K3 No. 6 - Dezember 2021

20 das kommt | 06 | 2021 das war Brennen fürs Abenteuer Kurz nach der Eröffnung 1971 stand der heutige Abenteuerspielplatz ABIX in Flammen, vermutlich Brandstiftung. Das konnte dieses bayernweit einmalige Projekt nicht stoppen. 50 Jahre später brennt immer noch die Begeisterung bei ABIX-Kindern und Team – und das Lagerfeuer Am Anfang waren es nur ein paar Baracken und doch eine Revolution. Kein Wasser, kein Strom, keine Kanalisation, kein Zaun, keine Bäume. Dafür viel Matsch, alte Bretter, Rei- fen und Möbelteile. Und dennoch kam der Oberbürgermeister persönlich zur Eröffnung. Denn einen solchen Ort gab es in München, ja in ganz Bayern bis dahin nicht. Wo Kinder durften, was sonst verboten war: mit so ge- fährlichem Werkzeug wie Säge und Hammer hantieren und gar mit offenem Feuer spielen. OB Hans-Jochen Vogel eröffnete diesen er- sten Abenteuerspielplatz am 5. Oktober 1971 ganz offiziell. Der damals 45-jährige schwang sich auf die Seilbahn, die Zeitungen titelten „Vogel als Tarzan“. Ein Magazin schrieb bald vom „schönsten Spielplatz der Welt“. Für viele Anwohner war der Platz jedoch ein Schandfleck. Nach wenigen Monaten brannte er ab, „das waren die Nachbarn“, sagt Hein- rich Quenzel. Der heute 89-jährige hatte die Idee der „Adventure Playgrounds“ mit seiner Frau Hilde aus London mitgebracht und hier im Hasenbergl Eltern, Schulrektor, Kirchengemeinde und letztlich auch OB Vogel überzeugt. Und sogar das Londoner Pädagogen-Paar nach Mün- chen gelockt. Hilde Quenzel hatte den Bauarbeitern des Olympiaparks eine nicht mehr benötigte Baubaracke abge- schwatzt, nicht beim Bier, „ich hab mit ihnen Schnupftabak geschnupft“ – es war eines der Gebäude, das im Winter 71 brannte. Die 10.000 Mark Sachschaden waren ein Dämpfer. Aber hatten die Initia- toren, das Ehepaar Quenzel, danach Zweifel am Projekt? „Nein, das gab’s nie!“ sagt er bestimmt. Er sagt das jetzt, 50 Jahre und 10 Tage nach der Eröffnung genau auf diesem Platz, auf dem es immer noch brennt. Aber was brennt, das wird schnell klar, ist die Begeisterung der Kinder, des AB- IX-Teams und natürlich immer wieder das Lagerfeuer. So auch an diesem Abend Mitte Oktober, an dem Leiterin Alexandra Kozak einen überschaubaren Kreis zur Feier des 50. Jubiläum begrüßt. „Leider fällt unser Jubiläumsfest heute sehr viel kleiner aus, als wir es ursprünglich geplant hatten“ sagt sie und entschuldigt zugleich, dass von denen, die hier im Mittel- punkt stehen – den Kindern – heute nur weni- ge vertreten sind. Aber die Kontaktbeschrän- kungen lassen es nicht zu, es gab im Sommer deshalb schon ein eigenes Kinderfest. Und einige der treuesten Besucher*innen sind trotzdem da. Der 12-jährige Thommy zum Beispiel, der heute Abend das Programm vorstellt. Er erzählt von der schwierigen Corona-Zeit und dass sie sich zu Hause „echt gefetzt“ haben. Er ist froh, dass er jetzt wie- der hierher kann. Stadtrat Leo Agerer überbringt die Glück- wünsche von Vogels Amtsnachfolger, OB Dieter Reiter. „Ihnen ist das hier sehr gut gelungen“, lobt er das Team. Und bietet jeder- zeit Hilfe bei Fragen, Anliegen und Nöten an. Für den KJR-Vorstand gratuliert Ozan Aykac zum 50-jährigen Bestehen und be- richtet unter anderem von den Konflikten der 90er-Jahre, als die Container mit vorm Jugoslawien-Krieg geflüchteten Familien nebenan standen und es fast täglich Schläge- reien gab. Und wie eine Ferienfreizeit und das gemeinsame Fußballtraining im „FC ABIX“ die verfeindeten Kindergruppen erst befriedete und dann befreundete. „Wie schön, wenn Das Team und Ehrenamtliche auf der „Santa Maria“ ABIX-Initiator Heinrich Quenzel konnte das 50. Jubiläum mitfeiern – mit 89 Jahren 50 Jahre ABIX

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