K3 No. 2 - Mai 2022

10 das kommt | 02 | 2022 das war „Das ist aus mir geworden“ Lang ist‘s her – läuft bei mir! Martina (49) war von 14 bis 27 Jahren Besucherin im Jugendtreff Neuaubing Das erste Mal war ich mit 14 Jahren im Jugendtreff Neuaubing. Ich muss vorausschicken, dass ich ab einem Alter von 3 Jahren mit meiner Familie (vier Jahre ältere Schwester, Eltern) Volksmusik machte (ich habe gejodelt, noch bevor ich reden konnte) und als „Heidi und Martina Ott“ sehr bekannt war. Dieser Erfolg hatte aber auch negative Aspekte. Ich wuchs in einem goldenen Käfig auf. Weil ich von allen hofiert wurde, war ich schon ein bisschen hochnäsig. Aber als ich in die Pubertät kam, verlor das seinen Reiz und ich entdeckte den Jugendtreff Neuaubing. Mein Besuch der Einrichtung musste geheim bleiben, weil mir das meine Eltern nie erlaubt hätten. So erfand ich ständig Bücherei-Besuche. Im Jugendtreff war ich endlich inkognito, von den anderen Jugendlichen kannte keiner „Heidi und Martina Ott“. Ich konnte mit Dingen auf mich aufmerksammachen, die mir wichtig waren, z.B. Hilfsbereitschaft und Mitarbeit in der Einrichtung. Und: Ich bekam endlich Gelegenheit, Jungen zu treffen, denn meine Eltern hatten mich aus lauter Fürsorge auf eine Mädchenschule geschickt. Bis zum maximalen Besuchsalter von 18 Jahren durfte ich in der Einrichtung bleiben. Aber wir Jugendlichen schufen uns ganz einfach selbst eine Möglichkeit, uns weiter dort aufhalten zu können. Wir gründeten 1989 den „Verein für emanzipatorische Jugendarbeit“ und brachten uns als Ehrenamtliche in das Einrichtungsleben ein. Als Anfang der 90er immer mehr Familien ihren Töchtern den Besuch eines Jugendzentrums untersagten, haben wir gemeinsam mit den Pädagogen Gespräche mit den Eltern geführt. Es wurde dann der Mädchentag eingeführt und wir führten reine Mädchenangebote durch, z.B. Zeltlager in Frankreich. Für mich änderte sich noch einmal viel, als Züleyha 1991 die Einrichtungsleitung übernahm. Von ihr habe ich gelernt, dass man sich einbringen darf und dass es andere Dinge gibt, die interessant und wichtig für mein Leben sind. Im Jugendtreff wurde ich endlich aufs Leben vorbereitet. Mit 18 Jahren begann ich eine Ausbildung bei einer Versicherung. Dort konnte ich eine Werkswohnung mieten und schaffte dadurch endlich den Absprung von zu Hause. Ich war ab sofort nicht mehr Teil der Musikerfamilie Ott. Durch Züleyha habe ich gelernt, dass man seine eigenen Ängste bei sich lassen muss, man darf sie nicht an seine Kinder weitergeben. Man muss von außen auf die Situation schauen und dann entscheiden, ob es nicht noch andere Sichtweisen geben könnte. Heute habe ich mein Glück gefunden. Ich bin verheiratet, habe zwei eigene Kinder (23 und 20) und zwei Bonuskinder (Patchworkfamilie). Mit einer Versicherungsagentur habe ich mich in Dachau erfolgreich selbständig gemacht. Züleyha ist meine beste Freundin geworden und damit hat die Vergangenheit doch auch was Gutes gehabt. Denis (25) besuchte mit 11 Jahren das erste Mal das SBZ Fideliopark Ich war mit 11 das erste Mal im SBZ und habe damals noch gar nicht in München gelebt, sondern meine Cousinen hier besucht. Bei denen war uns irgendwann langweilig und dann haben sie uns das SBZ gezeigt. Es war richtig cool dort, mit den Tretrollern und dem ganzen Spielzeug. Dann sind wir kurz darauf nach München gezogen und ich habe über die Schule meinen Freundeskreis kennengelernt, den ich heute noch habe. Wir waren regelmäßig da. Wenn wir mal ein oder zwei Tage nicht dort waren, war das schon viel. Als Ansprechpersonen kann ich mich noch an Silke erinnern, an Michi und Flo, natürlich auch an Dani. Regelmäßiger Kontakt besteht noch zur Hälfte der Leute aus der damaligen Clique. Man trifft sich, geht zusammen weg und verbringt die Freizeit zusammen.

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