K3 No. 5 - Oktober 2021
8 das kommt | 05 | 2021 das war Ein Monat Demokratie im Einsatz in München Ziel des Demokratiemobils: den Menschen die Demokratie und Möglichkeiten der Teil- habe an ihr näherzubringen. Der Ausgang: völlig ungewiss. Wird das Angebot angenom- men? Kann das Projekt weiterbestehen? Heute wissen wir: Das Konzept funktio- niert, die Leute machen mit und das Demo- kratiemobil gibt es immer noch – schon vier Jahre lang, also eine ganze Legislaturperiode der Bundesregierung. Seit dem Beginn 2017 war das Demokratiemobil jedes Jahr auf Tour in München. Dieses Jahr fand also schon die zweite Tour zu einer Bundestagswahl statt, ein kleines Jubiläum für das Projekt, das mittlerweile von Theresa Baum geleitet wird. Und auch dieses Jahr gab es mehr Einladungen aus den Stadtteilen, als das Demokratiemobil annehmen konnte. Insgesamt 13 Einsätze in sieben verschie- denen Stadtteilen gab es von Ende August bis zum Tag vor der Bundestagswahl. Das Team bestand aus knapp 20 jungen Menschen, die sich auch in Jugendverbänden oder KJR-Freizeitstätten engagieren. Außerdem unterstützten Kolleginnen und Kollegen aus Freizeitstätten und Fach- und Projektstellen sowie eine zusätzliche saisonale Kraft die Einsätze. Vorbereitet wurde das Team in zwei umfassenden Trainingsworkshops. Insgesamt wurden ca. 3615 Personen – darunter ca. 850 Kinder und ca. 470 Jugend- liche – erreicht, die sich an den Methoden beteiligten, am Stand diskutierten oder Informationsmaterial mitnahmen. Die Rückmeldungen zum Projekt waren durchgehend positiv, insbesondere Kinder gingen sehr offen auf das Mobil zu und fragten „Was kann man hier machen?“. Die Kinder konnten an einem Stimmungs- barometer ihre Einstellung zu bestimmten Themen darstellen. So sagte die große Mehr- heit, dass sie gerne in der Schule oder im Kindergarten über die Regeln mitbestimmen würden. Bei den wenigsten ist dies bereits möglich. Die meisten Kinder resümierten, dass Corona ihren Alltag verändert habe. Rund ein Drittel fand, dass mehr dafür getan werden könnte, dass München ein schöner Ort ist Ein Fokus des Angebots liegt auf denen, die zum ersten Mal wählen dürfen, weil sie 18 Jahre alt geworden sind oder seit kurzem die deutsche Staatsbürgerschaft haben. Das Mobil konnte diese Gruppe in jedem Stadt- teil erreichen. Für sie waren insbesondere die kostenlosen Informationsmaterialien zur Wahl sowie die Wahlkabine interessant, in der sie einen originalgetreuen Muster- stimmzettel für ihren Wahlkreis anschauen konnten und vom Demokratiemobil-Team erfuhren, wie man gültig wählt und was es zu beachten gibt. Daneben sind Gespräche und Diskussionen fester Bestandteil des Demokratiemobils. Besonders intensiv wurde dieses Jahr zu Feminismus, Migrations- und Asylpolitik, Klimapolitik in Korrelation mit Wirtschafts- politik, Einflussmöglichkeiten junger Men- schen auf Politik, Lebenswirklichkeiten von Menschen mit Behinderung und zu den Rechten von LGBTIQ-Personen diskutiert. Insgesamt zeichneten sich bei einigen Menschen Misstrauen und Zweifel gegenüber der Politik ab. Viele äußerten sich kritisch dazu, dass vor der Wahl viele Politiker*innen auf den Straßen und Plätzen sichtbar seien und viel versprächen, aber man nach der Wahl nur wenig mitbekomme, was aus diesen Versprechen wird. Außerdem waren mehrere Teilnehmende der Meinung, seit Inkrafttre- ten der Infektionsschutzmaßnahmen gegen Corona gebe es keine Demokratie mehr in Deutschland. Diese Zweifel und Bedenken begegneten dem Demokratiemobil-Team in jedem Stadt- teil, wobei es in manchen Stadtteilen deut- lich mehr Menschen waren als in anderen. Bei manchen war das Misstrauen gegenüber Politik und Demokratie so gefestigt, dass sie für sich zu dem Schluss gekommen sind, dass Wählen nichts bringe. Als positiv bleibt zu bewerten, dass selbst die Menschen, die sich sehr ablehnend über Demokratie und Politik geäußert haben, an den Angeboten des Demokratiemobils teil- nahmen und Diskussionen führten. Jeder Einsatz wurde am Ende des Tages aus- führlich durch das Team evaluiert. Die Ergeb- nisse werden später zu einer Gesamtevalua- tion zusammengefasst, die unter anderem dem Stadtrat und den Bezirksausschüssen der besuchten Stadtteile zugeht. Auch viele Teilnehmende zeigten großes Interesse an den abschließenden Ergebnissen des Stim- mungsbarometers, das sowohl für Erwachsene als auch für Kinder angeboten wurde. Deshalb werden die Ergebnisse des Stimmungsbaro- meters dieses Jahr erstmals auch auf www. demokratiemobil.de veröffentlicht. Danke an das Team 2021, das die Tour durch sein Engagement überhaupt erst ermöglicht hat! Danke an alle KJR-Einrichtungen, die ihre Häuser, Gärten, Innenhöfe und Kühl- schränke zur Verfügung gestellt haben! Danke an alle Bezirksausschüsse, die ideell hinter dem Mobil und seinem Konzept stehen und die Einsätze in ihrem Stadtteil finanziell unterstützen! Danke an die Fachstelle für Demokratie der Stadt München, die das Demo- kratiemobil nicht nur finanziell unterstützt, sondern dem Projekt auch mit Rat und Tat zur Seite steht! Theresa Baum, Demokratiemobil, KJR „Was kann man hier machen?“ Vor vier Jahren wagte sich Sylvia Holhut von der KJR-Fachstelle Demokratische Jugendbildung ins Neuland. Die Abteilung Junges Engagement kaufte ein altes Feuerwehrauto aus den 70er Jahren, Plastikeimer und Tischtennisbälle und ging auf die Straße ...
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy Mjk2NDUy