K3 No. 6 - Dezember 2021

Dachzeile 24 das kommt | 056 | 2021 Wahrheit & Wissen Schwerpunk Spielend und spielerisch lernen Das Spielen ist für das Lernen und die Aneignung von Wissen besonders wichtig. Im Rahmen des Spielens wechseln Kinder den Realitätsbezug und erforschen so die Zusammenhänge der Welt. Spielhandlungen fordern Kinder auf vielen Ebenen. Im weitesten Sinne beinhaltet jedes Spiel ein Problem oder einen bestimmten Aspekt, mit dem sich das spielende Kind auseinandersetzt. Es gibt eine Vielzahl von Formen des Spielens, die sich verändern und gegenseitig ablösen, je älter das Kind wird. Ab wenigen Monaten kann man Säuglinge bei Funktionsspielen be- obachten (z.B. mit einer Rassel). Nach etwa sechs Monaten beginnen Kinder damit, Gegenstände zu zerlegen, um diese einige Monate später wieder zusammenzufügen (vgl. Wicki, S. 154). Das Symbolspiel, in dem Kinder mit Puppen oder Stofftieren spielen sowie das Rollenspiel sind für die soziale Entwicklung von großer Bedeutung. Über das „so tun als ob“ können sich Kinder eine Welt erspielen und im fantastischen Rollenspiel parallele Wirklichkeiten erschaffen. Sie können zwar zwi- schen Realität und der Fiktion im Spiel unterscheiden, die Emotionen, die sie im Spiel erleben, sind für sie allerdings echt und wahr. Das Spiel ist also auch eine Strategie, um mit Veränderungen und Herausforderungen im Leben des Kindes und seiner Familie klarzukom- men. Pädagogische Fachkräfte und Eltern stehen immer wieder vor der Frage, wie viel Realität und Wahrheit Kinder vertragen. Die Sorge, sie mit Dingen zu konfrontieren, die sie noch nicht verarbeiten können, ist groß. Wann der richtige Zeitpunkt für bestimmte Informationen gekommen ist und ob mit dem eigenen Schweigen das Kind geschützt wird oder man sich selbst schützt, ist oft nicht leicht zu beantworten. Kinder erschließen sich ihre Umwelt auf vielfältigste Art und Weise. Je unterschiedlicher die Angebote zum Lernen sind, desto phantasievoller setzen sie sich mit den verschiedensten Themen auseinander. Kinder zwischen drei und sechs Jahren können noch nicht immer zwischen Phantasie und Realität unterscheiden. Über das Spiel erweitern Kinder jedoch ihre Erfahrungen in dieser Trennung. Neugierde und Vergnügen sind dabei der Motor für die spielerische Auseinandersetzung mit der Umwelt. Das Spiel ist also eine Form des ganzheitlichen Lernens, die verschiedenste Lernmöglichkeiten beinhaltet. Kinder sollten also in Im Spielen die Welt entdecken und verstehen – dafür braucht es Zeit und Raum. Foto: Mojpe auf Pixabay Literatur ■ Neuß, N. & Kaiser, L.: Kinder konstruieren ihre Wirklichkeit. Wie kreatives Rollenspiel und fantastische Gefährten die Ent- wicklung von Kindern unterstützen. In: TPS: leben, lernen und arbeiten in der Kita, (2012) 8, S. 4-7 ■ Lerner, R.M., Liben, L. & Mueller, U. (2015). Handbook of Child Psychology and Developmental Science (Vol. 2: Cognitive Processes) in: Wicki, W: Entwicklungspsychologie (2015). Reinhardt: München Online-Ressourcen ■ Stangl, W. (2021). Stichwort: Magisches Denken – Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik. Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik. ■ https://lexikon.stangl.eu/2786/magisches-denken (zuletzt aufgerufen am 02.11.2021) ■ www.kita.de/wissen/magisches-denken/ (zuletzt aufgerufen am 02.11.2021) ■ www.backwinkel.de/blog/spielen-ist-lernen/ (zuletzt aufgerufen am 02.11.2021) jedem Fall ausreichend Zeit zum Spielen haben. Ihre Fähigkeit, mit unbequemen Wahrheiten umzugehen, darf außerdem nicht unterschätzt werden. PETRA KUTZNER, Jahrgang 1965 aus Magdeburg, Studium Grund- schullehramt, Fachwirtin für den Bereich Kindergarten und den sozialpädagogischen Bereich, Abteilungsleitung Kindertageseinrich- tungen, KJR CHARLOTTE SCHOBER, Jahrgang 1988 aus München, Studium der Bildungswissenschaften und Pädagogik, Vergleichenden Kulturwis- senschaften und Philosophie, Fachbeauftragte Kindertageseinrich- tungen, KJR

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