K3 No. 1 - Februar 2022

7 das kommt | 01 | 2022 das war Täglich besuchen viele Kinder und Jugendliche die KJR-Einrichtungen. Was ist eigentlich im Laufe der vielen Jahre aus ihnen geworden? Welche Wirkung hatte der Kontakt mit den Pädagoginnen und Pädagogen in den Einrichtungen, die Teilnahme an einer Ferienfahrt oder einem Bildungsangebot? In dieser Serie berichten ehemalige Besucherinnen und Besucher über ihre Erlebnisse und wie sie auf dem Weg zum selbstbestimmten Leben gut begleitet und individuell unterstützt wurden. Lang ist‘s her – läuft bei mir! Mittwoch um 18 Uhr ist hier Training. Ich war erst skeptisch, dann erinnerte ich mich an die Worte von meinem Cousin: „Wenn du beim HipHop dabei sein willst, dann musst du alle vier Elemente können: Graffiti, Breakdance, Rap, DJen“. Graffiti konnte ich, dann war wohl jetzt die Gelegenheit gekommen, Breakdance zu lernen. Ab da war ich jeden Mittwoch (später auch noch montags) im Zeugnerhof. 1995 verschlug es mich dann in den Jugendtreff Biederstein, dort gab es coole Räume, in denen Tanzgruppen trainieren konnten. Ich machte mir einen Namen mit meiner Gruppe und ich unterrichtete später auch in anderen KJR-Einrichtungen. Ich kann nur sagen, dass ich ohne Breakdance sicher auf die schiefe Bahn geraten wäre. Und ohne Astrid Weindl im Zeugnerhof wäre ich nicht zu Breakdance gekommen. Inzwischen habe ich ein Tanzstudio „step2diz“ in Haidhausen. Ich beschäftige 13 Trainer und habe mich selbst ein bisschen rausgezogen, um mein Privatleben und meine Familie (Frau und drei Kinder) zu genießen. Meine Mutter ist 2017 gestorben und da denkt man nochmal anders über das Leben nach als vorher. Mit Astrid Weindl bin ich auch heute noch befreundet. Und ich habe immer noch Kontakte zum KJR und werde für Projekte angefragt. Alexander (48) war im Alter von zehn Jahren das erste Mal im 103er in Obergiesing – den er heute leitet Meinen ersten Kontakt mit einem Freizeittreff hatte ich ungefähr im Alter von 10 Jahren. Damals besuchte ich das 103er in Obergiesing. Ein Ort, den ich bald sehr zu schätzen wusste. Meine Schwester und ich wurden im Laufe der Jahre dort „Dauergäste“. Für mich war in erster Linie der Kontakt zum Team des 103er wichtig, da ich mich mit den Pädagoginnen und Pädagogen zu allen möglichen Themen austauschen konnte. Angebote wie die wöchentliche Schachgruppe sprachen mich besonders an. Die Ausflüge des 103er ins „Grüne“ waren für meine Schwester und mich eine willkommene Abwechslung. Im Jugendalter nutzte ich den Freizeittreff, um auch selbst Gruppen anzuleiten. So habe ich im Lauf der Zeit eine Fantasy-Rollenspielgruppe („Das Schwarze Auge“) und eine Computer-Gruppe (Programmieren in BASIC) in der Perlacher Straße etabliert. Trotz eindringlicher Warnung einer lieben Pädagogin „bloß nicht Sozialpädagoge“ zu werden, kam ich nicht umhin, nach einer ersten Ausbildung zum Kommunikationselektroniker in die soziale Schiene abzudriften. Auch hier war mein Einsatz als Zivildienstleistender in der KJR-Einrichtung Zeugnerhof wegweisend. Nach meiner Erzieherausbildung wurde mein ursprünglicher Plan, in der Kinderkrippe Schlabberpapp meine Berufslaufbahn zu beginnen, durch aktive Mitarbeiterakquise der damaligen Regionalleitung Heidi Kurzhals während einer Einweihungsfeier (genau … Zeugnerhof) durchkreuzt. Ich bewarb mich 1999 im Jugendtreff AKKU und war seitdem in einigen Einrichtungen im KJR aktiv. Meine Ehefrau lernte ich übrigens auch beim KJR kennen und die Hochzeitsfeier fand in einer Freizeitstätte statt (wieder richtig… Zeugnerhof). Das Studium der Sozialen Arbeit drangehängt (trotz eindringlicher Warnung, siehe oben), erste Leitungsstelle der neuen Kindertageseinrichtung Schäferwiese und schwupps seit über sechs Jahren wieder zurück an den Wurzeln im 103er. Der Unterschied zu früher ist, dass ich jetzt etwas besser für meine Computerkurse bezahlt werde … gut, ein paar Unterschiede mehr sind es doch.

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