die Räume auch für private Feiern anmieten. Mehrmals jährlich gibt es gemeinsame Feste und Veranstaltungen der beiden Bereiche. Natürlich ist diese intensive geteilte Nutzung nicht immer konfliktfrei. Typische Situationen sind, dass beispielsweise eine Gruppe des Nachbarschaftstreffs über mehrere Wochen hinweg von Jugendlichen gestört wird, die sich ins Haus schleichen und Unsinn machen. Das Besondere ist jedoch, dass sich die Gruppe mit ihrem Ärger an uns wenden kann. Gemeinsam wird ein abgestimmtes Vorgehen überlegt. Oft reicht es schon, dass wir zuhören. Die Kinder und Jugendlichen beschweren sich anderseits eher selten. Pädagogische Fachkräfte sind gefragt, darauf zu achten, dass sich auch die Erwachsenen respektvoll und regelkonform verhalten und z.B. nicht versuchen, die jungen Besucher*innen nach den eigenen Vorstellungen „zu erziehen“. Diese Konflikte, die im Zusammenleben häufiger vorkommen, können und werden im „Mosaik“ aufgegriffen und konstruktiv bearbeitet. Das pädagogische Team sieht die Begleitung und Gestaltung dieses Zusammenlebens verschiedener Altersgruppen im Treff und in der Nachbarschaft als Teil seiner Aufgabe. Neugier und Toleranz Um das „Nebeneinander“ immer wieder zum „Miteinander der Generationen“ werden zu lassen, gibt es eigene Veranstaltungen, wie Hausfeste oder ein Ramadama. 2019 wurde außerdem eine generationenübergreifende Mosaik-Theatergruppe gegründet. Die Teilnehmenden waren zwischen sechs und 70 Jahre alt und hatten bis zum abrupten Ende durch die Pandemie viel Spaß miteinander. Seit Eröffnung der Einrichtung haben die Nutzer*innen gelernt, sich untereinander zu arrangieren. Gegenseitige Vorurteile konnten abgebaut werden; es gibt ein „Wir-Gefühl“ im Treff. Alle, die den „Treff Mosaik“ nutzen, lernen Grenzen einzuhalten und Rücksicht zu nehmen. Man lernt, dass das Zusammenleben nur dann funktioniert, wenn die Bedürfnisse aller Altersgruppen als gleichwertig akzeptiert werden und man miteinander spricht. Durch quartiersbezogene Angebote entsteht ein Mehrwert für alle. Auf professioneller Ebene sehen wir positive Effekte des integrierten Treffs. So ist der Elternkontakt unkomplizierter und die Bedarfe der Familien können auf mehreren Ebenen bearbeitet werden. Der Treff bleibt dabei immer dynamisch, d.h. neue Nutzer*innen finden leicht ihren Weg zu uns. Sei es, dass die Älteren über ihre Kinder auf die Angebote des Treffs aufmerksam werden, oder umgekehrt. Unbedingt nötig für das Gelingen des integrierten Konzepts sind folgende Rahmenbedingungen: Es braucht Offenheit und kontinuierliche Absprachen im pädagogischen Team, eine Koordinationsstelle und ein Raummanagement, das die Belegungen im Auge behält. Hilfreich ist es, wenn bereits bei der Bauplanung berücksichtigt wird, dass nicht alle Räume geteilt werden, dass die geteilten Räume multifunktional nutzbar sind, es ausreichend Lager- und Büroräume, Freiflächen, Schallschutz und einen Besprechungsraum gibt. Integrierte Treffs sind sicher kein Patentrezept für den gesellschaftlichen Zusammenhalt im Quartier, aber sie können Orte sein, in denen das friedliche Zusammenleben erprobt und erlebt wird. KATHAR I NA R E I F ENRATH, MA Sozialwissenschaften (Friedenswissenschaft), Teil des Leitungsteams des Treff Mosaik, Projektleitung Nachbarschaftstreff Mosaik; Arbeitsgruppe Buhlstraße. e.V. Politisches Engagement in verschiedenen Generationen „Mehr Wind als Gegenwind“ Zwischen Eva Metz und Werner Binder liegen zwar altersmäßig fast zwei ganze Generationen – in Sachen gesellschaftspolitisches Engagement gibt es aber zwischen damals und heute viele Parallelen. Themen verbinden Menschen in ihrem Engagement über Generationen hinweg Stellt Euch doch bitte kurz vor … Eva Metz: Ich bin 17 Jahre alt und Schülerin in der 12. Klasse. Seit etwa zweieinhalb Jahren bin ich aktiv bei der Fridays-for-Future-Bewegung, habe Demos mit organisiert, Kampagnen koordiniert, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit gemacht. Werner Binder: Ich bin 62 Jahre alt und Elektromeister mit eigenem Handwerksbetrieb. Wie fing es an, dass Ihr Euch politisch engagiert habt? Werner: Ich war wohl gerade 16 und immer mit der Clique im Stadtteil unterwegs. Dort gab es eine Einrichtung des Kreisjugendrings, die sich in erster Linie um Erwachsenen- und Kinderarbeit gekümmert hat. Jugendarbeit war nicht vorgesehen. Als Jugendliche haben wir dann gesagt: wir brauchen etwas Eigenes. Wir haben dann zwei Jahre Foto: Ehimetalor Akhere Unuabona auf unsplash

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